Die ersten Minuten eurer Therapiestunde

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sprachlos.
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Beitrag Mi., 27.01.2016, 22:46

Ich klingle immer genau pünktlich. Sie öffnet und erwartet mich oben an der Tür. Anfangs hat sie mir manchmal die Hand gegeben. Jetzt nicht mehr. Ich weiß nicht, warum nicht mehr. Vielleicht, weil ich immer so schnell mit meinem Hallo bin und sie da noch zu weit entfernt steht. Oder weil sie sich mir und meiner Diagnose anpasst und da etwas Distanz für mich angenehmer ist.
Ich nehme dann im Wartebereich noch Platz. Manchmal ist noch derjenige vor mir da, geht dann gerade raus. Manchmal ist noch jemand vor mir da und die Stunde geht noch weiter. Manchmal ist niemand vorher da, aber sie braucht trotzdem immer noch Zeit. Meist sagt sie mir dann 10-20 Minuten nach der eigentlichen Uhrzeit, dass ich in den Raum gehen soll und kommt dann mit. Ich sitze immer auf demselben Platz. Meist fängt sie an zu reden. Es kam aber auch schon vor, dass ich zuerst etwas gesagt habe. Typische Floskeln für den Beginn hat sie nicht. Oft bezieht es sich noch auf die letzte Stunde. Sie stellt mir viele Fragen, was mir sehr hilft.
Wenn wir 'schon' um 10 nach begonnen haben, klingelt um voll der nächste. Sie macht auf und kommt nochmal zum verabschieden wieder. Wenn wir zu spät angefangen haben, geht die Stunde noch weiter, während der nächste im Wartebereich sitzt.
Ihr Zeitmanagement ist nicht das beste. Ich soll aber trotzdem immer pünktlich kommen, weil es eigentlich schon ihr Ziel ist, pünktlich zu beginnen. Es hat aber noch nie geklappt.

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saffiatou
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Beitrag Do., 28.01.2016, 13:15

Ich hatte mal bei einem Therapeuten eine probatorische Sitzung. Als er mir die Tür öffnete, hielt er die Hand gleich auf dem Rücken, so dass klar war, es gibt keinen Händedruck, das war für mich etwas komisch, weil ich das von den anderen Therapeuten nicht kenne, war aber auch ok. Was mich dann aber mächtig irritierte und weshalb ich die Therapie dort nicht machen werde, war, dass die beiden Sessel im rechten Winkel zueinander stehen und die Lehnen sich fast berühren, der Thera beugte sich dann im Gespräch immer wieder zu mir herüber, dass sein Gesicht manchmal nur 20 cm von meinem entfernt war und seine Hände waren ständig auf meiner Sessellehne – ich fühlte mich so bedrängt und stellte dann meine Handtasche in den Sessel neben mich um eine Barriere zu schaffen. Vielleicht war das ein Test und ich hätte etwas sagen sollen, aber ich war zu sehr mit Sicherheit und Abwehr beschäftigt, als das ansprechen zu können. Selten war ich so froh, daß eine Stunde vorbei war.
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doppelgängerin
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Beitrag Do., 28.01.2016, 13:41

saffiatou: oh mein Gott!!! Wie hast Du das überhaupt die Stunde über ausgehalten????? Grusel!

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saffiatou
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Beitrag Do., 28.01.2016, 13:44

das kann ich gar nicht sagen. Er war so unangenehm. Ich stand unter Druck einen neuen Thera zu finden...
Gruselig, wenn ich daran denke.
never know better than the natives. Kofi Annan

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abendrot79
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Beitrag Di., 09.02.2016, 21:50

Habe den Thread gerade erst entdeckt und muss mal von der "ersten-Minuten-Macke" meiner Therapeutin berichten ... vielleicht hat ja jemand eine Idee, wieso sie das macht bzw. kennt solch´ ein Verhalten:

Ich klingel, sie macht auf und während ich meine Jacke im Flur aufhänge, geht sie schonmal vor. ABER, sie setzt sich nie vor mir hin. Solange ich im Flur beschäftigt bin (sind ja nur Sekunden), kramt sie immer noch auf ihrem Schreibtisch rum (ein paar Meter von den Sesseln entfernt). Erst wenn ich reinkomme und mich setze, kommt sie auch und setzt sich. Selbst wenn ich keine Jacke habe und ihr direkt folge, geht sie erst zum Schreibtisch und kramt 2 Sekunden, damit sie scheinbar was zu tun hat und sich nicht vor mir setzen "muss".

