Diagnosen werden deshalb für eine Pharmakotherapie gebraucht, damit die Kostenträger die Medikamente zahlen. Das tun sie nämlich nur bei Vorliegen einer Indikation für eine bestimmte Medikation.
Ansonsten werden Medikamente nicht Diagnosen- sondern symptomorientiert verschrieben. Es kann also z. B. sein, dass ein Depressiver Neuroleptika bekommt und ein Schizophrener Antidepressiva (und viele andere Konstellationen kommen vor).
Zweifel an der Therapie bzw. Therapeutin
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Ok, stimmt. Ich bin nur von mir ausgegangen. Meine Psychiaterin will mir auch im depressiven Zustand keine Antidepressiva verschreiben, weil die Psychosen auslösen können. Deshalb hab ich diesen Unterschied gemacht. Aber stimmt schon, das ist ebenfalls was individuelles- man muss ja teilweise auch etliche Medikamente ausprobieren, bis was wirkt, obwohl es ein und das selbe Krankheitsbild ist.
@MariJane
Diagnosen finde ich ich wichtig, weil sie uns helfen, uns zu verorten. Wir wollen alles ordnen/einordnen, auch uns. Wir können uns durch eine Diagnose abgrenzen oder zugehörig fühlen. Gerade hier im Forum wird das deutlich. Die gleiche Diagnose kann verbinden. Ich glaube, für Maili könnte im Moment gerade das ganz wichtig sein.
Bei mir ist z.B. so, dass ich noch auf meine Diagnose warte. Für mich ist es so, als hätte ich nichts. Ich erwarte, dass für mich mit einer Diagnose alles greifbarer wird. Mit Diagnose darf ich mir die Erlaubnis geben, zusammenzubrechen und krank zu sein - auch wenn ich es nicht tun werde. Dabei weiß ich, dass alles im Grunde nur ein Trugschluss ist. Das gehört zu meinem individuellen Bild.
Die Beziehung zwischen dir und deinem Therapeuten finde ich übrigens klasse, die stelle ich niemals in Frage. Aus deinen Antworten nehme ich immer viel mit.
Diagnosen finde ich ich wichtig, weil sie uns helfen, uns zu verorten. Wir wollen alles ordnen/einordnen, auch uns. Wir können uns durch eine Diagnose abgrenzen oder zugehörig fühlen. Gerade hier im Forum wird das deutlich. Die gleiche Diagnose kann verbinden. Ich glaube, für Maili könnte im Moment gerade das ganz wichtig sein.
Bei mir ist z.B. so, dass ich noch auf meine Diagnose warte. Für mich ist es so, als hätte ich nichts. Ich erwarte, dass für mich mit einer Diagnose alles greifbarer wird. Mit Diagnose darf ich mir die Erlaubnis geben, zusammenzubrechen und krank zu sein - auch wenn ich es nicht tun werde. Dabei weiß ich, dass alles im Grunde nur ein Trugschluss ist. Das gehört zu meinem individuellen Bild.
Die Beziehung zwischen dir und deinem Therapeuten finde ich übrigens klasse, die stelle ich niemals in Frage. Aus deinen Antworten nehme ich immer viel mit.
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Um es mal klar zu stellen. Die KK bezahl keine Psychotherapien welche den alleinigen Sinn haben Ursachen Forschung zu betreiben. Die KK bezahlt Psychotherapien, damit sich über die psychotherapeutische Arbeit die Störung verbessert.
Das ist der Sinn und Zweck der Psychotherapie.
Ursachenforschung kann diesem Zweck dienen.
Aber beileibe nicht jede Psychotherapiemethode betreibt Usachenforschung.
Es wird ganz oft nicht an den Ursachen gearbeitet, sondern an den Auswirkungen.
Und es ist sehr wohl von der Diagnose/Störungsbild abhängig, welches Vorgehen und welche Methode es am sinnvollsten ist anzuwenden.
Das ist der Sinn und Zweck der Psychotherapie.
Ursachenforschung kann diesem Zweck dienen.
Aber beileibe nicht jede Psychotherapiemethode betreibt Usachenforschung.
Es wird ganz oft nicht an den Ursachen gearbeitet, sondern an den Auswirkungen.
Und es ist sehr wohl von der Diagnose/Störungsbild abhängig, welches Vorgehen und welche Methode es am sinnvollsten ist anzuwenden.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Do., 19.01.2017, 20:34, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf
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Diagnosen werden gebraucht damit die KK die Medizinischen Behandlung bezahlt, ganz gleich welcher Art.werve hat geschrieben:Diagnosen werden deshalb für eine Pharmakotherapie gebraucht, damit die Kostenträger die Medikamente zahlen. Das tun sie nämlich nur bei Vorliegen einer Indikation für eine bestimmte Medikation.
