Grenzen setzen und mit den Folgen leben...

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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BöseTochter
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Beitrag So., 03.08.2014, 21:54

Ich bin schon in Kontakt mit zwei Pflegeheimen, aber ohne Betreuungsvollmacht sind die nicht einmal bereit, meine Mutter auf die Warteliste zu setzen. Und eine Betreuungsvollmacht existiert nicht. Wenn sie tatsächlich dement sein sollte, kann sie auch keine mehr erteilen.
Der Krankenhausaufenthalt ist schon ein Jahr her. Wie gesagt, solange sie den Eindruck vermitteln kann, dass sie klar denken kann, sind die Ärzte eher dafür den Patienten nach Hause zu entlassen und den Pflegedienst zu empfehlen. War auch schon vor einem Jahr so. Der Pflegedienst kam und sie hat ihn nach einer Woche abbestellt, mit der Begründung, das könne sie doch alleine. Was ja so nicht stimmte.

Ich habe schon viele Gespräche geführt, mit dem Pflegestützpunkt vor Ort, Pflegeheimen, Ärzten... Der Tenor ist der gleiche. Solange nichts passiert, was sie tatsächlich so stark behindert, dass sie nicht alleine bleiben kann, gilt sie rechtlich als mündige Person und kann selbst entscheiden, was sie tut und was nicht.

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Feenya
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Beitrag So., 03.08.2014, 22:33

Allerdings können bei Sozialamtzuzahlung die Angehörigen anteilig finanziell herangezogen werden, aber das wird ja dann mit Deiner Schwester geteilt.
Ich bin zwar nicht aus D, habe aber in einem deutschen Forum gelesen, dass der Anteil, der einem zur eigenen Verfügung bleibt/ bleiben muss, gar nicht so gering sein soll.

Wenn Angehörige selber kaum Geld haben, nimmt das Sozialamt auch nichts von ihnen.
....mit der Begründung, das könne sie doch alleine. Was ja so nicht stimmte.
Ja dann lasst sie doch ein paar Tage alleine wurschteln. Dieser Vorschlag - dass man den Patienten für die Untersuchung nicht schick machen soll - der kam schon mal in dem Thread.

Lasst die Mutter alleine machen, wenn sie es doch kann. Und dann zeigt ihr dem Arzt, wie dieses "kann ich alleine" aussieht.
... gilt sie rechtlich als mündige Person und kann selbst entscheiden, was sie tut und was nicht.
Ebenso wie du.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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Beitrag So., 03.08.2014, 23:02

Ja, das scheint der einzige Weg zu sein, der noch bleibt.
Seit dem besagten Tag habe ich nichts von ihr gehört, weiß also nicht wie es bei ihr läuft.
Mal sehen, was die nächsten Tage bringen. Ab morgen geht meine Schwester wieder arbeiten, dann wird es sich zeigen, wie selbständig Mutter noch ist.


Feenya
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Beitrag Mo., 04.08.2014, 05:36

Bleib stark, falls deine Mutter wieder bei dir anruft.

Verweise sie mit ihren Bittgesuchen an deine Schwester oder an ihren Hausarzt. Du kannst nur mit der Organisation von Haushaltshilfen oder Pflegediensten behilflich sein.
Die Pflege geht nun einfach über deine Kräfte. Und das darfst du auch so kommunizieren und diese Grenze klar machen.


Aber deine Mutter wird schon nicht anrufen ...... schließlich kommt sie doch alleine klar. - Das wäre die ersten Tage mein Standardspruch, wenn sie anrufen täte. *gg*

Hat deine Mutter Nachbarn die ein wenig auf sie schauen können und einen Arzt zu Hilfe holen, wenn Gefahr in Verzug ist?
Wenn Ja, dann hole sie ins Boot. Sage ihnen, dass du aus gesundheitlichen Gründen die nächsten Wochen ausfällst und jemanden brauchst, der einmal am Tag kurz prüft, ob alles in Ordnung ist.

