Vergewaltiger (Vater) zur eigenen Hochzeit einladen?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

montagne
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weiblich/female, 99
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Beitrag Do., 02.03.2017, 10:49

Moment mal, dein eigener vater, der dich als Kind hätte schützen sollen, vergewaltigt dich, missbraucht dich. Es kommt zur verhandlung und er hat nichtmal das Rückrat dazu zu stehen, sondern sagt etwas anderes aus? Stellt sich gar nicht als unschuldig hin?
Du hast eigentlich kein Kontakt mehr. Und wnen du ihn zufällig triffst, überfordert es dich (verständlich) und es geht dir schlecht.

Und den willst du auf deine Hochzeit einladen? Es ist DEINE Hochzeit, EURE! Man darf auch menschen, auch Eltern aus weniger schwerwiegenden Gründen nicht einladen, als sowas.

Ich verstehe, dass es Konventionen gibt. Aber 1. wir leben im 21. jahrhundert. 2. wie schon gesagt wurde, hielt er sich auch nicht an Konventionen und nicht an ein Minimum an Moral.
Auf deiner Hochzeit soll es dir gut gehen. Es ist euer Tag. Du darfst alles so gestalten, wie es dir gut tut, vom essen, pber die Tischdeko und ja auch die Gästeliste.

Und nochwas... Bullshit, dass es mit deiner Familie nichts zu tun hat. natürlich hat es das. Aber wie dem auch sei.
Überlege was du möchtest: Für dich und deine seelische Gesundheit, dein Glück einstehen oder für Konventionen und für andere (die dich nicht geschützt haben, was dir sagen sollte, du musst dich selbst schützen).
amor fati

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 03.03.2017, 10:23

Ich verstehe meinen Verlobten schon, er hat schließlich alles mitbekommen von den Träumen, meinen Flashbacks über die Verhandlung und so weiter. Aber er muss doch auch Einsehen, dass das nicht so einfach für mich ist....
-- Quelle: viewtopic.php?p=921574#p921574
Hast du deinem Verlobten denn gesagt, dass du den Vater einladen willst?
Denn ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er sich querstellen würde, wenn du es selbst willst. Denn du bist doch die Person, die missbraucht wurde, nicht er. Vielleicht warst du da noch nicht deutlich genug, und er hat das gesagt, um dich in der Entscheidung zu unterstützen, ihn NICHT einzuladen.

Allerdings nur wegen "das macht man doch nicht" brauchst du ihn sicher nicht einladen. Sondern nur dann, wenn du es wirklich willst, und wenn du womöglich den Kontakt wieder aufleben lassen willst, Aussprache willst, oder auch nur willst, dass er sieht, dass es dir trotz seiner Tat gut geht. Dann musst du aber auch wissen, dass das unter Umständen für dich schwer werden könnte und eine Hochzeit eine anstrengende Sache auch ohne so etwas ist. Und du musst dir überlegen, ob du diesen Tag mit so etwas womöglich verderben willst, falls es dann z.B. Flashbacks auslöst oder so.
Deine Entscheidung.

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Ophelia12
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Beiträge: 539

Beitrag Fr., 03.03.2017, 19:12

Als ich geheiratet habe, habe ich noch zu meinen Vater ( obwohl Täter ) Kontakt gehabt. Und was soll ich sagen. Er hat mir nicht nur meine Kindheit sondern auch meine/ unsere Hochzeit versaut. Und es wäre fast eskaliert zwischen meinen Mann und meinen "Vater" Das Video werde ich mir nie mehr ansehen können.

Jeder empathische Freund/Partner kriegt doch echt das kotzen wenn er mit einem Menschen "den schönsten Tag des Lebens" verbringen muss der den Menschen den man über alles liebt dass schlimmste angetan hat. Wie soll denn dein Freund darüber hinwegsehen können. Wie soll er darüber hinwegsehen können wenn er miterlebt hat wie schlecht es dir ging. Soll er, nur des liebens Friedens willen, so tun als ob nix passiert ist.? So wie es irgendwie die ganzen "Mitwisser " tun. ?

ich kann deinen Zwiespalt sehr gut verstehen aber für Kindervergewaltiger habe ich keine Toleranz. Und das er nochnichtmals Eier in der Hose hat und zu seinen Schandtaten steht,kein Wort der Reue nix,setzt den ganzen die Krone auf. Wobei es mit oder ohne Entschuldigung unverzeihlich ist.

