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Fr., 16.09.2016, 10:22
Hallo, luftikus,
meine These ist ja (schrieb ich irgendwo in dem Forum auch schon mal), dass therapeutische Berufe unterschiedlich attraktiv für Männer und Frauen sind: Von Frauen wird auch heute noch erwartet, sie mögen sich kümmern. Frag mich nicht, wieso, aber schon bei Kindern zeigt sich, dass Mädchen quasi automatisch mütterliche Funktionen übernehmen, während Jungs immer noch für hausmeisterliche Tätigkeiten gemacht scheinen. Oft passiert das den Eltern ganz unbewusst: dass sie ihren Jungs eher zeigen, wie man etwas repariert, vielleicht auch weil's peinlich wäre, wenn dann der junge Mann irgendwann zugeben muss: Ich kann kein Loch bohren.
Also, Frauen kümmern sich. Manche gehen auch in die Forschung oder in sog. MINT-Berufe - ihnen stehen schon viele Dinge offen. Aber Sich-Kümmern ist eigentlich nie verkehrt... Ich kenne keinen Therapeuten, der nicht von mütterlichen oder väterlichen Eigenschaften spricht. Er meint damit: "die mütterliche Person kümmert sich" (das kann natürlich auch ein Mann übernehmen, aber dann ist der eben mütterlich;)).
Wenn ein Mann einen sozialen oder therapeutischen Beruf wählt, dann entspricht er damit nicht der "Norm" des Männlichen (autark, stark und immer alles im Griff habend), und man kann wohl davon ausgehen, dass er da nicht "einfach so" hineingeraten ist. Die Entscheidung für diesen Beruf bei Männern ist eine bewusste Hinwendung zum Weiblichen in ihnen. Aber dieses Weiblichsein ist dann positiv besetzt, denn natürlich wollen wir alle Therapeuten haben, die empathisch sind und fürsorglich. Nur übertreiben müssen sie es nicht; das Männliche in ihnen steht für Abgrenzung. Das garantiert sozusagen, dass niemand verschlungen wird. Ich weiß, das klingt jetzt strange, ist auch nicht von mir, sondern irgendwelche psychoanalytische Literatur (Mertens, glaube ich, kann mich aber auch irren). Dann hat der männliche Therapeut die Vorzüge beider Geschlechter vereint.
Wenn Frauen hingegen das Männliche übernehmen, dann - das ist meine subjektive Erfahrung - besteht die Gefahr, dass es zu extrem wird und sie es mit der Männlichkeit und Strenge übertreiben. Da bleibt dann zwar die Frau auf dem Papier eine Therapeutin oder Ärztin oder Lehrerin, aber ihre Haltung ist: "Ich darf mich nicht unterkriegen lassen!" - da wo der therapeutische Mann sich dem Patienten hinwendet, wendet diese Frau sich dann ab und wird als kalt empfunden.
Ich bin natürlich ganz sicher, dass es auch andere Therapeutinnen gibt! - nur kenne ich halt keine und - und das ist vielleicht das Problem - ich lege auch keinen Wert darauf, sie kennen zu lernen. Da ich selbst schon so feindselig auf Frauen reagiere (alles nonverbal, natürlich), ist es nicht verwunderlich, dass da selten gute Beziehungen entstehen.