Sinn von Erstgesprächen

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.

isabe
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 11:24

"Wählerisch sein" bzw. "auswählen" sind m.E. auch die falschen Vokabeln. Natürlich ENTSCHEIDET der Therapeut (wie auch der Patient), ob er mit demjenigen arbeiten kann oder mag. Aber eben nicht so wie bei einem Casting oder bei einem Bewerbungsverfahren, dass man zehn Leute antanzen lässt und dann aus dieser Bewerberliste einen auswählt.

Kann sein, dass montags einer nachfragt ("ich suche einen Therapeuten") und er absagt und am Dienstag fragt jemand ein bisschen dringlicher ("ich brauche dringend Hilfe") und er bietet ein Gespräch an. Kann auch umgekehrt sein, dass er dem dringenden Fall absagt, weil er selbst akut nicht so viel Potenziel zum Einspringen hat, und dass er dem nicht so dringenden zusagt und ihm einen Platz für in drei Monaten anbietet. Kann sein, dass er gerade nur Luft für einen Patienten hat, von dem er meint, er wird mit ihm nach 25h fertig sein; kann sein, dass gerade ein Patient mit einer vierstündigen Therapie abgesprungen ist und er jemanden für langfristig sucht. Kann sein, dass er gerade Stress hat mit lauter verliebten 35jährigen Damen und sich daher freut, mal einen 55jährigen Herren sprechen zu können. Und so weiter.

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stern
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 12:19

Jeder Therapeut wird seine Kriterien haben, die ein Zusage oder Absage wahrscheinlicher machen. Kein Therapeut kann mit jedem Patient und jeder Problematik. Und wenn bei einem Therapeuten in der Woche 5-10 Mal das Telefon klingt (und selbst bei 1x) kann ein Therapeut durchaus wählerisch sein. Gerade wenn jeder Patient einen Platz braucht: Denn egal für wenn er sich entscheidet, kann er den Rest, der ebenfalls Bedarf hat, nicht nehmen. Ich halte es für eine Illusion, dass jeder der Therapeut unter denen, die ALLE bedürftig sind, einen Reihenfolge aufstellt, wer es sozusagen der Berechtigste und den Berechtigten ist. Und es ist ein Konkurrenzsituation, da bei einem freien Platz umso mehr Therapieanwärter auf der Mappe stehen. Und man wird sozusagen begutachtet... natürlich auch, wie man auftritt. Und hier wird jeder Therapeut seine Kriterien haben... und manchen ist vielleicht auch Sympathie sehr wichtig (als Patient würde ich zu keinem gehen, der mir unsympathisch ist). Bei einem Casting sind die Kriterien dann evtl. mehr Kompentenz für eine Rolle vorhanden sind, das Aussehen passt, usw. Dass die Kriterien sind, ob jemand sexy, intelligent und möglichst schutzbedürftig ist, schrieb ich nirgendwo... aber dass ich annehme, dass jeder eigene Kriterien hat. Und eben: Wenn jemand vorwiegend Frauen hat, hat er vielleicht aktuell eine Präferenz den 55jährigen Herren den Vorzug geben. Aber es wird Präferenzen geben...
Liebe Grüße
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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 14:25

In der Praxis in der ich arbeite läuft das so, das es dringende Fälle gibt welche bevorzugt berücksichtigt werden, wenn sich eine Lücke im Kalender auftut. An sonsten bekommt derjenige eine Change der sich zufällig meldet, wenn eine Lücke erkennbar ist.
Aus entsprechenden Berichten von Psychotherapeuten weis ich, das es die Mehrheit dieser es genau so hält.
Langfriste Wartlisten sind in der Regel nur imaginär.
Und ob die Chemie passt oder nicht, merkt man ja in den probatorischen Sitzungen. "Ich prüfe ob ich mit Ihnen arbeiten kann." hat mir mal eine Psychotherapeutin gesagt. Ich habe genau das selbe getan und bin bei ihr zu dem Schluss gekommen, ich kann nicht.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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saffiatou
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 14:32