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trotzallem
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Beiträge: 203

Beitrag Sa., 04.03.2017, 09:16

Liebe Mina,
ich bin entsetzt über deine Beiträge.
Schrecklich, was dein Vater getan hat.
Schrecklich, dass du dich deiner Mutter offensichtlich nicht anvertrauen konntest.
Schrecklich, einen Prozess erfolglos ohne Unterstützung der Familie durchzustehen.

Mein eigener Missbrauch war viel harmloser. Trotzdem habe ich den Kontakt zu meiner Familie abgebrochen. Am Anfang habe ich mich schuldig deswegen gefühlt.
Heute empfinde ich es als selbstverständlich .

Dein Verlobter reagiert eigentlich gut und versucht dich damit offensichtlich zu schützen !
Eine Hochzeit ist etwas sehr bewegendes.
wenn dich harmloser Kontakt mit deinem Vater bereits belastet, was glaubst du denn, wie es dir auf deiner Hochzeit geht ?

wenn allerdings deine familie nichts von dem missbrauch weiss, wie erklärst du dann, dass er nicht dabei sein soll ?

vielleicht habe ich einige Punkte beim lesen falsch verstanden. dann entschuldige bitte.
aber ich würde meinen täter unter gar keinen umständen bei meiner hochzeit sehen wollen !

alles liebe

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shesmovedon
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Beiträge: 2203

Beitrag Sa., 04.03.2017, 16:21

Ich muss sagen, dass ich dich verstehen kann. Auf Grund unserer Störung gibt es mich, der dem Täter eigentlich verziehen hat, der ihn liebt und auch fest daran glaubt trotz allem geliebt worden zu sein von ihm. Und es gibt Anteile, die den Täter verfluchen.
Stände ich vor dieser Situation, ich persönlich hätte wahrscheinlich auch den Wunsch ihn einzuladen, eben weil ich ihn trotz allem liebe und der Missbrauch in meinem Kopf die meiste Zeit über abgespalten und überhaupt nicht präsent ist.
Du leidest zwar wahrscheinlich nicht unter DIS, aber trotzdem glaube ich, dass es dir ähnlich geht: ein Teil liebt und der andere Teil ist hoffnungslos überfordert mit Kontakt.

Ich glaube, dass jeder mit erfahrenem Missbrauch anders umgeht. Und nur weil 150 Leute sagen, sie würden ihren Täter nicht einladen, kann es sein, dass du völlig anders fühlst. Und das ist in Ordnung, das darfst du. Es gibt kein Patentrezept, wie man mit sexuellem Missbrauch umzugehen oder wie man gegenüber dem Täter zu fühlen hat.
Ich habe - auf Grund der anderen Anteile in mir - den Kontakt jedoch komplett zum Täterumfeld abgebrochen, weil es anders für unseres System nicht geklappt hätte und ich durch Kontakt Flashbacks bekomme.
Trotzdem hätte ich ihn eventuell auf einer Hochzeit gerne dabei, weil da eben trotzdem die Liebe ist. Auch wenn ich Flashbacks habe und von dem Missbrauch weiß.
Was ich dir damit sagen will: Hör auf dein Herz und nicht auf das, was andere meinen, dass es gut für dich wäre. Wenn du ihn unbedingt dabei haben willst, dann ist es für dich vielleicht einfach stimmig, trotz allem.
Aber pass auch auf dich auf und überfordere dich nicht!

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trotzallem
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Beiträge: 203

Beitrag Sa., 04.03.2017, 16:42

Ja, natürlich muss das mit dem Täterkontakt jeder selbst wissen.
Mir hat folgendes geholfen:
Ich mache seit Januar EMDR. Da haben sich viele angestaute Gefühle gelöst und ich habe enorme Fortschritte in der Beurteilung der Situation bekommen.
Am Anfang sah ich den Missbrauch nicht. Dann habe ich Täter und Mutter entschuldigt.
Beim Versuch, den Kontakt abzubrechen, dachte ich, das stünde nicht im Verhältnis.

