Stillstand in Psychotherapie

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Gelli
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Beitrag Mi., 24.06.2015, 10:27

Ach Betti,das ist nicht so leicht zu beantworten.Ja ich bin seit eineinhalb Jahren raus aus jeglicher Therapie.
Für mich damals unvorstellbar das dieser Zeitpunkt mal kommen würde aus der Therapie aber vor allem von meinem wunderbaren Therapeuten Abschied nehmen zu müssen.Irgentwie geht alles weiter auch ohne Therapie ohne diesen wunderbaren Menschen an meiner Seite,aber ob ich deswegen glücklicher bin.
Es war Zeit zu gehen,das sagte immer mein Kopf,doch ganz tief im inneren wollte ich nie gehen, ich wollte nie aufhören,weil nur er mein innerste kannte,nur er meine Sorgen,Nöte wahrnahm und verstand,ich fand in ihm meinen Halt und meine Sicherheit,ich fand endlich Vertrauen.
Im inneren bin ich unglücklich darüber,das alles zuende ist und es wird auch nie wieder ein zurück geben,denn so ist meine Lebensweise,wenn ich aufhöre,dann ganz und es gibt auch keine wiederkehr.
Manche sagen das ist so etwas wie "schwarz-weiß" verhalten,das mag sein,aber es ändert nichts an meine Einstellung.Tief im Herzen ist seit der Verabschiedung vom Therapeuten eine "Wunde"geblieben,die bis heute nicht verheilt ist,und weil ich ohnehin auf meine Gesundheit nie wert lege habe ich auch nie etwas dafür getan diese "Wunde"zu pflegen damit sie heilen kann,nein ich habe diese keine Beachtung geschenkt,ich habe es verdrängt,ignoriert,denn wenn ich mich damit beschäftigen würde,dann ginge ich in die Situation hinein die ich im innerste nie haben wollte.
Ich bin darüber hinweg gegangen was mein innerste wollte,ich habe es ignoriert,ich hab getan was alle von aussen das beste hielten,so wie ich immer tat und tue was andere für das beste hielten.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Betti
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Beitrag Do., 25.06.2015, 11:24

Liebe Gelli,
es macht mich fast traurig, wenn ich deine Zeilen hier lese. Das hört sich danach an, als wenn du noch sehr darunter leiden würdest. Es tut mir leid für dich und ich hoffe sehr, dass ich da jetzt nicht etwas aufgewühlt habe. Das war auf gar keinen Fall meine Absicht. :(
Wenn dir danach ist, darüber zu schreiben, kannst du das gerne hier machen. Wie es dir damit geht. Wenn du das Thema ein für alle Mal abhaken willst, dann ist das natürlich auch total ok.
Du hast mir schon so oft aufmunternde Worte geschrieben. Ich habe jetzt das Gefühl, dass mir nichts dazu einfällt. Aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich noch in einem komplett anderen Stadium der Therapie bin. Und mich (noch) nicht hineinversetzen kann (will), wie es einmal nach der Therapie sein wird.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und alles Liebe.

Lg Betti

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Gelli
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Beitrag Fr., 26.06.2015, 06:50

Hallo Betti.

Das ich aufmunternde Worte dir schreiben kann liegt vielleicht daran dss bei dir etwas ehrliches etwas reales herüber kommt. Hier im Forum werde ich eher anders wahrgenommen,eine die auf andere "rumkloppt"wenn diese ohnehin am Boden liegen daher freut mich das du mich anders wahr nimmst.
Aber auch im täglichen Leben bin ich eher jemand die immer einen Spruch drauf hat die Späße auf meiner Person macht alles damit andere lachen.Von klein auf bin und war ich so ich habe nie die gelli gezeigt die ich im inneren bin.Ich bin eine sehr verletzliche Person und diese habe ich mit ganz viel Vertrauen und Sicherheit meinen Thera und nur meinen Thera gezeigt.
Ja,ich leide ganz tief im inneren das ich mit meinem damaligen Thera keinen Kontakt mehr haben kann weil ich es so will.
Wie gesagt ich hab getan im Nachhinein was von mir erwartet wurde und ich bin halt der Typ von Mensch der das macht was andere zufrieden macht,hauptsache es geht allen anderen gut,was zählt da meine Person oder gar mein innerste.
Ich bin nicht wichtig ich war nie wichtig und werde auch nie wichtig sein.
Diese Einstellung hätten noch 20 jahre Therapie nicht verändern können.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Betti
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Beitrag So., 28.06.2015, 22:20

Liebe Gelli,
also wie eine die auf andere "rumkloppt" wenn diese am Boden liegen, empfinde ich dich überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich finde deine Beiträge aufmunternd und hilfreich. Es tut gut von dir zu lesen.

Sehr schade, dass du nicht die Gelli zeigen kannst, die du wirklich bist. Kann ich aber auch etwas verstehen. Auch bei mir vermuten alle, dass ich eine glückliche Mama bin. Ich habe ja ein entzückendes Kind, einen tollen Partner, Freunde... Warum bitte, soll es einem da denn schlecht gehen? Ich glaube, das könnten sehr viele nicht verstehen. Darum wissen es auch nur sehr wenige, wie es mir wirklich geht.

