Doktorspiele' traumatisierend ?

[Mitzi]

Das ist auch nur meine Wahrheit. Ich stelle es mir schrecklich vor wäre es mir passiert. Der Sprung von Doktorspiele zu Missbrauch fühlt sich für mich schlimm an, und schwer zu bewältigen. Niemand hat das Recht es zu benennen, nur du selbst.
Ich bin zum Psychiater gegangen und wollte einen Beweis für den Schaden. Ich war aber relativ unfähig seine Fragen zu beantworten. Ich wollte nur ein Urteil (von außen).

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[trotzallem]

übrigens danke für jeden Beitrag, auch wenn ich einiges als unbequem empfinde.
unterm strich merke ich, dass sich meine sichtweise wieder normalisiert

[trotzallem]

bevor ich in Therapie ging, habe ich wochenlang gegoogelt und dauernd bei hotlines angerufen. ich hatte mich nicht getraut eine Therapie in Anspruch zu nehmen. bei mir war es doch gar nicht schlimm. wir waren doch Geschwister und haben uns doch lieb. keine Gewalt. es war mir peinlich, wegen so einer Lappalie Hilfe zu holen

[mio]

aber bei den Reaktionen nehme ich eben doch ein massiv schlechtes Gewissen an

Leider ist es ein recht typisches Merkmal, dass gerade das "schlechte Gewissen" bei Tätern nicht vorhanden ist, denn dann müssten sie sich die Taten ja eingestehen. Dein Bruder also den Umstand, dass er etwas für Dich sehr schädliches und falsches getan hat und Deine Mutter den Umstand, dass die Familie nicht so "heil" ist wie sie das gerne hätte. Und auch ihr Versagen als Mutter. Deine Mutter und Dein Bruder decken sich also gegenseitig und glauben wahrscheinlich sogar selbst an das, was sie Dir erzählen.

Du bist in diesen Momenten sozusagen der "Störfaktor" des "stabilen (heilen) Systems", weil Du es ins Wanken bringst, mit Deinen Fragen und Erinnerungen. Das ist echt ne miese Position.

Hätten sie ein schlechtes Gewissen, würden sie sich bemühen Dir bei der Aufarbeitung des Erlebten zu helfen und Dich unterstützen, soweit es eben geht. Leider scheint es zu fehlen, was es für Dich natürlich umso schwerer macht, damit umzugehen, da Du heute wieder das erlebst, was Du bereits als Kind erlebt hast: Verleugnung und Zurückweisung, allein gelassen wirst mit dem, womit Du nicht zurecht kommst.

Außerdem bleibt so die "Schuld" gefühlt bei Dir, weil es keine "Anerkennung dessen was war" gibt.

Die Verantwortung für die Taten (Und es sind mehrere Taten! Nicht nur eine. Es gibt mindestens zwei Täter: Einen, der Dir direkt was angetan hat indem er Deine Körpergrenzen überschritten hat - Deinen Bruder, der jedoch selbst noch Kind war. Und einen Zweiten: Deine Mutter, die das Ganze gedeckt hat.) bleibt so weiterhin "offiziell" bei Dir, obwohl Du sie nicht hast. Inwieweit Dein Bruder als Kind da verantwortlich gemacht werden kann, finde ich persönlich ein wenig fragwürdig, da es die Aufgabe Deiner Eltern gewesen wäre, dafür zu sorgen, dass so etwas nicht passiert. Was natürlich an Deinen Gefühlen nichts ändert, denn er war ja der "direkte" Täter, wohingegen Deine Mutter nur die "indirekte" Täterin war. Nur hätte eben sie als Erwachsene die Verantwortung übernehmen müssen und einschreiten bzw. Euch beiden daraufhin Hilfe zukommen lassen müssen.

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[trotzallem]

meine Therapeutin sagte mal zu mir: lassen Sie doch mal den Zweifel weg. wie geht es Ihnen damit ?
und es war schrecklich. eine Lawine der Emotionen brach los. und anstatt dass ich mich erleichtert fühlte habe ich mich als Jammerlappen und heulsuse, Hypochonder gefühlt und innerlich beschimpft.

[mio]

anstatt dass ich mich erleichtert fühlte habe ich mich als Jammerlappen und heulsuse, Hypochonder gefühlt und innerlich beschimpft.

Kannst Du diese Gefühle dann mit ihr besprechen?

[trotzallem]

o-ton meiner mutter: wenn erwachsene sich da einmischen, machen die sowas nur viel schlimmer.

das hätte ich noch durchgehen lassen. sie hat es gut gemeint und wollte nichts dramatisieren, weil sie es vielleicht wirklich als harmlos empfand. andere zeit, kein internet usw.
und natürlich hatte mein Bruder keine Ahnung, was das für Spuren hinterlässt, da ich ja "mitgemacht" hab.
soweit so gut.
aber wenn ich heute meine Meinung dazu ändere, erwate ich in einer familie, dass man das ansprechen darf

[candle.]