Ich frage mich immer was sie damit bezweckt? Was kann man 3 Sekunden lang auf dem Tisch kramen? Was hat sie genau 10 Sekunden dort zu kramen wenn ich doch eine Jacke dabei habe? Und was kramt sie 3 Minuten dort rum, wenn ich doch noch vorher auf Toilette muss? Ich kenne sie jetzt mehrere Jahre und IMMER kommt sie erst dazu wenn ich sitze oder gerade dabei bin mich zu setzen. Ob da irgendwas therapeutisches hinter steckt????

Wenn wir dann sitzen, hat sie gaaaaaaaaanz lange das versucht, was viele Therapeuten machen: nichts sagen und den Patienten anfangen lassen. Irgendwaaaaaaaaaaaan hat sie aber aufgegeben und gemerkt dass das bei mir nicht klappt. Seitdem fängt sie an (seltene Ausnahme inbegriffen).
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)


Speechless
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Beitrag Di., 09.02.2016, 21:58

Theras haben eben auch Eigenheiten vllt findet sie es komisch, sich zuerst hinzusetzen, vllt will sie dich nicht drängen und wartend auf dem Stuhl sitzen oder so

Meine Thera kommt zur Zeit auch immer erst nach in den Raum, sie hat immer Rituale für einige Monate, dann macht sie wieder etwas anderes.

Falls es dich aber stört, kannst du sie ja mal fragen, aber könnte unangenehm für sie werden.

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abendrot79
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Beitrag Di., 09.02.2016, 22:14

Speechless hat geschrieben:Theras haben eben auch Eigenheiten vllt findet sie es komisch, sich zuerst hinzusetzen, vllt will sie dich nicht drängen und wartend auf dem Stuhl sitzen oder so
Meine Vermutung geht auch dahin, dass es etwas mit dem "warten" zu tun hat. Die Idee mit dem nicht-drängen-wollen finde ich auch gut, wobei dass Quatsch ist wenn ich ohne Jacke komme und schnurstracks (schreibt man das so?) zum Sessel gehe.
Speechless hat geschrieben:Falls es dich aber stört, kannst du sie ja mal fragen, aber könnte unangenehm für sie werden.
Nein, es stört mich nicht, ich finde es eher "lustig". Aus meiner Sicht hat es etwas total verkrampftes dieses "künstliche rumkramen" bis ich mich in Richtung Sessel aufmache - selbst wenn oder gerade weil es oft nur Sekunden sind.
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Speechless
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Beitrag Di., 09.02.2016, 22:50

Ja ich finde die Eigenarten meiner Thera auch witzig, ist ja auch ganz symphatisch, dass sie solche Ticks haben


Darksheep
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 18:41

Dazu kann ich auch was sagen.
Meine therapeutin setzt sich auch immer erst dann, wenn ich mich gleich hinsetze. Allerdings kramt sie nicht irgendwo rum sondern steht einfach nur da, bis ich mich setzten will. Genau in dem moment wo ich mich setzte, setzt sie sich auch. Hihi
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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stern
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 19:50

Ich kann gar nicht sagen, wer sich zuerst setzt... sie hat aber definitiv den kürzeren Weg. Könnte sein, dass sie auch wartet. Mir ist das vollkommen wurscht im Therapiekontext, aber ich würde sagen als höflicher (benimmtechnisch gesehen) gilt in der Tat, wenn man den "Gast" zuerst setzen lässt.
Liebe Grüße
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LovisTochter
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 20:04

Ich bin da bei Stern und glaube, dass es sich um eine Höfflichkeitsfloskel handelt wenn sich der Therapeut erst nach dem Patienten setzt.
Wie verhält es sich denn bei Euch am Ende der Stunde? Wer steht denn zuerst auf? Thera oder Patient?
(Ist das jetzt OT weils eigentlich um die ersten Minuten geht? Wenn es der TE zu OT ist, bitte einfach ignorieren).
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)


