Was braucht's für eine Änderung?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag So., 05.06.2016, 16:28

na ja, bei entsprechender Pflegestufe gibt es sicherlich auch noch stärker betreute Möglichkeiten... oder in einer Psychiatrie ist sicherlich auch immer jemand zur Stelle. Nur glaube ich, dass ein Zuviel auch Nachteile haben kann, was vllt. nicht unbedingt berücksichtigt wird. Damit meine ich nicht, dass individuelle Gegebenheiten nicht berücksichtigt werden sollen.
Liebe Grüße
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candle.
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Beitrag So., 05.06.2016, 16:35

stern hat geschrieben:na ja, bei entsprechender Pflegestufe gibt es sicherlich auch noch stärker betreute Möglichkeiten... oder in einer Psychiatrie ist sicherlich auch immer jemand zur Stelle.
Ich mache mir da nur Gedanken zu wie man z. B. eine Haushaltshilfe bekommt, was ja auch bei anderen Erkrankungen möglich ist. Bei Betreuungen mußt du letztlich auch wieder selber machen und wirst halt gut zugeredet.

Ist das verständlich?

Insofern kriege ich schon manchmal Hörner beim Thema Selbstverantwortung.

candle
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mio
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Beitrag So., 05.06.2016, 16:36

isabe hat geschrieben:Vielleicht hat das Problem auch ein bisschen etwas von einer "Sprachverwirrung" in einem speziellen Zusammenhang: dass der Patient annimmt, ihm wird etwas versprochen, und dass die Therapie so lange scheinbar gut läuft, wie der Patient in der irrigen Annahme verweilt ("der Therapeut heilt mich und er liebt mich und er verlässt mich nicht"). Da dieses Missverständnis jedoch nicht aufgeklärt werden darf, wird es ignoriert. So stelle ich mir das vor, zumindest teilweise.
Ja, ich glaube auch, dass der Begriff "Liebe" da sehr schnell missverständlich interpretiert wird und auch, dass "Liebesgefühle" missverständlich interpretiert werden. Im Grunde entsteht die "Liebe" ja durch die "Aufmerksamkeit" die einem geschenkt wird. Durch das Verständnis. Und das wird dann auf den Therapeuten projiziert. Man ist sozusagen "verliebt in dieses Gefühl der Liebe" und nicht in den Therapeuten, den kennt man ja gar nicht gut genug, was mit wahrer Liebe ja nichts zu tun hat. Und worum es ja in einer Therapie auch nicht geht. Im Grunde geht es ja darum, dass man lernen soll, sich selbst besser zu verstehen und anzunehmen und das der Therapeut einem das "vorlebt" sozusagen und es dadurch ein wenig leichter macht.

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lamedia
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Beitrag So., 05.06.2016, 16:42

Wobei die Fälle, wo es so tragisch wird, ja immer auch defizitär sind. Da ist mehr Wunsch nach Geliebtsein als real verfügbares Gefühl von Angenommensein. Da wird immer wieder eine Wunde aufgerissen (ich bin nicht so geliebt, wie ich es mir wünsche) Ich glaube, die tragischen Fälle sind eher die, wo die Patienten hilflos und stumm um ein Geliebtsein-Wollen ringen. Und das Ende der Therapie ist dann der Augenöffner, dass das Ringen umsonst war und sein musste.

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mio
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Beitrag So., 05.06.2016, 17:05

candle. hat geschrieben:Ich mache mir da nur Gedanken zu wie man z. B. eine Haushaltshilfe bekommt, was ja auch bei anderen Erkrankungen möglich ist. Bei Betreuungen mußt du letztlich auch wieder selber machen und wirst halt gut zugeredet.

Ist das verständlich?
Du möchtest eine Putz-Frau auf Krankenschein? Ich glaube DAS gibt es nicht. Aber falls Du doch was finden solltest, dann gib mir bitte Bescheid. Ich hätte da durchaus auch Bedarf.