Nach ein paar Sitzungen geht es mir prima.
Ich erkenne den Missbrauch an und er belastet mich deutlich weniger.
Der Kontaktabbruch ist für mich das natürlichste von der Welt. Das war Weihnachten noch sehr schlimm.
Natürlich gibt es immer noch Rückschläge,
aber es dreht sich nicht mehr täglich darum.

Also ich kann das nur empfehlen.
Wichtig hierbei war für mich die Einstellung zu den Sorgen.
Ich habe das Erlebnis nicht ändern können,
aber die Einstellung dazu. Auch die Folgestörungen lassen automatisch nach.

Was ich damit sagen will: vielleicht solltest du noch weiter Therapie machen, damit dein Vater dich nicht mehr belastet.
Ich wollte mit meiner emdr Erfahrung nur erzählen, dass es machbar sein kann. Bis zur Hochzeit hast du ja noch etwas Zeit.
Nur Gesprächstherapie gab mir das Gefühl, mich im Kreis zu drehen.
So, etwas lang geworden...
Dies sollte nur mal ein positives Erlebnis sein

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FirstLady
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Beitrag Sa., 04.03.2017, 17:36

Liebe Mina93,

es fällt mir sehr schwer Dir zu antworten, aber ich wollte nur sagen, daß ich Dir glaube und deine Situation irgendwie nachvollziehen kann. Du schreibt sehr gut Deutsch und bist hier vermutlich geboren..keine Ahnung (brauchst Du es hier auch nicht genauer zu erklären).

Ich habe schon vieles gesehen, erlebt und gehört und je nach dem, aus welchem Kulturkreis man kommt, kann es z.B. schlicht unmöglich sein, den eigenen Vater nicht in eine Hochzeit einzuladen.

Ich wünsche Dir viel Kraft.

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Donkey38
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Beiträge: 3

Beitrag So., 05.03.2017, 13:21

Kein Täterkontakt.
Da gibts kein Argument drumherum. Der Mann kann durch seine Anwesenheit schlechte Erinnerungen reaktivieren, und du willst an deiner Hochzeit ja gut drauf sein. Lad ihn nicht ein. Du darfst das.

Alles Liebe !!!


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Mina93
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Beiträge: 110

Beitrag So., 05.03.2017, 21:23

Vielen vielen Dank für all die Kommentare!

Ich bin momentan total überfordert mit all den Meinungen, Fragen und Ideen und muss erst über all das nachdenken und mir etwas klarer werden.... Aber ich melde mich in den nächsten Tagen wieder!

Schönen abend und gute Nacht euch allen

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2face
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Beiträge: 291

Beitrag Mo., 13.03.2017, 14:57

Ich hab auch ohne Vater geheiratet.
Er hat mich nicht missbraucht , jedenfalls nicht sexuell , aber er ist einfach ein herunter gekommener penner.
Der man taugt nichts und ich wollte ihn nicht als meinen Vater vorstellen müssen.
Ich hab selbst seit Jahren keinen Kontakt, er hat mich einmal reinlegen wollen und seit dem bin ich fertig mit ihm.
Irgendwann werde ich ihn beerdigen und dann ist das Kapitel endgültig zu.

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Skorpi83
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Beiträge: 186

Beitrag Sa., 03.06.2017, 14:37

Ich habe wirklich viel Verständnis für vieles, aber seinen eigenen Peiniger zur eigenen Hochzeit einladen, ist ein Unding. Ich kann deinen Verlobten verstehen, ich würde es auch nicht wollen.

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Zaghafte
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Beiträge: 3

Beitrag Sa., 03.06.2017, 16:27

Und wenn dein Vater danach mehr erwartet von dir, wenn er das als ein entgegenkommen ansieht? Kannst du das dann überhaupt verkraften?

Es ist die Hochzeit und du möchtest sie perfekt haben, das verstehe ich, trozdem denke ich, du handelst aus einer sehr grossen Emotion herauss und es kann gut sein, dass du an deiner eigenen Trauung Flashbacks erfährst, du hast ihn 8 Jahre lang nicht mehr gesehen. Was ist wenn er gar nich kommen will, wie gut kannst du mit dieser Situation dann umgehen?

Ich finde schon, dass dein zukünftiger Mann auch mitreden darf, es geht um eure gemeinsame Hochzeit.

Es ist keine gute Basis vorhanden, darum finde ich es nicht gut, ihr habt nie mehr miteinander gesprochen.

