SVV, Scham und Ekel

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Nachtauge
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Beitrag So., 27.04.2014, 13:12

Cheerleader hat geschrieben:Die Wie geht es Dir Fragen sind so schon die Schwierigsten, oder was meint Ihr?
Sehe ich auch so. Wobei ich schon auch versuche zu differnzieren, wie mein Gegenüber das meint. Ob es also mehr eine Floskel ist - auf die scheinbar niemand eine ehrliche Antwort erwartet - oder ob es eine Frage ist, die ernst gemeint ist und die wirkliches Interesse ausdrückt. Standardmäßig antworte ich aber meistens mit "Es geht mir gut". Häufig weil ich einfach auch gar keine Lust habe zu erklären, warum es mir denn nicht gut geht. Das behalte ich lieber für mich, weil ich - vielleicht auch fälschlicherweise - denke, daß mich selten jemand wirklich verstehen kann.
Cheerleader hat geschrieben:Ich fühle mich so undankbar. Wie kann ich mich nur so benehmen, so fühlen bei all dem guten Leben, das ich habe. Wie kann ich Hilfe verlangen, ich mit meinen Luxusproblemen. Ich empfinde mich als zu schwach und wertlos, andere können und tun und machen doch auch, vermutlich geht es mir zu gut, das ich mich an so Problemchen aufhänge.
Ich denke, man empfindet häufig andere als viel stärker als sich selbst. Glaubt die können und tun mehr als man selber macht. Das Problem dabei ist, daß man sich selbst zu klein macht, nicht sieht, was man doch selbst auch schafft. Man erbringt selbst auch Leistungen, die andere in der gleichen Situation vielleicht nicht erbringen können würden. Es fehlt die Nachsicht mit sich selbst würde ich vermuten.
Wie würdest Du ein "gutes Leben" definieren? Nach Voraussetzungen, die für materiellrechtliche Dinge gelten? So Sachen wie, wer Geld hat, soll zufrieden sein? Oder eher auf der Ebene von Gefühlen, Empfindungen?
Von mir denken die meisten auch, ich hätte ein "gutes Leben". Ich habe eine Wohnung, einen Job, ein Auto und ein paar Freunde. Klar, was das angeht geht es mir gut. Aber die Dinge die mir fehlen können diese "guten" Sachen nicht wett machen.
Ich neige immer dazu zu sagen, daß es mir gut geht, weil es viele andere gibt, denen es viel schlimmer geht als mir. Aber manchmal ist das ein Satz, mit dem ich nur versuche mich zu beruhigen ...
saffiatou hat geschrieben:Wie kann es Gutes und so schrecklich Schlimmes nebeneinander geben!?
Darf ich anderen auch von Gutem in der Familie erzählen, gilt das Schlimme dann nicht mehr?
Es fällt mir auch schwer das auf die Reihe zu bekommen, daß es eben beides gibt - gerade auch in der Familie. Manchmal versuche ich nur das Gute zu sehen, versuche zu verdrängen, was mir passiert ist. Ich kann kaum verstehen, daß es eben beides geben kann, möchte eben nur denken, daß es Gutes gab. Wo aber bleibt dann das Schlimme, das Böse? Es muß nebeneinander Bestand gehabt haben, aber es fühlt sich für mich nicht richtig an. Von dem Guten möchte ich gerne mehr haben, mich mehr dran erinnern können, aber dann kommt das Schlechte und überschwemmt das andere.

Ich wünsche Euch einen ruhigen Sonntag.

