Traumatherapie vs gängige Therapieverfahren

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stern
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 12:56

Bei der Behandlung von Traumastörungen i.e.S. sehen Leitlinien (AWMF) eine modifizierte Behandlung vor... wie sich ein Therapeut das aneignet, ist wurscht. Es kommt nur darauf an, dass er sich sicher anwenden kann, was er zur Anwendung bringt.

In der Leitline ist jedoch, wenn man es genau nimmt, auch empfohlen, dass die Psychotherapeuten eine traumatherapeutische Qualifikation haben.
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stern
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 13:07

Die Kassen werden natürlich argumentieren, dass die gängigen Therapieverfahren fast alles behandeln können. Sonst müsste man ja (oh Gott) sagen, dass man zu wenige spezialisierte Therapeuten hat. Oh Gott, nein, man bedenke die Kosten, wenn wir mehr Therapeuten zulassen müssten. Die Versorgung ist absolut sichergestellt... jedes Therapieverfahren ist doch für so gut wie alle Schwierigkeiten anerkannt. Wenn sie ein psychisches Problem haben, so kann sie eigentlich jeder Therapeut qualifiziert behandeln (schauen sie nur, dass es persönlich passt)... und selbstverständlich haben wir auch genug Plätze... Wartezeiten dürfte es eigentlich nicht geben, aber sie wissen ja: Die faulen Therapeuten arbeiten weniger als sie sollten und picken sich am liebsten bestimmte Patientengruppen heraus.

Alles eine Frage der Perspektive.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 25.07.2015, 13:11, insgesamt 1-mal geändert.
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mio
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 13:10

Hallo Candy,

ich erzähl mal vorweg, wie das bei mir gelaufen ist und schreib dann noch was in einem zweiten Teil zu Deiner eigentlichen Frage. Vielleicht ist es ja für den einen oder anderen ganz interessant und hilfreich zu lesen, wie so eine Entscheidung konkret von statten ging? Sonst bitte einfach diesen 1. Teil überlesen und gleich zu Teil 2 übergehen.

Ich habe vor vielen vielen Jahren schon mal einen "Therapieversuch" gestartet. Dass es nicht so "einfach" werden würde an das ranzukommen, wo ich rankommen wollte ahnte ich damals bereits, auch wenn ich keinen Schimmer hatte warum das so ist. Ich erinnere mich leider auch nicht mehr, warum ich damals überhaupt Threrapie machen wollte bzw. was meine Ziele waren. Ich hatte mich aber ausgiebig informiert und ein Verfahren (Es war kein kassenfinanziertes Verfahren sondern ein Körperpsychotherapeutisches) gefunden, von dem ich dachte, dass es für mich hilfreich sein könnte und nach einem Therapeuten gesucht, der dieses praktizierte. Das ging 10 Sitzungen lang gut, dann ist der Thera dem "Head of Verteidigung" auf die Füsse getreten und damit hatte sich das erledigt für mich. ICH (und einige andere hier) wollte eigentlich gern weitermachen, merkte aber: Das wird nix, die einzige Möglichkeit die Du hast ist die Therapie "sauber" und "erwachsen" zu beenden. Was ich dann gemacht habe.

Danach hielt ich mich lange für "nicht therapiefähig" und fing erst wieder an mich mit dem Gedanken zu beschäftigen, als es zu einigen heftigen Vorfällen kam, die sehr schwer aushaltbar für mich waren und die ich mir nicht erklären konnte. Das habe ich dann mit meiner Hausärztin besprochen und die hat mir auch eine Liste mit Therapeuten geschrieben, von denen sie aus Patientenberichten wusste, dass die wohl ganz ok sein sollen. Angegangen bin ich das dann aber doch nicht, da es eben wie "üblich" wieder einfach "verschwand".

Als ich dann sozusagen "auseinandergebrochen" bin, habe ich einen Arzt/Therapeuten der auch auf der Liste meiner Hausärztin stand (was mir damals aber nicht so bewusst war, unbewusst aber sicher mit beeinflusst hat, dass es ausgerechnet dieser wurde) angerufen und um Beratung gebeten. Dieser ist Neurologe, Psychiater und Analytiker.

