ich denke es muss ein Unterschied gemacht werden zwischen depressiven/niedergeschlagenen Gedanken und Gefühlen und der Äußerung einer Selbsttötungsabsicht. Äußert jemand klar eine Selbsttötungsabsicht bin ich im Grunde verpflichtet (per Gesetz) die Polizei zu informieren bzw. der Person zu helfen. Tue ich dies nicht mache ich mich streng genommen der unterlassenen Hilfeleistung schuldig. (Ich spreche da jetzt in erster Linie nicht vom Forum sondern vom RL - wobei hier ähnliches gelten dürfte und nicht umsonst Suizidankündigungen nicht erwünscht sind.)kaja hat geschrieben:Es gibt keinen Ort an dem man mit diesen Gedanken einfach sein kann und darf.
Außerdem bitte ich all jene, die so gerne "sprechen" möchten darum, sich mal in das Gegenüber hineinzudenken. Ich hatte jahrelang einen erst Partner, dann guten Freund der in regelmässigen Abständen mit Suizidgedanken spielte. Das erste Mal als er mir knochentrocken ins Gesicht sagte, dass er sich sowieso töten wird hab ich nur geheult und wusste nicht, was ich tun soll. Dann wurde ich wütend, weil ich mich emotional erpresst fühlte bzw. null wahrgenommen und schaltete innerlich um auf: Wenn Du das unbedingt möchtest, dann mach. Nur lass mich damit dann bitte in Ruhe und halt mich da raus! Das ging irgendwann bis hin zu einer Anzeige bei der Polizei, die sein Mitbewohner machte nachdem er 4 Abschiedsbriefe gefunden hatte und einer ziemlich anstrengenden durchwachten Nacht in der eine Freundin und ich gemeinsam mit ihm nach Lösungen für seine Probleme gesucht haben, nachdem er sich bei mir gemeldet hatte bevor die Polizei ihn gefunden hatte.
Ich kann verstehen, dass es Betroffenen nicht gut geht und dass ihre Situation schwer ist, aber ich würde mir trotzdem wünschen, dass auch berücksichtigt wird, wie es den Menschen um einen rum mit sowas geht so es geäußert wird. Das kann eine ziemliche Belastung sein für Freunde und Angehörige, sowohl emotional als auch moralisch. Und die können im Gegensatz zu den Betroffenen nur wenig tun um eine Verbesserung der Situation herbeizuführen, die können nur in eine Klinik einweisen lassen oder die Polizei einschalten. Die Betroffenen können Therapie machen, sich medikamentös helfen lassen und wenn das alles nichts hilft wird nichts und niemand sie davon abhalten können sich selbst zu töten so sie dies wirklich vorhaben. Jemand der entschlossen ist seinem Leben ein Ende zu machen der wird dies auch tun, auch da spreche ich leider aus Erfahrung.
Je mehr vorher drüber gesprochen wurde, desto mehr "Schuldgefühl" bleibt bei den Freunden und Angehörigen zurück, denn die Fragen: Hätte ich es sehen und verhindern können? Wollte der andere das wirklich oder wollte er eigentlich nur Hilfe? stehen automatisch immer mit ihm Raum wenn sich jemand selbst tötet.
Es ist also auch für das Umfeld eine extrem belastende Situation, so jemand chronisch Selbstmordgedanken hat und diese auch äußert, ein Gang auf "Messers Schneide": Wie ernst ist das jetzt gerade zu nehmen? Und das lässt sich von außen leider nicht immer wirklich beurteilen und "mitschuldig" machen möchte sich eben auch niemand.
Lieben Gruss,
mio