Aber eigentlich müsste das die Schwester übernehmen. Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, soll sie einen kleinen Schlenker bei der Mutter vorbei machen.
Du musst dich jetzt jedenfalls ziemlich rausziehen, sonst landest du in der Klinik.

Es kann natürlich auch sein, dass deine Mutter wirklich noch gut zurecht kommt und dich nur gängeln wollte.

Meine Mutter war da nämlich auch sehr kreativ darin, immer wieder neue Aufgaben für die Kinder zu finden, damit diese immer brav Gewehr bei Fuss standen.
Als ich mich mit 35+ von diesem "Feenya komm! Ich brauche dich gaaanz un-be-dingt", befreit hatte, ging es plötzlich auch ohne meine Hilfe.
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Beitrag Mo., 04.08.2014, 07:21

Feenya hat geschrieben:Bleib stark, falls deine Mutter wieder bei dir anruft.

Verweise sie mit ihren Bittgesuchen an deine Schwester oder an ihren Hausarzt. Du kannst nur mit der Organisation von Haushaltshilfen oder Pflegediensten behilflich sein.
Die Pflege geht nun einfach über deine Kräfte. Und das darfst du auch so kommunizieren und diese Grenze klar machen.
Genauso habe ich vor es zu machen. Schließlich kann ich ihr nachdem sie mir gesagt hat, ich behandle sie schlecht und würde ihr das Leben schwer machen, nicht verantworten, dass es ihr durch meine Gegenwart noch schlechter geht und sie womöglich noch in der Klink landet, oder?


