Müde,traurig und erschüttert

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Thread-EröffnerIn
Pat
sporadischer Gast
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Beitrag Fr., 18.04.2008, 08:36

hallo expat,
ich bin ziemlich sicher, wäre es ein Fremder gewesen, hätte er 1mal die Chance gehabt. Wenn überhaupt.
Das Problem liegt in der emotionalen Bindung.
Versteh mich bitte nicht falsch - sie soll nicht gekappt werden - sondern diese Bindung hat dem Opa den Zugriff ermöglicht. Mißbrauch- er hat die Liebe, Zuneigung und das Vertrauen der Kinder für seine Zwecke benutzt. Auch das unser aller Vertrauen, das es ihnen gut geht, wenn sie mit ihm alleine sind.
Ich hasse diesen Mann nicht, aber ich verachte ihn für das, was er getan hat.
Und ja, ich war taub. Niemals im Leben hätte ich vermutet, das in dieser kleinen Gemeinde einer der angesehendsten Bürger zu so etwas fähig ist. Wie gesagt, ich war zu naiv.
Niemals hätte ich gedacht, das die Unruhen und Schwierigkeiten im Leben meiner Kinder dort die Ursache haben. Umso erstaunlicher, das ich nach den ersten Informationen so sicher war, das ich meine Kinder fragen konnte.

ein Gruß

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expat
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männlich/male, 68
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Beitrag Fr., 18.04.2008, 09:17

Hallo Pat,
Man muss ja sicher nicht immer wiederholen, dass das eine echte Schweinerei ist. Dass ich das denke, könnt ihr von mir annehmen. Nur sehe ich halt als Außenstehender die Sache etwas nüchterner und ich setzte das in Beziehung mit anderen traumatisierenden Ereignissen im Leben eines Kindes. Warum führt der sexuelle Übergriff zu schier krampfhaftem Entsetzten, wo einen die ganz normale Brutalität Kindern gegenüber in Form von erzieherischer Gewalt kalt lässt? Zudem vergleiche das mal mit dem, was Mädchen in Nordafrika gewohnheitsgemäß in manchen Regionen geschieht, wenn man ihnen ohne Anästhesie mit Rasierklingen die Genitalien zerstört. Sorry für den Vergleich. Leid ist im Grunde nicht vergleichbar mit anderem, jedenfalls nur schwer. Warum schreit die Welt nicht auf, wenn sie erfährt, dass 50% der männlichen Neugeborenen in den USA ohne Betäubung beschnitten werden? Angeblich tut denen ja noch nichts weh. Willst du vielleicht jetzt nicht hören, aber solche Gedanken mache ich mir eben auch. Hätte man mit den Mädchen vorher gesprochen, damit sie überhaupt wissen, was Sexualität ist, dann wären sie nicht so einfach überrumpelt worden. Sie hätten gewusst, was der Opa da versucht, weil sie informiert gewesen wären über die Welt. Waren sie aber nicht. So bleibt für die Zukunft die Verpflichtung für Eltern, aufzupassen und zu informieren. Es war der Opa, nicht die Kinder und aber auch nicht du. Warum willst du dich überflüssiger Weise nun auch noch schuldig fühlen?
expat
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Aditi
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Beitrag Fr., 18.04.2008, 14:43

expat hat geschrieben: Hätte man mit den Mädchen vorher gesprochen, damit sie überhaupt wissen, was Sexualität ist, dann wären sie nicht so einfach überrumpelt worden. Sie hätten gewusst, was der Opa da versucht, weil sie informiert gewesen wären über die Welt.
expat
ja expat, wenn es denn nur sooooo einfach wäre! es ist nicht so, dass täter plötzlich, von heute auf morgen, daherkommen und das kind zu sexuellen handlungen zwingen. die strategien sind viel viel suptiler, für ein kind nicht zu durchschauen. erst sind es vielleicht nur blicke, sogenannte unbeabsichtigte berührungen, ganz "normale" forderungen (ja, gib doch dem opa ein bussi! na setzt dich zu mir auf den schoß! spielen wir fangen und dabei berührt der täter das kind wie unbeabsichtigt). so werden kinder in tiefste verwirrung gestürzt. sie vertrauen ihrem gefühl nicht mehr. sie müssen ihre gefühle abspalten.

