Diagnosen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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leberblümchen
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:46

Nur geht es ja eigentlich gar nicht darum.
Ich denke, dass das nicht stimmt. Noch mal: Wenn du hier liest, stellst du fest, dass es anders ist. Du MUSST ja nicht... Aber so ist natürlich auch klar, dass du nicht genau nachvollziehen kannst, DASS es so ist: "Hab ich (etwa / hoffentlich) xy? Bist du xy? Du kannst ja gar nicht xy sein, also muss es dir besser gehen!" Und so fort.

Was die Noten betrifft: Logischerweise SIND Noten keine Diagnosen (und umgekehrt), aber sie haben - wie ich schrieb - dieselben Wirkungen, was eigentlich nicht der Fall sein müsste, wenn sie nur das tun würden, was sie vorgeben zu tun: den Leistungsstand des Schülers festzustellen. Das ist aber leider nicht der Fall, denn sie produzieren erst das, was festzustellen sie vorgeben: gute und schlechte Schüler.

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stern
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:49

leberblümchen hat geschrieben:Ja, aber denk mal an den Schlag, den dir das versetzt hat - obwohl du sogar wusstest (!), dass es falsch ist. Trotzdem hat es dich für ein paar Tage verändert; du konntest nicht sagen: "Da irrt sich jemand", sondern du bist in Panik geraten.
ja, leider... und ich bin sicherlich nicht stolz drauf. Mir ist das auch unangenehm, dass ich nicht bis heute gewartet habe und dann angerufen habe: Entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube, hier muss ein Versehen vorliegen, bitte überprüfen und korrigieren Sie das doch bitte.

Das hat aber nicht direkt etwas mit irgendwelchen angeblichen Diagnosen zu tun, sondern ich habe nie behauptet, dass ich ein gelassener und ausgeglichener Mensch bin... das hätte ihn anderen Kontexten genauso passieren können. Hier war es halt ein besch*** Fehler, der mich aufbrachte. Frag' mal mein Bruderherz, wie ich drauf war als ich einen besch* Virus auf dem PC hatte. Dafür wirke ich anderen Momenten wiederum beruhigend auf andere und kann sehr hilfreich agieren, was diejenigen so nicht geschafft hätten (habe ich auch schon gehört)... jeder hat halt wunde Punkte.
Ich habe ja einige Literatur gelesen und fand vieles schon diskriminierend, selbst wenn es mich nicht betraft; mich hat diese Bewertung so verstört.
Meine Bewertung, wie das AUF MICH gewirkt hat, was ich zu dieser angeblichen Diagnose gelesen habe? Oder allgemeinen Bewertungen, die es in der Literatur gibt (und ja, manche Bewertungen sind geringschätzig bis diskriminierend... das betrifft aber einige Störungen, klar, manche besonders. Da werden dann z.B. die Angehörigen bemitleidet, wie sie es mit so einem Menschen aushalten).

Das würde ich auch der Therapeutin so sagen, dass ich das abwertend fand, was ich gelesen habe und mich dann ärgerte... und auch zunehmend geschockt war, weil ich merkte, dass das nicht passt. Aber den Schuh braucht sich niemand anzuziehen. Ich könnte genauso gut die Passi kopieren und mitbringen, welche mich besonders anstachelten... aber das hat ja mit mir zu tun.
Zuletzt geändert von stern am Mo., 05.10.2015, 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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sandrin
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 15:57

Schwieriges Thema....
Also eigentlich finde ich, dass Menschen ja schon so viel zu sehr in Schubladen geschoben werden. Diagnosen bergen, was das anbelangt, schon auch eine Gefahr.

Zum Thema Macht: Meine frühere Therapeutin hatte für jeden, den sie nicht leiden konnte (Nachbarn ...) Diagnosen parat (der eine war halt persönlichkeitsgestört, der nächste hatte dann was anderes usw.). Mein Wagen, ihr Tun in Frage zu stellen, wurde ja auch sofort mit einer Diagnoseverschlechterung beantwortet (auf einmal stand da was von Borderlineanteilen, was zuvor weder sie selbst noch irgendein anderer Therapeut zuvor noch danach je wieder so eingeschätzt hat). Von daher glaube ich schon, dass Diagnosen Macht haben.

Sie haben aber auch Macht über einen selber. Ich hörte mal von einem erst siebzehnjährigen Mädchen, dem man eben Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert hat. Das hat mich ehrlich gesagt erschrocken, weil ich finde, dass das für so einen jungen Menschen, der ja eh noch in der Identitätsfindung ist, schon ein schwerer Schatten ist. Abgesehen davon ist das in diesem Alter ja eh noch schwierig, das zuverlässig einzuschätzen.

