Erstantrag Therapie abgelehnt

Spezielle Fragen zur Lage in Deutschland

isabe
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 09:20

Rosalineli:
Guck mal auf der HP der KV; dort siehst du, ob deine Th. von der Gutachterpflicht befreit ist. Das ist nicht bei jedem Therapeuten so. Es kann sein, dass sie dir das nur erzählt hat, weil sie nicht zugeben kann, dass sie - anders als die meisten ihrer Kollegen - nicht befreit ist. Ansonsten ist es vollkommen unlogisch, dass die das freiwillig einreicht! Das KANN so nicht stimmen, denn es ist nicht der Therapeut, der den Gutachter beauftragt, sondern die Kasse: Du stellst einen Antrag bei der Kasse, und wenn die Voraussetzungen gegeben sind, wird KEIN Gutachter von der Kasse beauftragt. Ansonsten schon. Wenn deine Th. jemanden zum "Draufgucken" haben möchte, gibt sie das einem Supervisor. Gutachter und Supervisor sind unterschiedliche Instanzen.

Wenn sie von der Pflicht befreit ist, dann kann die Kasse den Antrag nicht ablehnen, solange die formalen Voraussetzungen erfüllt sind, denn die Kasse selbst entscheidet nicht über dein Krankheitsbild; das darf sie gar nicht (zumal alles anonymisiert ist). Und man kann nicht sagen: "Guck mal, ob das alles gut ist", und wenn dann die Antwort "nein" lautet, sagt man: "Du hast mir gar nichts zu sagen".

Man muss auch nicht lügen, aber man kann - und sollte! - durchaus kreativ sein bei der Antragstellung. Viele Th. lehnen das Verfahren sowieso ab, aber das heißt nicht, dass sie sich dem nicht fügen müssen! Wenn sie da so gekränkt ist, spricht das nicht wirklich für eine stabile Persönlichkeit, vermute ich (nicht, dass dir das noch um die Ohren fliegt, wenn DU sie mal kritisierst). Sie braucht ein Konzept, denn ansonsten ist die Kasse nicht verpflichtet, das Geld quasi aus dem Fenster zu werfen. Diese Vorgaben sind recht allgemein gehalten: Kein Therapeut muss gottgleiche Dinge vollbringen und kein Patient muss der Traumatisierteste der Traumatisierten sein.

Eine TfP ist ja schon so angelegt, dass zwischen 50 und 100 Stunden bewilligt werden. Das ist nicht mal sooooooo viel, und wenn sie da also nach 5 Stunden sagt: "Ich hab keinen Plan", dann ist das schon ein bisschen kritisch. Natürlich kennt sie dich noch nicht und weiß nicht, ob du wirklich Borderliner bist. Es kann also gut sein, dass eine Diagnose sich ändert; das ist auch eher üblich, übrigens. Aber sie muss zum jetzigen Zeitpunkt X, an dem der Antrag gestellt ist, ein Konzept haben.

Dass sie dir darüber inhaltlich nichts sagt, ist nicht unüblich. Gesetz hin oder her: Viele Therapeuten machen das nicht. Du musst dann schauen, wie das für dich ist. Für mich ist es vollkommen O.K., aber ich kann verstehen, dass andere Patienten insistieren. Aber das scheint ja gerade nicht dein Thema zu sein.

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Rosalineli
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 10:52

Hallo lisbeth,
vielen lieben Dank für deine Worte. Heute habe ich frei und war gerade baden und habe meine Wohnung geputzt - das hilft mir immer weiter, wenn es mir schlecht geht. Etwas für Ordnung in meinem Leben sorgen.
Ich habe extreme Probleme damit zu jemanden zu gehen und zu sagen ,,Hey mir geht es nicht gut, wollen wir reden'' oder ähnliches. Ich ziehe mich automatisch zurück und natürlich denken dann Freunde etc. dass ich diese Ruhe brauche und lassen mich in Ruhe, was aber alles nur noch verschlimmert für mich. Da weiß ich auch noch nicht so genau, wie ich da rauskommen soll. Mir geht es gerade auf jeden Fall ein bisschen besser, auch wenn noch dieser Druck in mir besteht.