Wenn kein Notfall eintritt, nehme ich eigentlich nicht an, dass sie anruft. Außer am Mittwoch/Donnerstag. Da ist "mein" Putztag bei ihr. Das hatte ich jetzt schon einige male, dass sie sich in solchen Situationen dann plötzlich gemeldet hat und meinte: Ja, kommst du heute zum Putzen?
Hat deine Mutter Nachbarn die ein wenig auf sie schauen können und einen Arzt zu Hilfe holen, wenn Gefahr in Verzug ist?
Wenn Ja, dann hole sie ins Boot. Sage ihnen, dass du aus gesundheitlichen Gründen die nächsten Wochen ausfällst und jemanden brauchst, der einmal am Tag kurz prüft, ob alles in Ordnung ist.
Aber, liebe Fenya, meine Mutter braucht doch keine anderen Leute, die sich um sie kümmern. Schließlich ist sie ja nicht sooo gebrechlich (ihre Worte). Sie hat das Talent andere Menschen, die sich ein wenig um sie kümmern von sich zu stoßen, sie zu kritisieren und so "freundlich" zu ihnen zu sein, dass sie irgendwann nicht mehr auftauchen. Das gilt auch für Nachbarn. Sie würde nie, nie, nie einen Nachbarn um Hilfe bitten. Jetzt stell dir vor. So wurde ich sozialisiert. Ich danke Gott jeden Tag, dass ich es geschafft habe, einen anderen Weg einzuschlagen und meine Mitmenschen nicht mit ihren Augen zu sehen.
Aber sie hat einen Hausnotruf mit Not-Knopf den sie jederzeit rufen kann. Der veranlasst alles andere.
Aber eigentlich müsste das die Schwester übernehmen. Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, soll sie einen kleinen Schlenker bei der Mutter vorbei machen.
Es kann natürlich auch sein, dass deine Mutter wirklich noch gut zurecht kommt und dich nur gängeln wollte.
Meine Schwester ist nicht dumm. Sie erzählt meiner Mutter, dass mein Schwager das Auto zur Arbeit braucht und sie mit dem Zug fährt und erst spät abends zu Hause ankommt. Warum sie allerdings in diversen Fällen plötzlich nicht nur mit dem Auto unterwegs war sondern auch noch am frühen Nachmittag, wo sie angeblich ja arbeitet. Urlaub hatte sie offiziell nicht - kann ich auch nicht erklären. Es sei denn, dass sie für meine Mutter eine gesonderte "Wahrheit" bereit hält. Hat sie schon öfter gemacht, um ihre Ruhe zu haben. Das weiß ich noch aus Tagen, wo wir Kontakt hatten. Ja, sie kann sich gut abgrenzen...
Meine Mutter war da nämlich auch sehr kreativ darin, immer wieder neue Aufgaben für die Kinder zu finden, damit diese immer brav Gewehr bei Fuss standen.
Als ich mich mit 35+ von diesem "Feenya komm! Ich brauche dich gaaanz un-be-dingt", befreit hatte, ging es plötzlich auch ohne meine Hilfe.
Ich wünschte, ich könnte dir versichern, dass meine Mutter sowas nicht machen würde, aber es gibt Hinweise das auch ihr Motiv tatsächlich dieses sein könnte. Nur ein paar Beispiele. Donnerstag, mein Putztag bei ihr. Sie begrüßt mich mit den Worten: Heute brauchst du nur noch zu saugen, die Kehrwoche und den Rest habe ich schon gemacht. - oder - Ich fahre in Urlaub und bin eine Woche nicht da. Nach dem Urlaub frage ich, ob meine Schwester ihr geholfen hat, weil ich sah, dass der große Teppich im Schlafzimmer umgedreht ausgelegt war. Sie meinte: Ach das, nein das habe ich allein gemacht. (Du, der Teppich ist zwei mal drei Meter !) Und das sind nur wenige Beispiele. Ich weiß nicht was ich noch als wahr betrachten soll. Aber mir drängt sich schon länger das Gefühl auf, dass sie buchstäblich Aufgaben für mich erfindet, um mich zu ihr zu lotsen. Wir hatten auch schon das Thema Einsamkeit. Ich sagte zu ihr, es sei kein Problem, wenn sie Gesellschaft braucht, dann kann sie ja zu mir kommen tagsüber. Meinst du, sie hat auch nur einmal angerufen? Nein, ich soll zu ihr kommen und möglichst jeden und den ganzen Nachmittag bei ihr bleiben, wobei wohlgemerkt keine Gespräche geführt werden, sondern ich mir ihre Leidensmiene anschauen darf. Ich wollte schon mit ihr in die Stadt gehen, keine Wanderung sondern einfach nur hinsetzen, einen Kaffee trinken und die Leute beobachten, oder an den See oder in die Bücherei. Nichts von dem. "Das ist mir alles zu viel."
Nun, wie siehst du ihre Motivation? So, hier alles zusammengetragen sieht es ziemlich nach Einsamkeit aus, oder? Aber wie schon gesagt, ohne ihre Kompromissbereitschaft sind die Resscourcen ausgeschöpft.


Feenya
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Beitrag Mo., 04.08.2014, 08:37

Nun, wie siehst du ihre Motivation? So, hier alles zusammengetragen sieht es ziemlich nach Einsamkeit aus, oder?
Bei meiner Mutter war es eindeutig Einsamkeit.

Als unser Nesthäkchen, der jüngere Bruder, flügge wurde und nicht mehr brav um spätestens 22 Uhr zuhause war; manchmal auch ganze Wochenenden mit seinen Freunden unterwegs war, hat meine Mutter uns ältere Kinder wieder "zurück nach Hause" geholt.

Wobei man sich ja als Kind durchaus auch "nach Hause holen" lässt, wenn die Mutter sonst einsam zuhause sitzen müsste. Du schreibst ja selber, dass du mit deiner Mutter etwas unternehmen hättest wollen ...

