isabe hat geschrieben:Es gibt ja entsprechende Literatur, eben gerade WEIL es so selten nun auch nicht ist. Das ist ein Problem, das sich einstellen kann, und mit diesem Problem muss genauso ein Umgang gefunden werden wie mit anderen Problemen auch.
Weil Du entsprechende Literatur ansprichst: Dr. med. Mathias Hirsch, Psychoanalytiker, hat sich öffentlich dazu bekannt sich in eine Patientin heftig verliebt zu haben und ging auch davon aus, dass diese das bemerkte. Er äußerte sich so, dass die Patientin die Liebeskrankheit ihres Therapeuten erkennt und abwarten kann, bis diese vorbei ist oder so ähnlich.
Ich gehe schon davon aus, dass man das spüren kann.
Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass man in einen Liebeswahn verfallen kann und sich einbildet, dass sich da jemand verliebt hat.
Das alleinige Überziehen der Stunden sagt meiner Meinung nach eher aus, dass der Therapeut Probleme damit hat sich abzugrenzen und Schluss zu machen.
Kommen allerdings noch andere Sachen dazu wie Komplimente, dass der Therapeut vermittelt, immer für einen da zu sein etc.
Ein Patient merkt nicht wirklich unbedingt, was im Analytiker vorgeht; schließlich kann auch alles eine "Reaktionsbildung" sein, sprich: Wenn Stunden überzogen werden, muss das nicht heißen, dass derjenige verliebt ist; es könnte sogar das Gegenteil der Fall sein (und umgekehrt) usw. Außerdem gibt es in therapeutischen Beziehungen noch sehr viel mehr Facetten im Gefühlsleben zwischen den beiden als die Frage nach der Liebe Es kann auch Angst geben, Verwirrung, Ablehnung, Mitgefühl, Schmerzen, Schwindel, Ungeduld, Ekel, Neugier, Lust, Aggression usw. Und nun stelle man sich vor, der Patient würde das spüren...
Oh doch, ich glaube, dass Patienten sehr viel spüren können.
Wie Therapeuten eben auch können.
Was Tatsache ist, das lässt sich nur im ehrlichen Gespräch klären.
Mein Ex-Therapeut reagierte sehr verknallt und ich habe das nicht ernst genommen und es sublimiert.
Dabei war es tatsächlich so, dass er mit mir ins Bett wollte.
Ich kann nur davor warnen, sich einzubilden, der Therapeut sei verliebt, wenn sich irgendwas "komisch" anfühlt. Denn selbst wenn der Fall eintreten kann, ist er nicht die wahrscheinlichste Möglichkeit, und was noch schlimmer ist: Es bindet beim Patienten so viel Energie, weil der gezwungen ist, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Und damit fehlt die Energie dem Patienten, bei seinen eigenen Themen zu bleiben. Deshalb sollte der Patient davon nichts wissen - und ja: man KANN es verbergen
Wenn sich etwas komisch anfühlt, dann ist wohl etwas komisch.
Narzisstische, sehr auf sich bezogene Therapeuten, die sich in der Retterrolle sehen, die vermitteln auch, dass sie doch so sehr zugewandt sind und die ziehen dann die Energie vom Patienten ab.
Da passt dann was beim Therapeuten nicht.
Ja, man kann es versuchen zu verbergen.
Wenn man sich 2 bis 3 x die Woche begegnet in einer intensiven therapeutischen Begegnung mit der dazugehörigen Intimität.
Da kannst meiner Meinung nach wenig verbergen bei beiden Seiten.