Noch eine Frage (wenn das ok ist?): Was haben denn die anderen von dir erwartet? Dass du die Therapie beendest, obwohl sie dir so gut getan hat? Dass du nur auf die anderen und nicht auf dich schaust?
Deine Person, dein Inneres sollte oberste Priorität haben!! Aber wahrscheinlich wird es schwierig sein, das so zu sehen, wenn du schreibst, dass auch 20 Jahre Therapie nichts daran ändern hätten können. Und auch das kann ich nachvollziehen. Auch ich schaue meist immer zuerst was andere davon halten könnten, ob es für diese passt, ob es ihnen gut geht. Und ich bin in der Zwischenzeit schon "untergegangen".
Da ich jedoch (lt. Thera) noch eher am Anfang/Mitte der Therapie bin, habe ich immer noch die Hoffnung, dass sich meine Einstellung diesbezüglich noch ändern wird. Dass ich es irgendwann erreiche, nicht immer auf andere zu schauen. Dass ich auch mir etwas Gutes tun kann, mich so mag wie ich bin.

Liebe Gelli, du hast ja geschrieben, dass es dir gut getan hat, wenn ihr in der Therapie spazieren gegangen seid. Ich fand diese Idee eigentlich toll.
Bis sie in der letzten Therapie nicht von mir, sondern von meiner Thera eingebracht wurde. Hilfe, der Gedanke mit ihr durch ihre Nachbarschaft zu spazieren stresst mich etwas muss ich zugeben. Ich möchte es zwar probieren, aber ich habe schreckliche Angst davor, was das in mir auslösen könnte.
In der letzten Therapie wollte sie, dass ich etwas male um mich aus meiner Starre zu lösen. Um mich "in Bewegung" zu bringen. Da ging dann erst recht gar nichts mehr. Wieder nur Erstarrung, Stille, Angst, Scham. Ich schäme mich für sovieles. Und ich weiß nicht wie ich das ändern kann. Wieder ein Grund warum bei mir sogut wie nichts weiter geht. Wir drehen uns immer und immer im Kreis. Schön langsam weiß ich echt nicht mehr, wie sich da was bewegen soll.
Ich schicke ihr mittlerweile zwischen den Therapien mehrere Mails um meine Gedanken los zu werden, welche in in der Therapie nicht anbringen kann. Weil ich es dort nicht schaffe, was zu sagen, was zu fragen, was zu zulassen, irgendwas von der wahren Betti zu zeigen. Es geht einfach nicht. Und dann schreibe ich sovieles in diese Mails, gebe ihr sovieles von mir Preis. Um mich im Endeffekt wieder nur dafür zu schämen, wenn wir in der Therapie dann versuchen darüber zu sprechen. Es ist einfach so schwierig.
Auch wenn es für dich schwierig ist, im wirklichen Leben die wahre Gelli zeigen zu können, so hoffe ich, dass ich es in der Therapie mal so schaffe wie du. Dass ich wenigstens dort einen Ort finden kann, wo alles "erlaubt" ist. Ich weiß, dass ich mich dort für nichts schämen müsste, dass ich dort alles dürfte, dass sie mich begleitet, für mich da ist und trotzdem geht da nichts. Ich frage mich sooft, warum das so schwierig ist. Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich in der Therapie keine Sprache mehr besitze. Und jegliche Gefühle werden nur unterdrückt, zurückgehalten, um ja nicht in Vorschein treten zu können. Es könnte dann ja wieder nur peinlich sein.
Ach dieser ewige Kreislauf. Nagut, ich wünsche eine Gute Nacht.
Lg Betti

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Gelli
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Beitrag Mo., 29.06.2015, 06:03

Hallo Betti,

Schön,von dir zu lesen.Weißt du warum etwas reales etwas ehrliches in dir steckt und in das was du so hier schreibst?
Es gibt Momente wo ich mich genau darin wiederfinde wie es damals auch bei meinem Thera lief.
Mein Thera hatte es bestimmt nicht einfach mit mir,oft habe ich im "fallen"gestellt um heraus zu finden,wie glaubhaft ist er,wie sehr versteht er mich.
Das fand er natürlich nicht schön,weil er unser Vertrauen damit als gefährdet sah,aber wir haben es gemeinsam geschafft das wir uns vertrauen konnten.Ich hab unendlich lange gebraucht um ihn vertrauen zu können,und als der Zeitpunkt gekommen war,das ich das auch merkte,das war ein schöner Moment.
Nein,die wahre gelli zeigt sich hier nicht,es ist hier ein anonymes Forum,es gibt viele hier,die mich wahrscheinlich schon im wahren Leben in den A..... getreten hätten für das,was ich hier so manches mal vom Stapel lasse.
Wobei ich jedesmal nur schreibe was meine Meinung ist,ob sie immer richtig ist,das sei jeden selbst überlassen.
Du fragst mich was die anderen "erwartet"haben?
Erwartet wurde,(ich schreibe bewusst jetzt was andere erwartet haben,nicht was meine Meinung ist)das ich nach 10 jahren Therapie den Zeitpunkt setze um aufzuhören,es gäbe da auch noch andere Menschen,die Hilfe bräuchten.
Ich persönlich wollte diese verbindung zu meinem Thera nie beenden,ich wäre so gerne bei ihm geblieben,zumindes bis ich für mich gespürt hätte,jetzt ist es in Ordnung,jetzt ist es Zeit zu gehen,so ähnlich das Gefühl zu erfahren wie als wenn man im Elternhaus auszieht,wo auch das Gefühl automatisch kommt das es Zeit wird auszuziehen um alleine "fliegen"zu lernen.
Mein Thera hat mein innerste gesehen,wahrgenommen,verstanden,gestreichelt,getröstet,etwas was ich zuvor in meinem ganzen Leben nie erfahren habe.
Das deine Thera mit dir spazieren gehen möchte(Vorschlag von ihr)das ist eine gute Idee.Mein Thera ist im nahegelegenen Wald der an einem Friehof lag mit mir spazieren gegangen und es war so herlich ruhig dabei,nur das Zwitschern der Vögel hörte man,wo dann mein Thera immer mich darauf sensibilisierte dahin zu hören.Oder mich aufmerksam machen ließ was da so ein Wald von sich gibt an Geruch,Geräusche,Farben,das war typisch er damit ich lernte nicht immer so negativ durch die Welt zu gehen.
Achte mal selbst drauf wenn du ganz allein im Wald bist und ganz bewusst wahrnimmst was da so um dich ist,du wirst erstaunt sein,was du da alle so wahrnimmst.Ob ich mit dem Thera durch eine Wohnsiedlung gelaufen wäre,das denke ich eher unwahrscheinlich,weil ich immer im Kopf hätte,mein Thera wird mit einer anderen Frau gesehen wo er dann als Fremdgeher bezeichnet wird.(Thera wohnte in dem Ort,war verheiratet und hat 4 Söhne,darunter zwei erwachsene Zwillinge).
Deshalb war der nahegelegene Wald ein idealer Ort,des öfteren gingen wir auch gemeinsam in eine Kirche(er wußte das ich gern in Kirchen bin wegen der Stille und weil ich mich Gott darin nahe fühle)dort verweilten wir dann auf einer Kirchenbank,es gab Momente wo wir schweigten,oder wir sprachen ein Gebet,oder sprachen über das was gerade in meinem Kopf ist,selbst wenn ich phasenweise nur ein einziges Wort sagen konnte,er wußte damit umzugehen,und gab mir nie das Gefühl das es zuwenig ist,was ich da von mir zeigte.