Weißt du denn noch was du mit 10 Jahren erzählt hast? Das müßte dann doch deiner Wahrheitsfindung dienen.

Und heute mit den Eltern reden? Ich weiß nicht, so jung werden die ja auch nicht mehr sein?

candle

[trotzallem]

natürlich. aber es ändert ja leider nichts.
ihr sagt ja auch alle: Missbrauch, war schlimm, du trägst keine schuld usw.

deswegen nehme ich manchmal das beispiel fremdtäter. da kann ich das auf das Erlebnis beschränken.
aber meinen Bruder hab ich doch lieb. viele schöne Erinnerungen. meine mutter hat auch vieles richtig gemacht.
durch diese familienbande ist das wort
Missbrauch so schlimm

[candle.]

natürlich. aber es ändert ja leider nichts.
ihr sagt ja auch alle: Missbrauch, war schlimm, du trägst keine schuld usw.

deswegen nehme ich manchmal das beispiel fremdtäter. da kann ich das auf das Erlebnis beschränken.
aber meinen Bruder hab ich doch lieb. viele schöne Erinnerungen. meine mutter hat auch vieles richtig gemacht.
durch diese familienbande ist das wort
Missbrauch so schlimm

Ich denke hier eher, dass du über den vermeintlichen Inzest erschrocken bist als über einen Mißbrauch.

candle

[mio]

natürlich. aber es ändert ja leider nichts.

Sowas zu ändern braucht viel Zeit, leider. Deine Familie wirst Du nicht ändern können, so diese das nicht will.

Dein Gefühl hingegen kannst Du ändern, aber das ist ein langer anstrengender und mühsamer Weg. Das ist nicht fair, aber leider Tatsache.

[trotzallem]

ich weiss noch wo wir standen, dass es mir peinlich war und ich mich ein wenig grschämt hab weil wir SOWAS gemacht haben. ich weiss komischerweise nicht, was ich gesagt habe. aber ihre Antwort, meine Gefühle, dass die Sonne schien, dass ich sie bei der Gartenarbeit gestört hab. der entscheidende Moment wieder mal filmriss

[trotzallem]

@candle
nein. über den Inzest bin ich nicht erschrocken. der war immer Teil meines Lebens. aber dass es in Wirklichkeit ein handfester Missbrauch war und ich das nicht mal gemerkt habe , ist für mich unbegreiflich. eigentlich war ich immer stark, nicht auf den Mund gefallen. hab dafür gesorgt, dass ich nicht übersehen werde.
wie konnte mir das passieren, dass ich so eingewickelt wurde ????

[candle.]

@candle
nein. über den Inzest bin ich nicht erschrocken. der war immer Teil meines Lebens.

Wie bitte?

aber dass es in Wirklichkeit ein handfester Missbrauch war und ich das nicht mal gemerkt habe , ist für mich unbegreiflich. eigentlich war ich immer stark, nicht auf den Mund gefallen. hab dafür gesorgt, dass ich nicht übersehen werde.
wie konnte mir das passieren, dass ich so eingewickelt wurde ????

Naja, was ist denn da passiert als du Spermageruch in der Nase hattest? Irgendwas ist da ja passiert.
Mißbrauch oder nicht, kann ich wirklich nicht beurteilen! Ich weiß nur, wenn sich daraus kein negatives Gefühl ergibt, dass es dann möglicherweise kein Mißbrauch war.

Und auch, wenn das jetzt komisch klingt: Ich meine, dass man zu "unserer" Kindheitszeit nicht so weit war wie heute, das auch als Hinweis auf deinen Bruder, der vermutlich nicht so erwachsen war damals wie es heute Jugendliche sind.

candle

[mio]

wie konnte mir das passieren, dass ich so eingewickelt wurde ????

Du warst ein Kind. Dein Bruder wird eine Vertrauensperson für Dich gewesen sein. Du konntest unmöglich wissen, dass das schädlich für Dich ist und selbst wenn Du es gewusst hättest, dann hättest Du Dich vielleicht trotzdem nicht getraut Dich zu wehren, weil Du eben in dieses Familiensystem eingebunden und auch darauf angewiesen warst. Kinder wissen sehr bewusst/instinktiv, dass sie ihre Familie "brauchen" und sind aufgrund dessen oft zu Dingen bereit, die eigentlich gegen "ihrs" gehen.

Ein Kind kann noch nicht eigenständig beurteilen, was wirklich gut und richtig für es ist, das muss es erst lernen und es lernt es durch die Bezugspersonen. Leider kann es dabei auch "falsches" lernen.

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