Ich möchte die Diagnose eigentlich gar nicht wissen! Ich habe bei den 12 vorherigen Therapeuten oft schon nach einer Sitzung eine Diagnose bekommen. Die gingen von Anpassungsstörung, Depression, Borderline, rezidivierende Depression, Angststörung mit Panik bis hin zu selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung. Irgendwann kann man die ganzen Diagnosen gar nicht mehr ernst nehmen. Jeder sagt einem was anderes. Lustigerweise kenne ich ja die ICD10 Kriterien nach denen Diagnosen gestellt werden. Gerade selbstunsicher-vermeidend passt sowas von gar nicht zu mir, dass ich mich frage, ob der Therapeut mir überhaupt zugehört hat.
Im Endeffekt sind mir Diagnosen egal, ich habe ein Problem und möchte von einem Therapeuten Hilfe bekommen. Ich selber finde es doof immer in eine Schublade gequetscht zu werden, z.B. habe ich eindeutig Boderlinezüge, trotzdem passen nicht alle Kriterien. Ich bin beispielsweise ein sehr umgänglicher, lieber, rücksichtsvoller Mensch und gar nicht so wütend und verletzend gegenüber Mitmenschen, wie es Borderliner üblicherweise sind. Zudem fühle ich mich auch nicht Leer, was das Kriterium schlechthin ist bei Borderline.


Ich bin jetzt gerade hin- und hergerissen, ob ich ein klärendes Gespräch suchen soll, habe aber Angst, dass meine Therapeutin wieder so abweisend und ärgerlich reagiert, oder ob ich mir einfach aufgrunddessen einen neuen Therapeuten suchen soll. Allerdings gibt es doch immer Probleme zwischen Therapeut und Patient, oder? Ich kann doch dann nicht immer den Therapeuten wechseln.
Natürlich mache ich mir auch Gedanken, dass sie scheinbar kein Behandlungskonzept hat... Ich wusste von Anfang an dass diese Therapeutin nicht die kompetenteste ist, dafür aber super lieb. Das war für mich wichtiger, um mich überhaupt zu öffnen. Ich weiß aber nicht, ob ein Öffnen meinerseits noch möglich ist, nach der ganzen Geschichte. Jetzt lässt sie mich über Wochen ja praktisch wieder alleine dastehen, also ohne Therapie, dabei weiß sie eigentlich, dass ich jetzt gerade im Januar/Februar akut Hilfe brauche.

Danke lisbeth für deine Ratschläge! Ich werde auf jeden Fall, falls ich mich dazu entschließe, mit dem neuen Therapeuten offen reden und es ihm erzählen.

Danke auch an Jenny und Mari, eure Kommentare haben mich zum Nachdenken angeregt und ich werde darüber nachdenken! Auch dank euch, geht es mir inzwischen besser und ich kann mit der Situation besser umgehen!


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 11:23

Hallo Rosalineli,
Ich bin jetzt gerade hin- und hergerissen, ob ich ein klärendes Gespräch suchen soll, habe aber Angst, dass meine Therapeutin wieder so abweisend und ärgerlich reagiert
Wenn Du das Gespräch suchst, dann weisst Du zum einen, ob sie tatsächlich so reagiert, wie du es befürchtest, und kannst dann immer noch sagen "ne, so nicht". Und zum anderen hast Du die Chance von ihr eine Antwort auf Deine vielen Fragen an sie zu bekommen, z.B. eine Erklärung dafür, warum sie den Antrag gestellt hat, obwohl sie ihn nicht hätte stellen müssen.
Mir kam heute früh eine Idee, die natürlich nur meine Spekulation ist. Vielleicht hat sie den Antrag gestellt, obwohl sie ihn nicht hätte stellen müssen, weil sie sich unsicher ist, ob es Sinn macht mit der Therapie zu beginnen oder nicht. Du erwähntest irgendwo oben die Störung "Panikstörung" und als Therapieverfahren ein Tiefenpsychologisches Verfahren. Schließt sich nicht aus. Dennoch gilt bei einer Panikstörung die VT als Verfahren erster Wahl. Wird trotzdem eine Tiefenpsychologisch fundierte Therapie gewünscht, so muss das entsprechend begründet werden. Vielleicht hatte sie einfach Sorge, dass die Therapie bereits kurz nach ihrem Beginn wieder beendet werden muss, weil der Gutachter spätestens dann, wenn sie den Antrag stellen muss, die Therapie ablehnt.
Keine Ahnung, ist wie gesagt eine Fern-Vermutung. Klär es mit ihr, dann weißt Du es und hast Sicherheit.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Rosalineli
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 11:25

Hallo lisbeth,
ja sie ist auch selber jahrlang in Therapie gewesen, und sie lässt auch selber gerne mal einfließen, dass sie in ihrem Elternhaus auch schlimmes erfahren hat. Empfand ich immer als angenehm, da ich mich so besser öffnen kann, weil sie ähnliches erlebt hat und so eher mehr eine freundschaftliche Gesprächsatmosphäre aufkommt. Aber jetzt in Anbetracht dessen, dass sie sich so angegriffen fühlt, frage ich mich natürlich schon, ob sie so stabil ist, so wie du sagtest.