Fortsetzung folgt.
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Gelli
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Beitrag Mo., 29.06.2015, 06:32

Fortsetzung.

Vieleicht gibt es einen Weg oder Strecke,die du gern laufen würdes,dann sag ihr das,denn du sollst dich wohl fühlen da wo du läufst.
Du schreibst,du schreibst deiner Thera zwischendurch immer ein paar Mails weil du darin in der Lage bist deine mometanigen Gedanken aufzuschreiben,das ist erstmal wunderbar,es ist also ein Weg das du wenigstens auf diese Weise etwas an ihr senden kannst.Auf der anderen Seite schreibst du,wenn du dann aber ihr gegenüber sitzt kommt wieder der Moment wo du dich darum schämst das da ein Teil von dir an ihr diese Gedanken per Mail aufgeschrieben hat.
Bitte tue es nicht dich darum zu schämen,es ist wunderbar,denn da ist etwas in dir der dieser inneren Betti sagt,du kannst schreiben,ich erlaube dir das jetzt und dann schreibt ja diese Betti.Und wenn du deiner Thera gegenüber sitzt dann kommt die Erwachsene Betti heraus die der inneren Betti sagt wie konntes du nur son Unsinn schreiben,ich finde das voll peinlich.
Ja da sind zwei Anteile in dir die nicht miteinander kooperieren,ich weiß nicht ob du das so siehst,ob ihr in der Therapie sowas schon mal angesprochen habt so mit "Anteile"arbeiten.
Ich habe das in meiner Therapie mit meinem THera erarbeiten dürfen welche Anteile ich in mir habe,welche Aufgaben diese Anteile in mir früher hatten und heute noch haben,somit lernt man sich besser kennen und kann den entsprechenden Anteil etwas gestatten oder verbieten alles im Sinne das es mir darin gut geht.So sollte eigentlich sein.
Ja ich schaue nur auf das,was die anderen wollen und was die für richtig halten,denn wenn ich auf mich allein geschaut hätte und ich mich so wichtig nehmen würde,dann wäre ich (noch)nicht von meinem Thera damals gegangen.
Auf mich zu schauen das ist bis heute etwas fremdartiges,vieleicht liegst daran,weil ich mich noch nie als wichtig empfand,und weil es einen Teil tief in mir gibt,der spürt das es keinen Platz auf dieser Welt für ihn gibt.
Mein Thera hat mit ganz viel Fürsorge und Vertrauen damals so etwas erreicht das ich anfing zu glauben ich bin gewollt und werde geliebt(von Gott,meinen Kindern,meiner Mutter,meinen Brüdern)aber dann kam der Zeitpunkt wo ich mich den Erwartungen anderer stellte,seither ist jeglicher Glaube gewollt und geliebt zu sein gewichen.
Ich denke,auch du wirst mit der Zeit erfahren wie es ist in der THerapie Vertrauen zu können,du wirst lernen etwas für dich zu tuen,heraus zu finden was tut mir gut,was sind Dinge die mir nicht gut tuen,auch nein sagen zu können ohne schlechtes Gefühl dabei zu empfinden.
Das du denkst in der Therapie sei alles so schwierig und meinst du kommst hier und da überhaupt nicht in "Bewegung"das hat was mit innerlicher "Erlaubnis"zu tuen.Was erlaubst du dir,was erlaubst du dir nicht und warum nicht.
Das wäre eine tolle Arbeit mit den innerlichen Anteilen denn die wissen für sich was sie dir erlauben und was nicht und weshalb sie sich so vehalten.
Zu deinem Spaziergang wünsche ich dir ganz viel positive Energie und positive Erfahrung.

