Misslungene Therapie

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sandrin
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Beitrag So., 26.10.2014, 08:22

Hallo non-stop,

ich finde die Haltung, nicht in der Opferrolle zu verharren, gut. Nur darfst du nicht vergessen, dass ich nach der Klinik ja wieder Hoffnung geschöpft habe, einen Neuanfang starten wollte, was zunächst auch viel versprechend aussah, um dann wieder so mies behandelt zu werden. Das Ganze ist jetzt erst anderhalb Wochen her. Ich finde, es ist ganz normal, dass man nach solch kurzer Zeit noch in einer Schockstarre ist. Dass ich das auf Dauer nicht will, ist ja klar.

Hinzu kommt (und mein Traum von heute Nacht zeigt mir das auch), dass ich einfach große Sorge habe, dass sich mein Fall unter den Kollegen rumsprechen wird - natürlich nur aus der Therapeutensicht - und ich somit keine weitere Möglichkeit auf Therapie mehr bekommen werde. Und DA befände ich mich z. B. durchaus nach wie vor in der Opferrolle. Aber ich weiß auch, dass ich überhaupt keine andere Möglichkeit hatte, so zu handeln. Die beiden Möglichkeiten wären gewesen: Mundhalten und ein versöhnliches Ende anstreben (und auf meine Patientenrechte verzichten) oder in Kauf nehmen, dass mir jetzt keiner mehr helfen will. Und das finde ich schlicht unerträglich.

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LynnCard
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Beitrag So., 26.10.2014, 09:02

Hallo Sandrin

Ich kenne eine Psychotherapeutin privat. Sie erzählt aber eher von negativen Erfahrungen mit Kollegen, also würde ich eher davon ausgehen, dass die Psychotherapeuten untereinander zu viel Konkurrenz empfinden, um noch über Patienten zu tratschen. Wenn sie nicht gerade im gleichen Dorf nebeneinander wohnen und dicke Freunde sind, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass sie über Dich reden. So wichtig sind Patienten doch auch nicht. Die wollen auch mal Feierabend und das Letzte, woran sie dann denken, sind ihre Patienten. Ich glaube, Deine Sorge ist etwas unverhältnismäßig.

Ansonsten suche Dir am besten einen Therapeuten in einem anderen Ort. Dann ist dieses Risiko doch sehr gering.
LG Lynn

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sandrin
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Beitrag So., 26.10.2014, 09:04

Das ist eine Großstadt. Wo anders gibt es leider keine Therapeuten.
Aber danke für die Einschätzung. Tut gut. Ich werde allmählich wirklich paranoid.


LynnCard
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Beitrag So., 26.10.2014, 09:08

Sandrin, meine Therapeutenbekannte regt sich viel zu sehr über ihre Kollegen auf, um überhaupt je von Patienten zu sprechen. Ich glaube nicht, dass sie das tun. Dafür gibt es einfach zu viel Missgunst unter den Therapeuten. Was ich da alles schon gehört habe. Manchmal frage ich mich, wer da wirklich auf die Couch gehört. Mach Dir mal keine Sorgen. Dass Patienten den gleichen Therapeuten kennen, ist schon wahrscheinlicher.
LG Lynn

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sandrin
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Beitrag So., 26.10.2014, 09:11

Ich kann's nur hoffen. Das sind halt auch Ängste, die ich aus meiner Geschichte kenne. Die schlagen leider voll zu...

Lieb von dir !!!


Tränen-reich
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Beitrag So., 26.10.2014, 09:28

sandrin hat geschrieben:Ich kann's nur hoffen. Das sind halt auch Ängste, die ich aus meiner Geschichte kenne. Die schlagen leider voll zu...
Siehste, es sind "nur" DEINE Annahmen, die nicht stimmen "müssen". Und gerade in einer Großstadt (auch unter Therapeuten) ist Anonymität eher wahrscheinlicher. Und wenn sie sich austauschen, dann wohl er über was anderes. Fachwissen?

Ich sehe das sonst wie LynnCard.

Lass dich nicht von deinen Annahmen so "einschränken" (hier: Mund halten, Patientrechte sein lassen etc... diese "Bilder" haben mich ehrlich gesagt erschrocken), damit gibst du Therapeuten eine gewisse "Macht" und du würdest nie wissen, wie es wirklich sein kann, wenn du es nicht weiter versuchst.

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sandrin
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Beitrag So., 26.10.2014, 09:39

Danke euch, hilft mir wirklich sehr. Es hätte nie so weit kommen dürfen, ich hätte viel eher aussteigen müssen.


