Postkarte von Psychotherapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Speechless
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Beitrag So., 15.01.2017, 11:18

mio hat geschrieben:Bestimmt weil sie so böse böse böse ist.

Das allein reicht ja schon als Grund sich derart aufzuregen.
Dir reicht es ja sogar dafür, sich derart darüber aufzuregen, dass andere Leute sich darüber aufregen

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mio
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Beitrag So., 15.01.2017, 14:46

Speechless hat geschrieben:Dir reicht es ja sogar dafür, sich derart darüber aufzuregen, dass andere Leute sich darüber aufregen
Weil ich es nicht mag, wenn eine Situation die zwar unangenehm aber kein Weltuntergang ist auch noch hochgekocht wird. Hier wird aus einem kleinen Verstoss ein schwerwiegendes Verbrechen gemacht und dabei werden die Fakten aus den Augen verloren die da sind: Es ist nichts schlimmes passiert. Einzig die Mutter hat ein wenig seltsam geschaut bei der Übergabe der Karte.


Jenny Doe
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Beitrag So., 15.01.2017, 15:35

Sag mal Mio, wieso kannst du es nicht dem Betroffene selbst überlassen selbst zu beurteilen, wie schwerwiegend für ihn etwas ist?
Postkarte hat ihrer Mutter - und ihrer Familie - nicht erzählen wollen, dass sie in Therapie ist. Das nicht zu wollen und nicht zu tun, ist ihr gutes Recht. Nicht jeder geht damit hausieren, dass man in Therapie ist. Wenn Postkarte nicht mit ihrer Mutter über ihre Therapie reden will, dann wird das gewiss einen Grund haben.
Es mag für dich kein Problem sein, wenn Deine Mutter von Deiner Therapeutin von Deiner Therapie erfahren würde. Aber für Postkarte ist es ein Problem. Es mag in Deinen Augen ein harmloses Problem sein. Für Postkarte ist es ein schwerwiegendes Problem, ... ein doppelt schwerwiegendes Problem. Denn zum einen weiß ihre Mutter jetzt das, was Postkarte ihr nicht sagen wollte. Und zum anderen weiß sie es durch eine Person, der Postkarte vertraut hat, zumindest was die Schweigepflicht angeht.
Durch das Verhalten der Therapeutin ist Postkarte jetzt in eine ungute Situation gekommen.
Postkarte jetzt die Schuld dafür zu geben, dass ihre Therapeutin ihr eine offene Postkarte schicken musste, finde ich daneben. Auch wenn ein Klient nicht auf Anrufe der Therapreutin reagiert, ist das noch kein Grund dem Klienten eine offene Postkarte zu schicken, die der Briefträger, die Mutter, ... alle lesen können. Die Therapeutin hätte die schweigepflicht wahren müssen und Postkarte einen verschlossenen Brief schicken "müssen". Die Therapeutin hätte alternativ auch einfach akzeptieren können, dass ein Klient, der sich nicht mehr meldet und nicht auf Anrufe reagiert, offensichtlich kein Interesse mehr an einer Therapie hat.
Wenn meine Therapeutin mir Post geschickt hat, dann stets in einem neutralen Briefumschlag, ohne Absender. Dafür war ich sehr dankbar, da ich lange Zeit in einem Haus wohnte, in dem es nur ein Gemeinschaftsbriefkasten gab, jeder die Post des anderen in die Hände bekam und die Post offen auf dem Tisch rumlag. Sowas gehört unter Schweigepflicht des Therapeuten. Auch wenn es für Dich alles kein Problem ist, die Therapeutin hat gegen die Schweigepflicht verstoßen und Postkarte damit in eine unschöne Situation gebracht.
Akzeptier doch einfach mal, dass andere Menschen die Dinge anders wahrnehmen als du.

