Identitätsstörung (ohne 'Dis')

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Entknoten
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Beitrag So., 03.01.2016, 18:30

Aber ganz ehrlich - wir alle "erfüllen" doch verschiedene Rollen im Leben!
In einer Partnerschaft bin ich anders als als Mutter, und als Freundin wieder anderes als als Arbeitskollegin!

(Gibt es nicht das Buch "Das ich ist viele Teile"?)

Dass, was du berichtest halte ich auch für vollkommen "normal". Es hat nichts mit einem "stabilen Kern" zu tun mit Krisen besser umgehen zu können, zum Beispiel.

Um was geht es dir?

Offensichtlich ist das bohren, suchen, sezieren, durchleuchten doch schon mal ein wichtiger Wesenszug, der Dich ausmacht!

Hast Du schon mal darüber nachgedacht erst einmal das anzunehmen was da ist - statt durch Vergleiche mit anderen zu suchen was nicht da ist?
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero

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leberblümchen
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Beitrag So., 03.01.2016, 18:35

Speechless, ich glaube auch nicht, dass man irgendwann fertig ist; das wäre ja blöd. Aber zunächst muss da erst mal was sein, worauf man aufbauen kann. Vielleicht hast du tatsächlich Problemhaare und es bringt dann nichts, so zu tun, als sei das nur deine Einbildung? Dann wäre in dem Falle die Identität sozusagen stabil (das muss ja nicht immer was Gutes sein; alle Menschen haben ja auch Schwächen). Ich meine auch nicht so was, was viele Leute sagen: "Ich finde überhaupt nichts, wenn ich shoppen gehe" oder: "Ich glaube, ich bräuchte eine Stilberatung" - ich stelle mir das so vor, dass ich gar keinen Stil HABE, dass da also nichts ist, was man durch Beratung optimieren könnte. Wie so eine 6 in der Mathearbeit - da ist dann nichts, wo man ansetzen oder aufbauen könnte. Einfach Null Punkte. Nichts.

Candle, schwierig, festzustellen, was "normal" ist, finde ich. Ich bin ja auch nicht nicht-normal. Irgendwo ist natürlich alles irgendwie normal und es ist durchaus schön zu wissen, dass wir alle irre und normal sind. Das war in meiner Kindheit z.B. auch anders; da gab es nur: "Wir sind normal und du nicht". Das konnte ich dann auch gut annehmen. Ich empfinde mein Selbstbild trotzdem nicht als "normal", im Sinne von "stimmig". Aber klar, wenn das allen so geht, dann ist das auch wieder "normal"

Tristezza, magst du mir den Titel mal nennen? Hm, unsicher wäre eigentlich ein Attribut, das ich für mich jetzt nicht so verwenden würde. Ich glaube auch nicht, dass ich eine vorhandene Unsicherheit kaschiere. Ich würde das eher als "suchend" bezeichnen. Also, wenn ich was nicht weiß oder meine, was nicht zu können, dann spreche ich das an und stelle mich damit sozusagen auf die Bühne (was jetzt nicht immer unbedingt von Vorteil ist...).

Entknoten, ich will mich nicht mit anderen Leuten vergleichen, sondern verdeutlichen, dass ich in vielen Situationen kopfloser bin als andere. Das sind ja Dinge mit Krankheitswert, die Psychologen feststellen. Also, bitte jetzt nicht abrutschen in so ein "ich schneie mal herein und beurteile von außen deine Psychodynamik" Mit meinen Rollen habe ich kein Problem, wie ich auch schon schrieb.
Zuletzt geändert von leberblümchen am So., 03.01.2016, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.

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candle.
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Beitrag So., 03.01.2016, 18:36

Entknoten hat geschrieben: Offensichtlich ist das bohren, suchen, sezieren, durchleuchten doch schon mal ein wichtiger Wesenszug, der Dich ausmacht!
Bei mir wäre das ein depressiver Grübelzwang.

candle
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Entknoten
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Beitrag So., 03.01.2016, 18:36

leberblümchen hat geschrieben:

Oder wenn hier jemand sagt: "Ich streite mich ja nur hier im Forum und nur mit vier Personen, also muss es an denen liegen", dann erstaunt mich diese Selbstsicherheit, denn da fehlt ja der Bezug zu dem, mit dem man sich streitet und die Frage, ob derjenige sich denn woanders überhaupt streitet. Es wird also einfach davon ausgegangen: "Das Phänomen tritt nur mit Person xy auf, also muss es an ihr liegen", obwohl Person xy natürlich von sich dasselbe behaupten könnte. Es weiß also tatsächlich niemand, wie wer eigentlich genau ist - aber es ist vermutlich immer besser, von sich selbst ein bestimmtes Bild zu haben. Nur ist die Frage: Was ist die Realität und wessen Realität ist die gültige?
Ich finde dass derjenige sich vor allem gut abgrenzen kann, weil er überzeugt ist von dem, was seine Realität ist.

