Bindungsangst

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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frozen rabbit
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Beitrag Do., 07.05.2009, 03:02

Da du von Künstler schreibst. Vielleicht hatte es deine Psychologin schon angesprochen, aber ich habe selbst schon überlegt, ob nicht, wie es bei einigen Therapien (zB Kunsttherapie, Gestaltungstherapie) gemacht wird, künstlerische Betätigung hilfreich sein kann. D.h. malen, musizieren, töpfern, ... .
Einerseits zur Bearbeitung noch versteckter Gefühle, andererseits zum externen Abbau von (emotionalem) Druck. Nur als Tipp, falls du noch nichts in dieser Richtung machst.

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Jane89
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Beitrag Do., 07.05.2009, 16:53

frozen rabbit hat geschrieben: Oder tritt es bei nur bei potentiellen festen Freunden auf?
Eigentlich schon, ja.
Ich habe erst dann Probleme, wenn ich das Gefühl habe, dass der andere mehr von mir will (also in Richtung Beziehung).
Nur mein Ex-Freund wusste davon und hätte er nicht so viel Geduld mit mir gehabt, wäre wohl auch mit ihm keine Beziehung zustande gekommen. Ansonsten habe ich eigentlich niemandem, mit dem ich offen darüber reden könnte. Deswegen will ich versuchen diese Angst irgendwie alleine loszuwerden, aber ich weiß nicht wie

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frozen rabbit
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männlich/male, 26
Beiträge: 508

Beitrag Do., 07.05.2009, 23:43

Naja, eine gute Hilfestellung lässt sich erst geben, wenn man ungefähr weiß, was die Ursache ist. Da du hier nicht davon schreiben willst, hast du schon einen Anruf bei einem Sorgentelefon überlegt?
Es gibt wahrscheinlich auch eigene für Mädchen/Frauen, falls dir das lieber ist.

Wie ist die Beziehung deiner Eltern? Hast du Vorbilder für eine gute, liebevoll geführte Beziehung?


Hatikva
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weiblich/female, 25
Beiträge: 1

Beitrag Sa., 10.06.2017, 15:14

Hallo zusammen

Bin neu in diesem Forum und dies ist mein erster Beitrag. Ich habe ein Problem mit der Bindung. Ich bin schon Mitte zwanzig und hatte noch nie eine Beziehung, da ich Angst davor habe. Ich habe schon viele nette Männer kennengelernt, aber sobald es ein wenig ernster wurde, habe ich direkt kalte Füsse bekommen und den Kontakt abgebrochen. Für immer alleine bleiben möchte ich allerdings auch nicht. :-/ Auch bei zu viel Körperkontakt beziehungsweise Nähe kriege ich irgendwie ein mulmiges Gefühl. Ich habe keine Ahnung, was die Ursachen dafür sind und würde diese "Bindungsangst" gerne überwinden. Geht es jemandem ähnlich wie mir und was kann man dagegen machen?

Danke im Voraus für eure Antworten.

LG

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Scars
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Beiträge: 1555

Beitrag Sa., 10.06.2017, 17:09

Hallo Hatikva!
Ja, mir geht es ganz genauso, bezieht sich jedoch nicht nur auf Liebesbeziehungen. Vielleicht würde dir eine Therapie helfen - oder, falls du ein Händchen für das andere Geschlecht hast und nicht grundsätzlich an den/die Falsche/n gerätst, ins kalte Wasser springen und die Angst aushalten und ihr positive Erfahrungen entgegen setzen. Hat bei mir zumindest im Freundeskreis funktioniert, ich bin sehr stolz, dass ich Umarmungen mittlerweile zumindest in geringem Umfang nicht nur aushalten sondern annehmen und zurückgeben kann. Ich habe mich 20 Jahre, schon als Kind, jeglichem Körperkontakt verweigert und mag es auch heute "zufällig" (bsp. Insekt im Haar) überhaupt nicht. Aber ich habe gelernt, dass es auch gut sein kann und dass auch nichts passiert, wenn jemand das Insekt rauszuppt (ausser, dass das Insekt weg ist). Dafür braucht es aber natürlich die richtigen Menschen. Hast du so jemanden?
LG scars
Remember to leave pawprints on hearts.

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Le_na
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weiblich/female, 26
Beiträge: 1842

