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Sa., 08.11.2014, 11:51
Stern, danke für den link.
Einige der Vorschläge sind natürlich albern: Mit 12Jährigen darüber zu diskutieren, ob Oralverkehr für sie zur Liebe gehört, IST einfach sinnfrei. Und ich schätze, die Zahl der 14Jährigen, die im Klassenraum gerne über die Häufigkeit und Art ihrer Orgasmen sprechen, dürfte gegen Null gehen.
Aber: Ich sehe das Problem eher in der Lächerlichkeit und weniger in einer potenziellen Gefahr für die zarten Kinderlein. Ein halbwegs fähiger Lehrer (so was soll's ja geben) wird selbst wissen, ob seine Klasse für solche Themen offen bzw. 'bereit' ist oder nicht. Und ich kann mir vorstellen, dass es Schulen und Gruppen gibt, an denen so was tatsächlich so funktioniert, wie die Pädagogen sich das am grünen Tisch ausgedacht haben. Warum auch nicht? Manchmal sind Dinge möglich, die niemand für möglich gehalten hätte. Aber der Regelfall ist das ganz sicher nicht.
Ich frage mich allerdings, wieso das so ein Aufreger sein soll? Da spricht doch wohl eher das Gehemmtsein der Eltern selbst! Kinder sind in dem Alter ganz gut in der Lage, den Erwachsenen zu zeigen, wie schei.ße Schule ist. Das wäre also ein Baustein mehr in diese Richtung, schlimmstenfalls. Die Jugendlichen in dem Alter finden es genauso peinlich, über Goethes oder Schillers Liebesgedichte zu schreiben; da fragt auch keiner nach, wie sie sich fühlen, wenn das Lyrische Ich loslegt: Es kommt einfach nicht bei allen an, weil es nicht immer passt. Genauso wenig, wie der Satz des Pythagoras bei allen ankommt. Trotzdem würde niemand Mathe oder Deutsch vom Stundenplan streichen.
Mich stört an der Debatte, dass die Kinder hier plötzlich für so rein und unschuldig gehalten werden; das dürfte die Projektion der Eltern sein, schätze ich. Mit der Realität hat das nicht so viel zu tun: Ein Jugendlicher, der auf dem Schulhof "schwule Sau" brüllt, kann es ertragen zu hören, dass das Wort "Handschellen" nicht nur im Kindergarten gebräuchlich ist. Dass viele Jugendliche nicht gerne darüber reden, ist so. Aber die heile Welt, in der die Jugendlichen gemeinsam Ringelsöckchen stricken, die gibt es eben auch nicht.
Zum Thema "Was ist angemessen": Mir persönlich gefällt es auch nicht, wenn im Religionsunterricht in der 2. Klasse über den Tod gesprochen wird - weil es MEINE Angst ist. Ich hätte das auch lieber gehabt, wenn sie stattdessen Mandalas gemalt hätten. Es ist nicht einfach, wenn Kinder mit diesen Themen nach Hause kommen, mit denen auch schon die Eltern überfordert sind - aber umso wichtiger ist es wohl, die Schule rauszuholen aus der Komfortzone, wo man die Kinder morgens hektisch abgibt und nachmittags wahnsinnig weise und fleißig in Empfang nimmt.