Aber das müsste dann eine respektvolle Beziehung, auf Augenhöhe und zwischen zwei Erwachsenen, sein. Und nicht so ein "Ich bin die herrische Mutter und du das Kind, das spuren muss"- Verhältnis.
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Beitrag Mo., 04.08.2014, 08:45

BöseTochter hat geschrieben:
Genauso habe ich vor es zu machen. Schließlich kann ich ihr nachdem sie mir gesagt hat, ich behandle sie schlecht und würde ihr das Leben schwer machen, nicht verantworten, dass es ihr durch meine Gegenwart noch schlechter geht und sie womöglich noch in der Klink landet, oder?
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

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ENA
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Beitrag Mo., 04.08.2014, 08:46

Ist komisch irgendwie, dass manche Leute Therapie machen und andere nicht und mit ihren Themen ganz ohne durch das Leben gehen. Klar sind viele Menschen heute offener für Therapie, als die Leute früher. Grade in der Kriegs- und Nachkriegszeit wurden ja auch viele mit ihren Erlebnissen alleine gelassen, konnten oder wollten auch gar nicht sich wieder daran erinnern, weil es zu traumatisch war und es im Alltag weiter gehen musste. ...und einige dieser Eltern bzw. späteren Erwachsenen haben das dann an ihre Kinder weiter gegeben (nicht nur die Folgen des Erlebten, sondern auch die Angst, Sorge, Haltung zur Therapie).
...aber unabhängig davon, finde ich es immer wieder....ich finde da grade nicht die richtigen Worte für....komisch, dass eben manche Leute Therapie machen und andere auch so durchs Leben gehen, mit all ihren Eigenheiten, die sie haben.
...und da frage ich mich halt, ob man es denn nicht genauso machen könnte, genauso durch´s Leben gehen zu können, die Leute finden, mit denen es so geht....oder ob die Leute, die Therapie machen, es wirklich müssten.
Ich weiß nicht. Ich bin schon für Therapie. Nur wenn ich manchmal so mitbekommen, dass Leute ihre Eigenheiten und Macken haben und dennoch Leute haben und durch´s Leben kommen... .
Ich weiß nicht. Komisch irgendwie. ...und ich kann nicht mal sagen, dass diese Leute weniger leiden oder weniger glücklich sind. Vielleicht geht es einigen davon auch wirklich gut damit bzw. finden immer ihre Leute, ihre Nischen.
Bloß komisch irgendwie, dass manche auch einfach so durchs Leben kommen, ihre Leute haben, trotz ihrer Eigenschaften und Macken....und andere machen Therapie (und sind vielleicht dennoch einsam, aber das ist jetzt kein ausschlaggebender Punkt, warum ich das so meine).

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Beitrag Mo., 04.08.2014, 10:14

ENA hat geschrieben:Ist komisch irgendwie, dass manche Leute Therapie machen und andere nicht und mit ihren Themen ganz ohne durch das Leben gehen. Klar sind viele Menschen heute offener für Therapie, als die Leute früher. Grade in der Kriegs- und Nachkriegszeit wurden ja auch viele mit ihren Erlebnissen alleine gelassen, konnten oder wollten auch gar nicht sich wieder daran erinnern, weil es zu traumatisch war und es im Alltag weiter gehen musste. ...und einige dieser Eltern bzw. späteren Erwachsenen haben das dann an ihre Kinder weiter gegeben (nicht nur die Folgen des Erlebten, sondern auch die Angst, Sorge, Haltung zur Therapie).
...aber unabhängig davon, finde ich es immer wieder....ich finde da grade nicht die richtigen Worte für....komisch, dass eben manche Leute Therapie machen und andere auch so durchs Leben gehen, mit all ihren Eigenheiten, die sie haben.
Zu diesem Thema wird gerade viel geforscht auch in Bezug auf Posttraumatische Störung und die Arbeit von Kriseninterventionsteams. Denn, man hat herausgefunden, dass einige Menschen eben trotz schwerer Traumata ohne psychologische Unterstützung ihr Leben ganz gut in den Griff bekommen, wobei andere mit leichteren Traumatisierungen selbst mit Therapie nicht geholfen werden kann. Man geht im Moment davon aus, dass nicht die Schwere des Traumas eine Therapienotwendigkeit anzeigt, sondern die spezielle Persönlichkeit die betroffen ist. Manche Menschen machen es am erfolgreichsten mit sich aus, andere wiederum schaffen es leichter, wenn sie darüber reden können, weil es ihnen dann selbst klarer wird.
Übrigens ist kürzlich erst veröffentlicht worden, dass traumatisierte und ängstliche Mütter ihre Ängste und Traumata an ihren Nachwuchs weitergeben, selbst wenn sie ihn nicht erziehen oder sogar dann, wenn sie nicht mit ihm zusammen leben. Offenbar wird also die Anlage schon im Mutterleib weitergegeben.