Schreib mir ruhig wie es war,das würde mich freuen.
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Betti
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Beitrag Do., 23.07.2015, 23:06

Hallo,
ich mal wieder - mit einem Update sozusagen.
Ich hatte heute wieder Therapie und bin gerade einfach nur verzweifelt, traurig, verletzt, enttäuscht,...
Es lief die letzten Male gar nicht so schlecht. Ich hatte aufgrund meiner eher schlechten Verfassung meist zwei Termine die Woche, laut meiner Thera sind wir endlich mitten im Prozess, auch wenn ich wie sie meint kaum etwas zulassen kann, "sie nicht mitreden darf", wie sie es heute betitelt hat. Aber sie meinte, da sei sehr vieles in meinen Mails, die ich ihr seit einigen Wochen schicke und wir oder eher sie (ich bringe ja nach wie vor kaum den Mund auf) sprechen dann darüber. Sie hat vieles thematisiert, auf den Punkt gebracht, mir klar gemacht, worum es wirklich geht, mir auch gesagt, dass ich anscheinend versuche, sie zu überfordern, zu testen, was sie aushält, ich nach wie vor sehr misstrauisch sei, usw. Habe mich dann gefühlt, wie wenn ich erwischt worden wäre, was aber nicht schlimm war. Sie hat mir immer und immer wieder bestätigt, dass sie das alles mit mir trägt, dass es zwar noch ein langer Weg sein wird, sie mich dabei aber begleiten wird und für mich da ist. Das alles hat dazu geführt, dass das Vertrauen stieg und ich etwas mehr zulassen konnte. Obwohl es mir gerade wirklich nicht besonders gut geht. Ich nur mehr am essen bin, was ich dann sehr oft wieder der Kloschüssel übergebe, mich ständig selbst verletze und mir momentan einfach nichts gutes tun kann und keine Ahnung habe, was das denn überhaupt sein könnte. Ich hatte in letzer Zeit sooft das Gefühl, dass mich keiner mehr versteht, keiner mehr da ist (trotz Freunde und Familie) und ich war mir sehr oft nicht sicher ob mich denn meine Thera wirklich verstehen kann. Und trotzdem war sie so etwas wie ein letzter Grashalm für mich.
Tja dann hat sie mir schon lange mitgeteilt, dass sie nächste Woche in Urlaub im Ausland sei, ich sie aber anrufen könne wenn nötig. Für mich war immer klar, dass ich das sicher nicht machen werde, sie soll ihren Urlaub haben, die Woche steh ich schon durch. Jetzt sagt sie mir heute, dass sie danach auch noch in Urlaub ist und ich meinen regulären nächsten Termin erst in vier Wochen habe!!! Ich war einfach nur entsetzt, enttäuscht und bin grad nur verzweifelt. Sie meinte wieder, ich könne notfalls ja einen Termin haben, ich solle weiterhin meine Mails schreiben, ich könne sie anrufen. Ist ja auch total nett von ihr, dass sie mir das anbietet, aber ich will und kann das nicht annehmen, weil ich ihr ihren Urlaub ja auch wirklich gönne. Jeder braucht mal Urlaub. Trotzdem bin ich so verletzt, weil sie nie vorher anklingen hat lassen, dass sie eigentlich solange nicht "zur Verfügung" steht. Ich dachte immer, ach ich Glückliche, meine Thera ist nur eine Woche weg. Sch..., jetzt gehts mir auch so wie vielen anderen in diesem Forum. Und ich bin gerade so sehr enttäuscht. Ich habe die ganze Autofahrt heim nur geweint, weil ich mich plötzlich so sehr im Stich gelassen fühlte. Weil es mir aktuell einfach nur besch... geht und ich nicht mehr weiß, wie ich damit zurecht kommen soll. Weil ich am liebsten einfach nur mehr alleine wäre, alle aussschließen würde und mich verkriechen will. Aber das ist nicht möglich, weil da eben mein einjähriges Kind ist, das so extrem viel Aufmerksamkeit fordert. Da bleibt nicht mehr viel übrig für eine Betti. Ach ist gerade alles so Sch......
Tut mir leid, dass ich gerade hier meinen Mist ablade, weiß aber nicht mehr wohin mit mir. Ich werd die nächsten Wochen schon durchstehen, das weiß ich. Aber ich weiß eben gerade nicht wohin mit meiner Entäuschung. :(
Naja, danke für alle, die das hier lesen. Gute Nacht.
Lg Betti

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SoundOfSilence
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Beitrag Do., 23.07.2015, 23:39

Betti - es tut mir sehr leid!! Urlaub ist eine schwierige Zeit, oftmals - und so unvorbereitet erst recht! Das ist irgendwie schlecht gelaufen...! Aber nun ist es so, und alles was helfen kann, vielleicht, ist die Frage was du für dich tun kannst..
Du KANNST sie anrufen
Du KANNST ihr mailen
Du KANNST hier schreiben
Du KANNST hier lesen

Mir fällt jetzt nicht mehr ein - aber vielleicht ja dir. .? Oder anderen hier .

Ganz liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...

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Betti
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 23:05