Ich selber möchte schon wissen, welche Diagnose ich habe, aus zweierlei Gründen:
1. Ich möchte einschätzen können, "wie es um mich steht", welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie die Prognosen so sind.
2. Ich finde es extrem wichtig zu wissen, welche Diagnosen über mich dokumentiert sind, weil ich da einfach schon schlechte Erfahrungen machen musste. Diagnosen haben ja auch eine gewisse Relevanz im zukünftigen Leben hat.

Die Frage ist halt auch noch, wie valide, objektiv und reliabel solche Diagnosen überhaupt sein können .

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Candykills
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 16:00

Das ist alles nur in deinem Kopf, das ist alles nur in deinem Kopf.

Beitrag teilweise gelöscht.
Bitte nicht beleidigend werden.

Gruss Elfchen
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Carpincha
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 16:02

leberblümchen hat geschrieben:Aber so ist natürlich auch klar, dass du nicht genau nachvollziehen kannst, DASS es so ist: "Hab ich (etwa / hoffentlich) xy? Bist du xy? Du kannst ja gar nicht xy sein, also muss es dir besser gehen!" Und so fort.
Und was heißt das jetzt? Oder besser gefragt, was bedeutet das für dich? FÜR MICH sagt das überhaupt nichts aus oder höchstens, dass eben einige Leute zu allem Möglichen ihren Senf dazu geben müssen, egal ob sie von der Materie Ahnung haben oder nicht.

Mir geht es da, wie auch Sprachlos geschrieben hat. Meine Diagnose geht außer meine Ärzte, Therapeuten, Krankenkasse und meinen Partner einfach niemanden was an. So setze ich mich wilden Spekulationen über meinen Charakter aufgrund meiner Diagnose erst gar nicht aus.

(Sandrin und Candy noch nicht gelesen)

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 16:14

Natürlich sind Diagnosen und Prognosen wichtig. Auch zur Kontrolle und Verhinderung gewisser Seelenpfuscher, die es aufgrund der großteils zugelassenen Pseudowissenschaftlichkeit in der Psychoszene vergleichsweise leicht haben.
Wo keine zuverlässigen Diagnosen und Prognosen gemacht werden können oder diese nach Gutdünken eingesetzt werden, dort ist nichts drinnen. Mir ist schon klar, was das letztendlich bedeutet. Nämlich, dass ich eine pessimistische Meinung zur Diagnostik in der Psychiatrie und den Psychotherapien vertrete. Daher habe ich auch Verständnis, dass die Öffentlichkeit nicht alles bezahlen will.
Eine Lösung für die öffentliche Bezahlung wäre, Psychotherapien als Religion mit diversen Richtungen anzuerkennen und staatlich zu fördern.

Übrigens: Je weiter oben die Krankheit/Behinderung liegt, desto größer die Gesellschaftliche Ablehnung, kann man zumindestens als Formel annehmen. Geistig Beeinträchtigte, obwohl physisch bedingt, erfahren eine ähnlich starke Ablehnung wie psychisch kranke.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Tilda
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 16:31

leberblümchen hat geschrieben:Und klar, Borderliner sind auch wenig attraktiv. Über Narzissten wird im Alltag schon schlecht geredet - wer also würde sich über diese Diagnose freuen? Artifizielle Störungen, histrionische Persönlichkeitsstörung und so fort.

Dass das nicht ein Stigma sein muss, das sehe ich auch so. Aber es kann als solches empfunden werden.
Ich muss sagen, dass mich diese Aussage (und irgendwie die ganze Diskussion hier) schockiert hat...
Zum Glück gibt es Therapeuten, die erstmal nur den (leidenden) Menschen sehen, ohne gleich die passende Schublade parat zu haben. Sonst würden manche Menschen ja bald niemanden mehr finden, der sie überhaupt behandeln will und kann. Ich persönlich fühle mich auch in keinster Weise stigmatisiert.
Und wer "freut" sich denn bitte überhaupt über eine Diagnose bzw. über eine psychische Krankheit? Sowas ist immer schlimm.

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 16:41

Ich verstehe die Vorurteile gegenüber Borderlinern auch nicht. Wenn man ein paar Dinge beachtet, kann das Leben ganz schön mit ihnen sein.
1. Pfannen immer schön ganz oben Aufbewahren. Alles, was man heben kann, sollte prinzipiell aus Plastik sein, dann tut es nicht so weh.

2. Wer schwerhörig ist, tut sich im Alltag mit einem Borderliner leichter. Manchmal kanns laut werden und die Gefahr, dass sich eine Gefühlsregung hochschaukelt, wird gemindert, wenn man vieles einfach überhört.