Postkarte, blöde Situation. Du hast jetzt viele Möglichkeiten mit der situation umzugehen. Du kannst mit Deiner Mutter reden oder ihr sagen, dass du darüber nicht reden möchtest. Du kannst der Therapeutin eine Rückmeldung über ihr Verhalten geben, Du kannst Klage gegen sie einreichen, du kannst es ruhen lassen. Überleg Dir welchen Weg Du einschlagen möchtest, was für dich das stimmigste ist.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


mio
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Beitrag So., 15.01.2017, 15:39

Jenny Doe hat geschrieben:Akzeptier doch einfach mal, dass andere Menschen die Dinge anders wahrnehmen als du.
Ich akzeptiere das. Ich werde aber nicht sagen: Das ist gut und normal, dass Du damit so ein großes Problem hast. Denn das ist es nicht sondern es behindert einen bei der Lebensführung wenn man sich von den Reaktionen anderer so stark beeinflussen lässt. Da ist eine Baustelle und die liegt nicht im Fehlverhalten der Thera begründet. Dieses macht sie nur deutlich.

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Speechless
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Beitrag So., 15.01.2017, 15:46

Danke Jenny! Dass einem hier oft die Gefühle abgesprochen werden sollen ist einfach daneben


Speechless
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Beitrag So., 15.01.2017, 15:48

Alles was für Mio kein Problem ist und wo sie anderer Meinung ist ist dann automatisch immer ein pathologisch Problem der anderen. Und das auch noch bei einem eindeutigen Straftatbestand.
Zuletzt geändert von Speechless am So., 15.01.2017, 15:50, insgesamt 1-mal geändert.


mio
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Beitrag So., 15.01.2017, 15:49

Speechless hat geschrieben:Alles was für Mio kein Problem ist und wo sie anderer Meinung ist ist dann automatisch immer ein pathologisch Problem der anderen.
Schön, was Du so alles weisst.


Landkärtchen
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Beitrag So., 15.01.2017, 15:50

Aber mio, genau das ist doch das Fatale, dass die Threaderöffnerin kein Vertrauen zu ihrer Mutter hat.

Da macht die Therapeutin einen groben,, fahrlässigen Fehler und nun werden die daraus resultierenden Probleme auf die Threaderöffnerin verschoben. Entweder indem gesagt wird "ist doch alles nicht so schlimm, ist ja (fast) nichts passiert", oder "du hättest konkreter mit der Therapeutin kommunizieren müssen".
Ich finde das Verhalten der Therapeutin erschreckend.
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh


Jenny Doe
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Beitrag So., 15.01.2017, 15:54

Hallo Mio
Da ist eine Baustelle und die liegt nicht im Fehlverhalten der Thera begründet
Die Tatsache, dass jemand in psychotherapeutischer Behandlung ist gehört zur Schweigepflicht eines Therapeuten.
(...)
Zu 3: Grundsätzlich
geht die Schweigepflicht des § 7 BO weiter als die Verpflichtungen nach § 203 StGB („Verletzung von Privatgeheimnissen“). Hinsichtlich folgender patientenbezogener Inhalte und Sachen gilt:
a. auf die Behandlung bezogen: -
die Tatsache der Behandlung
(...)
http://www.bptk.de/fileadmin/user_uploa ... schuss.pdf

Unabhängig davon, Postkarte hat ein Problem, das nicht dadurch gelöst wird, dass Du erzählst, womit Du alles kein Problem hast.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


mio
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Beitrag So., 15.01.2017, 15:58

Landkärtchen hat geschrieben:Aber mio, genau das ist doch das Fatale, dass die Threaderöffnerin kein Vertrauen zu ihrer Mutter hat.
Ich sehe das Problem eher dahingehend, dass kein Vertrauen in sich selbst vorliegt. Andere Menschen werden niemals so "sicher" sein können, dass sie einem das eigene Selbstvertrauen ersetzen können. Da ist eben die Baustelle die offen ist und die bearbeitet werden sollte. Entweder via Therapie oder im Alltag.

Und dazu gehört auch sich im Konfliktfalle auseinandersetzen zu können und zwar erstmal direkt. Wenn direkt nicht funktioniert, dann kann ja immer noch auf externe Stellen zugegriffen werden, aber von vornherein immer nur "auszuweichen" ist nicht zielführend.