zu den folgen von sexualisierter gewalt kannst du ja mal googeln. da findest du bestimmt mehr als genug infos.

es stimmt einfach so nicht, dass zu den anderen, von dir angeführten, verbrechen an kindern die welt nicht aufschreit. frauenorganisationen weisen schon seit vielen jahren auf die genitalverstümmelung hin und fordern das verbot.

mlg
aditi

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expat
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männlich/male, 68
Beiträge: 1161

Beitrag Fr., 18.04.2008, 14:53

Aditi hat geschrieben: es stimmt einfach so nicht, dass zu den anderen, von dir angeführten, verbrechen an kindern die welt nicht aufschreit. frauenorganisationen weisen schon seit vielen jahren auf die genitalverstümmelung hin und fordern das verbot.
Wer hat denn so was behauptet?
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Aditi
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Beitrag Fr., 18.04.2008, 15:02

ich möchte ein paar aussagen wiedergeben, die jeder im buch von anita heiliger "täterstrategien und prävention" nachlesen kann:

übereinstimmmung besteht in bezug auf die grundlegende strategie der täter, sich zunächst in das vertrauen des kindes einzuschleichen, sich mithilfe von bestechungsgeschenken und vorgaukelung von liebe und schutz als freund und gönner auszugeben, zunächst eine nichtsexuelle beziehung aufzubauen, um dann die opfer allmählich in sexuelle aktivitäten zu verwickeln,, rückzug und widerstand des kindes mit versrtickung in schuldgefühlen, schaffung von abhängigkeiten bis hin zur anwendung von zwang und gewalt auszuschalten.

kinder werden vom täter systematisch desensibilisiert in bezug auf körperliche berührungen. dem aktiven sexuellen missbrauch geht in der regel eine lange phase voraus, in der der täter das kind in die missbrauchsbeziehung hineinmanövriert. er studiert die vorlieben, abneigungen, wünsche und ängste des kindes und benutzt dann dieses wissen zur verwicklung des kindes in den sexuellen kontakt.

aditi

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Aditi
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weiblich/female, 53
Beiträge: 1089

Beitrag Fr., 18.04.2008, 15:04

expat hat geschrieben:
Aditi hat geschrieben: es stimmt einfach so nicht, dass zu den anderen, von dir angeführten, verbrechen an kindern die welt nicht aufschreit. frauenorganisationen weisen schon seit vielen jahren auf die genitalverstümmelung hin und fordern das verbot.
Wer hat denn so was behauptet?
pardon, du meintest die erzieherische gewalt
Warum führt der sexuelle Übergriff zu schier krampfhaftem Entsetzten, wo einen die ganz normale Brutalität Kindern gegenüber in Form von erzieherischer Gewalt kalt lässt? Zudem vergleiche das mal mit dem, was Mädchen in Nordafrika gewohnheitsgemäß in manchen Regionen geschieht, wenn man ihnen ohne Anästhesie mit Rasierklingen die Genitalien zerstört

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Effi
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weiblich/female, 42
Beiträge: 64

Beitrag Fr., 18.04.2008, 17:52

Hallo!
Aditi hat geschrieben:ich möchte ein paar aussagen wiedergeben, die jeder im buch von anita heiliger "täterstrategien und prävention" nachlesen kann:
Wie sieht denn die Prävention aus? Magst Du da auch zitieren?