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Beitrag Mi., 10.02.2016, 20:15

meistens gibt es eine Abschiedsfloskel von ihr und dann stehe ich recht schnell auf und sie dann mit bzw. kurz nach mir. Dass sie vorher aufsteht ist nur 1-2 mal bisher passiert, als ich nicht schnell genug reagiert habe. Früher bin ich immer aus dem Raum gegangen und habe sie zurück gelassen, aber da ihr Schreibtisch jetzt woanders steht geht sie inzwischen hinter mir raus und biegt dann in einen anderen Raum ab, während ich das Haus verlasse.

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Kathlea
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 20:22

Wenn meine Therapeutin die Stunde beendet, steht sie immer direkt auf und bleibt so lange dort stehen, bis ich alles eingepackt und auch aufgestanden bin. Ich verlasse dann den Raum und sie unmittelbar nach mir.

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side effect
Helferlein
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 20:29

Hm, ich denke auch, daß das mit dem noch-kurz-irgendwas-Rumkramen und den Klienten sich zuerst setzen lassen aus Höflichkeit geschieht. Würde ich auch so machen, wenn ich jemanden zu "Gast" hätte, der mir nicht so nah ist, daß ich mich ungeniert aufs Sofa lümmele.
In meiner Verhaltensthera war es so, daß ich zunächst im Wartezimmer (Gemeinschaftspraxis) saß, die Thera dann aus ihrem Zimmer kam und mich mit Handschlag begrüßte und ins Zimmer bat. Meist ist sie dann noch kurz in Teeküche oder Klo verschwunden, so daß ich in Ruhe im Raum ankommen und durchschnaufen konnte. Bei ihr war es je nach Situation, Inhalt etc., wer angefangen hat zu reden, mal sie, mal ich. Die Stunde wurde mehr oder weniger pünktlich begonnen, manchmal war auch noch der Vorgänger da oder es gab im Laufe des Tages eine Verzögerung und je nachdem wurde auch das Ende der Stunde angepaßt.
Jetzt bin ich bei einer Analytikerin und mache ein Mittelding zwischen tiefenpsychologischer Therapie und Analyse. Das Ankommensszenario ist ähnlich, bis auf daß wir uns gleichzeitig in den Raum begeben und hinsetzen. Und ich muss anfangen. Sie schweigt sich aus. Ich glaub, wenn ich nichts sagen würden, würden wir uns lange anschweigen. Die Stunde beginnt und endet auf die Minute genau, ich vermute manchmal fast auf die Sekunde genau :D
"i am the master of my fate: i am the captain of my soul" Henley, Invictus

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LovisTochter
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 21:06

Am Anfang sitze ich immer schon wenn Sie in den Raum kommt (jetzt, früher war das anders, da hab ich den Raum nie ohne sie betreten). Sie macht sich immer noch nen Kaffee, geht auf die Toilette oder hat noch was zu tun. Oft fährt sie auch schon mal den Rechner runter, schließt die Schränke ab, da ich immer die absolut letzte Patientin am Abend bin. Dementsprechend starten wir nie, wirklich niemals pünktlich. Aber das ist für mich kein Problem. Ich nutz die Zeit um mich auf die Stunde einzustimmen und um von dem Arbeitstag Abstand zu gewinnen, mich auf die Therapie einlassen zu können.
Am Ende ist es in der letzten Zeit oft so, dass ich zuerst aufstehe und das Ende auch vorher eingeleitet habe. Früher war das immer anders. Jetzt bin ich manchmal an einem Punkt, an dem ich nicht mehr weiter will/kann, denn ich habe immer die kommende Woche im Auge. Dementsprechend stehe ich momentan ganz oft vor ihr. Wobei sie mich letzte Woche z.B. wieder auf den Stuhl "zitiert" hat, weil sie gemerkt hat, dass ich weglaufen wollte und mit FRagen gegangen wäre. Das wollte sie nicht und das war auch gut so.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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