LG Nachtauge

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saffiatou
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Beitrag So., 27.04.2014, 17:23

Hallo Nachtauge und alle anderen hier,
Nachtauge hat geschrieben: saffiatou schrieb:
Das ist gerade das Thema bei mir, das solche Schmerzen verursacht,

Leider habe ich gerade auch das Gefühl, daß um mich herum sehr viele Personen Familie gründen mit allem drum und dran. Und ich stehe daneben schaue zu und fühle mich elendig, wenn Kinder geboren werden usw. Das so etwas so viel Schmerzen verursachen kann, das habe ich völlig unterschätzt. Ich leide mit Dir.
Danke! wir haben viele Ähnlichkeiten, vielleicht per PN austauschen? ich kann verstehen, wenn Du in der
Öffentlichkeit nicht so viel von Dir preisgeben magst, geht mir ja auch so. Weiß aber auch gerade nicht
wie viel ich von diesem Thema ertrage....
Nachtauge hat geschrieben:Den Glauben an die Justiz habe ich (überwiegend) verloren, w.
Es hört sich immer alles so leicht an, dann erstattet man eben "schnell" mal eine Anzeige und der Täter wird dann
schon bestraft und wenn nicht, haben wir unrecht....
so denkt eben die Umwelt. alles einfach.
Aber Recht haben und Recht bekommen sind zwei verschiedene Dinge
und so einfach stelle ich mir diese Befragungen auch nicht vor, im Gegenteil, das
ist ja schon in der Thera schlimm, und da können wir jederzeit halt sagen, bei der
Polizei nicht.

Tut mir leid, daß es so schlecht für Dich gelaufen ist.
Nachtauge hat geschrieben:Die Idee mit dem Schreiben ist doch super. Vielleicht kannst Du ihm da ja schon mitteilen, daß Du das Thema mit ihm besprechen möchtest, aber evtl. eines "Anstoßes" bedarfst, er also ggfls. Dich auch darauf ansprechen mag. Wenn man etwas geschrieben hat, dann klappt das mit dem Ansprechen meistens besser - empfindet Ihr das auch so?
Ja, ich denke immer er und auch andere ekeln sich vor mir. Das haben wir in der Thera auch noch nicht be-
sprochen. Schreiben ist einfacher und es ist auch einfacher seine Fragen dann bezüglich der mail zu
beantworten - nur ich traue mich noch nicht.
Nachtauge hat geschrieben:Wie würdest Du ein "gutes Leben" definieren?
Von mir denken die meisten auch, ich hätte ein "gutes Leben". Ich habe eine Wohnung, einen Job, ein Auto und ein paar Freunde. Klar, was das angeht geht es mir gut. Aber die Dinge die mir fehlen können diese "guten" Sachen nicht wett machen.
Ich neige immer dazu zu sagen, daß es mir gut geht, weil es viele andere gibt, denen es viel schlimmer geht als mir. Aber manchmal ist das ein Satz, mit dem ich nur versuche mich zu beruhigen ...
ICh habe erkannt, daß dieser ganze Konsum nicht glücklich macht, ich brauche das nicht.
Mir sind gute! Freunde wichtig, ein gutes Buch, Zeit....
Nachtauge hat geschrieben:Ich neige immer dazu zu sagen, daß es mir gut geht, weil es viele andere gibt, denen es viel schlimmer geht als mir. Aber manchmal ist das ein Satz, mit dem ich nur versuche mich zu beruhigen ...
Ja, so denke ich auch oft, aber dann bringt mich mein Thera wieder auf die Erde, wenn er mir
erklärt, daß man Schlimm nicht wiegen kann und daß ich überlebt habe, denn er meint das wäre
ein kleines Wunder. also doch schlimm genug um ein Recht auf Hilfe zu haben!?!
Nachtauge hat geschrieben: saffiatou schrieb:
Wie kann es Gutes und so schrecklich Schlimmes nebeneinander geben!?
Darf ich anderen auch von Gutem in der Familie erzählen, gilt das Schlimme dann nicht mehr?


Es fällt mir auch schwer das auf die Reihe zu bekommen, daß es eben beides gibt - gerade auch in der Familie. Manchmal versuche ich nur das Gute zu sehen, versuche zu verdrängen, was mir passiert ist. aber dann kommt das Schlechte und überschwemmt das andere.
Wenn ich mal wieder bagatelleisiere weil ich das noch nicht so ganz ertragen kann, daß meine Familie mich
nicht haben wollte, wenn sie mich gequält haben, und ich mir das schöne Bild nicht so ganz kaputtmachen
will, dann sage ich in der Thera, daß es auch Gutes gab und einmal hat mein thera dann geantwortet: "ja,
sie haben Dich nicht verhungern lassen" Puhh.