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Beitrag Mo., 04.08.2014, 11:07

Ich habe mir darüber Gedanken gemacht über Mutterliebe und mich interessieren Eure Erfahrungen und Gedanken.
Gibt es Mütter, die ein Leben lang kein positives Gefühl ihren Kinderen gegenüber empfinden können? Ich meine nicht, dass sie es nie gelernt haben zu zeigen, sondern dass da einfach nichts ist.
Ich kann mir vorstellen, dass es Umstände gibt, die es einer Mutter schwer machen ihr Kind zu lieben und zu unterstützen. Aber ist das ein ganzes Leben lang möglich? Immerhin verheilen Wunden irgendwann, man spürt die Bedürftigkeit des Kindes und die Freude, wenn man es lobt und mit ihm kuschelt. Kann das eine Mutter wirklich dauerhaft kalt lassen?

Außer bei psychischen Erkrankungen kann ich mir das nicht vorstellen. Bin gespannt auf Eure Meinungen.

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candle.
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Beitrag Mo., 04.08.2014, 13:28

Du wirfst einige interessante Themen in deinen Thread. Zur Traumageschichte würde ich auch noch etwas sagen, aber jetzt dazu:
BöseTochter hat geschrieben:Ich habe mir darüber Gedanken gemacht über Mutterliebe und mich interessieren Eure Erfahrungen und Gedanken.
Gibt es Mütter, die ein Leben lang kein positives Gefühl ihren Kinderen gegenüber empfinden können? Ich meine nicht, dass sie es nie gelernt haben zu zeigen, sondern dass da einfach nichts ist.
Ich konnte mir das lange nicht vorstellen, jetzt allerdings schon. Hast du denn umgekehrt mal das Gefühl gehabt geliebt worden zu sein von deiner Mutter? Letztlich würde das auch eine Rolle spielen, weil die Frage an sich fast gar nicht zu beantworten ist, es sei denn man würde sich das zu fragen trauen.
Ich kann mir vorstellen, dass es Umstände gibt, die es einer Mutter schwer machen ihr Kind zu lieben und zu unterstützen. Aber ist das ein ganzes Leben lang möglich?
Ich habe in letzter Zeit zur Postpartalen Depression einige Fernsehberichte gesehen. Dabei ging es im Inhalt darum, dass es meist noch ungesehen bleibt von Fachpersonal wie Hebammen und Ärzten. Das kann natürlich ein Anfang sein, und unbehandelt bleibt möglicherweise der schlechte Zugang zum Kind. Das ist jetzt aber nur ein Beispiel und vermutlich meinst du auch andere Ursachen.
Außer bei psychischen Erkrankungen kann ich mir das nicht vorstellen.
Ist halt die Frage. Nicht jeder der nicht therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt ist dann nicht nicht psychisch krank, dennoch funktionieren sie sonst ja normal. Besser kann ich das nicht erklären.

Bezüglich deiner Mutter: Sie ist ja nun schon sehr alt, und zu ihren Zeiten gab es die Hilfen wie heute auch nicht. Das mag ich persönlich gerne berücksichtigen. Kannst du besser damit leben sie als "krank" zu sehen?