Übrigens hatte ich ein solches Erlebnis. Wurde wohl überlesen. Trotz das man mir einiges versprochen hatte und der "Täter" sich sehr bemühte mich zu überzeugen, auf weitere Details verzichte ich, bin ich weggelaufen.
Nun ich hatte dazu "so ein" Buch und wußte, dass es falsch war. Es wurde damit also eine gute Prävention bei mir geleistet.
Und wenn, wie ich sagte ein Kind entscheiden darf, ob es jemanden einen Bussi geben darf oder nicht ohne dass diese Tatsache negative Konsequenzen für das Kind hat, wäre da schon ein Baustein von Selbstvertrauen und gesunder Wahrnehmung gelegt?

Kulturelle Vergleiche in diesem Thread würde ich gar nicht mal anstellen, denn wer gibt uns eigentlich das Recht zu beurteilen was richtig oder falsch ist? Das führt hier zu weit vom Thema weg.

Effi

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Gast
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Beitrag Sa., 19.04.2008, 01:29

Hallo Pat,

wie buddha6 und PeggySue finde auch ich, das hast du sehr gut gemacht und hast dich verantwortlich und fürsorglich verhalten. Deine Töchter sind erwachsen, und du kannst "nur" auf Zeichen achten und ihnen vermitteln, dass du für sie da bist, wenn sie Unterstützung brauchen. Grundsätzlich und von außen gesehen finde ich es immer besser, wenn es in solchen Fällen zur Strafanzeige kommt. Aber das ist selbstverständlich Sache deiner Töchter, wie sie damit umgehen.


Effi hat geschrieben:Es sind nun "schlafende Hunde" geweckt worden und es wird ein langer Weg einen neuen Familienfrieden wieder herzustellen.
Das scheint mir das Unbedeutendste um das es nun gehen könnte. Um den Familienfrieden geht es m. E. nun beileibe nicht. Um den, wie man es nennt „Seelenfrieden“ der Töchter von Pat schon.

Expat hat geschrieben:Zwar gehört es zum gesicherten Bestand der heutigen Zeit, dass man sofort die größten Schäden vermutet bzw, fest annimmt, sobald ein Erwachsener sexuelle Gedanken in Verbindung mit einem Kind entwickelt,
Was soll denn das heißen? Wie bitte? Gedanken? Hier geht es um sexuellen Missbrauch!!!


und fortsetzend:
expat hat geschrieben:aber bisher hat mir noch niemand hier im Forum die Frage beantwortet, auf welchem Wege denn und wie die Schädigung vor sich geht, die ein Kind durch Übergriffe erleidet.
Dazu gibt es meterweise Bücher in Bibliotheken!

expat hat geschrieben:Man muss ja sicher nicht immer wiederholen, dass das eine echte Schweinerei ist. . . . Nur sehe ich halt als Außenstehender die Sache etwas nüchterner und ich setzte das in Beziehung mit anderen traumatisierenden Ereignissen im Leben eines Kindes. Warum führt der sexuelle Übergriff zu schier krampfhaftem Entsetzten, wo einen die ganz normale Brutalität Kindern gegenüber in Form von erzieherischer Gewalt kalt lässt?
krampfhaftes Entsetzen“???

Diese „Nüchternheit" mündet meiner Ansicht nach in eine Relativierung und deutliche Verharmlosung der schweren Straftat des sexuellen Missbrauchs.

Anastasius
Zuletzt geändert von Gast am Sa., 19.04.2008, 09:16, insgesamt 1-mal geändert.

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Aditi
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weiblich/female, 53
Beiträge: 1089