Ansonsten werden Medikamente nicht Diagnosen- sondern symptomorientiert verschrieben. Es kann also z. B. sein, dass ein Depressiver Neuroleptika bekommt und ein Schizophrener Antidepressiva (und viele andere Konstellationen kommen vor).
Denn nur wer ein Problem von Krankheitswert hat, hat ein Anrecht Leistungen von der KK finanziert zu bekommen.
Eine Diagnose ist immer nur der Name eines krankheitswertigen Problems.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Do., 19.01.2017, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf
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@ Sunna, erstmal danke für das Kompliment.
Ich weiß was du mit den Diagnosen meinst, weil ich selber mal so getickt habe. Ich war meine Diagnose, hab mich mit der identifiziert. Nur das stimmt eben nicht. Ich finde nicht jeden Psychotiker angenehm, es gibt Menschen mit dieser Diagnose, die finde ich unsympathisch, andere machen mir Angst. Das ist bei anderen Krankheitsbildern nicht anders. Das sind ja Menschen mit Persönlichkeit und eben nicht nur eine Erkrankung auf zwei Beinen. Für mich war es zum Beispiel ganz schlimm, als ich eine Frau kennengelernt habe, die meine Erkrankung und auch noch mein Studienfach studiert hatte. Ich hätte mich eigentlich mit ihr verstehen müssen, faktisch war sie jemand, der die Welt gehasst hat, weil es allen besser ging als ihr. Mir machte das Angst; ich hab gedacht, ich werde auch mal wie die...
Also, ich verstehe was du meinst und es ist vielleicht in manchen Fällen auch hilfreich zu wissen, was man hat, aber Identifikation damit finde ich total kontraproduktiv, weil das ja hieße, dass man seine Krankheit ist. Und ich glaube, wenn man das glaubt, ist es viel schwieriger wirklich gesund zu werden, weil man ja irgendwie an der Erkrankung als Identitätsstiftung hängt. Das sind so meine Gedankengänge dazu.
Ich muss allerdings jetzt auch einschränkend zugeben, dass ich aus der Antipsychiatrie komme, auch im Rahmen meines Studiums und dadurch sehr geprägt bin. Und mein Therapeut da auch irgendwie herkommt, sich dem nicht verschließt. Ich könnte wohl kaum mit jemand anderem arbeiten, weil er wirklich so tickt, daran glaubt, dass es in Therapie darum geht, Selbstbestimmung zu erreichen und die dafür schon im Prozess enthalten sein muss. Und dazu gehört für mich auch, dass Diagnosen einen Menschen in seinen Möglichkeiten eigentlich nur beschränken, weil er auf einmal krank ist und seine Störung dieses und jenes Verhalten verlangt... Ich hab das in der Psychiatrie bei einigen als schizophren diagnostizierten Zeitgenossen erlebt, die waren vollkommen normal und hätten, wenn sie sich noch was zugetraut hätten, auch ein selbstbestimmtes Leben führen können. Ich will damit nicht sagen, dass es nicht auch andere Klienten gibt, aber das ist mir aufgefallen. Ich hab mich vollkommen an Goffman erinnert gefühlt. Ein Soziologe der beschrieb, wie Menschen sich ihrem Stigma, ihrer Diagnose anpassen...
Mein Credo ist nicht mit der Diagnose identifizieren, sondern sie ignorieren. Oder eben bestenfalls Therapie machen und gesagt bekommen, ich therapiere ihre Konflikte und nicht ihre Erkrankung. Aber das ist eben meine Einstellung und jeder muss letztlich für sich selber herausfinden, was ihm gut tut.
Ich weiß was du mit den Diagnosen meinst, weil ich selber mal so getickt habe. Ich war meine Diagnose, hab mich mit der identifiziert. Nur das stimmt eben nicht. Ich finde nicht jeden Psychotiker angenehm, es gibt Menschen mit dieser Diagnose, die finde ich unsympathisch, andere machen mir Angst. Das ist bei anderen Krankheitsbildern nicht anders. Das sind ja Menschen mit Persönlichkeit und eben nicht nur eine Erkrankung auf zwei Beinen. Für mich war es zum Beispiel ganz schlimm, als ich eine Frau kennengelernt habe, die meine Erkrankung und auch noch mein Studienfach studiert hatte. Ich hätte mich eigentlich mit ihr verstehen müssen, faktisch war sie jemand, der die Welt gehasst hat, weil es allen besser ging als ihr. Mir machte das Angst; ich hab gedacht, ich werde auch mal wie die...
Also, ich verstehe was du meinst und es ist vielleicht in manchen Fällen auch hilfreich zu wissen, was man hat, aber Identifikation damit finde ich total kontraproduktiv, weil das ja hieße, dass man seine Krankheit ist. Und ich glaube, wenn man das glaubt, ist es viel schwieriger wirklich gesund zu werden, weil man ja irgendwie an der Erkrankung als Identitätsstiftung hängt. Das sind so meine Gedankengänge dazu.