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candle.
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Beitrag Mo., 04.08.2014, 13:52

So, zum Thema Traum wollte ich noch schreiben:
BöseTochter hat geschrieben: Zu diesem Thema wird gerade viel geforscht auch in Bezug auf Posttraumatische Störung und die Arbeit von Kriseninterventionsteams. Denn, man hat herausgefunden, dass einige Menschen eben trotz schwerer Traumata ohne psychologische Unterstützung ihr Leben ganz gut in den Griff bekommen, wobei andere mit leichteren Traumatisierungen selbst mit Therapie nicht geholfen werden kann.
Ja, zu diesem Thema wird gerade viel geforscht. Was ich dazu mal sagen will: Es gibt sicher keine leichteren Traumatisierungen, weil allein das Erleben schon subjektiv und völlig unterschiedlich ist. Außerdem sind diese Menschen in der Regel mehrfach traumatisiert, sprich ein psychisch ganz gesunder Mensch wird dann vermutlich ein Monotrauma wirklich gut verarbeiten können. Das hängt dann auch wieder von einer schnellen Behandlung ab. ODER was ich ganz ganz wichtig finde ist der Austausch mit Gleichgesinnten. Mein Opa ging zum Beispiel bis zum Schluß zu seinen Veteranentreffen, Menschen, die genau das selbe erlebt haben wie er. Und sowas finde ich enorm hilfreich. Was aus diesen Traumatisierungen meiner Meinung nach völlig rausfällt, sind nach wie vor die Traumatisierungen innerhalb von Familien. Das zerstört dann in der Regel das Umfeld und wird meiner Meinung nach auch noch viel zu wenig gesehen. Und diese Traumatisierungen dauern einfach lange zu bearbeiten, weil sie meistens über Jahre gingen, man in der Regel keinen Ansprechpartner hat und dem als Kind zudem noch hilflos ausgeliefert ist. Das sind also völlig unterschiedliche Ausgangspunkte, die einer "Heilung" im Wege stehen oder auch nicht.
Man geht im Moment davon aus, dass nicht die Schwere des Traumas eine Therapienotwendigkeit anzeigt, sondern die spezielle Persönlichkeit die betroffen ist. Manche Menschen machen es am erfolgreichsten mit sich aus, andere wiederum schaffen es leichter, wenn sie darüber reden können, weil es ihnen dann selbst klarer wird.
Nein, ich kenne niemanden, der eine Traumatisierung mit sich ausmacht, da wird oft die ganze Familie in Mitleidenschaft gezogen. Ich weiß ja nun auch nicht woher deine Informationen stammen. Und klar hängt das auch von der Art der Persönlichkeit ab.
Übrigens ist kürzlich erst veröffentlicht worden, dass traumatisierte und ängstliche Mütter ihre Ängste und Traumata an ihren Nachwuchs weitergeben, selbst wenn sie ihn nicht erziehen oder sogar dann, wenn sie nicht mit ihm zusammen leben. Offenbar wird also die Anlage schon im Mutterleib weitergegeben.
Ja sicher, das ist ja schon länger bekannt irgendwo nur hat es offenbar niemanden so dermaßen interessiert was während einer Schwangerschaft mit dem Kind passiert. Aber du verfolgst da wahrscheinlich eher den Gedanken an eine genetische Vererbung? Ja, OK, aber das ist wie bei vielen anderen Erkrankungen nicht zwingend ausschlaggebend, sondern der Umgang damit ist entscheidend. Wenn du wohl zu dieser Untersuchung einen Link hättest? Ich beschäftige mich mit dem Thema nebenher, aber die Literatur gibt nicht sonderlich viel her.

Psychologie ist ja noch ein recht junges Metier.

