Psychoanalyse - Angst vor therapeutischer Nähe/Abhängigkeit

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 20:48

isabe hat geschrieben: Du gehst ja hin, damit er dir hilft, dich zu verstehen.
Das mag deine Motivation zur Psychotherapie sein. Meine war es nie und wird es auch nie sein.
Mir geht es bei Psychotherapie ausschließlich um Problembeseitigung.


Wenn er über dich nie mehr "ahnen" würde als du selbst, wäre die Analyse vollkommen sinnlos. Es kann also sein, dass ein Patient selbst gar nicht weiß, dass ER es ist, der angespannt ist. Dass sich aber die Anspannung des Pat. auf den Th. überträgt und er sie fühlt - und dann wiederum analysiert, ob es SEIN Gefühl ist (schlecht geschlafen, Ärger über dich oder jemand anders) oder ob es DEIN Gefühl ist.
Das ist korrekt und gilt nicht nur für Psychotherapeuten.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Alyssa
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 20:53

Lockenkopf: Wie willst du (deine) Probleme beseitigen, wenn du dich nicht verstehen lernen willst?

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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 21:13

Alyssa hat geschrieben:Lockenkopf: Wie willst du (deine) Probleme beseitigen, wenn du dich nicht verstehen lernen willst?
Das lösen der Probleme geht über das verstehen, auch bei mir, das ist richtig. Das Verstehen interessiert mich aber ein feuchten Kehricht, es ist für mich nur Mittel zum Zweck.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Solage
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 21:59

Prinzessin27 hat geschrieben:Außerdem glaube ich jetzt schon zu wissen wie es wird, wenn ich ihm sage, dass ich glaube, dass er sauer auf mich war. Dann wird er mich erst einmal fragen "Warum denken Sie denn, dass ich sauer auf Sie war?"...dann sage ich irgendwas und er endet mit einem "hm" oder er überrascht mich total (so wie letzte Stunde) und antwortet mir wirklich darauf? Da muss ich mir eben auch die Frage stellen, ob, wenn er antwortet, dass er wirklich sauer war oder sich geärgert hat, ob ich dann auch mit der (eventuell unangenehmen) Antwort leben kann???
Genau solche Antworten finde ich total platt. Dieses "analytische Bälle zurückwerfen: "Warum denken Sie, dass ich sauer auf Sie war? Oder so ein "hmm".
Da erübrigt sich für Dich schon die Frage, weil Du schon weißt was kommt....finde das saublöd.
Angenommen Dein Therapeut schlägt Dich, Du fragst ihn warum er Dich schlägt und er antwortet darauf: "Warum möchten Sie, dass ich Sie schlage.?" Jetzt überzogen dargestellt. Aber so ist das

Ich verlange auf meine Fragen eine klare Antwort wie: "Ja, ich war sauer, weil....oder nein, ich war nicht sauer".

Wenn er Dir wirklich darauf antwortet, finde ich das sehr gut. Wenn Dir die Antwort nicht passt, dann musst Du Dir seine Schuhe auch nicht anziehen. Das ist auch Therapie.

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Alyssa
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 22:08

Lockenkopf:
Danke für die Erklärung.
Liest sich ein wenig so, als wenn du den Sinn und die Wichtigkeit einer Therapie für dich zwar erkannt hast, das Eigentliche, was eine Therapie ausmacht - nämlich emotionales Verstehen und Aufarbeiten - gar nicht wirklich an dich heraranlässt bzw. heranlassen willst.