3. Für diejenigen, die 40 Jahre Ehe und triesten Alltag befürchten, sind Borderliner perfekt. Intensive Gefühle und Achterbahnfahrt garantiert!

Wem das nicht so zusagt: Schwul sein hilft. 75 % der diagnostizierten Borderliner sind Frauen.
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stern
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 16:55

Und nochmals zu Bewertungen: Ich fürchte, bereits die Bewertungen, die ein Patient etwas beimisst, können "diagnostische" Relevanz haben... na gut, nicht immer in dem Sinne, dass das ein Anhaltspunkt für eine diagnostische Einschätzung ist. Aber so lernte man auch jemanden etwas kennen. Und ich denke, jeder Mensch hat irgendwelche "roten Knöpfe".

So wurde ich auch schon in Probesitzungen gefragt, wie dies oder jenes auf mich wirkt. Und nun ja, wie ich etwas bewerte, sagt ja auch etwas über mich aus... also ob jemand eher etwas gleichgültig nimmt, sauer wird, das als Demütigung empfindet, Angst hat, usw.

Und wer sagt, dass (weniger wohlwollend formulierte) Literatur (oder Supervision) nicht auch den Therapeuten beeinflusst? Also wenn jemand ständig etwas über den komplizierten Borderliner liest, so färbt sich dieser Sichtweise vielleicht auch etwas auf die Haltung gegenüber dem Patienten ab.

Und nöö, ich habe irgendwie nicht so recht den Eindruck, dass die Literatur ein Bild von einer "guten" Diagnose der Traumastörung zeichnet... da werden Therapeuten gewarnt vor (um nur ein paar Auszüge zu nennen): Sekundärtraumatisierung, Impulsdurchbrüchen, Täterintrojekten mit evtl. eigenem Täterverhalten, Opfermentalitäten, Wutanfällen, schlechte Prognose, usw. Und sowas begünstigt dann Stimatisierung... insbes. je weniger Abstufungen getroffen werden. Also ich finde nicht,
Gute Diagnosen sind die, in denen irgendwie ein Begriff aus der Wortfamilie "Trauma" enthalten ist. Wer dieses Urteil bekommt, kann sich mehr oder weniger entspannt zurücklehnen, was das Urteil von außen betrifft. Schlechte Diagnosen sind die, in deren Beschreibung sich eher ungangenehme Eigenschaften finden.
dass entsprechende Diagnosen mit besonders "erstrebenswerten" Charakterisierungen verbunden sind.
Liebe Grüße
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Broken Wing
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 17:00

Und bei Burn Out denke ich an Damen, die sowieso nichts leisten konnten und wollten, aber eben arbeiten mussten, um ihren Süchtigen Ehemann + 2 Kinder über die Runden zu bringen. Zu spüren bekommen das natürlich die Kunden bzw. die Opfer.

Burnout ist die Rettung für beide Seiten.
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leberblümchen
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 17:01

Sandrin, aber das ist ja gerade das Thema: Einerseits will man es wissen, WEIL es wichtig erscheint, andererseits WIRD es aber v.a. dann wichtig dadurch, DASS man es festhält (und damit immer weiter zitiert bzw. sich darauf bezieht).

Der einzelne Patient kann dafür natürlich auch nichts - ausser vielleicht erkennen, dass Diagnosen zu viel Macht haben.

Brocken, stimmt: Burnout ist eine geniale Diagnose!


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 17:14

@ Stern
Und nöö, ich habe irgendwie nicht so recht den Eindruck, dass die Literatur ein Bild von einer "guten" Diagnose der Traumastörung zeichnet... da werden Therapeuten gewarnt vor (um nur ein paar Auszüge zu nennen): Sekundärtraumatisierung, Impulsdurchbrüchen, Täterintrojekten mit evtl. eigenem Täterverhalten, Opfermentalitäten, Wutanfällen, schlechte Prognose, usw.
Hast Recht, aber Es gibt schon Unterschiede, denn Opfer können ja nichts dafür, dass sie sind, wie sie sind. Schuld sind die Täter, die haben sie so gemacht, Täterintrojektionen haben sie nur, weil die Täter sie soweit gebracht haben, ... wohingegen Borderliner, ... nun, ... sie manipulieren anderen Menschen, spielen Spielchen, erpressen mit Selbstverletzungen und Selbstmorddrohungen, akzeptieren Grenzen nicht, ..., sie sind selbst Schuld. Wenn sie damit einfach mal aufhören würden, hätten sie auch keine Probleme, ... (Nicht meine Meinung; geben nur wider, was ich so an Stereotypisierungen aufschnappe).
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Candykills
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 17:21

