Und nochmals zu Bewertungen: Ich fürchte, bereits die Bewertungen, die ein Patient etwas beimisst, können "diagnostische" Relevanz haben... na gut, nicht immer in dem Sinne, dass das ein Anhaltspunkt für eine diagnostische Einschätzung ist. Aber so lernte man auch jemanden etwas kennen. Und ich denke, jeder Mensch hat irgendwelche "roten Knöpfe".
So wurde ich auch schon in Probesitzungen gefragt, wie dies oder jenes auf mich wirkt. Und nun ja, wie ich etwas bewerte, sagt ja auch etwas über mich aus... also ob jemand eher etwas gleichgültig nimmt, sauer wird, das als Demütigung empfindet, Angst hat, usw.
Und wer sagt, dass (weniger wohlwollend formulierte) Literatur (oder Supervision) nicht auch den Therapeuten beeinflusst? Also wenn jemand ständig etwas über den komplizierten Borderliner liest, so färbt sich dieser Sichtweise vielleicht auch etwas auf die Haltung gegenüber dem Patienten ab.
Und nöö, ich habe irgendwie nicht so recht den Eindruck, dass die Literatur ein Bild von einer "guten" Diagnose der Traumastörung zeichnet... da werden Therapeuten gewarnt vor (um nur ein paar Auszüge zu nennen): Sekundärtraumatisierung, Impulsdurchbrüchen, Täterintrojekten mit evtl. eigenem Täterverhalten, Opfermentalitäten, Wutanfällen, schlechte Prognose, usw. Und sowas begünstigt dann Stimatisierung... insbes. je weniger Abstufungen getroffen werden. Also ich finde nicht,
Gute Diagnosen sind die, in denen irgendwie ein Begriff aus der Wortfamilie "Trauma" enthalten ist. Wer dieses Urteil bekommt, kann sich mehr oder weniger entspannt zurücklehnen, was das Urteil von außen betrifft. Schlechte Diagnosen sind die, in deren Beschreibung sich eher ungangenehme Eigenschaften finden.
dass entsprechende Diagnosen mit besonders "erstrebenswerten" Charakterisierungen verbunden sind.