Wer heilt hat Recht

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:10

peppermint patty hat geschrieben: mir gine auch so. Anfänglich war sie sofort nach jeder Therapiestunde nicht mehr existent für mich. Da haben mir meine Mails sehr geholfen. Noch heute, obwohl ich jetzt schon viel besser in Objektkonstanz geworden bin.
Das Thema Objektkonstanz oder der Mangel daran scheint mir auch immer der Kern der Diskussionen zu sein, was Mails etc. und resultierende Eifersucht bei Usern zu sein. Ich finde ein Kuscheltier als Übergangsobjekt eigentlich logisch und schön. Ist es nicht sogar eine Intervention? Ich kenne mich da ja nicht aus.

Nur weil ich alle Kontaktdaten habe, habe ich ja nicht mehr. Mein Kontakt begrenzt sich nur auf spezielle Neuigkeiten oder Termin ab- oder zusagen. Mir hilft es auch mehr mit einem Gegenüber zu reden, Mails schreiben ist nicht so mein Ding.

candle
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stern
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:13

Na ja, bei mir gibt es auch Vereinbarungen. Teilweise sogar schriftlich fixiert und eigentlich auch hintergründig erläutert. Regelmäßige Überziehungen von wöchentlich 15-20 min., die auch nicht vergütet werden, gehören halt nicht dazu...
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


mio
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:13

Hallo Peppermint Patty,

bei mir war es weniger die mangelnde Objektkonstanz, das kriege ich "intern" hin, aber bestimmte Teile wären wohl niemals in der Therapie so "deutlich" aufgetreten, wie sie es per mail sind. Das hätte nicht funktioniert. Das war für meine Thera wohl auch bisweilen ein ziemliches "Rätselraten" - zumal viele hier über Musikvideos kommuniziert haben oder über Blogtexte - aber dadurch dass sie es dann sozusagen "gezielt ansprechen" konnte hat sich viel geklärt.

Das Wiederlesen-Können fand ich auch sehr hilfreich, auch wenn ich gerade zu Anfang am Liebsten gestorben wäre dabei und die mails eigentlich unfassbar schwierig waren für mich, auch als "Thema" in der Thera, aber es hat eben vieles möglich gemacht, was anders wesentlich langwieriger gewesen wäre wenn nicht sogar unmöglich.

Und die paar "Antwortmails" (sie antwortet eigentlich nur, wenn explizit darum gebeten wird bzw. wenn sie wohl das Gefühl hat, dass es wichtig wäre zu antworten, also beileibe nicht auf jede mail) die wir bekommen haben waren auch immer gute "Beruhiger" in schwierigen Situationen. Auch weil ich sie eben so oft lesen konnte wie nötig.

Lieben Gruss,

mio

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peppermint patty
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:13

**AufdemWeg** hat geschrieben:@peppermint,

Und so ist das doch auch gut?
Wenn es heilt und hilft, ja.
**AufdemWeg** hat geschrieben:Ausserdem kommt auch dazu hinzu was du an Mio schreibst: Zeitfaktor.
Es findet ja auch Veränderung statt also z.B. mehr Mails in der Anfangsphase..
Den Zeitfaktor bestimmt aber die jeweilige Thera, nicht die Klientinnen. Meine zB bespricht das ganz individuell mit jeder ihrer Klientinnen. Und wenns für die Thera ok ist...

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leberblümchen
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:14

Tristezza hat geschrieben: Zu AdW: Ich glaube auch, ich bin so ungefähr die Einzige hier, die keine E-Mail-Adresse von ihrer Therapeutin und ihr deswegen noch nie eine Mail geschrieben hat ...
Für die Statistik:
Ich habe nur die Mailadresse von der HP der KV, und da erfahrungsgemäß sowieso alle Angaben dort veraltet sind, gehe ich davon aus, dass das nicht zählt Ich hab einmal eine Mail geschrieben, als sein AB nicht funktioniert hat; die Mail hat er nicht beantwortet (allerdings hat er dann sowieso zurückgerufen).