Liebe SoundOfSilence,

herzlichen Dank für deine Antwort. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass mich der Urlaub meiner Thera mal so sehr stresst. Sie war schon so oft weg, auch teils über mehrere Wochen. Bisher war das nie ein Problem. Naja zeigt vielleicht wirklich, dass wir mitten im Prozess stehen. Was ich für mich tun kann, habe ich leider noch nicht herausgefunden. Ich weiß, ich kann sie anrufen und ihr schreiben. Ich werde es aber nicht machen. Ich denke mir sooft, dass ich dadurch zur Last falle. Sie hat Urlaub und ich will ihr eine Verschnaufpause (von mir) gönnen. Ich hatte in letzter Zeit sehr oft das Gefühl, dass ich einfach nur mühsam bin. Ich habe so viele Mails geschickt, sie war bemüht mir kurz zu antworten, wir haben die Therapiefrequenz erhöht und trotzdem fiel es mir immer so schwer mitzuarbeiten, was zuzulassen. Ich schreie aufgrund meines Verhaltens förmlich nach Hilfe, kann sie aber noch immer so schwer annehmen.
Ich habe hier schon sehr viel gelesen, dies hilft mir manchmal auch etwas. Hier zu schreiben, finde ich manchmal noch sehr schwierig. Ich habe immer Angst zu vieles Preis zu geben, zu jammernd zu klingen, zu abwehrend. Ich habe immer das Bedürfnis auch wem anderen "zu helfen", finde dann aber sooft nicht die richtigen Worte. Und somit denke ich mir sehr oft, jetzt bin ich hier und "will bekommen", kann aber "nicht geben". Weißt du was ich meine?
Ich habe mir nun gestern zum ersten Mal fachspezifische Literatur gekauft um mich in dieser Zeit einfach mal über so einiges zu informieren. Jetzt würde ich gerne lesen und lesen, es fehlt aber einfach die Zeit dazu. Tagsüber Kleinkind, abends viele andere Verpflichtungen - meine Schwester heiratet in ein paar Wochen und ich bin ihre Trauzeugin. Diesbezgl. wird gerade vieles vorbereitet. Ist natürlich etwas sehr schönes, Hochzeitsvorbereitungen zu treffen, aber momentan auch belastend. Ich würde mich gern viel intensiver damit auseinander setzen, meine Schwester ist ein sehr wichtiger Mensch für mich, aber ich schaffe momentan nur das Notwendigste, leider.
Ich habe wirklich sehr oft das Gefühl, es gibt keine Zeit mehr für mich. Ich bräuchte sie aber gerade so dringend. Einfach mal ein paar Tage "abhauen" und einfach nur für sich sein. Lesen, viel schlafen, seinen Gedanken nachhängen, mal nicht für alle und jeden da sein und sich durchkämpfen, ja vl. mal einfach im Bett liegen zu bleiben, weil einem (eigentlich ständig) danach ist. Naja ist aber momentan einfach nicht möglich. Unter der Woche bin ich sogut wie alleinerziehend und die Wochenenden sind meist alle so verplant, dass auch keine Zeit für mich bleibt. Nagut, dieses Phänomen ist aber sicherlich vielen Müttern/Vätern bekannt. Ich denke mir sooft, hätte ich doch nur vor der Geburt meines Kindes eine Therapie gestartet. Ich glaube, das wäre um vieles einfacher für mich gewesen. Dieser ewige Kampf, seinem Kind eine halbwegs gut gelaunte, stabile Mama zu sein ist einfach so extrem schwer. Aber ja, nun ist es nun mal so. Mein Kind ist da und braucht mich, egal wie ich drauf bin.
Gute Nacht
Lg Betti

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SoundOfSilence
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Beitrag So., 26.07.2015, 10:17

Hallo Betti,

ja, du hast schon recht, ein Kind fordert seine Mutter - auch wenn es ihr gerade nicht gut geht... Weißt du, ich denke, da liegt eine große Chance drin, einem Kind auch vorzuleben, dass es einem nicht gut gehen darf und dass man sich "um sich selber kümmern darf". Natürlich in engen Grenzen, klar. Ein so kleines Kind braucht dich - da ist nichts dran zu rütteln! Aber es wird keiner Mutter auf dieser Welt gelingen, immer "perfekt" auf ihr Kind eingestellt zu sein. Ich glaube inzwischen, dass es aber ein wertvolles Geschenk ist, wenn Mütter genau DAS auch vermitteln. Ich hätte mir von meiner Mutter sehr gewünscht, dass sie mich so nimmt wie ich bin. Aber ich hätte mir auch gewünscht, dass sie sich selber auch so nimmt, wie sie ist. Ganz ehrlich, wenn man mal als Beispiel eine Mutter nimmt, die total Kopfschmerzen hat, aber trotzdem mit ihrem Kind in den Freizeitpark fährt - das Kind spürt ja genau, dass die Mama nicht gut drauf ist, dass es ihr nicht gut geht. Wenn diese Mutter nun immer sagt "nein, nein, ich LLLIIIEEEBE es hier mit dir zu sein" - dann lernt das Kind ja nicht, seinem eigenen Gespür zu vertrauen, ein eigenes gutes Gespür überhaupt zu entwickeln... Würde die Mutter sagen" Ich habe Kopfschmerzen, aber ich möchte dass du Spaß hast und ich erfreue mich daran so gut ich kann" - das wäre doch ehrlicher... Naja, ich weiß schon, dass dein Kind noch ganz klein ist - und keine Frage, du wirst gebraucht als Mutter und kannst da keine "Rücksicht" erwarten - aber vielleicht kannst du den Gedanken mitnehmen, dass auch das "realistischere Vorbild" etwas wertvolles ist? Dass du nicht automatisch als Mutter versagst, weil du nicht vor lauter Lebensglück aus allen Nähten platzt...?
Wie hast du das den erlebt als Kind, wenn es deiner Mutter mal nicht gut ging? War sie dir ein Vorbild, wie man für sich selber sorgt (auch, damit man sich weiterhin um andere sorgen kann)?
Betti hat geschrieben: Ich habe immer das Bedürfnis auch wem anderen "zu helfen", finde dann aber sooft nicht die richtigen Worte. Und somit denke ich mir sehr oft, jetzt bin ich hier und "will bekommen", kann aber "nicht geben". Weißt du was ich meine?
Das meine ich... Du bist als Mutter, als Schwester so gefordert - es ist völlig klar und auch völlig ok, dass du nicht noch zusätzlich lauter Menschen hilfst... Es ist ok, dass du "hier" auch einfach mal nur "nehmen" magst. Genauso übrigens bei deiner Thera: Klar "gönnst" du ihr den Urlaub. Aber sie muss für sich selber sorgen (können), dass ist nicht deine Aufgabe! Du kannst ihr den Urlaub gönnen - und trotzdem traurig sein, dass sie dir fehlt.