Und so bist du doch hier auch - sehr überzeugt von dem, was deine Realität ist. Denn ich habe nicht den Eindruck dass Dich andere überzeugen oder verunsichern können!

Und das ist doch auch ein Zeichen für Stabilität, oder?!
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mio
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Beitrag So., 03.01.2016, 18:37

Hallo Leberblümchen,
leberblümchen hat geschrieben:Nur ist die Frage: Was ist die Realität und wessen Realität ist die gültige?
es gibt nicht die "gültige" eine Realität - mal abgesehen von der "faktischen". Realität ist immer eine Folge von Wahrnehmung. Wenn Du also jemanden anders wahrnimmst als dieser sich selbst dann entsteht in der Tat eine "Differenz", diese Differenz ist also einfach erst mal da. Entweder lässt sich die "kommunikativ" überbrücken, dann entsteht "Nähe" oder aber es gelingt eben nicht. Kommt beides vor.

Vielleicht ist die Frage: Was wovon ist Wahrnehmung und was ist Übertragung? Ich nehme hier zB. sehr viele unreflektierten Übertragungsgefühle wahr im Forum. Das ist für mich allerdings nur deshalb wahrnehmbar, weil ich mein eigenes Gefühl, das anders ist, sicher wahrnehme. Womit es dann doch wieder eher so wäre, dass Du an Deiner Selbstwahrnehmung arbeiten müsstest um da mehr Sicherheit reinkriegen.

Nimm als Beispiel "Spiegelung": Ich weiss ja nicht, wie offen Dein Thera für "Experimente" ist, könnte mir aber folgendes vorstellen (hat meine ganz zu Anfang mit nem ganz kleinen Teil als der durchswitchte gemacht, war für den total faszinierend): Ihn zu bitten Dich wirklich mal ganz bewusst markiert zu spiegeln. Bei mir war die Situation damals so, dass meine Thera mir ein "trauriges Gefühl" gepiegelt hat indem sie sich ein wenig die "Tränen aus den Augen" wischte. Sie hat aber nicht geweint und war auch nicht wirklich traurig, dass war gleichzeitig irgendwie wahrnehmbar und hat auch "klar" gemacht, dass es da um MEIN Gefühl ging. Was ähnliches hatte ich mal mit meinem Körperthera, der die ganze Stunde über schniefte, so dass ich erst dachte, er wäre erkältet. Beim Gehnen habe ich ihm dann "Gute Besserung" gewünscht und er hat mich total irritiert angesehen und einfach nur: Ja. gesagt. Das war ganz komisch, aber mir wurde dadurch klar, dass er stellvertretend für meine "Traurigkeit" geschnieft hatte... Vielleicht würde Dir sowas ja was bringen?

Lieben Gruss,

mio

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Entknoten
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Beitrag So., 03.01.2016, 18:40

leberblümchen hat geschrieben: Entknoten, ich will mich nicht mit anderen Leuten vergleichen, sondern verdeutlichen, dass ich in vielen Situationen kopfloser bin als andere. Das sind ja Dinge mit Krankheitswert, die Psychologen feststellen. Also, bitte jetzt nicht abrutschen in so ein "ich schneie mal herein und beurteile von außen deine Psychodynamik" Mit meinen Rollen habe ich kein Problem, wie ich auch schon schrieb.
Genau das meine ich mit meinem letzten Beitrag.
Du möchtest offensichtlich Input von außen, gehst aber gleich in Abwehr und Unterstellung!

Ich "beurteile" selbstverständlich, weil wir stets beurteilen.

So funktioniert das Leben, der Mensch - und auch du beurteilst ständig, nicht wahr?
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Tristezza
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Beitrag So., 03.01.2016, 18:47

Merkwürdig, ich hatte mit Amazon verlinkt, was offenbar bei dir nicht lesbar ist (bei mir dagegen erscheint sogar eine fette Werbung von Amazon auf dem Monitor, was ich gar nicht beabsichtigt hatte).

Das Buch heißt: Jürg Wunderli, "Und innen die grosse Leere : die narzisstische Depression und ihre Therapie."


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leberblümchen
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Beitrag So., 03.01.2016, 18:51

Ach so, ich hab die Werbung ausgestellt. Danke für den Hinweis. Werde ich suchen gehen!