Ja, es gab Gutes, das ist das Schlimme! Darf ich nun den Kontaktabbruch beibehalten, muß ich nachgeben?
Muß ich mich nun um meine Eltern kümmern???

Schönen Abend, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


Jane7
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 16:16

Melde mich mal mit einem Rückschlag zurück.

Das Wochenende lief alles andere als gut, ich hatte ein bisschen getrunken und mich nach und nach sehr intensiv in negative Gedanken verstrickt. Da schien es mir nur gerechtfertigt, dem Bedürfnis nachzugeben.
Leider dann zu tief. Ich wusste sofort, dass man das besser nicht einfach so lässt, aber meine Angst vor Ärzten ließ mich zögern. Also telefonierte ich meine Freundesliste ab - und niemand war erreichbar (ca. 22 Uhr). Dann fühlte ich mich noch schlechter, ich bin also allen egal, bla bla bla, was man sich dann halt so zusammenreimt
Nun, es ist jetzt alles gut, habe dann am nächsten Tag jemanden gefunden, der mich ins Krankenhaus begleitet. Zum nähen war es natürlich zu spät, aber es sah so übel aus, dass ich es lieber trotzdem anschauen lassen wollte.
Und ich war positiv überrascht. Das war ein kompetenter und überaus freundlicher Arzt, der mich keineswegs herablassend behandelte. Doch eine neue Erfahrung mit Ärzten, wäre ja schön, wenn ich davon noch mehr zu sehen bekäme.

Nun bin ich aber schon sehr erschrocken, das ist mir noch nie passiert. Nein, ich war mir sogar zu 100% sicher, dass ich das auf jeden Fall unter Kontrolle hätte. Ich hatte ja auch schon ganz damit aufgehört! Und dann gleich sowas...
Ich fühle mich, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Haltlos. Ohne Stütze. Wieso nur komme ich ohne den Therapeuten nicht aus, das macht mich so sauer!!
Ist euch das schon mal passiert?
Ich mache mir etwa alle 5 Sekunden Vorwürfe.


Jane7
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 16:24

saffiatou hat geschrieben:Ja, es gab Gutes, das ist das Schlimme! Darf ich nun den Kontaktabbruch beibehalten, muß ich nachgeben?
Muß ich mich nun um meine Eltern kümmern???
Da würde ich mal ganz knallhart sagen, nein! Du musst gar nichts!
Was du musst, ist das tun, womit es dir besser geht!
Ich glaube, es wird kaum etwas geben, was NUR gut oder NUR schlecht ist. Deshalb muss man dann für sich abwägen, was die bessere Entscheidung ist.
Man sagt ja immer so schön, nicht nur auf das negative versteifen, aber ich finde in manchen Fällen gilt das auch andersherum, nämlich sich nicht nur aufs positive zu versteifen. Denn auch darunter kann man dann ziemlich leiden.

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saffiatou
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 17:09

Hallo Jane,

tut mir leid, daß es am Wochenende bei Dir so schlecht gelaufen ist und Du damit alleine
warst.
Jane7 hat geschrieben:Leider dann zu tief. Ich wusste sofort, dass man das besser nicht einfach so lässt, aber meine Angst vor Ärzten ließ mich zögern. Also telefonierte ich meine Freundesliste ab - und niemand war erreichbar (ca. 22 Uhr). Dann fühlte ich mich noch schlechter, ich bin also allen egal, bla bla bla, was man sich dann halt so zusammenreimt
kann mir gut vorstellen, wie die Gedanken so kreisten.... ich kann das Karrusell dann auch nicht
stoppen und reagiere genau wie Du.