Beitrag Do., 11.01.2018, 12:19

Hallo liebe Foren-Mitglieder,

ich habe mich heute hier angemeldet, weil ich aktuell ein Problem habe, bei dem ich selbst nicht weiterkomme. Ich befinde mich, nach langer Single-Zeit nun wieder in den Anfängen einer Beziehung und ein altbekanntes Muster, von dem ich dachte es sei vielleicht nach so langer Zeit überwunden, schlägt voll durch und treibt mich in die Verzweiflung. Ich mag gar nicht zu weit ausholen, der Beitrag soll lesbar bleiben, deshalb komme ich gleich zum Problem: Wie gesagt, seit kurzem befinde ich mich wieder in der Anfangsphase einer Beziehung. Zu einem Partner mit dem es vor 6 Jahren bereits einen gescheiterten Beziehungsversuch gab. Wir haben uns langsam vor einiger Zeit wieder angenähert, dann sind einige Dinge in seinem Leben schief gelaufen und er hat sich zurückgezogen. Nun haben wir wieder intensiven Kontakt und es könnte alles so wunderbar sein...es könnte, wäre da nicht meine seltsame Gefühlswelt.
Um mein Muster (nicht nur bei diesem Mann) etwas zu beschreiben: Ich lerne einen Mann kennen, finde ihn insbesondere dann anziehend, wenn er nicht verfügbar ist oder wenn noch unklar ist ob die Anziehung auf Gegenseitigkeit beruht. Dann gibt es meinerseits viel Kribbeln, Verliebtheitsgefühle, ich bleibe stetig im Kontakt, usw. Sobald klar ist, dass mein Gegenüber diese Gefühle erwidert, beschleicht mich Angst, fast schon Panik würde ich sagen. Meine Gedanken kreisen dann nur mehr darum, ich kann nicht abschalten, habe körperliche Symptome und habe einen riesigen Fluchtimpuls. Das geht so weit, dass ich keinen Appetit habe, schlecht schlafe, traurig bin und Herzrasen habe. Mit dem aktuellen Mann, ist es exakt das selbe, obwohl ich so gehofft habe, dass es nicht wieder passiert. Nach einem wunderschönen Abend mit Intimität, kam am nächsten Tag plötzlich die Panik und breitet sich seitdem fast schon unaufhaltsam aus...und ich bin schwer genervt von mir selbst :kopfschuettel:

Mir ist mittlerweile klar: Es liegt nicht daran, dass ich nicht verliebt bin, auch nicht daran, dass die Person nicht "der Richtige" ist. Da sind vermutlich ganz andere Gründe im Spiel, die viel stubtiler und unbewusst ablaufen. Ich habe auch ein paar Theorien woher diese starke Bindungsangst bei mir kommen könnte:
Als Jugendliche war ich ziemlich hohen Belastungen ausgesetzt. Zusammengekommen sind familiäre Probleme und massives Mobbing in der Schule. Ich hatte rückblickend eigentlich ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern als Kind, war eher ein "Papa-Kind" und habe ihn angehimmelt. Er war auch sehr liebevoll. Das hat sich schlagartig und für mich gefühlsmäßig fast von einem auf den anderen Tag geändert als ich in die Pubertät kam und eigene Bedürfnisse zum Ausdruck gebracht habe. Ab diesem Moment kam es zum absoluten Liebesentzug: Keine Umarmungen, keine Zuwendung, kein Eingehen auf meine Bedürfnisse und Gefühle. Stattdessen waren emotioale Gewalt, Beschimpfungen und absolute Ablehnung meiner Person an der Tagesordnung. Ich habe sehr darunter gelitten, habe versucht mich diesen unausgesprochenen Erwartungen anzupassen: Wieder "lieb, brav und nett" zu sein und wenig zu widersprechen. Das hat nie etwas geändert. Letztendlich war meine damalige "Lösungsstrategie" Selbstverletzung. Ich war als Jugendliche mehrere Jahre in Therapie und habe viele dieser Themen aufgearbeitet. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich auch in Freundschaften ein Problem mit Nähe und Distanz. Ich habe mich sehr an einzelne Personen geklammert, bis ich unweigerlich erneut die Erfahrung von Ablehnung machte. Das hat sich mehrmals wiederholt. Irgendwann ist es mir gelungen dieses Muster zu durchbrechen. Seit vielen Jahren führe ich nun sehr stabile, gesunde Freundschaften, in denen es überhaupt kein Nähe-Distanz Problem mehr gibt. Das war ein Lernprozess und nicht immer einfach, aber es ist sehr gut gelungen. Deshalb hoffe ich, dass ich es mit einer Beziehung aus der ich nicht einfach sofort wieder flüchte auch schaffen könnte. Momentan erscheint mir das aber unmöglich, weil die gefühlte Belastung so immens hoch ist.

Ich habe vor einigen Wochen erneut eine Therapie begonnen, noch bevor der erneute Beziehungsversuch überhaupt Thema war. Grund dafür ist, dass ich immer wieder, aus meiner Sicht ohne wirklichen Grund, Phasen habe, in denen ich traurig bin. Nicht so sehr, dass es meinen Alltag oder meine sozialen Kontakte beeinträchtigt, aber doch so, dass es einen gewissen Leidensdruck gibt. Nun habe ich natürlich die Gelegenheit mir auch das Thema "Beziehungen" in der Therapie anzuschauen, Strategien zu finden, mit dieser Angst umzugehen, ohne aus dem Kontakt zu flüchten. Mich würde aber interessieren, ob es hier irgendjemanden gelungen ist, seine/ihre Bindungsangst zu bewältigen bzw. damit gut umzugehen? Die Prognosen die man so liest, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, klingen nicht besonders gut und sind eher entmutigend :-(

Danke euch schonmal!
Le_na

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Fundevogel
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Beiträge: 1299

Beitrag Do., 11.01.2018, 21:41

Hallo Le-na,

und willkommen im Forum!