Am Anfang hat sie es auch so ausgedrückt, dass meine Therapie einfach nicht bewilligt wurde. Da dachte ich nach dem Auflegen, ich sei nicht krank genug. Erst beim 2. Telefonat stellte sich heraus, dass sie ihr Schreiben einfach nur nochmal überarbeiten soll - eigentlich ja kein Problem, dachte ich.

Ich habe gerade spontan bei 2 Therapeuten in meiner Nähe angerufen - eine Frau und ein Mann. Hab bei beiden einen Termin bekommen. Der erste ist nächsten Mittwoch, der andere am 07.02.
Ich fühle mich erleichtert, dass es so schnell möglich ist einen neuen Termin bei wem anderes zu bekommen. Ich werde das nächsten Mittwoch direkt ansprechen beim Therapeuten, ich hoffe, dass er da Verständnis für meine Lage zeigt.
Ich hatte mal bei einer Therapeutin angerufen und erzählt, dass ich noch bei wem anderes probatorische Sitzungen aktuell nehme. Sie reagierte recht ungehalten und meinte, dass sie das nicht macht, zeitgleiche probatorische Sitzungen parallel zu einem anderen Therapeuten. Ich sollte mich erst entscheiden und sie dann zurückrufen.
Wenn ich in mich reinhöre, dann habe ich mich eigentlich schon gegen meine jetzige entschieden.

Hallo Jenny,
ja da hast du recht. Allerdings kommt für mich eine Verhaltenstherapie persönlich nicht in Frage. Ich glaube, da würde ich lieber keine Therapie machen, als eine Verhaltenstherapie.
Mein Psychiater sagt auch, dass eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie viel sinnvoller für mich sei, der Therapeut muss es der KK nur gut genug begründen. Natürlich kommen da Nachfragen seitens des Gutachters, das finde ich auch vernünftig und richtig so. Die Therapie soll ja auch was bringen.
Eventuell rufe ich nachher die Therapeutin an, wenn ich mich bereit dazu fühle. Vielen Dank, dass du dir so Gedanken um mich und meine Problematik machst!

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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 11:33

Hallo Rosalineli,
Allerdings kommt für mich eine Verhaltenstherapie persönlich nicht in Frage.
Musst Du auch nicht. Es gibt ausdrücklich die Regel (finde sie gerade nicht), dass Tiefenpsychologisch vom Klienten gewünscht werden kann und vom Therapeuten begründet werden kann.
Was du brauchst ist einen Therapeuten, der das begründet und dem Gutachter nachvollziehbar erklärt, warum Du TF brauchst und wie Deine Probleme tiefenpsychologisch behandelt werden sollen.

Aber nach all dem was ich von Dir lese habe ich den Eindruck, dass die Beziehung zu Deiner Therapeutin eh irgendwie im Eimer ist. Oder?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Rosalineli
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 11:38

Ja, ich bin ja wie gesagt jemand, der sich schnell zurückzieht. Gerade noch in frischen Beziehungen, die sich noch entwickeln bin ich sehr verletzlich. Meine Therapeutin gab mir das Gefühl, sie sei für mich da und ich muss durch meine Prüfungsangst nicht alleine durch. Jetzt auf einmal ist sie nicht mehr da, die Prüfungen kommen näher und wie es aussieht muss ich da doch alleine durch, das verletzt mich. Ich weiß nicht, ob man die Beziehung noch retten kann.
Wie hier jemand schon schrieb, es scheint ihr wichtiger zu sein bei ihren Prinzipien zu bleiben und ihren falschen Stolz zu wahren, als mir zu helfen. Ich bin gerade ein bisschen fassungslos, dass sowas passiert ist. Manchmal denke ich mir, dass ich echt Pech anziehe.