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Christine_Walter
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Beitrag Mo., 04.08.2014, 19:48

wenn ich das lese, werde ich wütend. deine schwester ist todsicher die erste, die da ist, wenn es irgendwann was zu erben gibt, wetten? wenn deine mutter nicht ins heim will bzw. keine pflegerin, würde ich ihr radikal sagen, ich kann zb nur noch zweimal die woche. den rest der zeit musst du sehen was du machst. klar wird sie dich manipulieren wollen, aber dann bleib dabei - pflegerin, heim oder zweite tochter. wenn du dir zb das bein brechen würdest, könntest du auch nicht.

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Beitrag Di., 05.08.2014, 11:18

candle. hat geschrieben:

Hast du denn umgekehrt mal das Gefühl gehabt geliebt worden zu sein von deiner Mutter?
Nein, sie war mir gegenüber - seit ich denken kann - milde gesagt "unterkühlt". Sie funktionierte was mein Großziehen betraf. Sie gab mir essen, wusch meine Kleidung und war sehr darauf bedacht, mich zu informieren, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Worte wie "Blamier mich nicht" und "Was werden die Leute denken" war mein Alltag. Ich hatte als Kind einige Situationen, auf die ich hier nicht eingehen will, wo ich meine Mutter gebraucht hätte. Ich wünschte mir so, von ihr in den Arm genommen und getröstet zu werden. Nicht nur, dass sie es mir verweigerte, sie nahm auch noch die Täter in Schutz. Ehrlich gesagt, kann ich ihr das auch nach Jahrzehnten nicht verzeihen.
Ich habe in letzter Zeit zur Postpartalen Depression einige Fernsehberichte gesehen...Das ist jetzt aber nur ein Beispiel und vermutlich meinst du auch andere Ursachen.
Stimmt. Ich meinte eher z.B. wenn jemand in der Beziehung nicht glücklich ist und eigentlich seinen Partner ablehnt, es ja sein könnte, dass er diese Ablehnung auf das Kind überträgt, weil er es nicht wagt, dem Partner gegenüber zu seinen Gefühlen zu stehen oder daran zu arbeiten.
Kannst du besser damit leben sie als "krank" zu sehen?
Besser ist relativ. Wenn eine psychische Erkrankung dafür verantwortlich wäre, könnte ich sie trotzdem versorgen, denn sie wäre nicht verantwortlich für ihren Mangel an Selbstkontrolle und ihr Verhalten. Anders liegt die Sache, wenn all diese Aussagen bewußt und kalkuliert waren, um mich zu manipulieren.

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Beitrag Di., 05.08.2014, 11:30

candle. hat geschrieben:Es gibt sicher keine leichteren Traumatisierungen...
Das meinte ich eigentlich nicht. Ich weiß nicht wie ich as in Worte fassen soll. Ich denke es gibt schon einen Unterschied, ob ein Erwachsener im Job gemobbt wird oder jemand den Krieg erlebt. Beides sind Traumatisierungen. Ich weiß nicht, ob, wenn die gleiche Person beide Situation erlebt hätte, sie sagen würde, dass es für sie keinen Unterschied machte.
Mein Vater war sechs Jahre Soldat im zweiten Weltkrieg. Er hat nicht viel von dieser Zeit geredet, weil er uns schützen wollte. Allein von dem was ich von ihm erfahren habe, muss ich annehmen, dass er unvorstellbare Grausamkeiten erlebt hat, die ich mir überhaupt nicht vorstellen kann. Er hasste den Krieg und er hat ihn sicher als Person verändert. Dennoch war er mir ein liebevoller Vater, wie ich mir ihn nicht besser hätte vorstellen können.

Aber du verfolgst da wahrscheinlich eher den Gedanken an eine genetische Vererbung?
Nein ich hatte eher den Mechanismus im Sinn, dass Erfahrungen sich bei Nachkommen irgenwie im Gehirn zu manifestieren scheinen und schließlich auch weitervererbt werden können. Zuerst hatte man das wohl bei Tierversuchen herausgefunden. Habe mich aber nicht intensiver damit beschäftigt.

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