Übrigens: nach meiner Erfahrung sind die richtigen Worte die, die spontan kommen und aufrichtig sind. Die, die einem einfallen, wenn man "mit gutem Willen" etwas vom Anderen liest. Und man muss ja auch nicht immer antworten... Meist kommt doch dann auch das "Geben" von selber, wenn man einfach Anteil nimmt. Und dann hat man immer auch selber etwas davon! Also: nimm, was dir gut tut (den Rest lass liegen), und gib weiter, was dir passend erscheint (was du dalassen willst)...

Du schreibst so deutlich, dass du Zeit für dich brauchst. Nimm sie dir! Du machst weder deiner Schwester eine schöne Hochzeit, noch deinem Mann ein schönes Wochenende, wenn du anschließend zusammenklappst. Sprich mit ihm, sag ihm du brauchst einen Sonntag VOR der Hochzeit, jetzt zeitnah, an dem er als Vater voll verfügbar ist - und als Partner dir den Rücken freihält (was du ja offensichtlich die ganze Woche über machst!). Dann versuche das, was sonst ansteht (Hochzeitsvorbereitung etc) so zu delegieren und zu organisieren, dass du einen Sonntag FREI hast, nur für dich! Ich kenne das ganz genau, dass man so viel mehr tut, als man kann, und sich dabei dann noch dafür "schämt", dass man nicht "glücklicher" ist, nicht fröhlicher, es einem nicht leichter fällt... Man wird, gefühlt, eher zur zusätzlichen Belastung als zur Unterstützung. Weil der andere ja merkt, dass es einem eigentlich zu viel ist... Auch hier: die aufrichtige Variante ist letztlich auch für die Braut besser... Und ich weiß, wie angespannt eine Braut vor der Hochzeit ist - ich meine nicht, du sollst ihr "die Klamotten vor die Füße werfen und abhauen" - aber ich denke, wenn du dir ein wenig Ruhe verschaffen kannst, dann hast du auch die Kraft "an der richtigen Stelle aus ganzem Herzen heraus zu lächeln" - und so einen "wahren Moment" lang die Freude zu teilen ist letztlich wichtiger als alles andere... Weißt du, was ich meine?

Liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...

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Betti
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Beitrag So., 26.07.2015, 20:29

Liebe Silence,

danke für deine ausführliche Antwort.
SoundOfSilence hat geschrieben:Naja, ich weiß schon, dass dein Kind noch ganz klein ist - und keine Frage, du wirst gebraucht als Mutter und kannst da keine "Rücksicht" erwarten - aber vielleicht kannst du den Gedanken mitnehmen, dass auch das "realistischere Vorbild" etwas wertvolles ist? Dass du nicht automatisch als Mutter versagst, weil du nicht vor lauter Lebensglück aus allen Nähten platzt...?
Ja ich bin auch der Meinung, dass mein Kind auch Wut, Trauer, Angst, etc. von mir "miterleben" darf. Und das dies sicher ein gesunder Lernprozess für das Kind ist. Leider bin ich momentan abwechselnd in meiner Wut und dem Hass mir gegenüber oder in einer extremen Antriebslosigkeit so sehr gefangen, dass es eben wirklich ein sehr großer Kampf ist, meinem Kind dies nicht ständig vorzuleben. Dann würde ich nämlich nur mehr schreien, mich vor meinem Kind selbst verletzen oder nur auf dem Boden sitzen und vor mich hinstarren. Letzteres passiert oft genug, bis mein Kind eben der Meinung ist, Mama ich bin auch noch da. Sich nicht dieser extremen Antriebslosigkeit hinzugeben, das ist der täglich Kampf. Wut und Hass lass ich Gott sei Dank nicht an meinem Kind aus. Und ich fühle mich als Mutter (noch) nicht als Versagerin, sondern bin der Meinung, dass mein Kind aufgrund meines (und natürlich auch das meines Partners) Bemühens, eben so aufwachsen kann, dass es irgendwie Liebe, Sicherheit und Stabilität erfahren darf. Aber dafür muss ich mich (wie alle anderen Mamas wahrscheinlich auch) so sehr hinten anstellen, was mir eben im Moment aufgrund meiner eher instabilen Situation nicht so leicht fällt.
Wie hast du das den erlebt als Kind, wenn es deiner Mutter mal nicht gut ging? War sie dir ein Vorbild, wie man für sich selber sorgt (auch, damit man sich weiterhin um andere sorgen kann)?
Meiner Mutter ging es eher selten wirklich gut und sie konnte nicht für sich selber sorgen. Das mussten ich und meine Geschwister für sie übernehmen. Wir mussten dafür kämpfen, dass sie für uns am Leben bleibt.