Schön zu lesen, dass ich mir die Therapieform aussuchen kann. Das wusste ich gar nicht!


isabe
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 13:54

Du klingst überhaupt nicht wie jemand, mit dem man nicht gut therapeutisch arbeiten kann Jeder, der eine PT macht, ist verletzlich, und viele Patienten sind übermäßig besorgt und misstrauisch (ich auch). Das ist aber kein Hinderungsgrund, sondern gerade ein Grund, eine Therapie zu machen; du musst dich deshalb also auch gar nicht komisch oder unfähig fühlen. Du bist sozusagen unter den "Unnormalen" völlig "normal".

Ein Therapeut sollte möglichst nicht erzählen, dass er selbst Therapie gemacht hat (falls sie Analytikerin ist, muss sie sowieso eine lange eigene Analyse gemacht haben, und ansonsten mindestens Selbsterfahrung usw.). Eigene Therapien bei Therapeuten sind überhaupt nichts "Auffälliges"; du kannst davon ausgehen, dass die Mehrheit aller Psychotherapeuten nicht gerade eine auf Rosen gebettete Kindheit gehabt hat; es ist sozusagen der Normalzustand, dass ein Therapeut, egal, welchen du aufsuchst, sich schon mit seiner eigenen - oft schmerzhaften - Geschichte befasst hat. Und in diesem Zusammenhang wirkt es dann komisch, wenn ein Therapeut quasi extra betont, wie "schlimm" seine Kindheit war und dass er Therapie brauchte. Gehe einfach davon aus, dass da niemand sitzt, der kein seelisches Leiden kennt, und dann passt es. Aber ich fände es unheimlich bis übergriffig, wenn mir ein Therapeut erzählt, dass seine Kindheit schlimm war und er deshalb Therapie brauchte. Sein eigenes Leiden und Leben sollten nicht zum Thema werden - erst recht nicht, wenn die Diagnose "Borderline" durch den Raum geistert, weil die therapeutische Beziehung bei persönlichkeitsgestörten Menschen immer droht, irgendwie "dramatisch" zu werden. Borderliner sind ja typischerweise sehr "pflege- und beziehungsintensiv", und umso mehr sollte ein Therapeut sich da mit Aussagen über sein eigenes Leben zurückhalten oder mindestens vorsichtig sein und nicht schon in der 5. Stunde seine eigene Seele ausgebreitet haben.

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Rosalineli
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 14:05

Ja isabe, da hast du recht. Ich bin auch ein Mensch, der sich schnell sorgt und schnell in eine Mutterrolle schlüpft. Ich musste mich jahrelang um meine schwerkranke Mutter kümmern, als ich selber noch ein Kind war und dazu gar nicht bereit war. Ähnlich habe ich mich auch gefühlt, als mir die Therapeutin sagte, sie hätte eine schlimme Kindheit gehabt. Ich möchte dann für die Person da sein und ihr den Schmerz nehmen. Ich habe darüber auch noch viel nachgedacht.
Trotzdem war sie bisher die beste Therapeutin bei der ich war. Ich hatte auch echt Pech mit vielen Therapeuten. Manche waren sehr kalt und distanziert, andere haben mir berichtet, dass sie z.B. ein Alkoholproblem haben und darunter leiden keine Frau zu haben, in der ersten Sitzung. Ein anderer Therapeut hat mich gefragt, ob wir nicht eine Affaire anfangen wollen, da bin ich dann ganz schnell gegangen.
Du schreibst sehr gute Dinge, isabe!
Man sagt ja auch immer, dass es einen Grund hat, dass man Psychologie studiert und Therapeut wird. Bei mir im Studiengang haben auch sehr viele massive Probleme.

Ich habe nochmal eine andere Frage: Ich wollte gerade ein ganz anderes Thema eröffnen, in einem anderen Bereich des Forums. Das funktioniert leider nicht, da ich anscheinend nur ein Thema pro Woche posten darf. Ist das immer so oder kann man das ändern?


MariJane
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 14:31

Zu deiner Frage kann ich leider nichts sagen, aber ich bin etwas schockiert, was dir da passiert ist? Affäre? Ganz ehrlich, den hätte ich wohl gemeldet.

