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Do., 16.10.2014, 17:14
Es wäre nach meiner Ansicht erstrebenswert, wenn jemand der trauert, seinen Blick bei Zeiten wieder auf andere Dinge und vor allem Personen richten könnte, die da sind und die Bedeutung haben, die gesehen werden wollen. Ich meine da aber eher ParterIn, Kinder, engste Freunde, die noch leben. Die Leben ja noch und brauchen einen. (Das irgendwelche Bekannte ein Recht drauf hätten, dass man sie "sieht", wnen einem die Welt zusammengebrochen ist und sich nicht mehr fügen will, bezweifel ich stark.)
Dies alles wäre wünschenswert. Die Realität ist manchmal anders. Einen Wunsch darf ich haben, aber manchmal ist es auch gut ihn nur still zu haben.
Was ich hier im Forum ziemlich bestürzend und auch ärgerlich finde, ist, dass es User gibt, die meinen zu wissen, wie "richtig getrauert" wird. In welchen Phasen und Zeitfenstern es abzulaufen hat. Und dann werden den Trauernden implizit oder explizit Vorwürfe gemacht, dass sie nicht so reagieren, wie es idealerweise sein sollte. Dabei vergesen die User, dass der idealtypische Trauerprozess eben nur ein idealbild oder meinetwegen ein Modell eines durchschnittlichen Prozesses ist. Vielleicht ist es wirklich nur ein Idealbild, dass in Koöpfen existiert. Und nur wiel die Wissenschaft das Bild auch zeichnet, wird es nicht realer. Psychologen sind auch nur Menschen, die Trauer gerne irgendwann abgehakt haben möchten, wie die meisten halt.
Zumal ich auch denke, der ein oder andere Trauernde weigert sich (unbewusst) zur "Normalität" zurückzukehren, weil nie jemand seine Un-Normalität gesehen hat. Denn es ist nicht alltäglich seine eigenen Kinder zu beerdige, seine PartnerIn, wenn man selbst erst 30, 40, 50 ist oder seine Eltern, wenn man erst 10, 20 und vllt. auch 30 ist. Also tragen diejenigen, die Normalität verlangen in meinen Augen dazu bei, dass Normalität noch nicht einkehren kann.
Ich finde es jedenfalls irgendwie krank und gestört an sich, andere, Trauernde derart mit seinen Idealbildern und weggedrückten Ängsten zu drangsalieren, sie unter Druck zu setzen. Man muss ja nichtmal mit sich und seiner Trauer im Reinen ein. Ein Minimum an Instrospektion und Empathie sollte reichen, um zu erkennen, wnen man jemanden einfach mal lässt. Letztlich ist es banaler gesunder Menschenverstand, denn es wird zu nichts führen, jemandem seine Gefühle ausreden zu wollen und das auch noch ohne sie vorher "gesehen" zu haben (was man ja wiederum echt nicht muss, als Außenstehender, aber daher eben einfach sein lassen.)
amor fati