Prinzessa27:
Ich mache keine Analyse, aber mein Therapeut weiss/spürt oft solche Dinge vor mir. Ich finde das gelegentlich beängstigend. Und manchmal brauche ich auch ein paar Tage, um zu begreifen, was da in der Stunde dann überhaupt ablief, und dass es eigtl. von mir kam.
Bzgl. harter Ton: Kenne ich. Bei mir ist es meist so, dass ich den Ton nur im Augenblick des Geschehens als hart auffasse. Wenn ich dann zur Ruhe komme, die Stunde Revue passieren lasse, mir etwas Zeit gebe, stelle ich fest, dass der Ton gar nicht hart, sondern nur neutral bis kühl war.
Und ja, Therapeuten haben durch ihre Ausbildung gelernt, ein sehr feines Gespür für das Gegenüber zu entwickeln.
Gestik, Mimik, Körperhaltung, Blickrichtung/-intensität, generelles Verhalten, Sprache, Sprachfluss, Sprechart und -geschwindigkeit (alles Dinge, die man unbewusst macht) sind alles Indikatoren, die sie nutzen, um etwas vor dir zu spüren. Und wenn sie dich als Patienten schon länger kennen, dann brauchen sie dafür keine 5min mehr.

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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 22:23

Alyssa hat geschrieben:Lockenkopf:
Danke für die Erklärung.
Liest sich ein wenig so, als wenn du den Sinn und die Wichtigkeit einer Therapie für dich zwar erkannt hast, das Eigentliche, was eine Therapie ausmacht - nämlich emotionales Verstehen und Aufarbeiten - gar nicht wirklich an dich heraranlässt bzw. heranlassen willst.
Das verändern der Problemlage geht nur über das emotionale Verstehen.
Nur, ist für mich allein die tatsächliche Veränderung der Problemlage ein Erfolg. Und nicht der Weg dort hin.
Mir ist allein wichtig, mein Ziel zu erreichen. Das analysieren interessiert mich nicht.

Weshalb es mir auch ziemlich egal ist, welche Methode mein aktueller Psychotherapeut anwendet/vermittelt (z.B. Hypnose/Selbsthypnose, Diamond-Technik) solange das Ergebniss stimmt.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Fr., 18.11.2016, 22:32, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Solage
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 22:29

Mein Therapeut sagt, dass er nicht mehr über mich weiß als ich selber.
Der hat kein geheimes Wissen und keine Erkenntnisse über mich.
Er kann nur mit dem Material arbeiten, dass ich ihm zur Verfügung stelle.

Er kann vermuten, Angebote machen, deuten....Aber wie er immer wieder betont: Es gibt kein geheimes Wissen, er weiß nicht mehr über mich als ich selbst.
Ich muss gar nicht spüren und begreifen was er über mich denkt, meint.
Wenn es für mich passt, dann kann es gut sein, wenn nicht...dann passt es eben nicht!

Die Ausbildung alleine macht kein feines Gespür.
Das können Laien sogar besser entwickelt haben.

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass sich speziell Frauen da so einer Autorität unterordnen....


Alyssa
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 22:58

Solage hat geschrieben: Mein Therapeut sagt, dass er nicht mehr über mich weiß als ich selber.
Sicher nicht. Aber er kann Dinge, die du in dir trägst und noch nicht oder noch nicht deutlich spürst, schon vor dir spüren.
Solage hat geschrieben: Der hat kein geheimes Wissen und keine Erkenntnisse über mich.
Er kann nur mit dem Material arbeiten, dass ich ihm zur Verfügung stelle.
Das ist klar. Und du stellst ihm - so wie du ihm in der Stunde genübertrittst - eine verdammte Menge an Material zur Verfügung.
Solage hat geschrieben:Er kann vermuten, Angebote machen, deuten....Aber wie er immer wieder betont: Es gibt kein geheimes Wissen, er weiß nicht mehr über mich als ich selbst.
Nur ist bei dir dieses Wissen über dich selber evtl. noch vergraben und nicht bewusst genug worden.
Wehalb er dir mit seinem Vorab-Spüren helfen kann, da ranzukommen.
Solage hat geschrieben:Ich muss gar nicht spüren und begreifen was er über mich denkt, meint.
Darum geht es hier auch gar nicht.
Solage hat geschrieben:Wenn es für mich passt, dann kann es gut sein, wenn nicht...dann passt es eben nicht!
Darum auch nicht.
Solage hat geschrieben:Die Ausbildung alleine macht kein feines Gespür.
Nein, aber sie bildet die grundlegende Fähigkeit, Erspürtes überhaupt Erkennen und Benennen zu können, aus.
Solage hat geschrieben:Das können Laien sogar besser entwickelt haben.