In den zwei "Beratungssitzungen" die wir miteinander hatten hat mir dieser dann empfohlen, dass ich mir einen Therapeuten/eine Therapeutin suchen soll, die traumaspezifisch arbeitet, was ich dann auch gemacht habe und was eine für mich sehr gute Entscheidung war. Das hätte alles auch anders laufen können als es gelaufen ist, da bin ich mir sicher, so ich nicht an eine Person/einen Therapeuten geraten wäre, der mir glaubt und mich zu verstehen versucht (was bei "normalen" Therapeuten wohl leider passieren KANN, es kann auch anders laufen, aber ich denke das Risiko dass derjenige sich nicht mit dissoziativen Phänomenen und Störungen ausreichend auskennt ist deutlich höher. Für mich wäre das die Megakathastrophe gewesen zu dem Zeitpunkt und hätte JEDE weitere Therapie im Zweifel erst mal verunmöglicht ( > Head of Verteidigung...).

Mit meiner Thera konnte ich Anfang an sehr gut arbeiten, was denke ich in erster Linie an ihrer therapeutischen Haltung und in ihrer Person begründet liegt und daran, dass sie an DIS glaubt. Mit ihren Zusatzqualifikationen hat das wohl erst einmal nichts zu tun. Aber dazu sag ich jetzt was in Teil 2.

Lieben Gruss,

mio

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stern
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 13:28

Candykills hat geschrieben:Warum sollten das eben nicht auch viele andere, warum also nur explizit nach einem Traumatherapeuten suchen.
Wie gesagt: Das kann auch von den Therapiezielen bzw. einer Notwendigkeit abhängen. Oder weiterer Aspekt, was ich mal gelesen habe: Dass manche Patienten (erst) nach einer gescheiterten Therapie besser erkannten, was fehlte bzw. was sie benötigen und daraufhin einer spezieller ausgerichtete Therapie suchten, die das eher versprach (das kann eine Traumatherapie sein, gilt aber genauso gut für alles möglichen Aspekte, wegen derer Therapien entgleisen können. Dann achtet man genauer darauf, ob in diesen Punkten ganz konkret Kompetenz und Empathie gegeben sind).

Ein anderer Patient sucht vielleicht hingegen eine Schematherapie oder Expositionstherapie oder jemanden, der auch etwas von Gesprächs- oder Körpertherapie versteht. Das ist (in meiner Wahrnehmung) nicht seltener oder häufiger.
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 13:41

Mich interessieren an dieser Diskussion drei Aspekte (bzw. sie sind mir auf- bzw. eingefallen):

1) Wieso, candykills, suchst du nach den Begriffen "Traumatherapeut gesucht"? (wobei das jetzt die unwichtigste Frage ist )

2) Ich habe nicht die Zeit dazu (und entlohnt würde es auch nicht), aber mich würde interessieren, mal genauer anzugucken, welche Leute unter welchen Umständen sich an einen Traumatherapeuten wenden. Meine Vermutung ist, dass das zu 95% Menschen sind, die in einer ersten Therapie enttäuscht wurden. Und dann wäre die weitere Frage: Wie kommen sie nun auf die Idee mit dem ausgewiesenen Traumatherapeuten? Hat der Th. sie selbst abgeschoben; haben Freunde oder Bekannte ihnen das schmackhaft gemacht; wurden sie selbst erst als "schwerer Fall" umgarnt - hat man ihnen also eingeredet, besonders schlimm betroffen zu sein? Ich glaube nicht, dass jemand, der sich zum ersten Mal entschließt, einen Therapeuten aufzusuchen, in sich den Gedanken hat: "Ich hab ein schweres Trauma und brauche einen Traumatherapeuten". Die meisten Patienten haben ja zunächst unklare Symptome, für die sie die Schuld bei sich selbst suchen.

3) Vielleicht (?) würde es sich auch lohnen, vom Begriff des "Traumas" wegzukommen und erstens mehr das Individuum anzugucken und zweitens zu fragen, wodurch seine Störung entstanden ist: "Trauma" heißt ja zunächst mal nur "Verletzung". Es gibt krankmachende Ereignisse ("was hat man mir getan?"), krankmachende Beziehungen ("wer hat mir was getan?") und krankmachende Ereignisse in krankmachenden Beziehungen.

Je nachdem, wo der Schwerpunkt der Störung liegt, sollte auch der Fokus der Behandlung liegen. Ich bin zum Beispiel in einer Beziehung "krankgemacht" worden; also geht es darum, diese Störung in einer Beziehung auch zu behandeln und den Schwerpunkt auf die Interaktion zw. Th. und Pat. zu legen. Für andere Patienten mögen zum Beispiel die Ereignisse selbst im Vordergrund stehen, und denen ist vielleicht besser geholfen mit jemandem, der sich auf die Auswirkungen des Ereignisses spezialisiert hat.