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MelodySun
Helferlein
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Beitrag So., 15.01.2017, 16:00

mio hat geschrieben:
Jenny Doe hat geschrieben:Akzeptier doch einfach mal, dass andere Menschen die Dinge anders wahrnehmen als du.
Ich akzeptiere das. Ich werde aber nicht sagen: Das ist gut und normal, dass Du damit so ein großes Problem hast. Denn das ist es nicht sondern es behindert einen bei der Lebensführung wenn man sich von den Reaktionen anderer so stark beeinflussen lässt. Da ist eine Baustelle und die liegt nicht im Fehlverhalten der Thera begründet. Dieses macht sie nur deutlich.
Inwiefern hat sie sich in ihrer Lebensführung beeinflussen lassen durch die Reaktion ihrer Mutter? Ist sie irgendwo untergeschlüpft? Hat sie sich aus allen sozialen Netzwerken gelöscht? Meidet sie ihr normalen Alltag? All das wäre tatsächlich sich in seiner Lebensführung beeinflussen lassen. Aber die TE hat lediglich sich hier im Forum angemeldet und uns von dem Vorfall geschildert, da sie mit dem Fehlverhalten der Therapeutin negative Gefühle verbindet wie beispielsweise Wut (aufgrund der Schweigepflichtsverletzung, obwohl sie wusste, dass nichts an die Adresse), Trauer (da eine Vertrauensperson sie bloßgestellt hat) [...]
Wieso sollte in diesem Verhalten eine Baustelle liegen? Die TE hat einfach nur auf das Verhalten der Thera negative Gefühle verspürt. Das ist wohl das normalste der Welt. Wir sind keine Maschinen, sondern Menschen MIT Gefühlen und es ist okay und sogar GUT auch negative Gefühle zu spüren. Es ist auch okay, dass die TE nicht möchte, dass zB gewisse Dinge andere Menschen erfahren. Auch das ist das Recht der TE und keine Baustelle. Als es nun doch geschehen ist, hat die TE mit negativen Gefühlen darauf reagiert, was ich super normal finde und kein Grund zur Besorgnis. Ich lese auch in keinem Satz der TE, dass das ein kompletter Weltuntergang für sie ist und dass sie nun keinen Sinn mehr sieht und ihr Leben aus den Bahnen gerät..

Ich glaube eher, dass du ein Problem damit hast Gefühle zuzulassen. Nicht alles, worauf ein negatives Gefühl folgt, ist eine Baustelle die behandelt werden muss. Es ist sogar gut und das unterscheidet uns von einem Roboter.
You don't know how it feels...


Speechless
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Beiträge: 992

Beitrag So., 15.01.2017, 16:05

Manche Menschen denken glaube ich, allein aufgrund der Tatsache, dass jemand in Therapie ist, kann der Fehler grundsätzlich immer nur im Verhalten des Patienten liegen und nie in der Person des Gegenübers. Ist halt ziemlich unreflektiert, denn jeder gute Therapeut wird als Mensch auch in der Lage sein, Fehler zu machen und diese im besten Fall auch zugeben zu können.

Wenn Fehler der Therapeutin sogar noch bei einer Straftat angezweifelt werden, braucht man nicht mehr weiter zu diskutieren, ich zumindest nicht. Da spricht man einfach auf komplett unterschiedlichen Ebenen


kaja
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Beitrag So., 15.01.2017, 17:36

Und die Mutter will keiner verklagen weil sie das Postgeheimnis verletzt hat ?

Unabhängig davon :
Wenn mir mein Privatleben wichtig ist, sorge ich dafür das meine Post auch nur bei mir landet und nicht bei einer Mutter der ich eh nicht vertraue. Auch WGs haben einen Briefkasten und wenn es da auch nicht landen soll nimmt man sich halt ein Postfach.
After all this time ? Always.