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Beitrag So., 03.01.2016, 19:15

mio, wir machen keine Übungen, aber wenn es so wäre, wäre es der Horror für mich. Weil es mich an das Nachäffen erinnern würde.


mio
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Beitrag So., 03.01.2016, 19:59

Hallo Leberblümchen,
leberblümchen hat geschrieben:aber wenn es so wäre, wäre es der Horror für mich. Weil es mich an das Nachäffen erinnern würde.
damit bist Du doch zB. in einem sicheren Kontakt zu DEINEM GEFÜHL: Es verletzt Dich, nicht ernstgenommen oder anerkannt zu werden vom anderen. Für meine Begriffe was vollkommen gesundes. Das ernstzunehmen und anzunehmen ist doch gerade auch die Aufgabe einer Therapie? Ich verstehe nicht so recht, wie Du zu einem "eigenen Gefühl" finden willst ohne das Gefühl zu akzeptieren und anzunehmen? Also wirklich "das Fühlen zuzulassen", auch bei unangehmen Gefühlen.

Mir kommt es ein bisschen so vor, als wolltest Du eine "schmerzfreie" Identität und da würde ich sagen: Das geht nicht. Erst recht nicht, wenn man eine "schmerzhafte persönliche Geschichte" hat. Identität ist ja was "vollständiges" und Du hast ja Dinge erlebt, ein Leben gelebt. Aus dem bist DU hervorgegangen. Wenn Du jetzt sozusagen "Zurück auf Los" willst, dann denke ich nicht, dass das funktioniert ohne an die empfundenen Urängste und Schmerzen emotional ranzugehen. Noch mal "neubestellen" im Sinne von "Das ist die Reklamation, gebt mir mein Leben zurück! Dieses hier will ich nicht..." wird wohl kaum funktionieren und ist eben auch weit ab von "Identitätsstiftend".

Ich kann gut verstehen, dass Du schmerzhaftes nicht fühlen möchtest, das möchte wohl niemand. Aber eine "rein theoretische" Identität ist halt keine Identität da Identität ja auch was mit Gefühlen zu tun hat.

Ich könnte es auch so formulieren: Woher will ich wissen, was ich mag, wenn ich nicht auch mal was gegessen habe, was ich nicht mag? Abgrenzung ist ja nur über den Vergleich möglich. Und wenn Du für Dich gut - emotional - abgrenzt bist hast Du sowas wie eine "sichere stabile Identität" die sich aus Dir heraus speist und nicht so leicht von außen zu beeinflussen ist (also zB. durch Umstände wie Arbeitslosigkeit etc. oder durch die Meinungen anderer).

Lieben Gruss,

mio


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leberblümchen
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Beitrag So., 03.01.2016, 20:10

Ich meine gar nicht, dass ich nichts Schmerzhaftes fühlen will. Ich bin mehr oder weniger nur "zufällig" allergisch auf alles, was mit Nachäffen assoziiert werden kann.

Ein großes Problem für mich ist z.B., nicht zu wissen, welche Lieblingsfarben ich habe. Nicht ganz richtig: Ich weiß, dass ich Lila und Grün sehr mag, aber mich "quält" es (ist wirklich nicht übertrieben!), dann die anderen Farben zu vernachlässigen: Woher weiß ich, dass Rot nicht die richtige Farbe ist? Was ist, wenn es Rot sein muss? Was entgeht mir, wenn ich nicht Rot als Lieblingsfarbe habe? Wenn doch viele Menschen Rot mögen, dann kann doch Rot nicht verkehrt sein! Bestimmt mache ich einen großen Fehler, wenn ich Grün oder Lila gut finde. Und was ist mit denen, die Braun mögen oder gar Orange oder Schwarz? Vielleicht sollte ich doch Orange mögen, denn das Orange hat mir doch nichts getan und kann gar nichts dafür, dass ich es nicht mag. Vielleicht ginge es mir besser mit einer anderen Lieblingsfarbe? Vielleicht bin ich gar nicht jemand, der Grün und Lila mag - und ich weiß das nur nicht?

Ich weiß, dass das rational unsinnig ist.
Zuletzt geändert von leberblümchen am So., 03.01.2016, 20:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Tristezza
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Beitrag So., 03.01.2016, 20:13

Sag mal, Blümchen, bist du auch gerade am Glühweintrinken wegen der Kälte?


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leberblümchen
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Beitrag So., 03.01.2016, 20:15

Nein, ich bin immer so - aber ich habe gerade überlegt, mir einen Kakao zu machen.

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Tristezza
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Beitrag So., 03.01.2016, 20:17

Ist vielleicht besser so, sonst wird's noch bunter.

Edit: Sorry, ich vertrage offenbar keinen Alkohol mehr. Aber was du über dein Problem mit Farben geschrieben hast, hat mich tatsächlich etwas erschüttert.


mio
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Beitrag So., 03.01.2016, 20:22

Hallo Leberblümchen,

leicht scherzhaft:

Nimm weiss, das enthält alle Farben...

Lieben Gruss,

mio

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