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lamedia
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Beitrag So., 05.06.2016, 17:09

Psychiatrische Pflege, Pflegestufe 0 bzw. Hilfe zur Pflege bei chronischen psychischen/psychiatrischen Erkrankungen, wenn du aus gesundheitlichen Gründen dazu selbst nicht in der Lage bist oder stärkere Schwierigkeiten hast - da gibt es auch einen Topf für Hilfen im Haushalt. (Hihi, ich lasse es mal so stehen für die Stilblüten.) Aber ich meinte Bereich/Etat...


mio
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Beitrag So., 05.06.2016, 17:16

Also Töpfe habe ich genug in meinem Haushalt. Ich bräucht eher wen, der die für mich spült und sie vielleicht ab und an mit gesunder Nahrung füllt...

Ist ja auch so ne Form von Liebe...

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lamedia
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Beitrag So., 05.06.2016, 17:21

Also doch lieber einen Lover/Loverin?


mio
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Beitrag So., 05.06.2016, 17:26

lamedia hat geschrieben:Also doch lieber einen Lover/Loverin?
Du meinst der macht das dann?

(Ich glaube ich übe zur Sicherheit doch weiter selbst. Am Ende gerate ich an wen, der miserabel kocht. Oder Veganer ist oder so. Da krieg ich Bauchweh von. Wobei mich Beziehungen in der Regel tatsächlich in einen wesentlich selbstfürsorglicheren Modus versetzen...nur ne Lösung ist das ja auch nicht wirklich.)

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peppermint patty
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Beitrag So., 05.06.2016, 20:21

Nun, ich glaube auch ein Allgemeinrezept gibt es nicht. Sieht man ja auch hier bei diesem Thread - jede/r hat eigene Ziele, Ressourcen, Lebensvorstellungen, Eigenheiten und Vorstellungen was hilfreich sein kann und was nicht.

Ich persönlich schließe mich speechless an, ich brauche ... und ich bekomme ganz viel... und das hat mich in der Therapie immer unabhängiger werden lassen. So bin ich immer wieder gesättigt aus den Stunden gegangen, durfte klein und groß sein, wurde angenommen und geliebt so wie ich bin. Habe gespielt und geredet - alles war hilfreich.
Allerdings wurde ich auch mit Begrenzungen konfrontiert, frustriert und darauf hingewiesen, dass ich für mich verantwortlich bin mit allem was dazu gehört. Das Thema Selbstfürsorge haben wir immer wieder durchgekaut. Klar war es schwer das zu akzeptieren. Für mich war es oft hilfreich meine Thera zu befragen wie sie dieses oder jenes macht und sie mir zum Vorbild zu nehmen.
Ich muss aber dazu sagen, dass ich da ich nie eine Bezugsperson hatte sehr autonom aufgewachsen bin und von daher sehr eigen bin - will alles so machen wie ich es für mich richtig finde. Von daher war die Gefahr eines Kopierens nie gegeben.
Problematischer war für mich eher das Gute was ich bekam anzunehmen.

Sollten sich Klienten über einen langen Zeitraum nur für ihre Theras interessieren und jegliche Fortschritte vermissen halte ich das für ein Alarmzeichen. Von daher denke ich Theras sollten konkret schauen wen sie vor sich sitzen haben, wie die Person auf die Therapie reagiert und entsprechend korrigierend eingreifen falls notwendig. Ich denke manche Theras sind zu passiv und scheuen selbst die Verantwortung die sie haben.

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Candykills
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Beitrag So., 05.06.2016, 20:34

Ich vermute bei vielen Erkrankten besteht zwar die Einsicht, dass die Symptomatik und die Erkrankung schädlich sind, aber nicht, dass das eigene Verhalten und die Einstellung dazu beitragen. Ein Änderungswille kann erst dann entstehen, wenn ich mir klar darüber bin, dass mein Verhalten und meine Einstellung falsch sind. Solang ich das nicht mit mir selbst in Zusammenhang bringe und die Symptome als von außen kommend betrachte, fehlt mir auch die Bereitschaft etwas daran zu ändern. Und solange der Therapeut dies dem Patienten nicht ausreichend vermittelt, hält er ihn in der ewigen Abhängigkeit und sich als hilfloses Opfer zu fühlen und völlig ausgeliefert zu sein.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


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Beitrag So., 05.06.2016, 20:58

Das sehe ich zwar auch so, aber das Bewusstsein, etwas falsch zu machen und das Verhalten zu ändern reicht auch nicht immer alleine aus für eine Heilung; dem müssen auch noch die Gefühle nachkommen (an dem Punkt scheitert es bei mir, zumindest außerhalb der Therapie), aber es ist zumindest ein erster Schritt auf dem Weg zur Besserung.