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Thread-EröffnerIn
postkarte
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Beitrag So., 15.01.2017, 19:26

huiiii da schaut man mal einen Tag nicht hier rein und hier entwickelt sich ein richtiges Eigenleben :D

Ich hätte Lust, mich gar nicht mehr groß einzumischen, aber dann wird mir bloß wieder vermeidendes Verhalten zugesprochen Außerdem finde ich es überhaupt sehr nett, dass sich manche Menschen hier wirklich Mühe gegeben haben.

@MelodySun, @speechless und @JennyDoe: dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen, danke für euer Verständnis und eure Offenheit. Ihr trefft genau die Dinge auf den Punkt, die ich sonst auch gesagt hätte.

@lisbeth: ja, ich hatte vor mich bei der Therapeutin zu melden und ihr zu sagen, dass ich das absolut nicht in Ordnung finde.

@Lockenkopf, @Landkärtchen: ja genau! Danke euch!

@mio: allein schon der Nick ist bezeichnend für dich? Da musste ich fast lachen. Das war das erste, das mir eingefallen ist, als ich mich wegen der Postkarte meiner Therapeutin angemeldet habe. Aber sicher, auch da kann man etwas reininterpretieren
Ich nehme mir nicht "einen Blick" zu Herzen, aber im Gegensatz zu dir kenne ich die Konsequenzen dieses "Blicks".
Dann finde ich es sehr spannend, dass du "tiefergreifende" Probleme erkennst, aus den ca. 3 Posts von mir davor. Wow! Am besten spare ich mir jegliche zukünftige Therapien und lasse mich online analysieren :D
"Es ist ja faktisch nichts passiert, außer dass ihre Mutter nun weiss: Mein Kind war in psychotherapeutischer Behandlung. Voll schlimm" --> hier könntest du doch bitte die Bewertung der Schwere der Situation mir selbst überlassen. Es freut mich für dich, dass so etwas in deiner Familie kein Problem wäre!
Was das Stigma angeht, das ist etwas, was meiner Meinung nach keiner der Beitragenden hier verstärkt. Alle die hier angemeldet sind wissen denke ich, dass es keinen Grund für eine Stigmatisierung gibt. Dass man sich dessen bewusst ist, dass andere Menschen vielleicht nicht so denken, und man deswegen nicht so offen, wie man über andere Dinge redet, mit fremden Menschen darüber spricht, ist keine Verstärkung der Stigmatisierung, sondern etwas das jedem selbst überlassen ist.
"Ich habe solche Situationen schon erlebt und überlebt. Auch wenn Du Dir das vielleicht nicht vorstellen kannst bisher."
Ich habe keinen Zweifel daran, dass ich diese Situation überleben werde. Ich habe gestern Abend noch mit meinem Freund darüber gesprochen, und dann bis ich mich hier eingeloggt habe nicht mehr drüber nachgedacht. Das ganze stört mich prinzpiell schon noch sehr, allerdings habe ich genug andere erfüllende Dinge in meinem Leben statt meiner Familie, um diese ein wenig ausblenden zu können.
Und was das nicht vorliegende Vertrauen in mich selbst angeht, da muss ich dir widersprechen, davon habe ich genug. Aber woher sollst du das auch wissen, ohne mich zu kennen

@kaja: dass meine Mutter den Brief gelesen hat finde ich natürlich auch nicht in Ordnung
Wenn ich meiner Therapeutin sage, dass nichts bei meiner Mutter landen soll, dann muss ich mich darauf verlassen können und nicht extra ein Postfach nehmen.



Sooo ich bin raus für heute, einen schönen Abend allen


mio
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weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag So., 15.01.2017, 19:33

postkarte hat geschrieben: Und was das nicht vorliegende Vertrauen in mich selbst angeht, da muss ich dir widersprechen, davon habe ich genug. Aber woher sollst du das auch wissen, ohne mich zu kennen
Nun, Du hast es selbst geschrieben:
postkarte hat geschrieben:wollte ich sie beenden. Ich habe mich nicht getraut zu sagen, dass die Therapie mir nichts bringt, also habe ich es auf die Arbeit geschoben
Aber lassen wir es. Es läuft eh immer gleich ab.

Ich wünsche Dir dass Du den Weg findest, der für Dich am Besten ist langfristig.

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