Beitrag Sa., 19.04.2008, 09:15

Effi hat geschrieben:Wie sieht denn die Prävention aus? Magst Du da auch zitieren?
opferforschung zeigt, dass widerstand des kindes durchaus auch erfolgreich sein kann.
täter beginnen die sexuelle ausbeutung – abgesehen von ausnahmen – nicht mit der vergewaltigung des opfers, sondern fast immer mit besonderer zuwendung. protestiert das kind lauthals, wenn z.b. dem opa wie zufällig die hand ins höschen rutscht und hat es unterstützung von dritten, so wird der opa vielleicht etwas vorsichtiger sein und sich einem anderen kind „zuwenden“. hat das kind jedoch nicht die kraft und findet es kein verständnis in seiner umgebung („stell dich nicht so an, opa hat dich doch besonders lieb!“), so hat der täter vermutlich leichtes spiel.
in stereotyp vorgetragenen rechtfertigungen behaupten täter, die kinder sexuell missbrauchen, immer wieder, es sei einfach über sie gekommen, es sei eben passiert, um eine plötzliche, nicht geplante handlung zu suggerieren, für die sie kaum oder keine verantwoertung zu tragen hätten. die forschung über sexualstraftäter zeigt dagegen deutlich, dass sexueller missbrauch an kindern von den tätern äusserst sorgfältig in einer vielzahl strategischer schritte im vorhinein geplant wird.

zur prävention und ich gebe hier nur komprimiert und auszugsweise wieder:
sexuelle gewalt wird wesentlich verursacht und gestützt durch die geschlechterhierarchie als gesellschaftlichem strukturmerkmal und daraus abgeleitet durch eine männliche sozialisation und ein männliches (sexuelles) selbstverständnis, das von einer verfügbarkeit über mädchen und frauen ausgeht.
präventives handeln muss auf mehreren ebenen ansetzen.
1) allgemeine primäre pävention durch veränderung gesellschaftlicher strukturen, die sexuellen missbrauch hervorbringen und fördern: abbbau der geschlechterhierarchie durch verwirklichung von gleichberechtigung. abbau von: traditionelles weiblichkeits- und männlichkeitsverständnis, wirtschaftliche und emotionale abhängigkeit der mütter von (ehe-)partnern, pornographie und prostitution, tabuisierung sexueller themen.
2) primäre täterprävention durch veränderung des im system der geschlechterhierarchie verankerten männlichkeitsverständnisses der überlegenheit gegenüber frauen, von besitz- und verfügungsrechten über frauen und kinder, der machtaneignung, härte durch verleugnung von gefühlen, zwang zu leistung und erfolg, der funktionalisierung von sexualität als mittel der kompensation von defiziten.
3) primäre opferprävention durch stärkung des selbstbewusstseins und der widerstandskraft von kindern. Stärkung und absicherung der eigenständigen ökonomischen, sozialen und emotionalen situation der mütter zur erhöhung ihrer möglichkeiten des kinderschutzes.
4) sekundäre opferprävention durch konsequente intervention aller verantwortlichen institutionen bei verdacht und gewissheit sexuellen missbrauchs, beendigung von täterschutz, qualifizierung der fachkräfte, unterstützung der betroffenen.
5) sekundäre täterprävention durch verhinderung von wiederholung ect.

mlg
aditi

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expat
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Beitrag Sa., 19.04.2008, 09:25

Aditi hat geschrieben: 1) allgemeine primäre pävention durch veränderung gesellschaftlicher strukturen, die sexuellen missbrauch hervorbringen und fördern: abbbau der geschlechterhierarchie durch verwirklichung von gleichberechtigung. abbau von: traditionelles weiblichkeits- und männlichkeitsverständnis, wirtschaftliche und emotionale abhängigkeit der mütter von (ehe-)partnern, pornographie und prostitution, tabuisierung sexueller themen.
2) primäre täterprävention durch veränderung des im system der geschlechterhierarchie verankerten männlichkeitsverständnisses der überlegenheit gegenüber frauen, von besitz- und verfügungsrechten über frauen und kinder, der machtaneignung, härte durch verleugnung von gefühlen, zwang zu leistung und erfolg, der funktionalisierung von sexualität als mittel der kompensation von defiziten.
3) primäre opferprävention durch stärkung des selbstbewusstseins und der widerstandskraft von kindern. Stärkung und absicherung der eigenständigen ökonomischen, sozialen und emotionalen situation der mütter zur erhöhung ihrer möglichkeiten des kinderschutzes.
4) sekundäre opferprävention durch konsequente intervention aller verantwortlichen institutionen bei verdacht und gewissheit sexuellen missbrauchs, beendigung von täterschutz, qualifizierung der fachkräfte, unterstützung der betroffenen.
5) sekundäre täterprävention durch verhinderung von wiederholung ect.
Und wenn wir dann morgen damit anfangen, wann wird das wohl greifen?
Da fand ich meine zwei Punkte für sofort doch schon besser:
1.) Aufklärung
2.) Aufmerksamkeit
Das war's
Wo jeder Widerspruch gelöscht wird, scheint alles klar.