Mensch, Lockenkopf, bist Du doch Psychotherapeutin? Weil darum geht es hier im Thread um das Erstgespräch bei PSYCHO Therapeuten!
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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 15:10

saffiatou hat geschrieben:Mensch, Lockenkopf, bist Du doch Psychotherapeutin? Weil darum geht es hier im Thread um das Erstgespräch bei PSYCHO Therapeuten!
Aus entsprechenden Berichten von Psychotherapeuten weis ich, das es die Mehrheit dieser es genau so hält.
Liebe Grüße
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pandas
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 15:37

Lockenkopf hat geschrieben:In der Praxis in der ich arbeite läuft das so, das es dringende Fälle gibt welche bevorzugt berücksichtigt werden, wenn sich eine Lücke im Kalender auftut.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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stern
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 16:06

Jeder Patient, der krank ist, ist dringlich. Nur weil es zu wenig Plätze gibt (daher die Wartezeiten... die Kassen sehen das anders) macht das andere Patienten nicht weniger dringlich, sondern diese schauen höchstens in die Röhre, obwohl ein Platz ebenfalls benötigt wird. Und nicht erst in Monaten. Die genannten Wartezeiten halte ich für üblich... geschlossen aus dem, was an Wartezeiten mitunter diskutiert wird. Umso mehr bin ich erstaunt, dass ich bisher nie entsprechende Probleme hatte, d.h. nicht wirklich viele Therapeuten abklappern musste und trotzdem recht zeitnah fündig wurde.
Liebe Grüße
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entropie
sporadischer Gast
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 16:11

hallo zusammen ,
vielleicht habe ich es überlesen, aber für welche Therapieform suchst du deinen Therapeuten statue ?
Ich könnte mir vorstellen, dass es vielleicht einfacher ist einen Platz für eine VT zu bekommen, weil sie halt nicht so viele Stunden umfasst und dementsprechend schneller Plätze frei werden.

Ich wohne in einer (ostdeutschen) Großstadt und bei mir war es diesen Sommer so, dass mein Hausarzt meinte "fangen Sie an zu telefonieren, Sie müssen mit mind. 3 Monaten Wartezeit rechnen".
Tatsächlich habe ich dann aber nur 5x bei 2 Therapeuten angewählt und hatte direkt 2 zeitnahe Termine für Erstgespräche (ohne, dass ich erwähnt hätte um was es geht). Bei dem einen in der selben Woche noch, bei dem anderen 1 Woche später. Ich hätte nach den Probesitzungen bei beiden die Therapie anfangen können und hatte nicht das Gefühl, dass sie nur Termine frei haben, weil sie so unkompetent und schrecklich sind .

Ein paar Wochen später hat sich eine gute Freundin von mir ebenfalls auf Therapeutensuche begeben - sie musste sehr viel mehr telefonieren, hat dann aber ebenfalls zeitnahe Termine bei diesen 2 Therapeuten bekommen. Es passte nicht und nach den Probesitzungen hat sie weitertelefoniert - und wieder 2 Termine bei 2 Therapeutinnen bekommen - auch da existiert keine Warteliste.

Ich will damit nur sagen: lass dich nicht entmutigen, es geht auch anders und Großstadt muss kein Hindernis sein ! Vielleicht hast du in der Stadt auch eher die Chance einen Therapieplatz zu finden, ohne dass du 1h und länger fahren musst.


Sunna
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 17:45

Hallo,

ich denke, das Erstgespräch dient vor allem dazu zu schauen, ob man zueinander passt und zwar sowohl vom Problem/Kompetenz-Aspekt als auch von der Methode innerhalb einer Richtung her. Ich habe gerade zwei Erstgespräche hinter mir (TfP), die extrem unterschiedlich waren, durch die ich aber zwei Methoden kennenlernen durfte.

Die erste Therapeutin hat sehr viel und genau gefragt und mich teilweise sogar unterbrochen. Sie meinte selbst, dass sie im Gegensatz zu anderen viel rede. Nach nicht einmal 30 Minuten waren wir fertig - mit positivem Ergebnis.
Die zweite Therapeutin war schon fast das Gegenteil. Die ersten 20 Minuten schaute sie mich nicht einmal an. Das änderte sich erst, als für sie wohl klar war, dass sie mir keinen Platz anbietet. Da wurde sie zu einem normalen Menschen, der mich ansah, viel lächelte und mit mir redete, mich allerdings auch zur Verhaltenstherapie schickte. Sie stellte wenige und eher offene Fragen und hakte wenig nach, so dass ich bei ihr auf jeden Fall viel von mir aus hätte erzählen müssen.