Bin froh zu lesen, daß dann jedenfalls einen Tag später jemand für Dich da war. Auch daß der Arzt
Dich nicht herablassend behandelt hat.

Wünsche Dir alles Gute, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Cheerleader
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 18:01

Hi Jane, vielleicht kannst Du das ja auch? Der Arzt hat Dich gut behandelt und ohne Vorwürfe gehandelt. Vielleicht kannst Du das auch? Tu Dir nach all dem Stress etwas Gutes!!
Ich hab heute das Auto demoliert...natürlich auch diese Vorwürfe...zu doof, zu blöd, zu unfähig und hoffnungslos.Entweder ich nehme die Meds und bin gagga oder ich schlafe nicht und bin auch gagga. Ich habe mich dann 3 Stunden in dem Kreis, soll ich es sagen, gesuhlt bis ich es dann geschafft habe, mich zu wertschätzen. Schliesslich hatte ich die Situation ja doch irgendwie unter Kontrolle mit meinen Kindern, dem von mir angefahrenen Auto etc....
Und Du hast es ja auch geschafft, dich um dich zu kümmern und um Hilfe zu bitten!!!!!!
Mal eine andere Überlegung, weil ich mich auch selber überprüfen, können Dich die Beiträge hier getriggert haben?
Ich kann auch diese Spannung verstehen, wenn Thera ausser Sicht. Ich komme mir dann total bekloppt vor...ein bezahlter Service, der doch vom Serviceleister nur ein bis zwei Stunden beträgt und ich dreh ab als wäre es oder die Person überlebensnotwendig. Ich empfinde mich in diesem Zustand unerträglich.

@Sari...Ich würde auch diese Einstellung vertreten, man muss sich nicht um seine Eltern kümmern. Wir sind eigenständige Wesen und was sie , unsere Eltern für und getan oder eben nicht getan haben, das war Entscheidung. Nun aus Schuldgefühlen zu handeln , wirkt toxisch. Das ist so einfach gesagt. Im.direkten Kontakt kann ich das kaum durchhalten.Ich habe den Kontakt minimiert und hinterfrage ständig. Es gibt diesen tollen Satz: If you say yes to others, take care that you don t say no to yourself.
Ich drück Euch,
Cheerleader

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Nachtauge
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 18:32

Hi Jane,

auch wenn das Wochenende nicht so gut gelaufen ist, so hast Du letztlich doch eine positive Erfahrung mit dem Arzt machen können. Ich finde es klasse, daß Du für Dich gesorgt hast und Dir auch Hilfe geholt hast. Das ist ja kein leichter Schritt, aber Du bist ihn gegangen und hast es geschafft. Das für sich selber sorgen ist ja nicht immer so leicht und trotzdem hast Du es geschafft, Deine Bedenken bzgl. Ärzten an die Seite zu stellen und konntest merken, daß nicht jeder Arzt gleich ist, daß es auch jemanden gibt, der Dich gut behandelt.

LG, Nachtauge


Jane7
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 18:50

Danke für eure Antworten!

Ja, das mit dem Arzt nehm ich mir auf jeden Fall mit, mit ein bisschen Glück treffe ich ja wieder so einen (vielleicht sind die auch in der Mehrzahl?? )
Cheerleader hat geschrieben:Mal eine andere Überlegung, weil ich mich auch selber überprüfen, können Dich die Beiträge hier getriggert haben?
Hm, daran hatte ich noch nicht gedacht. Ich kam allerdings erst in diesen Thread, als es schon angefangen hatte mit diesem Strudel, aber wäre natürlich trotzdem denkbar. Das Ausmaß war dann ja doch sehr übertrieben.
Cheerleader hat geschrieben:Der Arzt hat Dich gut behandelt und ohne Vorwürfe gehandelt. Vielleicht kannst Du das auch? Tu Dir nach all dem Stress etwas Gutes!!
Und genau das geht wieder nicht! Habe eher das Gefühl, ich muss mich nun noch mehr fertig machen.
Der Drang, noch weiter zu gehen ist leider auch da... Versteh das irgendwie nicht.
Ich würde diese Woche am liebsten in die Luft jagen! Und eine weitere Sorge kommt auch noch dazu: Was, wenn der Therapeut zurückkommt und die erhoffte Erleichterung tritt nicht ein?
Kann mal jemand meine Gedanken abstellen?