Jenny Doe
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Beitrag So., 26.10.2014, 09:44

@ sandrin
Hinzu kommt (und mein Traum von heute Nacht zeigt mir das auch), dass ich einfach große Sorge habe, dass sich mein Fall unter den Kollegen rumsprechen wird - natürlich nur aus der Therapeutensicht - und ich somit keine weitere Möglichkeit auf Therapie mehr bekommen werde.
Mach Dir da nicht soviele Sorgen. Ich habe zwei Therapeuten verklagt, doch das konnte die Folgetherapeuten nicht davon abhalten, mich trotzdem zu therapieren. Ein guter Therapeut (was immer das auch sein mag) wird Dir neutral begegnen, sich ein eigenes Bild von Dir machen und auch mit dir an den Gründen arbeiten, warum Deine Vortherapie gescheitert ist. Ich denke mal, dass den meisten Therapeuten bewusst sein wird, dass nicht alle ihre Kollegen weiße Schäfchen sind. Denn sie kennen einander untereinander und bekommen so auch mit, wie der einzelne Kollege so ist. Wer weiß, Sandrin, vielleicht sitzt du bei einem neuen Thera, der stillschweigend denkt "kann ich verstehen, was Sandrin da sagt, ich habe ihn auch so erlebt".
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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sandrin
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Beitrag So., 26.10.2014, 09:48

Bei meinem Glück lande ich bei einem der sich denkt "Was? Bei diesem einfühlsamen Menschen, von dem alle Patienten schwärmen?"
Jetzt steh ich mir schon wieder selber im Weg, ich hör schon auf .

Aber du machst mir Mut! Danke!


Jenny Doe
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Beitrag So., 26.10.2014, 09:58

@ sandrin,

du hast doch auch schon Glück gehabt und bist an Therapeuten geraten, die dir helfen konnten. Sieh beides: Ein Wiese, auf der schwarze und weiße Schäfchen stehen
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Beitrag So., 26.10.2014, 10:03

Schönes Bild .
Ja, wenn ich die Erfahrung aus der Klinik nicht hätte...
Zuletzt geändert von sandrin am So., 26.10.2014, 10:09, insgesamt 1-mal geändert.


Tränen-reich
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Beitrag So., 26.10.2014, 10:07

sandrin hat geschrieben:Bei meinem Glück lande ich bei einem der sich denkt "Was? Bei diesem einfühlsamen Menschen, von dem alle Patienten schwärmen?"
Das ist eher unwahrscheinlich, aus welcher Sicht auch immer

Meine Therapeutin und mein ehem. Therapeut hatten sich nach einem tel. Austausch über mich (ja, ich wollte das so, weil ich nicht nochmal anfangen wollte) bei einem Vortrag rein zufällig getroffen. Und da war ganz sicher nicht die Rede von "Hm.. ob die auch so Schwierigkeiten hat mit der Patientin wie ich?" oder "..hätte der nicht anders mit ihr umgehen können?". Vermutlich dachten sie sich ihre eigenen Teile.
Meine Thera konnte mit der Begegnung dort viel mehr in unserer therapeut. Beziehung eher dann auf MICH eingehen... weils gerade auch passte.
Professionelle untereinander halten eher den Schnabel, was ihre Patienten angeht - meine Erfahrung. Wobei es natürlich auch andere gibt, dennoch meine ich, dass die Mehrheit das so nicht handhabt.

Und was ich ausgesprochen ehrlich fand, war die "Neugierde" meines ehem. Therapeuten. Als ich ihm von einem anderen - ganz früheren - Analytiker erzählte, wollte er wissen, wie der heißt. Ich war erst zögerlich "würden die jetzt über mich labern??" Aber dann dachte ich, es ist mir völlig wurscht, ob der den kennt oder nicht. War für mich letztlich auch eine Vertrauensfrage und nannte ihm den Namen, weil ich mir seiner Professionalität ganz sicher war.
"Hm, kenn ich nicht" war seine Feststellung.
Die Frage war da für mich, inwieweit hätte es ihm selbst gebracht, den Namen des Kollegen zu kennen oder war es nur reinweg die Neugierde?" Werd wohl darauf keine Antwort mehr bekommen. Und wenn, dann tut es auch gar nichts für MICH, denn ich kann die nächste therapeutische Situation zu meinen Gunsten besser MITgestalten.

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sandrin
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Beitrag So., 26.10.2014, 10:12

Du sprichst von professionellen Therapeuten. Also meiner ist das eben nicht und genau trau ich ihm allemal zu, dass er jetzt bei Kollegen hetzt, alleine schon, um sich selber besser darzustellen. Es ist ihm sicherlich auch unangenehm, dass Kollegen schlecht über ihn denken könnte, und so wie ich ihn kennen gelernt habe (er hat mir ja auch davon erzählt, wie er seine Nachbarschaftsstreitigkeiten austrägt), geht der da eher in die Offensive.


Tränen-reich
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Beitrag So., 26.10.2014, 10:34

Ja... aber wenn ER an einen Professionellen gerät, der das Abprellen lässt so nach dem Motto "Kollesche, ich hol mir die Info von der Patientin. Punkt.", kommt der Hetzende erst gar nicht dazu ... Diese Möglichkeit kannst du doch in Betracht ziehen. Es gibt Therapeuten, die lassen sich von sowas nicht einlullen. Den Blick möchte ich dir zumindest gern eröffnen...
Du schreibst im Konjunktiv, kannst es also TATsächlich nicht wissen, was du für eine Erfahrung beim nächsten Therapeuten machen KANNST.
Ihm das "zutrauen" und "ob es wirklich so passiert", sind eher zweierlei.

Du lässt dich doch von diesen Gedanken fertig machen.

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sandrin
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Beitrag So., 26.10.2014, 10:43

Ich hatte zuerst Indikativ gewählt, mich dann aber doch auf den Konjunktiv besonnen. Es stehen zwei Dinge nebeneinander: Das Wissen, dass es anders kommen kann, als ich es befürchte, und die Angst, wieder enttäuscht zu werden.

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