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Aditi
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weiblich/female, 53
Beiträge: 1089

Beitrag So., 20.04.2008, 08:03

expat hat geschrieben:
Da fand ich meine zwei Punkte für sofort doch schon besser:
1.) Aufklärung
2.) Aufmerksamkeit
abbau der tabuisierung sexueller themen
stärkung des selbstbewusstseins und der widerstandskraft von kindern
konsequente intervention aller verantwortlichen institutionen bei verdacht und gewissheit sexuellen missbrauchs, beendigung von täterschutz, qualifizierung der fachkräfte, unterstützung der betroffenen.
verhinderung von wiederholung
anders formuliert, aber für mich dieselbe aussage dahinter!
aditi

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Andi
Forums-Insider
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männlich/male, 24
Beiträge: 204

Beitrag So., 20.04.2008, 15:19

Hallo alle miteinander!

Zuerst mal etwas allgemeines: In der Netiquette dieses Forums steht unter Punkt 1 folgendes:
Aufgrund der speziellen Ausrichtung des Forums (es geht um Gesundheit und Krankheit - viele TeilnehmerInnen schreiben hier aus einer psychischen Notsituation heraus!) ist uns eine wertschätzende Formulierung Ihrer Beiträge ein besonderes Anliegen.
@ Effi @ expat

Beachtet das bitte,denn ich bin sehr enttäucht gewesen, dass sich Nutzer dieses Forums diesbezüglich so unsensibel verhalten haben. Vll liegt es daran, dass ihr euch in die Situation der "Mädchen" projiziert aber das gibt euch kein Recht in der Art einer Frau in einer Notsituation zuzusetzen. Pat ist genauso ein Opfer wie die Mädchen, vergesst das bitte nicht.

@ Pat

Es ist schlimm was da passiert ist, aber es ist nun einmal nicht rückgängig zu machen. Nimm dir Zeit für dich selbst. Erstens wirst du die Kraft die du dabei schöpfen kannst sicher bald dringend brauchen, und zweitens kannst du im Moment außer warten nur Fehler machen.

Du kannst niemanden zu seinem Glück zwingen. Auch wenn es dir das Herz zerbricht zuzusehen, wie deine Kinder leiden. Deine Kinder und nur die allein haben das Recht zu entscheiden, ob, wann und wie sie Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Auch wenn du das früher als Mutter für sie entscheiden konntest, ja, vielleicht sogar musstest, ist diese Zeit vorbei. Den ersten Schritt müssen deine Kinder machen. Wenn sie sich nicht selbst helfen wollen, dann kann ihnen niemand helfen. Halte den Kontakt zu deinen Kindern aufrecht, lass sie wissen das du immer für sie da sein wirst und lass sie kommen. Meide das Thema, sonst werden sie sich von dir unter Druck gesetzt fühlen und den Kontakt vielleicht sogar beenden, wenn du für sie ungewollt zur Belastung wirst.