Also zuerstmal möchte ich sagen: Du hast ja selbst schon die Erfahrung gemacht, dass du bei dem Thema "lernfähig" bist, dich weiterentwickelt hast, denn nach einigen Leidensjahren und therapeutischer Begleitung führst du nun wieder gute und tragfähige freundschaftliche Beziehungen. Von daher denke ich, brauchst du nicht unbedingt Bestätigung von außen, dass es möglich ist, denn du hast es doch schon selbst erfahren.

Ich habe den Eindruck, dass dir schon sehr klar ist, woher die Probleme rühren könnten und du hast auch schon wieder eine Therapie begonnen. Ich denke, das ist ein sehr guter Grund bzw. ein wichtiges Thema, um es in der Therapie anzusprechen und zu bearbeiten. Du hast auch angesprochen, dass du die Therapie gar nicht deswegen begonnen hat, sondern wegen Traurigkeit - und auch das ist eine Emotion, die Leidensdruck verursacht so wie die unangenehmen Emotionen, die du beschrieben hast, die nun in dieser Beziehung hochkommen. Ich glaube, dass es wichtig ist, sich alle diese Emotionen in der Therapie anzusehen, vor allem wenn sie so unangenehm sind. Die haben nämlich alle einen Grund, warum sie da sind. Und leider kann man sie auch nicht einfach wegmachen. Also man kann schon, aber das geht nur bedingt und eine Zeitlang gut.
Und ich denke es wäre wichtig, das alles nicht ausschließlich unter dem Thema Bindungsangst zu sehen und deshalb negativ und voreingenommen zu betrachten. Wie gesagt: alle Gefühle, auch Ängste haben Sinn und natürlich kann es sein, dass sie zu stark sind oder überhaupt nicht angemessen (kenne ich alles), aber dennoch macht es für dich, deine Geschichte, dein Leben, Sinn.

Last not least: nicht jede Bindungsangst hat Krankheitswert. Jede Beziehung hat hochwahrscheinlich irgendwann mit Problemen zu tun - und wie beide (!) damit umgehen stärkt oder schwächt die Beziehung. Da diese Beziehung schon mal einen Anlauf hatte, kann es ja auch sein, dass diese Gefühle signalisieren, dass es ein Problem gibt. Von daher würde ich versuchen, das auf welche Art und Weise auch immer langsam mal mit deinem Partner zu besprechen. Es sollen ja auch beide lernen, ihre Bedürfnisse in der Beziehung zu artikulieren. Vielleicht brauchst du einfach auch mal mehr Zeit für dich alleine, manchmal können Kleinigkeiten schon sehr helfen. Ich selbst bin einer durchaus langjährigen Beziehung und das alles hat mir und uns geholfen.
Fundevogel

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Le_na
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weiblich/female, 26
Beiträge: 1842

Beitrag Fr., 12.01.2018, 16:00

Liebe Fundevogel,
Vielen lieben Dank für deine Antwort!
Ja, Du hast recht. Ich durfte schon die Erfahrung machen, dass ich lernfähig bin was Beziehungen und soziale Kontakte angeht. Damals hätte ich sicherlich auch nicht gedacht, dass ich irgendwann so stabile freundschaftliche Beziehungen führen kann. Also sicherlich auch ein Grund, positiv in Richtung Beziehungen zu blicken.

Mit dem aktuellen Mann in meinem Leben bin ich noch nicht offiziell wieder in einer Beziehung und ich zweifle daran ob ich das Wagnis wieder eingehen soll. Auch im Hinblick auf seine Gefühle. Und dabei ist es völlig absurd. In den letzten Jahren habe ich immer wieder überlegt, wie ein "passender" Partner für mich sein müsste und immer wieder ist er mir eingefallen. Daraufhin habe ich all meinen Mut zusammen genommen und Kontakt aufgenommen. Jetzt wo klar ist, dass auch er Interesse an einem Neustart hat, ist da diese Panik. Wenn ich normalerweise negative Gedankenkreise stoppen kann, fühle ich mich diesem komplett ausgeliefert.
Das Problem ist auch, dass ich mir selbst nicht trauen kann: was sind berechtigte Bedürfnisse und was sind solche die aus der Angst entstehen und für Distanz sorgen sollen...alles sehr verwirrend und schwierig zu erklären.
Du hast sicherlich recht das sowohl die Traurigkeit, als auch die Gefühle jetzt ihren Grund haben. Ich werde mir das definitiv in der Therapie ansehen und versuchen daran zu arbeiten. Erstmal brauche ich wohl eine Strategie mir den Druck aus der Sache zu nehmen. Sonst bleibt mir am Ende nur die Flucht..

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Forit1986
sporadischer Gast
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Beitrag Di., 16.01.2018, 21:41

ja eine chance gibt es immer

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