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Cheerleader
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Beitrag Mo., 28.04.2014, 19:09

Es wird vorbeigehen und dein Thera wird dich halten.
Gedanken abstellen? Keine Ahnung, ich gehe jetzt raus zum Sport. Hoffe dass dies mir den Schlaf bringt....

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Beitrag Mo., 28.04.2014, 19:16

Es wird vorbeigehen und dein Thera wird dich halten.
Gedanken abstellen? Keine Ahnung, ich gehe jetzt raus zum Sport. Hoffe dass dies mir den Schlaf bringt....

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saffiatou
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Beitrag Di., 29.04.2014, 10:40

Hallo Cheerleader,
Cheerleader hat geschrieben:@Sari...Ich würde auch diese Einstellung vertreten, man muss sich nicht um seine Eltern kümmern. Wir sind eigenständige Wesen und was sie , unsere Eltern für und getan oder eben nicht getan haben, das war Entscheidung. Nun aus Schuldgefühlen zu handeln , wirkt toxisch. Das ist so einfach gesagt. Im.direkten Kontakt kann ich das kaum durchhalten.Ich habe den Kontakt minimiert und hinterfrage ständig. Es gibt diesen tollen Satz: If you say yes to others, take care that you don t say no to yourself.
Danke, es tut gut von anderen zu hören, daß ich es doch richtig mache. Ich habe ja schon seit 4
Jahren den Kontakt minnimiert und im letzten Jahr ganz abgebrochen. Trotzdem immer wieder das
schlechte Gewissen... Sie sind nun richtig alt, mein Vater hatte einen Schlaganfall und ich habe ihn
nicht einmal in der Klinik besucht.... Anderseits, diese Angst, daß mich meine Mutter anruft, immer
wenn jemand seine Rufnummer unterdrückt, eine Panikattacke, weil es könnte ja sie sein....

Ich sehne mich so nach einer Familie, einer liebevollen, daher muß ich so aufpassen nicht
"rückfällig" zu werden.

Der spruch gefällt mir sehr!

Danke, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Cheerleader
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Beitrag Di., 29.04.2014, 12:08

Hallo, musste gerade lachen, mit den Anrufen. Ich gehe ja auch nicht ans Telefon und antworte meist nur mit sms. Bei unterdrückten Rufnummern gar nix eben. Das ist ein Dauerthema bei meinen Eltern. Kind, wir erreichen Dich nie....Alle paar Monate schicken sie dann einen Brief oder nerven meinen Mann und noch schlimmer schicken meine Geschwister, die mich dann erst Recht anmaulen. Ich glaube, man kann das schwer begreiflich machen, wieso Türklingeln oder Telefon Angst und Panik hervorbringen bzw. Vermeidungstaktiken. Ich habe mal zu einer Thera, die sauer wegen eines verpatzten Termin war, gesagt : Glauben Sie nicht,ich hätte angerufen, wenn ich nur gekonnt hätte!!!Es geht eben nicht. Ich konnte mich nicht bewegen.
Leider traf ich da auf überhaupt kein Verständis, also habe ich angefangen Ausreden zu erfinden.
Ich reagiere sofort mit körperlichen Schmerzen und SVV auf meine Eltern. Meistens kann ich das erst hinterher erkennen, weil ich es mir wegen der Kinder schönrede. Wenn ich nicht der Überzeugung wäre, dass Kinder ein Recht auf ihre Großeltern haben, ich wäre schon längst durch.