Mein Partner ist für mich und mein Kind da sogut es ihm möglich ist. Leider ist es vor der Hochzeit wirklich nicht mehr möglich einen Tag für mich in Anspruch zu nehmen. Die Wochenenden sind mit Junggesellinenabschied, helfen auf Festen, Freunden beim Umsiedeln helfen vollends ausgebucht. Alles Dinge, welche wir nicht mehr absagen können/wollen.
- aber ich denke, wenn du dir ein wenig Ruhe verschaffen kannst, dann hast du auch die Kraft "an der richtigen Stelle aus ganzem Herzen heraus zu lächeln" - und so einen "wahren Moment" lang die Freude zu teilen ist letztlich wichtiger als alles andere... Weißt du, was ich meine?
Ja ich weiß was du meinst, und finde soviel Wahres darin. Leider ist es im Moment nicht möglich, mir die Ruhe zu gönnen. Liegt sicher auch daran, dass ich innerlich meist so angespannt, unruhig, aufgewühlt bin (Dauerzustand), dass ich mir einfach keine Ruhe eingestehen kann. Ich brauche immer einen Plan, Aufgaben, was zu tun, sonst macht mich das verrückt. Und so richtig abschalten kann ich momentan eben nur, wenn ich weg bin. Weg von meinem Haus, meinem Partner, meinem Kind. Und das gelingt nicht, wenn ich mal einen Spaziergang unternehme. Ich habe sooft das Gefühl, da hat sich schon so vieles angestaut in meinem Mama-Dasein, womit ja auch die Therapie begonnen hat, das ich gefühlte Ewigkeiten weg müsste, um da wieder raus zu kommen. Das will ich aber natürlich nicht, da mir mein Kind ja schon fehlt, wenn ich es mal für einen Tag nicht sehe. Ist irgendwie ein Dilemma. Einerseits würde ich am liebsten für ne Woche abhauen, endlich mal zur Ruhe kommen, für keinen da sein müssen, andererseits würde ich das alleine sein ohne Kind gar nicht ertragen. Mein Kind hat für mich vieles überhaupt erst lebenswert gemacht.
Ach ist alles irgendwie kompliziert, keine Ahnung ob man bei meinem Text jetzt noch durchblickt.

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Betti
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Beitrag So., 26.07.2015, 20:31

Wie kann man denn zur Ruhe kommen, wenn man innerlich so sehr unter Strom steht? Wie kann man in Ruhe ein Buch lesen, wen neben einem immer das Babyphone steht und man hofft, dass es jetzt nicht gleich aufblinkt um endlich mal ein paar Stündchen Zeit zu haben. Wenn ich mir diese Zeit überhaupt eingestehe und nicht sowieso irgendwelche Erledigungen mache, welche anstehen, gemacht werden müssen,...
Wie kann man abschalten, wenn selbst bei einem Spaziergang alleine oder bei einer sportlichen Aktiviät (welche bei mir leider meist nur mit dem Stressgedanken abnehmen verbunden ist) immer nur die Gedanken kreisen. Und sobald ich mich meinem Heim nähere, wieder der Stress in mir aufkommt.
Ich könnte wahrscheinlich noch tausend Dinge aufzählen. Fakt ist, seit der Geburt meines Kindes kenne ich das Wort "abschalten" nicht mehr. Es war zuvor schon schwierig und ist jetzt unmöglich. Ich bin unter Daueranspannung, habe ein Dauerbeklemmungsgefühl, welches nur für kurze Zeit verschwindet, wenn ich mit anderen Menschen (Freunden, Familie,... Hauptsache nicht alleine) zusammen bin sobald ich wieder daheim alleine bin (trotz Partner und Kind) ist alles wieder da.

Ich habe keinen Plan, wie man zur Ruhe kommt. Hat wer Ideen?

Liebe Grüße Betti

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SoundOfSilence
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Beitrag So., 26.07.2015, 20:53

Diese Dauerspannung aus mir selber heraus kenne ich, und ich kann sie nur mit ein, zwei Dingen effektiv "bekämpfen":
Indem ich aufhöre, sie zu bekämpfen, und in Bewegung umsetze...

Das klappt, indem ich einfach spazieren gehe (sehr gerne nachts, wenn man niemanden mehr trifft und auf keinen Rücksicht nehmen muss und evt noch einen tollen Mond dazu sieht - allerdings empfiehlt sich eine sichere Gegend und das Handy mitzunehmen)

Oder mit progressiver Muskelentspannung, weil man dann eben erstmal gezielt "anspannt" und die Entspannung zwar abrupt kommt, aber langsam gesteigert wird. (Muskelentspannung nach Jacobsen, gibt es viele CDs zu - ich hab es in der Klinik gemacht und kann es nun ohne CD)

Die Imaginationen (ich habe die CD "Imagination als heilsame Kraft" von Luise Reddemann - Achtung, Stimme ist gewöhnungsbedürftig) helfen, z.B. nach einem kurzen, schnellen Spaziergang, wenn die Anspannung raus ist nicht ins Leere zu fallen, sondern wirklcih zu entspannen.

Grundsätzlich noch 2 Tipps: Entspannung kann man üben - also ruhig ein-üben (nicht sofort aufgeben), und bei vielen Menschen klappt Entspannung (zunächst) besser, wenn sie mit anderen Menschen in einem Raum sind, die ebenfalls entspannen (ist erwiesen...) - also zum Einstieg ruhig einen Entspannungskurs besuchen...

Liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...

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Betti
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Beitrag So., 26.07.2015, 22:27

Ja spazieren gehen hat bei mir früher auch immer sehr viel geholfen. Ich ging schon als Kind und gehe auch jetzt noch sehr gerne spazieren. Nur jetzt hilft es leider nichts mehr gegen meine Ruhelosigkeit. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich halt meist mit Kind unterwegs bin.

Progressive Muskelentspannung habe ich schon mal probiert. Ist nicht so meins, liegt aber sicher auch daran, dass ich es nie "geübt" habe.

Imaginationen kenne ich noch gar nicht. Hab zwar schon öfter davon gelesen, mich aber noch nie damit auseinander gesetzt. Klingt aber interessant.

Mein großes Problem ist, dass ich daheim überhaupt nicht entspannen kann. Sobald ich in meinen eigenen vier Wänden bin, ist alles noch schlimmer. Ich schaffe es kaum, mich zu Hause auf so etwas einzulassen. Auch wenn ich weiß, mein Kind ist z.B. gut versorgt bei der Oma. Bin ich in der Natur oder bei irgendwem anderen klappt das etwas besser. Was aber dann immer nur kurz anhalten kann, ich muss ja wieder heim. Und schon geht es wieder los.
Ist nicht so einfach, wenn man es in den eigenen vier Wänden am schlechtesten aushält. :(
Entspannungskurs habe ich noch nie überlegt, weiß nicht ob sowas bei mir in der Nähe angeboten wird. Vielleicht wäre das wirklich mal was für den Einstieg.