Damit zusammenhängend ergeben sich dann einige Konsequenzen, was die Rahmenbedingungen usw. betrifft, sodass ich schon denke: Nicht jeder kann alles mit allem behandeln.

(Tippfehler)
Zuletzt geändert von leberblümchen am Sa., 25.07.2015, 13:44, insgesamt 3-mal geändert.


mio
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 13:42

So, Teil 2:

Wie gesagt: Mit meiner Thera konnte ich Anfang an sehr gut arbeiten, was denke ich in erster Linie an ihrer therapeutischen Haltung und in ihrer Person begründet liegt und daran, dass sie an DIS glaubt (und damit mir/uns und richtig auf mich/uns reagiert, mit mir/uns umgeht). Mit ihren Zusatzqualifikationen hat das wohl erst einmal nichts zu tun.

Meine Thera hat eine ganze Latte an Zusatzqualifikationen (im ambulanten Setting sind es ja "nur" Zusatzqualifikationen, deren Zertifizierungen vor allem einem "Seriösitätsnachweis" dienen) die für mich sehr hilfreich waren im Therapieverlauf. Das sind ja einfach Techniken, die helfen, besser und schonender an "Inhalte" (bei mir auch: andere innere Anteile) ranzukommen, an die sich "traditionell" schwerer rankommen lässt. Mir haben diese "Bausteine" (Techniken) aus KIP, PITT, Schematherapie etc. immer gut geholfen - funktionierte das eine nicht, haben wir was anderes probiert. Das war einfach wie ein großer "Kaufmannsladen" aus dem sie mir was angeboten hat und wir dann gemeinsam gekuckt haben: Funktioniert das? Ist das denkbar? Hilft das? Oder brauchen wir was anderes?

Einen weiteren wichtigen Punkt, der wohl bei "Traumatherapeuten" eher gewährleitstet ist als bei "normalen" Therapeuten, sehe ich darin, dass es wohl eine höhere Bereitschaft zur Erreichbarkeit gibt. Meine Thera hat mir von Anfang an ihre Handnummer gegeben mit der Ansage, dass, so was sein sollte, ich ihr jederzeit eine SMS schreiben kann und sie sich dann so bald wie möglich meldet. Mir hat das sehr viel Sicherheit vermittelt und einen großen Teil meiner eh schon massiven Ängste etwas in Schach gehalten. Ich habe dieses Angebot nie genutzt, aber dass es (sie) DA WAR, war unglaublich wichtig für mich um mich überhaupt in der Form auf den therapeutischen Prozess einlassen zu können, wie ich es in der Folge tat. Das heisst der Umgang mit dieser Regel "Therapeutische Abstinenz" wird da einfach von Haus aus anders betrachtet. Was nicht bedeutet, dass nicht auch andere Therapeuten so arbeiten, bei Traumatherapeuten ist diese Vorgehen nur "selbstverständlicher", weil sie den Traumabegriff (der ja in der Tat oft sehr schwammig ist) wohl differenzierter und auch "aktueller" betrachten. Die Traumaforschung gehört ja zu dem Bereich der Psychologie in dem sich in den letzten 20-30 Jahren unglaublich viel getan hat und auch aktuell noch tut.

Ich denk mal, dass es kein "Patentrezept" gibt, aber ich sehe schon viele Gründe dafür, warum bei manchen Patienten/"Störungen" ein traumatherapeutisches Vorgehen notwenig ist und vor allem auch für den Patienten "effektiver".
Ein "Prädikat" braucht ein Thera dafür sicher nicht, eher die Grundhaltung.Und Zusatzausbildungen ermöglichen andere Vorgehensweisen (und geben auch dem Thera "Sicherheit" für/bei die Behandlung!) und eröffnen damit Wege.

Lieben Gruss,

mio

PS: Hast Du Bedenken wegen Bielefeld? Oder sträubt sich da gerade wer ein bisschen? Denkst "Du" eine traumatherapeutische Behandlung könnte Deine Thera "verraten"? Falls: Es ist was ZUSÄTZLICHES, nichts ABSOLUTES, kein ERSATZ Bild
Zuletzt geändert von mio am Sa., 25.07.2015, 14:11, insgesamt 1-mal geändert.

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Candykills
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 13:42

Was ich schon auch meinte ist, dass vll manch einer nur "Traumatherapie" sieht und eben gar nicht nach links und rechts mehr schaut, was es daneben noch gibt.