Das man lange sucht, ist meines Erachtens eher die Regel als die Ausnahme. Ich hab jahrelang immer mal wieder Versuche gestartet und immer wieder dankend abgelehnt. Mein Highlight war einer, der mir einen Termin um 15.30 gegeben hat und als ich klingelte, machte niemand auf. Ne Stunde später rief er an und meinte, wir hätten einen Termin um 16.37 gehabt- wo ich bleibe? Ich war mir 100% sicher, dass mir ein Termin um eine so abstruse Uhrzeit nicht entgangen wäre und dachte nur, der spinnt total. Auch schön, jemand der sein Hemd aufknöpfte und mir seinen Krebs zeigen wollte... ja, ich weiß, jeder hat Probleme. Auch da bin ich quasi rückwärts rausgelaufen: Der hat mehr Probleme als ich. Es gibt in der therapeutischen Zunft einfach Freaks. Und die lernt man automatisch kennen, wenn man Therapeuten sucht und recht sensibel ist.

Wenn du dich jetzt schon nicht mehr richtig wohl fühlst, dann lass es bleiben. Auf der anderen Seite hat sie vielleicht wirklich gute Begründungen, die du dir mal anhören könntest. Ich finde es persönlich nicht so dramatisch, dass sie ggf. mit Selbstöffnung gearbeitet hat- du konntest dich ja so erst öffnen, schreibst du. Vielleicht war das wirklich einfach Methode und vielleicht habt ihr trotz dieser Situation jetzt (die mich auch ärgern würde und die ich merkwürdig fände) einen ganz guten Draht zueinander und es wäre schade, dass einfach aufzugeben. Wenn dir schon mal jemand passt...

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Sprachlos.
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 14:37

Nicht falsch verstehen, aber ein bisschen ist es doch auch gut, dass du deine Therapeutin jetzt so in dieser Situation erlebst und feststellen kannst, dass es so für dich nicht gut ist. Viel besser jetzt als erst nach 20 Stunden. Jetzt kannst du ganz leicht einfach weitersuchen.
Ich finde, in jedem weiteren Beitrag von dir klingt deine Therapeutin immer gruseliger und unprofessioneller.
Und ja, es kommt im Laufe der Therapie auch mal zu Konflikten, aber ich finde es nicht normal, wenn nach so kurzer Zeit so viel schon nicht stimmt.
Schon alleine deine Aussage, dass du von Anfang an wusstest, dass sie nicht die kompetenteste ist. Wie soll denn da wirkliches Vertrauen entstehen?
Wenn aber eine gute Basis und Vertrauen da ist, und das auch über längere Zeit und in schwierigen Situationen, dann können auch größere Konflikte zwischen euch kommen, bei denen du nicht wegläufst und ihr das gemeinsam klären könnt.


isabe
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 16:22

Du kannst nur 1 Thread pro Woche aufmachen, es sei denn, du spendest (irgendwo findet sich sicher ein Hinweis) an das Forum; dann wirst du auf "grün" umgestellt und bist schreibtechnisch ein freier Mensch - allerdings würde das jetzt auch ein paar Tage dauern. Wenn es also nur für dieses eine Thema ist, lohnt es sich deswegen nicht unbedingt (du darfst natürlich trotzdem spenden...). Wenn du aber planst, dich hier häuslich niederzulassen, wäre es eine Überlegung wert. Wenn das Thema im weitesten Sinne mit deiner Therapie zu tun hat, spricht auch gar nichts dagegen, es hier ranzuhängen. Es ist sogar lieber gesehen, wenn derselbe User seine aktuellen Themen zusammenfasst.


isabe
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 16:28

Konflikte müssen sogar vorkommen, auch welche, bei denen du denkst: "Was ist denn der Therapeut für einer?! Der spinnt doch wohl!" - das lässt sich nie verhindern, wenn der Patient offen spricht und der Therapeut sich einlässt. Aber dann redet man darüber und trägt das miteinander aus. Ich kenne das aber so, dass gerade im ersten halben Jahr der Therapeut sehr geduldig ist und der Patient sehr "artig", sodass es da kaum Probleme geben sollte. Irgendwann wird der Patient mutiger, fängt an, die Therapie und den Therapeuten als Menschen wichtig zu finden, und dann kann es auch schon losgehen...

Das Problem ist, dass es relativ einfach für Therapeuten ist, den Patienten für "bescheuert" zu erklären. Und da es unter Therapeuten - wie in jeder Berufsgruppe - auch Menschen gibt, die besser was anderes gemacht hätten, bleiben solche Erfahrungen, wie du sie gemacht hast, leider nicht aus. Es kann übrigens tatsächlich sein, dass du im Anderen etwas "Anziehendes" auslöst und dass du deshalb vieles erlebst, was "langweiligere" Patienten nicht so häufig erleben.