Herzlichen Dank liebe Silence für deine Tipps und Ratschläge.

Gute Nacht und Lg Betti

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Betti
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Beitrag Di., 18.08.2015, 21:15

Da ist er wieder, der Stillstand. Hört das denn niemals auf?
Zuerst bin ich entsetzt, entäuscht, wütend über den langen, nicht erwarteten Urlaub meiner Thera. Wusste nicht wie ich die fast vier Wochen überstehen soll. Dann habe ich es, wie immer in meinem Leben, wunderbar geschafft alles zu verdrängen. Hab versucht mich auf die Hochzeit meiner Schwester zu freuen, welche dann auch ein wirklich sehr schönes Fest war. Hab mich abgelenkt mit allem möglichen um ja nicht an mich denken zu müssen. Hab nur für die anderen getan, fast nichts für mich. Das war/ist eben meine Strategie um durchzukommen.
Dann habe ich heute nach fast vier Wochen wieder Therapie und ich wollte überhaupt nicht hin. Ich sitze im Auto vor ihrem Haus und muss mich zwingen überhaupt auszusteigen.
Zuerst gelingt es noch halbwegs zu erzählen, wie es mir in den letzten Wochen ergangen ist. Sie war erstaunt, dass ich mich nicht gemeldet habe. Dass ich nicht eine Mail geschrieben habe. Ich habe ihr auch erzählt, dass ich mich bewusst distanzieren wollte, dass ich ihren Urlaub nicht stören wollte, dass ich meine Probleme mal außen vor lassen wollte,...
Und dann fragt sie nach, versucht zu erörtern wie es mir nach der letzten Therapie ergangen sei. Sie hat natürlich meinen Ärger damals bemerkt, wollte wissen, warum ich so verärgert war. Wollte wissen, warum ich nicht auf mich geschaut habe, wollte wissen, wie ich denn das mit meinem Kind schaffe, .... Und ich sitze da und bringe wieder nichts hervor. Schäme mich für alles, fühle mich ausgeliefert, beobachtet, will nur raus, flüchten, dissoziiere ständig, will ihr auf nichts antworten.
Sie meint dann wieder mal:
- sie dürfe nicht "mitreden"
- ich mach schon wieder dicht
- ich mache Therapie ohne Therapeutin
- ich schaffe es zwar, mich aufzuraffen zu ihr zu fahren und mich vor sie zu setzen und dann bin ich nur in der Erwartungshaltung, schaue mal, was sie macht,...

ICH WEISS EINFACH NICHT wie ich es anders machen soll. Ich will, dass sich was ändert. Ich will endlich wieder mal eine bessere Stimmung, mehr Antrieb, mehr Lebensfreude verspüren. Ich will, dass sich der Hass auf mich und meinen Körper ändert. Aber ich weiß nicht wie? Ich sitze da und bringe den Mund nicht auf. Ich weiß, ich sollte mitarbeiten, ich muss meinen Teil dazu beitragen. Aber ich schaffe es schon wieder mal nicht.

Jetzt nehme ich auf Anraten vieler Personen und ewigem Hinauszögern endlich Medikamente. Die nach 5-wöchiger Einnahme fast gar nichts bewirkt haben. Jetzt hat meine Psychiaterin die Dosis beider Medis erhöht, wenn das nichts bringt, dann werde ich auf etwas anderes eingestellt. Und alles zögert sich noch länger hinaus.

Ich weiß, ich darf mir keinen Druck machen. Aber ich schaff es nicht mehr anders. Wir heiraten nächsten Mai. Den Antrag erhielt ich, als es mir noch um einiges besser ging. Jetzt wissen alle Gäste bereits (und das sind viele), dass sie eingeladen sind. Es wurde schon im Frühjahr einiges geplant. Und jetzt habe ich nur mehr das Gefühl, das mich das alles stresst. Mein Partner darf mich nicht mal berühren und trotzdem sollen wir heiraten? Ich bin nur mehr schlecht drauf und trotzdem will er mich noch heiraten? Ich hasse meine Figur und trotzdem soll ich mir ein Brautkleid kaufen?
Ich weiß einfach nicht mehr, wie das alles gehen soll. Ich habe keine Energie für Hochzeitsvorbereitungen. Aber absagen kommt überhaupt nicht in Frage. Ich kann keinem erklären warum.
Ich will bis zur Hochzeit in einer besseren Verfassung sein, weiß aber nicht wie. Ich will nicht in so einer Stimmung heiraten. Ach ist doch alles sch....
Und jetzt kann ich nicht mehr mit meiner Thera reden. Das ganze Sicherheits- und Vertrauensgefühl ist schon wieder weg. Heute hat sie sogar nach 35 min. die Stunde beendet. Das hat sie noch nie gemacht. Aber es hätte ja auch wirklich keinen Sinn gehabt. Was soll ich nur tun?
Ist es normal, dass nach so einer langen Pause wieder ein Stillstand eintritt? Ich dachte immer, ich werde mich freuen, endlich die Pause geschafft zu haben. Und jetzt will ich ihr keine Mails mehr schreiben, am liebsten alles hinschmeißen.
Sorry, dass es schon wieder so viel Text geworden ist. Danke trotzdem für alle die das lesen und mir vielleicht den einen oder anderen Gedanken mitteilen.
Lg Betti

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