Danke erstmal für die vielen Antworten! In den letzten Woche hab ich leider kaum Zeit gehabt, mich damit allzutief zu beschäftigen - ist vielleicht auch ganz gut so...
Aurora hat geschrieben:
Mit der Tutorin die dich anschreit, das ist ja auch echt mal krass. Warum tut die sowas? Darf sie sowas überhaupt?
Ja, das darf sie, hat sie auch guten Grund zu. Ich will das lieber nicht alles wieder aufwirbeln, aber ich hab mich ihr gegenüber echt falsch verhalten. Sie war die einzige Person, mit der ich in Jahren richtig geredet hatte, und zuckt sie nur noch vor mir zusammen und schreit mich an, damit ich sie nicht anspreche. Es wirkt vielleicht falsch, das so selbstmitleidig anzugehen, aber ich glaube schon, dass ihre negativen Reaktionen, so verdient sie auch sind, mich irgendwie in dieser Einstellung drinhalten. Kann ich aber nix dran ändern, wenn ich nicht die Uni wechsle oder so...
nacktschnecke hat geschrieben:
Und wenn bei dir der Aufhänger nunmal nicht gemeinsame Interessen oder eine interessante Unterhaltung, auf die man aufbauen möchte, sein kann, weil du dazu (im Moment) nicht in der Lage bist, warum sollte der Aufhänger denn nicht Mitleid sein?
Es ist schon ein- oder zweimal vorgekommen, dass jemand eindeutig nur aus Mitleid mit mir was zu tun hatte, und leider läuft das immer furchtbar schief, weil ich nunmal nicht ganz normal bin, und man das auch merkt. Mit meiner Tutorin war das so, dass sie immer bemüht war, ganz freundlich mit mir zu sein, und wenn ich mich wegen was entschuldigt hatte, immer so gesagt hat, "Jaja, okay". Dann hab ich sie einmal gefragt, warum sie nie von sich aus mit mir redet, und sie hat zugegeben, dass ich auf sie abnormal wirke und dass ich eine der wenigen Personen bin, die ihre gute Stimmung ruinieren können, weil sie immer befürchtet, ich würde sie wieder anquatschen.
Da kann man doch nicht behaupten, dass Mitleid irgendwas Gutes sei! Ich geh ihr einfach auf die Nerven, ohne das zu merken, weil sie eben freundlich sein will und eigentlich gar nix mit mir zu tun haben will, dann kippt's irgendwann und ich muss mich anschrein lassen, weil ich davon ausgegangen bin, dass sie mich wirklich mag und interessant findet, und nicht nur "aus Mitleid".
Mir ist schon klar, dass man echtes Mögen in den meisten Fällen gar nicht erwarten kann, aber ich hab's einfach satt, mir Feinde (zumindest bei der Tutorin würd ichs so bezeichnen) zu machen, nur weil Leute erwarten, dass jemand, der kaum je Sozialkontakte hatte, irgendeinen sechsten Sinn dafür hat, wie oft ansprechen darf und über was er reden soll.
Und wenn die Leute dann auch noch merken, dass wir gar nichts gemeinsam haben (übrigens hab ich mangels Interesse nichtmal nen Fernseher, was mir erst zur EM überhaupt bewusst geworden ist!) fühlen sie sich noch schlimmer, weil sie dann wirklich nur noch die alten Mitleidstaten an mich ketten. Dann können sie mir ja nur sagen, dass sie mich abnormal finden, oder mir aus dem Weg gehen und mich ignorieren, bis ich's endlich mitkriege.
Vielleicht ist es wirklich besser, wenn ich mir angewöhne, nur sehr selten mit Leuten zu sprechen, auch wenn die mich zu mögen scheinen, und nie über mich selbst zu reden. Das ist zwar nichts das, was ich will, aber ich glaube einfach nicht, dass mitleidsbasierte Bekanntschaften bei mir positiv laufen können, solange ich die Leute nur nerve oder irritiere. Das kann man aber wahrscheinlich am Besten in der Therapie ändern. Mein Therapeut hat mir übrigens grade nach über nem Jahr mitgeteilt, dass er selbst im Studium nie Freunde oder gute Bekannte hatte, was natürlich auch nicht gerade ideal ist... aber immerhin weiß er dann ja, wie das ist.
Antonia hat geschrieben:
Was ist eigentlich mit Deinen Leistungen? Es ist nämlich das Wesentliche.
Die Leitungen sind gut, aber für mich ist das gar nicht wesentlich, zumindest nicht im positiven Sinne. Ich studier ein literarisches Fach, wo ganz viele Lehramtsstudenten drin sind - das läuft dann immer so, dass 95% der Klasse nie irgendwas lesen, wenn sie's vermeiden können, und ich praktisch als totaler Streber (und eben sehr arrogant...) rüberkomme, wenn ich mal irgendwas sage, was nicht in den Internet-Cliffnotes drinsteht. Das verschärft den "Sargo vs. Rest des Seminars"-Eindruck natürlich enorm, weil die Leute dann bestimmt auch meinen, ich würde nichts mit ihnen zu tun haben wollen, weil ich mich soviel besser als sie fühle. Indirekt stimmt das ja auch - der Stoff interessiert mich nunmal wirklich, und ich würde bei nem Seminar auch erwarten, dass zumindest ein paar Teilnehmer einem Thema auch mit Interesse, nicht bloßem Pflichtgefühl ("ich will Lehrer werden, das brauch ich sowas eh nicht"...), begegnen. Aber ich weiß, dass es so theoretisch auch mit dem Kontakt klappen könnte, weil ich mich mit den Dozenten jetzt besser als mit den Mitstudenten verstehe... ist zwar unnatürlich und arrogant, aber zumindest stimmt's leicht optimistisch.