Daher mein eindringlicher Rat an dich:

1. Sammle für dich selber Kraft.
2. Lass die Sache vorerst (Notfalls auch Jahre) auf sich beruhen
3. Sei für deine Kinder da, aber lass sie von sich aus kommen.

mit den besten Wünschen für dich und deine Kinder, Andi
"Those who would give up essential liberty to purchase a little temporary safety deserve neither liberty nor safety." Benjamin Franklin

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Thread-EröffnerIn
Pat
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 19

Beitrag Mo., 21.04.2008, 10:06

ein Hallo an euch alle

am vergangenen Wochenende habe ich nicht gelesen und nicht geschrieben, sondern versucht abzuschalten und mich in die Natur begeben. Es hat mir gut getan und meine Gedanken etwas beruhigt.
Einige von euch haben mir mit viel Sachverstand und Einfühlungsvermögen geantwortet, das tut mir so sehr gut, das ich das gar nicht beschreiben kann. Ich fühle mich bestätigt in meinen Gedanken
- es ist eine grausame Geschichte, eine von vielen zwar, aber meine und vor allen Dingen die meiner Kinder
- ich liebe meine Kinder und möchte nicht, das Ihnen Schlechtes geschieht. Was passiert ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber es wurde ins rechte Licht gerückt. Das war wohl mein Part.
- in meinen ersten Reaktionen auf diese Geschichte bin ich intuitiv vorgegangen, aber ich habe gefühlt, das es Zeit wird, jetzt zurückzutreten und die Mädels in ihrer Eigenverantwortung zu unterstützen. Ich wußte nur nicht, wie. Und dabei habt ihr mir, so glaube ich, sehr geholfen.
Die Größe und Gewaltigkeit dieses Themas hat mich fast umgehauen. Und ich bin auch jetzt noch müde und erschöpft, aber ich fühle mich auch ermutigt, meinen Weg in dieser Geschichte mit der notwendigen Zurückhaltung weiterzugehen.
Es ist verdammt schwer, und ihr habt recht. Ich muß mich um mich kümmern, damit ich für meine Kinder da sein kann, wenn sie mich brauchen.

@Andy
Speziell an dich einen herzlichen Dank. Die hier entbrannte Diskussion war sicher für mich manchmal verletzend, auch erschreckend.Es war zeitweise wie die Reaktionen, die ich auch mit meinem Umfeld gemacht habe. Du hast mir durch deinen Beitrag viel Mitgefühl gezeigt und dich eingesetzt. So viel Menschenverständnis und Herzenswärme. Danke!!!

Natürlich muß man sich die eigene Schuldfrage stellen und ich bin sicher, das ich Fehler gemacht habe. Ich werde damit umgehen und nicht den einfachen Weg gehen, das könnt ihr mir glauben. Nur momentan befinde ich mich - glaube ich - in einer psychischen Ausnahmesituation, in der mir diese Fragen nicht weiterhelfen, auch niemand anderen. Diese Fragen machen still und demütig, und ich glaube, das wäre dann wieder im Sinne des Täters. Oder?

ein Gruß Pat

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Angela
Helferlein
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weiblich/female, 48
Beiträge: 104

Beitrag Di., 22.04.2008, 09:49

Hallo Pat,

ich habe nur dein Posting und ein paar Antworten gelesen. Deshalb kann es sein, dass das was ich jetzt schreibe schon gesagt wurde.

Was hättest du getan, wenn es ein Fremder gewesen wären, der deine Töchter missbraucht hat?
Richtig, du hättest Strafanzeige gestellt.
Und genau das musst du jetz auch machen. Dem Mann ist doch in Wirklichkeit nichts peinlich. Und was ist Familie, wenn solche krassen Sachen unter dem Tisch gekehrt werden sollen.

Ich weiß, es ist enttäuschend, wenn die ganze Familie wegguckt und das Thema nicht mehr möchte. Aber glaube mir, es ist immer da, wenn es einmal passiert ist. Ich wurde zwar nicht missbraucht, aber fast, wenn ich nicht rechtzeitig aufgewacht wäre. Und das von dem Mann meiner Tante. Ich habe es sofort der Familie erzählt. Es hat nichts genutzt, keiner wollte mir glauben, und keiner wollte ihn zur Rede stellen. Ich war 15 Jahre alt. Auch mein Vater hat nichts getan. Es wurde totgeschwiegen. Nur ich bin ihm dann völlig aus dem Weg gegangen.