Eigentlich habe ich eher Probleme mit Frauen des ersten Typs, aber in diesem Fall macht mir der Gedanke, die erste Therapeutin auf Abstand zu halten, viel weniger Angst als die Befürchtung, nie zumindest eine gewisse Nähe zur zweiten herstellen zu können, weswegen ich nun mit einem guten Gefühl die erste akzeptieren kann. Für mich haben die Erstgespräche also sehr viel Sinn gemacht.

Wie sehr das mit Wartelisten varriert, ist schon faszinierend. Zwischen "kommen Sie nächste Woche" und "1-1 1/2 Jahren Wartezeit" gab es viele Variationen. Allerdings hatte ich auch das subjektive Gefühl, dass vor allem Therapeuten mit spezieller Traumaausbildung und/oder mit größerer Internetpräsenz ausgebuchter sind.

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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 19:59

stern hat geschrieben:Jeder Patient, der krank ist, ist dringlich. Nur weil es zu wenig Plätze gibt (daher die Wartezeiten... die Kassen sehen das anders) macht das andere Patienten nicht weniger dringlich, sondern diese schauen höchstens in die Röhre, obwohl ein Platz ebenfalls benötigt wird. Und nicht erst in Monaten. Die genannten Wartezeiten halte ich für üblich... geschlossen aus dem, was an Wartezeiten mitunter diskutiert wird.
Es gibt dingliche Fälle welche sich selber vorstellen. Und es gibt dringliche Fälle welche von einem Arzt oder Bekannten oder Verwandten es Th. vermittelt werden, sogenanntes Vitamin B. Und die letzt genannten haben Vorrang. So was kommt regelmäßig in der Praxis in welcher ich arbeite vor.
Und ich habe das selber letzte Woche so mit einer meiner Pat. gemacht. Die Pat. hatte eine Termin in 8 Wochen bekommen. Nach meinem Anruf in der Praxis hat sie jetzt Dienstag einen Termin.
Liebe Grüße
Lockenkopf


isabe
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 20:03

Nur mit dem Unterschied, dass Vitamin B gerade bei Therapeuten NICHT praktiziert wird.

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Beitrag Sa., 26.11.2016, 20:17

isabe hat geschrieben:Nur mit dem Unterschied, dass Vitamin B gerade bei Therapeuten NICHT praktiziert wird.
Ich bin Therapeutin. Es wird praktiziert. Ich kenne genug Beispiel aus den eigenen Bereich, und auch aus dem Psychotherapeutischen Bereich.
Liebe Grüße
Lockenkopf


isabe
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 20:18

Nein, du bist keine Therapeutin.


isabe
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 20:21

Das ist eine einfache sprachliche Frage: In diesem Forum wird "Therapeut" als Synomym verwendet für "Psychotherapeut", und zwar deshalb, weil das letzte Wort zu lang wäre, um es ständig auszuschreiben, und v.a., weil jeder weiß, dass es sich um Psychotherapeuten und nicht um Ergotherapeuten handelt. Sollte es eine Polyvalenz geben, würde man es ausschreiben, um das Verständnis zu ermöglichen.

Das ist so, als wenn jemand, der jemandes Schwester ist, sich in einem Medizinforum anmeldet und dort sagt, er sei "Schwester".

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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 26.11.2016, 20:27

isabe hat geschrieben:Nein, du bist keine Therapeutin.
Stimmt sogar, Ich bin nicht mehr Physiotherapeutin, sondern mittlerweile Heilpraktikerin (Physiotherapie).

Therapeut ist jemand der Kranke therapiert.
Und Therapeuten tragen diese Bezeichnung oft, aber nicht immer, in ihrer Berufsbezeichnung.
Und da ich nun mal eine therapeutischen Beruf erlernt habe und diesen ausübe bin ich Therapeutin, ganz gleich ob dir das nun passt oder nicht.
Und mein aktuelle Berufsbezeichnung sagt einfach nur aus, das ich diese Tätigkeit auch ohne Ärztliche Verordnung ausüben darf.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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