Candle, Übergangsobjekte sind nicht ungewöhnlich; ich kann mich nicht erinnern, von jemandem gelesen zu haben, dessen Th. das abgelehnt hätte. Mir ging es ausdrücklich um Geschenke an den Patienten.

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:17

peppermint,

hat dann deine Therapeutin gesagt: jetzt genug mit den Mail, die Anfangsphase ist vorbei? (Stichwort: Zeit).

Bei mir hat sich das von selbst gegeben, nachgelassen, je mehr ist ins Sprechen kam.

Wie meine Analytikerin das mit anderen Klienten handhabt weiss ich nicht, andere Klienten sind nie Thema in unserem Stunden, kann mir aber vorstellen, dass sie das auch je unterschiedlich handhabt.
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Sausewind
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:18

Was hier meiner Meinung nach auch ein bisschen untergeht, ist, dass verschiedene Therapieformen verschiedene Methoden und verschieden offene Grenzen haben.
Die DBT beispielsweise (Borderline-spezifische Verhaltenstherapie) sowie die Schematherapie (Unterform der VT) gehen sehr offen mit dem Thema Kontakt zwischen den Stunden um, bei der DBT gehört Kontakt mit der Therapeutin außerhalb der Stunden zum festen Bestandteil der Therapie. Um eine beispielweise suizidale Patientin durch die Krise zu coachen, ob mit Telefon, SMS, E-Mail oder sonst was. Es wird empfohlen, dass Therapeuten da für sich ganz genau gucken, was sie leisten können, und das inviduell festlegen. Beispiel: Bis wann bin ich abends erreichbar? Gebe ich meine Handynummer raus oder hinterlässt die Patientin Nachrichten auf dem Praxis-AB, den ich dann abhöre? Auch Übergangsobjekte sind da völlig normal und in der Literatur hinterlegt, das ist kein Kuddelmuddel, das einzelne unseriöse Therapeuten abziehen. Gleiches gilt für die Schematherapie.

Dem gegenüber stehen natürlich analytische, durch Abstinenz und Neutralität geprägte Therapieformen, und wenn eine Klientin einer solchen Therapieform "erfährt", was es sonst so alles gibt, beispielsweise in den oben genannten Formen, mag sie natürlich irritiert reagieren.

Ich persönlich finde es problematisch, sobald Dinge geschehen, die durch kein therapietheoretisches Konzept mehr abgedeckt sind. Oder aber, wenn die Therapeuten keine Rechtfertigung mehr geben können für ihr Verhalten. Wenn sie beispielsweise immer überziehen, obwohl es dafür keinen offensichtlichen Grund gibt. Und sie auch keinen nennen können, wenn sie darauf angesprochen werden.

Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass hier im Forum manche User vielleicht auch mit Neid und Eifersucht reagieren, wenn sie hören, wie viel andere bekommen. Wie die langfristige Wirkung von "viel" Zuneigung und "Bekommen im Allgemeinen" ist, das ist in der Tat dann hier noch nicht ersichtlich.

Ich bin aber überzeugt, dass manche Patientengruppen erst mal überhaupt die Erfahrung einer zugewandten Beziehung machen müssen, um sich entwickeln zu können.

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Tristezza
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:19

LB: Ich hab ihre Mail-Adresse auch irgendwo im Internet gefunden, vermutlich auf der KV-Seite, würde ihr aber nie mailen, da sie mir die Adresse nicht selbst gegeben hat.

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Thread-EröffnerIn
peppermint patty
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:20

**AufdemWeg** hat geschrieben: hat dann deine Therapeutin gesagt: jetzt genug mit den Mail, die Anfangsphase ist vorbei? (Stichwort: Zeit).
Ne, ich schreibe heute noch regelmässig eine Mail pro Woche (Grenze habe ich mir selbst auferlegt) und sie antwortet. Das was sich verändert hat ist mehrfach der Grund für die Mails. Und ich gebe zu ohne Mails wäre es mir bei einmal die Woche Therapie zu lang bis zur nächsten Woche.
Zuletzt geändert von peppermint patty am So., 10.01.2016, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.