Ja, Patty, an dich habe ich viel gedacht in Bezug darauf, was bei uns in der Therapie passiert und was sie mir alles gibt und anbietet (komplett jenseits meiner Vorstellung von zuvor, wie eine Therapie so laufen könnte) und dass dir das auch geholfen hat. Konnte ich mir damals, als ich das bei dir gelesen hatte, nie so richtig vorstellen, dass sowas bei mir auch klappt, fand ich aber immer eine schöne Vorstellung.

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stern
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Beitrag So., 05.06.2016, 21:07

Bzw. es kann evtl. auch Regression sein, die Veränderung verhindert... bis dahin, dass ein Schaden entsteht:
Als Beispiele für Nebenwirkungen nannte er etwa eine starke, aber vorübergehende Abhängigkeit vom Therapeuten aufgrund einer eingeschränkten Selbsthilfefähigkeit und emotionalen Instabilität.

Kommt es zu einer dauerhaften Abhängigkeit oder einer malignen Regression, wenn Patienten also zunehmend vor den Anforderungen der Außenwelt flüchten, sei dies jedoch ein Therapieschaden. Auch der zwanghafte Wunsch eines Patienten, ein Kindheitstrauma zu suchen, das für alle aktuellen Probleme verantwortlich ist, falle in diese Kategorie.
http://www.aerztezeitung.de/medizin/kra ... ungen.html
Bzw.:
Und Heilung durch genügende und genügend lange andauernde therapeutische Zuwendung anzustreben, nährt abermals die Allmachtsphanrasien von Therapeuten, die sich als die besseren Eltern aufspielen: Jemand hat in seiner Kindheit nicht genug bekommen und wir geben es ihm. Oftmals sind die Folgen davon:
. Therapieabhangigkeit,
. maligne Regression,
. Unterstützung eines generellen Hilfosigkeitsskripts,
. Entwicklung oder Fortbestehen einer Anspruchshaltung und
. Verschlechterung der Frustrationstoleranz des Patienten.
http://www.uni-kassel.de/fb01/fileadmin ... vision.pdf
Dass sie mit reiner überproportionalen Versorgungsmentalität Patienten manche Entwicklungsmöglichkeiten nehmen und sogar schaden können, gesteht sich vllt. auch nicht jeder Therapeut ein. Dass Patienten auf gelerntes zugreifen, ist logisch... nur wenn der Therapeut dann auch noch mitwirkt,... Ich meine dafür gibt es sicherlich auch einige Verläufe im Forum.
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mio
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Beitrag So., 05.06.2016, 21:13

stern hat geschrieben:Dass sie mit reiner überproportionalen Versorgungsmentalität Patienten manche Entwicklungsmöglichkeiten nehmen und sogar schaden können, gesteht sich vllt. auch nicht jeder Therapeut ein. Dass Patienten auf gelerntes zugreifen, ist logisch... nur wenn der Therapeut dann auch noch mitwirkt,... Ich meine dafür gibt es sicherlich auch einige Verläufe im Forum.
Das sind dann die, die eigentlich sich selbst zu heilen versuchen.

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stern
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Beitrag So., 05.06.2016, 21:37

Hat zumindest eine gewisse Stimmigkeit. Oder tatsächlich gut gemeinte Hilfe, die sich aber nicht als solche erweist. Jedenfalls glaube ich tatsächlich, dass es auch "schwächen" kann, wenn man sich selbst oder dem Patienten zu wenig zutraut. Sicherlich ist es nicht immer leicht abzuwägen, wo Überforderung anfängt, weil Kompetenzen tatsächlich zu wenig vorhanden sind.
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