Hätte er mich sexuell missbraucht, ich hätte ihn angezeigt.
Liebe Grüße
Angela

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Andi
Forums-Insider
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männlich/male, 24
Beiträge: 204

Beitrag Di., 22.04.2008, 11:06

Liebe Angela,

es ist traurig, dass du solche Erfahrungen machen musstest. Ich möchte dir an dieser Stelle zunächst mein ehrlich empfundenes Beileid bekunden. Ich hoffe das du dieses Trauma so weit verarbeiten konntest, dass es dein Leben nicht mehr zu sehr beeinflusst.

Und es ist klar, dass du dann entsetzt sein musst, so etwas zu lesen. Natürlich wirst du dich in den "Mädchen" wiedererkennen. Und du willst natürlich, dass so jemand für lange Zeit hinter Gitter geht. Das wollen wir alle.
Bitte verstehe das nicht als Vorwurf, es ist mehr so ein spontaner Gedanke: Kann es sein, dass du, wenn du sofort solch drastische Reaktionen forderst, dadurch motiviert bist, dass du dir diese in deiner Kindheit gewüscht und nicht bekommen hast?

Ich bitte dich, dich in diesen Forum und vielleicht auch woanders mit Traumabewältigung zu befassen. Denn ich fürchte, dein sicher gut gemeinter Ratschlag kann Folgen haben, die du so nicht sehen willst oder kannst, die du aber gewiss nicht beabsichtigst, denn dir scheint es primär um Gerechtigkeit und eine Strafe für den Täter zu gehen.

Gerechtigkeit gibt es in einem solchen Fall nicht. Nichts kann solch eine Untat ungeschehen oder gar vergessen machen. Auch nicht eine lebenslange Haftstrafe und selbst die Ultima Ratio, die Todesstrafe, kann hier keine Gerechtigkeit schaffen.

Da es hier also nicht darum gehen kann, Gerechtigkeit zu erlangen, sollte es unser primäres Ziel sein, den Opfern zu helfen und erst an zweiter oder dritter Stellle der Wunsch, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen, stehen.

Wie ich schon sagte, es geht uns allen so, aber das gibt uns kein Recht, diesen Kampf auf den Rücken der Opfer auszutragen. Denn das wäre die unweigerliche Folge einer Strafanzeige. Vernehmungen des Täters und der Opfer wären die Folge. Opfer, von denen wir nicht wissen, ob sie stark genug sind, die Vernehmungen oder gar einen ganzen Prozess durchzustehen. Opfer, denen vielleicht durch einen gerissenen Strafverteidiger oder gar von Teilen der Familie erheblich zugesetzt werden könnte, damit sie ihre Aussagen zurückziehen.

Ich möchte dir in sofern zustimmen, dass es in deinem Fall und auch im Fall der Mädchen richtig gewesen wäre, sofort nach dem Missbrauch - und das war es auch in deinem Fall, denn es scheint für dich ja traumatisch gewesen zu sein - Anzeige zu erstatten um es so einem symbolischen Ende zuzuführen, eine Abgeschlossenheit, die es den Opfern erleichtert hätte, mit diesem Erinnerungen umzugehen. Aber in diesem Fall ist es dafür leider Jahre zu spät, die Verschleierung des Täters war einfach zu gut. Und NIEMANDEM ist hier ein Vorwurf zu machen, denn wie Pat ihre Mädchen zitiert hat, ist es gewesen. Das hätte man nicht erkennen können.

Daher vertrete ich auch weiterhin die Auffassung, dass es besser ist den Opfern Zeit zu geben, das Geschehene zu verarbeiten und ihr Leben zurückzugewinnen.

Viel Glück euch allen, Kraft für und Freude am Leben, euer Andi
"Those who would give up essential liberty to purchase a little temporary safety deserve neither liberty nor safety." Benjamin Franklin

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