Jenny Doe hat geschrieben:@ Stern
Und nöö, ich habe irgendwie nicht so recht den Eindruck, dass die Literatur ein Bild von einer "guten" Diagnose der Traumastörung zeichnet... da werden Therapeuten gewarnt vor (um nur ein paar Auszüge zu nennen): Sekundärtraumatisierung, Impulsdurchbrüchen, Täterintrojekten mit evtl. eigenem Täterverhalten, Opfermentalitäten, Wutanfällen, schlechte Prognose, usw.
Hast Recht, aber Es gibt schon Unterschiede, denn Opfer können ja nichts dafür, dass sie sind, wie sie sind. Schuld sind die Täter, die haben sie so gemacht, Täterintrojektionen haben sie nur, weil die Täter sie soweit gebracht haben, ... wohingegen Borderliner, ... nun, ... sie manipulieren anderen Menschen, spielen Spielchen, erpressen mit Selbstverletzungen und Selbstmorddrohungen, akzeptieren Grenzen nicht, ..., sie sind selbst Schuld. Wenn sie damit einfach mal aufhören würden, hätten sie auch keine Probleme, ... (Nicht meine Meinung; geben nur wider, was ich so an Stereotypisierungen aufschnappe).
Nur mal so nebenbei: Borderline gilt auch als Traumafolgestörung.
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sandrin
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Beitrag Mo., 05.10.2015, 17:46

leberblümchen hat geschrieben:Sandrin, aber das ist ja gerade das Thema: Einerseits will man es wissen, WEIL es wichtig erscheint, andererseits WIRD es aber v.a. dann wichtig dadurch, DASS man es festhält (und damit immer weiter zitiert bzw. sich darauf bezieht).

Der einzelne Patient kann dafür natürlich auch nichts - ausser vielleicht erkennen, dass Diagnosen zu viel Macht haben.
Hm... Ist echt ein Dilemma. Es gibt ja leichtere und schwerere Störungen, ohne dass ich das in irgendeiner Form jetzt werten wollen würde. Ich glaube halt, dass man im Falle einer Depression vielleicht eher davon ausgehen kann, dass man das irgendwann so halbwegs in den Griff kriegt als bei einer wirklich krassen Persönlichkeitsstörung. Es geht ja auch darum, dass man sein weiteres Leben plant, vielleicht entsprechende Entscheidungen trifft, sein Beziehungsverhalten nach Möglichkeit darauf einstellt usw. Von daher finde ich es schon "beruhigend", dass man mir z. B eine durchaus reife psychische Struktur bescheinigt. Nicht weil ich meine, alle anderen sind bekloppt, sondern weil mir das selber halt auch Mut gibt.

Nur da beißt sich die Katze wieder in den Schwanz, weil man im umgekehrten Fall halt in der Konsequent schneller aufgibt. Seufz ...

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Beitrag Mo., 05.10.2015, 17:47

Jenny Doe hat geschrieben:Hast Recht, aber Es gibt schon Unterschiede, denn Opfer können ja nichts dafür, dass sie sind, wie sie sind. Schuld sind die Täter, die haben sie so gemacht, Täterintrojektionen haben sie nur, weil die Täter sie soweit gebracht haben, ... wohingegen Borderliner, ... nun, ... sie manipulieren anderen Menschen, spielen Spielchen, erpressen mit Selbstverletzungen und Selbstmorddrohungen, akzeptieren Grenzen nicht, ..., sie sind selbst Schuld.
Ich würde sagen, es ist eine Frage der Perspektive... und die "Schuldfrage" ist (in meiner Wahrnehmung) noch nicht einmal Thema in weniger wohlwollender Literatur.

So kann man eher die Perspektive des Borderliner oder Narzissten oder Alkis einnehmen, warum er zu Kompensation dies oder jenes tut... und ohne meinetwegen Selbstverletzungen gutzuheißen, kann man eine wertschätzende-erklärende Sicht einnehmen.

Oder eben man schreibt: Angehörige werden unter dem sozialunverträglichem Verhalten leiden, ... grenzen sie sich ab, sonst brauchen sie bald auch eine PT, usw.

Dass niemand schuld ist an seiner Störung, darüber sind sich normal auch Fachleute und Therapeuten einig (das hat Gründe. Gerade BL wird von vielen auch als Traumafolge gesehen, aber da das nicht auf alle zutreffen soll, ist die Umgruppierung bis jetzt noch fraglich... ICD sind btw. nicht starr). Aber natürlich hat jeder die Konsequenzen für sein Verhalten zu tragen. Also wenn man Grenzen nicht akzeptiert, muss man mit Gegenwind rechnen - wie jeder andere Mensch auch.
Liebe Grüße
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