Aber ich muss auch ganz ehrlich sagen ich finde dieses Traumawort auch etwas Branding und bin vll mir selbst bzgl nicht grade so, dass ich es mit mir in einem Satz mag. Vll bin ich an dem Punkt auch einfsch narzisstisch. Letztendlich wollt ich aber sowas wie von jenny doe und mio lesen. Also Erfahrungen pro und contra Trauma- bzw gängiger Psychotjerapie. Weitere Diskussionen sind natürlich total in Ordnung.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Candykills
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 13:46

Wie meinst du meine Thera verraten?

Anfangs wollt ich nicht in dieses Branding ja, aber jetzt bin ich froh wenn ich in Bielefeld dann endlich bin. Ich war halt auch Februar/ März erst in einer klinik und es nervt halt auch mal abgesehen von TRAUMAklinik.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 13:50

@ stern
Warum sollten das eben nicht auch viele andere, warum also nur explizit nach einem Traumatherapeuten suchen.
(...)
Dass manche Patienten (erst) nach einer gescheiterten Therapie besser erkannten, was fehlte bzw. was sie benötigen und daraufhin einer spezieller ausgerichtete Therapie suchten, die das eher versprach
Ich verstehe was Du meinst, denke aber, dass Du das Thema aus einer ganz anderen Perspektive betrachtest, als Candykills. Candykills geht es nicht - so habe ich es verstanden - um spezifische Schwerpunkte, die Therapeuten setzen, wie Trauma,- Sucht, - ... Behandlung, sondern um die Frage, warum sich klienten an einen Therapeuten wenden, der sich explizit Traumatherapeut nennt und nicht an Therapeuten, dich sich nicht explizit so nennen, aber genauso Traumata behandeln und behandeln können.

Jeder darf sich Traumatherapeut nennen. Es gibt keine Kriterien, wann man Traumatherapeut nennen darf und wann nicht. Sich somt daran zu orientieren, das jemand sagt "ich bin Traumatherapeut" und zu sagen "sowas brauche ich" sehe ich kritisch. Da kann man geraten an PT, die ein Wochenendseminar besucht haben und sich nun für Experten halten oder auch an tatsächlich gut ausgebildete PT.
Wenn man weiß, was man braucht, dann sollte man sich nicht daran orientieren, wie sich ein Therapeut selbst nennt, sondern gucken, wieviel Erfahrung und Ahnung er kann. Erfahrung und Ahnung kann ein selbsternannter Traumatherapeut genauso viel oder wenig haben, wie einer, der sich nicht explizit so nennt.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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stern
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 13:57

Ich denke schon, dass das passt. Wenn jemand in einer TPF oder PA oder VT mit seiner Traumastörung an Grenzen gestoßen ist, so kann es sein, dass jemand dann speziell einen Traumatherapeuten sucht.

Wenn ein Therapeut/Arzt eine spezielle stationäre Traumatherapie empfiehlt, so kann es sein, dass dieser glaubt, in der Behandlung SELBST an Grenzen zu stoßen, so dass er das nicht leisten kann. Oder er sieht eher Grenzen des Patienten, dass er diesen Rahmen als geeigneter ansieht, um gezielt Problematik xy zu behandeln. Weil man im ambulanten Rahmen evtl. an Grenzen kommen könnte.
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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 14:00

Ah, verstehe jetzt was Du meinst. Danke für die Erklärung. Und ja, könnte ein Grund sein, warum jemand gezielt nach jemanden sucht, der sich selbst so nennt.
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 14:06

Jenny Doe hat geschrieben:Wenn man weiß, was man braucht, dann sollte man sich nicht daran orientieren, wie sich ein Therapeut selbst nennt, sondern gucken, wieviel Erfahrung und Ahnung er kann.
Nun, das schrieb ich ja mehrmals.

Aber die Suche ist leichter, wenn ich bereits irgendwie erkenne, DASS eine Qualifikation vorhanden ist (z.B. weil sich jemand so nennt). Und dann kann man ja nachfragen.