Sieht man bei engen Freunden, langjährigen Paaren häufig.
Die Fähigkeit zum Spüren hat jeder.
Diese Fähigkeit aber auch fachmännisch nutzen können wohl eher nur Leute im Psychobereich.
Oder gute Lügner, professionelle Betrüger und Manipulatoren.
Solage hat geschrieben:Ich habe irgendwie das Gefühl, dass sich speziell Frauen da so einer Autorität unterordnen....
Welcher Autorität?


Lockenkopf:
Interessant. Eine Sichtweise, die ich nicht teile, aber akzeptiere.
Ich wünsche dir, dass deine Rechnung aufgeht, du ohne Umschweife genau die Ziele erreichst, die du dir gesetzt hast, und dass das Endergebnis genau das ist, welches du höchstwahrscheinlich schon vor Beginn der Therapie fest definiert hattest.

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Solage
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 23:10

Alyssa, da bin ich ganz weit weg von.
Nein, mein Therapeut kann gar nix vor mir spüren. Evtl. nur vermuten. So arbeitet er auch mit mir!
Alles Andere wäre Humbug.

Mit "Vorab-Spüren" arbeitet er gar nicht.
Neee, der sagt sehr deutlich, dass er da nicht sicher sein kann. Gott sei dank!

Empathie ist ein Geschenk, völlig unabhängig von der Ausbildung.
Man hat es, oder man hat es eben nicht.

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Solage
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 23:14

Ach ja, so ganz kroßkotzig mal,
ich spüre auch!

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Beitrag Fr., 18.11.2016, 23:15

Liebe Alyssa,

mein Psychotherapeut ist Analytiker. Und er schreibt auf seiner HP: 300 Sitzungen Analytische Psychotherapie durchführen und es ändert sich rein garnichts, darüber sei er hinaus.
Es geht meinem Psychotherapeuten bei seiner Arbeit um Veränderung der Problemstellung und damit liegen er und ich auf einer Linie.
Liebe Grüße
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 23:17

Solage hat geschrieben:
Empathie ist ein Geschenk, völlig unabhängig von der Ausbildung.
Man hat es, oder man hat es eben nicht.
Empathie läßt sich lernen, so wie jede andere Technik auch. Siehe Carl Rogers, Therapeutische Grundhaltung.

Aber, wenn die Empathie der Therapie ersetzen soll, sieht es düster aus.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Solage
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 23:20

Ich glaube nicht, dass sich echte Einfühlung erlernen lässt.
Entweder ich fühle mit, mich in den Schmerz ein oder ich tue nur so.
Dann ist es wohl Technik. Darauf geschiSSEN

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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 23:26

Das schreibst Du als Laie.
Google doch mal Carl Rogers, therapeutische Grundhaltung, wenn Du verstehen willst worum es geht.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Alyssa
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 23:57

Solage:
Soso. Deine letzten Einträgen zeugen von sehr viel Einfühlungsvermögen
Ich gaube, du verstehst unter spüren was anderes als ich. Auch ok.
Ich bin froh, dass mein Therapeut ein "Spürhund" ist.

Es geht hier auch nicht um Einfühlung im Sinne von "den anderen verstehen", "sich in seine Lage versetzen können" oder gar die immer wieder beschrieene Empathie.

Es geht um die Fähigkeit des Therapeuten, beim Patienten dem Patienten selber noch unbewusste Gefühle wahrzunehmen, sie aufzunehmen, und dem Patienten wiederzugeben, mit der Intention, dem Patienten zu helfen, an diese Gefühle ranzukommen (und über diese Gefühle letztendlich an die Kernprobematik). Das ist in meinen Augen eine Kunst, die nicht angeboren ist, sondern erlernt werden muss.


Lockenkopf:
Ganz schön grosskotzig, dein Analytiker
Wenigstens verspricht er nicht den absoluten Erfolg, sondern nur Veränderung (keine Veränderung in 300h wäre für ihn berufsmässig wohl auch ein Armutszeugnis).
Wenn ihr da auf einer Linie seid - sehr gut für dich!

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