Liebe Grüße,
Cheerleader

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saffiatou
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Beitrag Di., 29.04.2014, 15:10

Hallo Cheerleader,

ach ich bin so froh damit nicht alleine zu sein! DANKE!
Cheerleader hat geschrieben:Ich habe mal zu einer Thera, die sauer wegen eines verpatzten Termin war, gesagt : Glauben Sie nicht,ich hätte angerufen, wenn ich nur gekonnt hätte!!!Es geht eben nicht. Ich konnte mich nicht bewegen.
wie gut ich das verstehe, jedes Telefongespräch ist eine Qual, wenn ich telefonieren muss, dann muß ich mich regalerecht
dazu zwingen. Allerdings habe ich viel zu viel Angst vor einer Abweisung meines Theras und würde dann da anrufen, er ist
mir zu wichtig. Aber sonst. Eine Thera sollte aber Verständnis dafür haben, vor allem wenn sie Dich schon länger kennt.

Auch meine Freunde können nicht nachvollziehen, wie schwer es ist den Höhrer in die Hand zu nehmen.

Meine Eltern schicken keine Briefe. Ich habe ja meinen Eltern einige geschrieben, in denen ich ihnen erklärte,
was bei uns schief gelaufen ist (freundlich ausgedrückt), weshalb ich in Therapie bin, dann hat meine Mutter
irgendwann auf meinen Ab gesprochen, daß ich entweder mit ihr telefoniere oder eben nicht, aber sie wird
nicht schreiben und das hat sie bis heute nicht.
Cheerleader hat geschrieben:Ich reagiere sofort mit körperlichen Schmerzen und SVV auf meine Eltern. Meistens kann ich das erst hinterher erkennen, weil ich es mir wegen der Kinder schönrede. Wenn ich nicht der Überzeugung wäre, dass Kinder ein Recht auf ihre Großeltern haben, ich wäre schon längst durch.
Ja, auch das sind meine Reaktionen, es muss eine Bestrafung her, weil ich wieder etwas falsch gemacht habe!

Viele Grüße, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Beitrag Di., 29.04.2014, 17:24

HI Saffia, apropos Freunde, ich habe letztens das Buch Ein Jahr ohne Lola gelesen. Ich musste ständig heulen, weil so viele Sachen ähnlich sind wie meiner Freundin und mir. Und irgendwie verständlich beschrieben. Also habe ich mir ein Herz gefaßt und ihr davon erzählt. Sie sagte dann, das wäre eins der ersten Bücher , die sie gelesen hat, nachdem ich ihr ehrlich gesagt habe ,wie schlecht es mir geht und dass sie furchtbar heulen musste.
Ich hätte sie knutschen können. Das war so unheimlich voll von , ja von was eigentlich , Liebe, Zuneigung, Vertrauen oder Zuwendung....
Bei all den toxischen Verbindungen, es gibt sie die anderen, es ist nur so unheimlich schwer , sie zu zulassen.
CHEER.

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saffiatou
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Beitrag Mi., 30.04.2014, 18:11

Hallo Cheer,

danke für den Buchtip, das hört sich sehr gut an und ist vielleicht nicht nur für mich,
sondern eben auch für meine Freunde um mich zu verstehen.
Cheerleader hat geschrieben:Ich hätte sie knutschen können. Das war so unheimlich voll von , ja von was eigentlich , Liebe, Zuneigung, Vertrauen oder Zuwendung....
Bei all den toxischen Verbindungen, es gibt sie die anderen, es ist nur so unheimlich schwer , sie zu zulassen.
CHEER.
Ja, das kann ich gut nachvollziehen, denn ganz schnell werden die Freunde weniger, wollen nicht verstehen, nicht
einfinden, nicht hören. Abwehr ist groß. Schnell wollen sie das Thema wechseln. Verstehen nicht, daß es eben
nicht besser wird, wenn man es einmal erzählt.

Wenn man dann jemanden gefunden hat, der sich einfühlt, unterstützt ist es schwer anzunehmen, weil es so
unglaubhaft ist, wir haben zu viele negative Erfahrungen machen müssen. Ich prüfe immer wieder meine Beziehungen.

Schönen ersten Mai. Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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