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Echolotin
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 22:12

Rosalineli hat geschrieben:Ich sollte zweimal die Woche zur Therapie.
Vielleicht hat sie deswegen den Gutachter eingeschaltet um dafür eine Absolution zu bekommen?
Aber ich denke auch, kein Therapeut macht sich mehr Arbeit als er muss. Wozu ein Gutachten schreiben, wenn ein Kurzantrag einfach so durchgeht.

Aber die nachfolgenden Reaktionen von ihr gehen nicht. Du fühlst dich zu recht allein gelassen von ihr.
Sie mag sich zwar sicher sein, dass sie trotzdem die Genehmigung bekommt aber dann kann und sollte sie dir das auch anders vermitteln. Die Quartalsstunden sollte sie kennen, wenn sie schon so langjährig tätig ist.
Meine Gruppentherapeutin sprach da sehr offen darüber, dass die auch genau dafür da sind wenn es z.B. beim Antrag zu Verzögerungen kommt.

Ich drück dir die Daumen, dass bei den zwei Terminen ein passender Thera dabei ist.

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Rosalineli
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Beitrag Sa., 28.01.2017, 01:31

Echolotin, vielen Dank, da hast du auf jeden Fall recht und ich sehe das mittlerweile alles genauso wie du!
Ich habe mich jetzt dazu entschlossen mit meiner Therapeutin zwar ein klärendes Gespräch zu führen, da aber nicht mit allzu hohen Erwartungen reinzugehen. Ich habe ja zum Glück noch zwei Therapeuten in der Hinterhand.

Was auch merkwürdig war ist, dass meine Therapeutin mir empfohlen hat die KK zu wechseln und zwar beim 1. Telefonat. Zu diesem Zeitpunkt ging ich davon aus, dass die KK es so einschätzte, dass ich keine Therapie benötige. Ich wusste nicht, dass es an dem Schreiben an sich liegt, also sozusagen meine Therapeutin ,,Schuld'' ist. Mir dann zu empfehlen die KK zu wechseln, ist ja Unsinn. Ich finde es gut und richtig vom Gutachter nachzufragen und zu verlangen, dass sie ihr Behandlungskonzept offen legen und das Verfahren begründen soll. Ein anderer Gutachter einer anderen KK würde ja genauso reagieren, wenn er seinen Job ernst nimmt.

isabe, danke! Ich werde denke ich noch warten. Das Thema eilt nicht so. Es geht eher mehr um meine Beziehung zu meinem Freund, ich weiß nicht, ob das hier so hinpasst?
Das finde ich allgemein furchtbar: Wenn man zu seinen psychischen Erkrankungen steht, ist es immer leicht für Mitmenschen Schuld auf den Erkrankten zu schieben bei jeglicher Art von Konflikten. Das habe ich selber schon oft erlebt. Dabei besteht ein Mensch aus noch viel mehr als nur der Krankheit und ist natürlich trotzdem - meistens - in der Lage zwischen richtig und falsch zu unterscheiden!
Da bin ich auf jeden Fall mal gespannt, Konflikte sind ehrlich gesagt nicht so mein Ding. Ich bin eher sehr konfliktscheu und behalte Kritik gerne für mich aus Angst den anderen zu verletzen. Es kostet mich auch Überwindung nochmal mit meiner Therapeutin zu reden und ihr zu sagen, dass ich enttäuscht bin. Ich habe dann immer Angst vor der Reaktion. Aber im Endeffekt werde ich nur dadurch Klarheit bekommen und kann dann sicher entscheiden, ob sie ein Griff ins Klo war oder nicht.
Ich frage mich natürlich was daran anziehend ist, wenn ich in jeder Sitzung wie ein Häufchen Elend dasitze und nur weine, da habe ich bestimmt Lust auf eine Affaire Was manche Menschen sich nur denken... ich muss auch sagen, dass ich da auch enttäuscht war. Das war meine 4. Sitzung bei ihm und ich dachte eigentlich, dass er ein guter Therapeut sei, so engagiert und immer da. Habe mich schon gesehen, wie ich bei ihm eine Therapie anfange. War sehr schade.