Die Alternative ist, dass ich ganz unspezifisch Therapeuten anrufe und dann schaue, ob sie Erfahrung haben, mit dem, was ich mitbringe. Wenn der Patient aber erlebt, dass 5 Therapeuten mit den Zähne knirschen und Bedenken haben, dann sucht man vermutlich doch schnell wieder spezieller (sei es ambulant oder stationär).
Erfahrung und Ahnung kann ein selbsternannter Traumatherapeut genauso viel oder wenig haben, wie einer, der sich nicht explizit so nennt.
Wenn jemand jahrelang in Traumastationen arbeitet und viele Fortbildungen hat, so könnte mein erster Eindruck sein, dass dieser etwas erfahrene ist als jemand, der lediglich mal etwas in der Ausbildung dazu gehört hat... im Optimalfall erkennt man das auch im Gespräch, ob das so ist... Aber wie gesagt: Meine Erfahrung ist eher, dass der Therapeut eine Empfehlung ausspricht, was seiner Meinung nach geeigneter erscheint, wenn er Grenzen ortet. Und nicht, dass die meisten Therapeuten sagen: ja, klar, in der Ausbildung gehört, müsste ich können, mache ich auf jeden Fall. Schauen wir mal...
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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 14:32

  • Aber die Suche ist leichter, wenn ich bereits irgendwie erkenne, DASS eine Qualifikation vorhanden ist (z.B. weil sich jemand so nennt). Und dann kann man ja nachfragen.
Aber das weiß ich doch auch, wenn ich mich an einen kassenzugelassenen Therapeuten wende, der sich nicht explizit TP nennt. Auch die haben die entsprechende Qualifikation durch ihre PT-Ausbildung erhalten.
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 14:42

Hallo Candy,
Candykills hat geschrieben:Wie meinst du meine Thera verraten?
es war nur so ein Gefühl, muss nicht hinkommen. Ich dachte (fühlte) so in die Richtung von wegen:

"Meine Thera ist zwar keine Traumathera aber sie ist ganz toll und hilft mir ganz toll. ICH gehe nicht fremd und zu wem anders..."

Aber wie gesagt, wenn es daneben liegt dann liegt es daneben .

Das mit der "Schublade" "Trauma" in die Du nicht gesteckt werden willst, liegt das daran, dass es Dir dadurch noch "gestörter" vorkommt??? Schwerwiegender? Verstehe ich das richtig?

Hmm, ich seh das eher "gegenteilig". Was aber wohl auch damit zu tun hat, dass ich mich viel damit beschäftigt habe, da ich bis zu dem Zeitpunkt als der "Beratungsthera" mich in die Richtung geschubst hat, auch nur diese "allgemeine" Traumavorstellung hatte. Mich hat die Beschäftigung damit "erleichtert". Auch, weil dissoziative Störungen (so krass sie auf den ersten Blick erscheinen) eigentlich als gut behandelbar gelten (im Vergleich zu Persönlichkeitsstörungen).

Ich denk mal dass es hilfreich ist, sich von einer "Einordnung" im Sinne von "gestört, gestörter, am gestörtesten" gedanklich freizumachen und einfach zu schauen: WAS ist DA? WAS kann ich TUN? WAS sind/hilft mir bei der Erreichung MEINE/R ZIELE?

Ich hatte gestern auch mal wieder so eine Therapiestunde in der wir geschaut haben, wie es weitergeht, weitergehen soll und meine Thera erzählt dann auch immer was von "schwerwiegenden Verletzungen und Beeinträchtigungen und einem großen Leiden" (Die Teens würden sie dann regelmässig am Liebsten verhauen! Und sind dann sehr darauf bedacht, dass sie das "relativiert" und sich und DAS ihnen nicht "aufdrängt" - zum Glück rafft sie das dann immer recht schnell! Die Kleinen heulen fast los, bei der Vorstellung "weggeschickt" zu werden und nochmal alles "erzählen/zeigen" zu müssen und haben Angst davor, dass niemand sie versteht. Ich betrachte es rational und denke mir: Was nötig ist und funktioniert wird gemacht.)

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Beitrag Sa., 25.07.2015, 14:43

Nutzt aber doch nichts, wenn diese sagen, sie können die Behandlung nicht übernehmen aus fachlichen oder persönlichen Gründen. Ich kann dann als Patient doch nicht darauf pochen, hallo, das haben sie aber gelernt, sie müssen das sicher anwenden können. Und persönlich gefestigt müssen sich auch sein, sondern wären sie nicht PT geworden. Und ich würde das auch nicht tun, wenn jemand Grenzen sieht.

Was anderes wäre, wenn jemand sagt: Den speziellen Part könnte man evtl. stationär behandeln... und für den Rest kann ich dann wieder die Behandlung übernehmen.

Ein Therapeut muss doch auch abklären, ob etwas mit seinen Begrenzungen vereinbar ist.
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