Ich muss allerdings jetzt auch einschränkend zugeben, dass ich aus der Antipsychiatrie komme, auch im Rahmen meines Studiums und dadurch sehr geprägt bin. Und mein Therapeut da auch irgendwie herkommt, sich dem nicht verschließt. Ich könnte wohl kaum mit jemand anderem arbeiten, weil er wirklich so tickt, daran glaubt, dass es in Therapie darum geht, Selbstbestimmung zu erreichen und die dafür schon im Prozess enthalten sein muss. Und dazu gehört für mich auch, dass Diagnosen einen Menschen in seinen Möglichkeiten eigentlich nur beschränken, weil er auf einmal krank ist und seine Störung dieses und jenes Verhalten verlangt... Ich hab das in der Psychiatrie bei einigen als schizophren diagnostizierten Zeitgenossen erlebt, die waren vollkommen normal und hätten, wenn sie sich noch was zugetraut hätten, auch ein selbstbestimmtes Leben führen können. Ich will damit nicht sagen, dass es nicht auch andere Klienten gibt, aber das ist mir aufgefallen. Ich hab mich vollkommen an Goffman erinnert gefühlt. Ein Soziologe der beschrieb, wie Menschen sich ihrem Stigma, ihrer Diagnose anpassen...
Mein Credo ist nicht mit der Diagnose identifizieren, sondern sie ignorieren. Oder eben bestenfalls Therapie machen und gesagt bekommen, ich therapiere ihre Konflikte und nicht ihre Erkrankung. Aber das ist eben meine Einstellung und jeder muss letztlich für sich selber herausfinden, was ihm gut tut.
Naja, es ist die Frage, was du unter Ursache verstehst: Kindheit oder Verhaltensdefizite im Hier und Jetzt. Auch letztere müssen erstmal identifiziert werden. Eine Erkrankung an sich kannst du aber nicht therapieren. Du kannst ja nicht die Depression besprechen wie eine Warze. Das würde für mich bedeuten an der Störung zu arbeiten. Das andere ist immer mit Ursachenforschung, je nach Methode eben in der Kindheit oder im Hier und Jetzt, verbunden.Lockenkopf hat geschrieben:Um es mal klar zu stellen. Die KK bezahl keine Psychotherapien welche den alleinigen Sinn haben Ursachen Forschung zu betreiben. Die KK bezahlt Psychotherapien, damit sich über die psychotherapeutische Arbeit die Störung verbessert.
Das ist der Sinn und Zweck der Psychotherapie.
Ursachenforschung kann diesem Zweck dienen.
Aber beileibe nicht jede Psychotherapiemethode betreibt Usachenforschung.
Es wird ganz oft nicht an den Ursachen gearbeitet, sondern an den Auswirkungen.
Und es ist sehr wohl von der Diagnose/Störungsbild abhängig, welches Vorgehen und welche Methode es am sinnvollsten ist anzuwenden.
Das Resultat soll sein, dass sich die Störung verbessert. Richtig. Dafür zahlt die Krankenkasse. Und dafür wird eben erstmal Ursachenforschung, wie du das nennst, betrieben, damit sich zum Beispiel am Verhalten was ändert.
Edit: Ich kann nur für so globale Sachen wie Depressionen oder Psychosen sprechen. Wie man Persönlichkeitsstörungen therapiert, weiß ich hingegen nicht. Vielleicht ist das da wirklich anders.
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Krankheiten kann man über die Ursache oder über die Symptome therapieren. Um bei der Warze zu bleiben, über eine Medikament des den Virus tötet (Ursache) . Oder das die Hornschicht (Symptom) auflöst.
Man man in Psychotherapie an der Ursache Kindheit arbeiten.
Man kann auch am Symptom, dem Verhalten direkt arbeiten. Das wird bei sehr vielen Störungen gemacht. Es wird garnicht auf die Ursache eingegangen.
Ob das sinnvoll ist, hängt von der Diagnose ab.
Und, es gibt Störungen bei der beide Vorgehensweise geeignet sind und manchmal sogar kombiniert werden.
Man man in Psychotherapie an der Ursache Kindheit arbeiten.
Man kann auch am Symptom, dem Verhalten direkt arbeiten. Das wird bei sehr vielen Störungen gemacht. Es wird garnicht auf die Ursache eingegangen.
Ob das sinnvoll ist, hängt von der Diagnose ab.
Und, es gibt Störungen bei der beide Vorgehensweise geeignet sind und manchmal sogar kombiniert werden.
Liebe Grüße
Lockenkopf
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