Hallo Sprachlos, da hast du auf jeden Fall recht! Enttäuschung heißt ja auch das Ende einer Täuschung, böse ausgedrückt. Ich hatte andere Erwartungen an meine Therapeutin, denen sie nicht nachkommen konnte. Nun weiß ich aber wo ich dran bin und lieber ich erfahre das jetzt, dass sie mich nicht so unterstützt, wie ich es brauche, als mitten in der Therapie. Noch kann ich ja scheinbar ohne großes Trara den Therapeuten wechseln.
Also ich muss auch ehrlich sagen, dass ich in der ersten Sitzung bei meiner Therapeutin fast wieder direkt rausgegangen wäre. Ihr Büro ist in einem Keller, ohne Fenster und ist vollgepackt mit Tiger-Plüschtieren. Während der Therapie guckt man auf Fotos, wo sie einen Tiger streichelt und auf einen lebensgroßen echten ausgestopften Tiger.
Empfand ich die ersten Male alles als sehr witzig bis kurios, aber ich habe mich dran gewöhnt und mir gesagt, dass wenn sie ansonsten für mich da ist, es mir egal sein kann. Kam ich nur gerade drauf, weil du Sprachlos sagst, sie werde mit jedem Eintrag von mir merkwürdiger


MariJane, ja ich suche auch schon seit einem Jahr nach einem Therapeuten. Zwischenzeitlich ging es mir aber so gut, dass ich gar nicht mehr suchte, was ich jetzt bereue. Jetzt brauche ich Hilfe und jetzt ist keiner da, weil ich mich nicht rechtzeitig gekümmert habe. Ich wusste, dass es wieder Phasen geben wird, in denen es mir schlechter geht, aber ich habe die gute Phase einfach genossen und wollte mir keinen Kopf darum machen, was passiert, wenn es mir wieder schlechter ergeht.
Ohje, 16.37 ist ja auch eine sehr merkwürdige Uhrzeit! Da merkt man ja schon, dass der Therapeut sich keine Fehler eingestehen kann. Das mit dem Krebs zeigen, hört sich auch gruselig an. Da muss man ja aufpassen, dass man nicht Mitleid für den Therapeuten empfindet und ich würde ja direkt wieder in eine ,,Ich muss Rücksicht nehmen'' Schiene verfallen.


MariJane
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Beitrag Sa., 28.01.2017, 07:09

Hallo Rosa,

also zwecks den richtigen Therapeuten finden, einen Tipp von mir aus meinen Erfahrungen. Ich lese dich so, dass du ein ziemliches Sensibelchen bist; vielleicht lese ich das so, weil ich eins bin und mir deshalb alle Therapeuten nie passten und auf mich total merkwürdig wirkten (was sie ja auch waren)... Trotzdem ist das eben auffällig, wenn ein Klient lange suchen muss, weil ihm niemand passend erscheint- ich hab auch einen ordentlichen Verschleiß gehabt.

Als es mir richtig schlecht ging, empfahl mir meine Psychiaterin nach einem Traumatherapeuten zu suchen. Die Erfahrung, die ich mit all den Menschen, die ich am Telefon hatte, waren um längen besser als mit "normalen" Therapeuten. Letztlich hat sich nur mein jetziger Therapeut die Therapie zugetraut und ich mach auch keine Traumatherapie im eigentlichen Sinne, aber mir schienen letztlich Traumatherapeuten immer viel passender für mich, weil ich bei jedem Telefonat ein positives Gefühl hatte. Die Menschen waren freundlich, empathisch, zugewandt und ich fühlte mich schon am Telefon nicht alleine, auch wenn mir ehrlich gesagt wurde, dass mein Krankheitsbild über ihre Kenntnisse hinausgeht; vielmehr wurden mir dann teilweise Kollegen genannt, die da evtl. Erfahrung haben etc., was ich sehr positiv fand. Deshalb guck vielleicht einfach mal, wer Traumatherapie und Tiefenpsychologie anbietet- einfach damit du einen Anhaltspunkt hast, wer das mitbringt, was du dir wünschst. Da gibt es sicher auch schwarze Schafe, aber Traumatherapie ist ne weitere Ausbildung, die man wahrscheinlich schon auch aus innerer Überzeugung anfängt und wo man noch viel mehr lernen muss, wirklich auf das Gegenüber einzugehen und sich zurückzunehmen. Es geht nicht darum, dass du Traumatherapie machen sollst, aber vielleicht lässt sich für dich so die Spreu vom Weizen trennen und du erlebst nicht mehr so komische Geschichten, die ja wirklich irritierend sein können- gerade wenn man nicht gut drauf ist!

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