Und was würdest du genau bereuen?

Das sind Fragen die ich mir zuerst stellen würde, bevor du ihn in dein Leben zurück lässt und ob das der geeignete Zeitpunkt dafür ist und der richtige Weg.

Ich wünsche dir eine sehr schöne Hochzeit.


Thread-EröffnerIn
Mina93
Helferlein
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Beitrag Di., 20.06.2017, 21:19

Guten Abend meine lieben! Die letzten Wochen waren sehr nervenaufreibend und ich bin froh, dass nun endlich wieder Ruhe eingekehrt.
Schlendrian hat geschrieben: Sa., 04.03.2017, 16:21 Ich muss sagen, dass ich dich verstehen kann. Auf Grund unserer Störung gibt es mich, der dem Täter eigentlich verziehen hat, der ihn liebt und auch fest daran glaubt trotz allem geliebt worden zu sein von ihm. Und es gibt Anteile, die den Täter verfluchen.
Stände ich vor dieser Situation, ich persönlich hätte wahrscheinlich auch den Wunsch ihn einzuladen
Vielen Dank für diesen Beitrag-meine Gefühle und Gedanken fühlen sich immer so falsch an aber ich habe das Gefühl du verstehst mich wirklich und akzeptierst meine Meinung.

Meine Oma ist verstorben und ich wusste dass ich auf dem Begräbnis mit ihm konfrontiert sein werde und das hat schon im Vorhinein eine Panik in mir ausgelöst. Also habe ich ihm dann eine SMS geschrieben am Tag vorher, dass ich keinerlei Berührungen usw. möchte. Es kam auch eine Antwort von ihm und ja.... ich muss sagen das Begräbnis ist völlig komplikationslos verlaufenund er hat sich 100% an unsere Abmachung gehalten wofür ich ihm sehr dankbar bin....

Jetzt ist halt die Überlegung wieder da ob das nicht auf der Hochzeit auch so klappen kann... trau mich aber nicht mal mit meinem Verlobten darüber zu reden...

Schönen Abend noch und alles gute
Mina93

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RoboCat
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Beitrag Mi., 21.06.2017, 15:50

Hallo Mina,

erst mal mein Beileid zur aktuellen Situation!

Zu deiner Überlegung möchte dir etwas sagen: deine Gefühle sind nicht falsch, na klar will man seinen Papa auf der Hochzeit dabei haben. Aber denke auch an deinen Verlobten. Für ihn ist es eine absolut Zumutung, dieses Monster auf seiner Hochzeit zu haben (es ist auch seine Hochzeit!).

Ich bin sicher, dass auch dir seine Gegenwart nicht gut tun würde. Vielleicht erkennst du dies erst Monate später und hast dann um so mehr daran zu knapsen.

DIeser Mann hat etwas getan, das er in diesem Leben nie wieder gut machen kann. Er hat in Kauf genommen, die Seele seiner Tochter für immer zu zerstören. Bist du eigentlich gar nicht wütend auf ihn?

Was du dir da von deinem Vater wünschst, dass er an deiner Seite sein möge wenn du heiratest, diesen Wunsch richtest du in Wahrheit an die Wunschvorstellung von einem Vater, als an diesen Mann. Jeder hat diese Vorstellungen, sie sind nichts schlimmes und total normal. Es ist aber wichtig, sich das immer wieder zu vergegenwärtigen: Es ist etwas, das du niemals mit diesem Mann haben kannst. Dieser Mann kann dir nicht geben was du dir wünschst. Dieser Mann hat deine Zerstörung in Kauf genommen! Keine Strafe ist hoch genug, um das Geschehne zu sühnen.

Schütz dich selbst und schütze auch deinen Verlobten. Schütze EURE Hochzeit, sie gehört nur euch allein und es ist keine Schande, Menschen die es nicht verdient haben, hier auszugrenzen.

Ich wünsche dir gute Nerven!
robocat
:axt:


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Mina93
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Beitrag Mi., 21.06.2017, 15:58

Und was wenn er kurz später stirbt oder ihm etwas zustößt? Ich glaube da mache ich mir mehr Vorwürfe ihn nicht eingeladen zu haben als wenn es mir nicht gut tut.... keine Ahnung wie es sein wird, aber es ist ja noch Zeit

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