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candle.
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:22

leberblümchen hat geschrieben: Candle, Übergangsobjekte sind nicht ungewöhnlich; ich kann mich nicht erinnern, von jemandem gelesen zu haben, dessen Th. das abgelehnt hätte. Mir ging es ausdrücklich um Geschenke an den Patienten.
Ich hatte ja auch peppermint zitiert. Und mit Geschenken weiß ich nicht, ich habe das so noch nicht gelesen, glaube ich, dass Patienten reihenweise mit Geschenken nach Hause gehen. Und sonst wäre es mir eigentlich auch egal, das muß ja bei denen passen.

Schreibt candle, die gerade Kuscheltiere aussortiert.

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:23

peppermint,

Ja, aber dann hast doch du festgelegt und nicht die Therapeutin?

Wäre es dann nicht besser zweimal zu gehen oder geht es dann eher um Inhalte die du nicht ansprechen kannst und daher lieber schreibst?
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peppermint patty
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:25

Sausewind hat geschrieben:Was hier meiner Meinung nach auch ein bisschen untergeht, ist, dass verschiedene Therapieformen verschiedene Methoden und verschieden offene Grenzen haben.
Sausewind hat geschrieben:Ich bin aber überzeugt, dass manche Patientengruppen erst mal überhaupt die Erfahrung einer zugewandten Beziehung machen müssen, um sich entwickeln zu können.
Das sind für mich zwei wichtige Aspekte. Genau deshalb kann man ja auch nicht vergleichen und sagen was richtig oder falsch ist.

Ich denke Therapeuten haben idR schon ihre Gründe warum sie "Zeit verschenken", schließlich ist es ihre.


leberblümchen
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:26

Tristezza, ich hab mich auch nur getraut, weil es eine offizielle Seite ist, auf der ohnehin die Kontaktdaten angezeigt werden.

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peppermint patty
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:29

**AufdemWeg** hat geschrieben:
Ja, aber dann hast doch du festgelegt und nicht die Therapeutin?
Ne, wir haben drüber gesprochen und ich habe die offizielle Erlaubnis bekommen zu schreiben. Und sie würde nicht antworten wenn sie nicht wollte.
**AufdemWeg** hat geschrieben: Wäre es dann nicht besser zweimal zu gehen oder geht es dann eher um Inhalte die du nicht ansprechen kannst und daher lieber schreibst?
Ne, zweimal geht nicht auf Dauer in der TfP.Zumal ich in Kürze selbst zahlen muss, da die Stunden bald auslaufen. Und ich komme so gut zurecht.


Tränen-reich
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Beitrag So., 10.01.2016, 21:33

Ich hab anfangs auch sehr viel bekommen. Mails waren an der Tagesordnung. Obwohl ich ihr versicherte, dass mir nur der Gedanke, ich KÖNNTE sie "dazwischen" erreichen, mir reichte. Naja, mitnichten. Das uferte dann halt aus. Einige Zeit ging meine Therapeutin da mit. Sie war sehr zuverlässig. Bis ich über Grenzen ging und darunter litt und sehr abhängig wurde von ihren Mailantworten. Da zog sie die Bremse, wenn auch nur sachte.
Ich brauchte ne Weile bis ich kapiert habe, dass sie mich nicht damit ärgern wollte.
Fazit meiner Thera: "Ich glaube, Sie brauchten all das, um hier anzukommen."
Ich hab also von dem "zuviel" an Mails gelernt, heute ohne Mails auszukommen. Damals hatte ich den Blick nicht dafür, was sie da eigentlich alles für mich tat.
Und ja, es war eine heilende Erfahrung, wie sich das anfühlt, ein Stück mehr zu bekommen, als sie es in ihrer Arbeit gewohnt war. Sie stellte sich individuell auf mich ein, das Bekommen ging natürlich auch mit "verzichten lernen" einher (das eigentlich von vorherein, aber deutlich wurde mir das erst durch die Mail-Situation)...
Sozusagen ein doppelter Lerneffekt ..

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