Liebe zur Therapeutin

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stern
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Beitrag Do., 06.03.2014, 20:05

Goldbaer hat geschrieben:Doch wohin soll das Führen? Am Ende stehen doch wieder nur nicht ausgelebte Emotionen. Wie weit soll das mit dem Akzeptieren funktionieren? Bis zur Selbstaufgabe?
Na ja, im Optimalfall befähigt Therapie, dass man eine Beziehung IM Realleben leben kann... aber aus-leben im eigentlichen Sinne ist in einer Therapie nicht, egal welcher. Wenn die Gefühle in einer Therapie ansieht, sollte auch Konsens darüber bestehen (explizit oder stillschweigend), dass es nicht in Handlungen mündet/ausagiert wird.

Was spricht dagegen, wenn du dich jetzt im RL orientierst, ob du jemanden kennenlernst? Denn so hart das jetzt auch klingen mag...: Wenn deine Thera professionell arbeitet (und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine PiA unter Supervision ihre Ausbildung aufs Spiel setzt) wird die Liebe unerfüllt bleiben i.d.S. dass sie nicht in einer Beziehung mündet.
Weil sie dachte, ich würde meine Ziele aus den Augen verlieren und mich nur noch mit ihr beschäftigen. Das ist aber Quatsch, weil es genau mein Thema ist.
Na ja, wenn man verliebt ist, bleibt für gewöhnliches manches auf der Strecke bzw. es kann ablenken... wäre zumindest nicht ungewöhnlich. Deswegen werden z.B. in Kliniken auch Beziehungen unter Mitpatienten nicht immer sooo gerne gesehen, insbes. wenn dabei die Therapie aus dem Blickfeld gerät. Auch in einer tiefenpsychologischen Therapie würde man die Gefühle im "so als ob Modus" betrachten ohne sie auszuagieren. Schreibe ich, nicht dass du dich in etwas verrennst.
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Goldbaer
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Beitrag Do., 06.03.2014, 20:07

@candle
Danke. Vielleicht trifft man sich ja bei einem anderen Thema wieder.

@stern
Antwort erfolgt noch. Aber erstmal was Futtern.
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peppermint patty
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Beitrag Do., 06.03.2014, 20:21

Goldbaer hat geschrieben: Wenn die Bitte um Hilfe, damit im Rahmen der Therapie irgendwie umgehen zu können ein Drängen ist, dann ja. Sie hat das nie verstanden. Ach was. Sie hat nie irgendetwas zu irgendetwas gesagt. Außer: Ich liebe sie nicht und sie müssen selber sehen, wie sie da durchkommen. Aber sie haben mein Mitgefühl.
Also ich muss sagen, diese Aussage hätte mich echt entsetzt. Unreifer geht für mich nicht. Da wäre ich sofort gegangen. Tut mir leid, dass kann ich nur so krass sagen. Du hast echt ne Leidensfähigkeit bzw. es hat Dich echt erwischt. Sorry, für meine Direktheit.

Das geht nicht mal privat. Was für ein peinliches Statement!

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Goldbaer
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Beitrag Do., 06.03.2014, 22:17

@rosenstil und stern
Ich könnte dazu eigentlich nichts sagen, außer das zu wiederholen, was schon in diesem Thread steht.

@pp
Ja, das war wirklich heftig von ihr. Sie hat es auch nicht so am Stück gesagt. Nach und nach in der Sitzung. Macht es allerdings auch nicht viel besser. Es wäre vielleicht im Rückblick besser gewesen, einfach die Klappe zu halten und zu verschwinden. So würde ich es glaube ich machen, könnte ich die Zeit zurückdrehen.

Ich muss mich jetzt erstmal ein wenig sortieren und danke bis hierhin für alle Antworten.
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leberblümchen
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Beitrag Fr., 07.03.2014, 08:09

Peppermint Patty, ich finde gar nicht, dass die Aussage der Therapeutin unterste Schublade ist. Oder genauer: WAS daran ist so 'unreif'? Ich habe mal in einem Fachbuch gelesen, dass ein üblicher Ratschlag an Therapeuten ist, dem Patienten das genau SO zu sagen: "Sie lieben mich. Aber ich liebe Sie nicht". Und wenn ein Therapeut sagt, der Patient habe sein Mitgefühl, dann ist das schon eine ganze Menge. Vorausgesetzt, das Mitgefühl ist auch wirklich DA - aber von so viel Aufrichtigkeit würde ich mal ausgehen. Nun klingt das alles ziemlich hölzern und steif, was Goldbär zitiert hat. Aber ich denke, man kann sich das auch mit einer wohlwollenden Stimme denken.

Was wollt ihr / was wollen wir denn hören? Zum Beispiel schreibst du, dass du die Zeit und das Beisammensein mit deiner Therapeutin genießt. Das kann man so sehen, aber ich finde es genauso verständlich und sinnvoll, die Zeit nicht genießen zu wollen, sondern sich allen unerfüllten Wünschen und Sehnsüchten stellen zu wollen. Von 'Genuss' bleibt da u.U. nicht immer so viel übrig; das kann sehr schmerzhaft sein. Die Frage ist, was langfristig besser hilft.

P.S.: Das heißt nicht, dass ich nicht auch von meinem Therapeuten geliebt werden will... Ich hab mich mal mit ihm darüber gestritten, weil er meinte, Liebe habe in einer Therapie nichts zu suchen. Ich WEISS, dass das eine Abwehr meiner (und seiner...(wenn auch vielleicht nicht an mich selbst)) Wünsche war; sonst hätte er da nicht so panisch reagiert. Er ist eigentlich ein ganz Lieber und hat auch selbst mal etwas zum Thema 'Liebe in der Therapie' veröffentlicht. Aber irgendwie konnte er mein Drängen, dass er mich lieben solle, nicht aushalten (ob das jetzt so sein muss oder nicht, weiß ich nicht). Wobei 'aushalten' eben nicht heißt: "Er hätte meine Liebe doch erwidern müssen" - das wäre mein kindlicher Wunsch. Die Erwachsene hätte sich nur gewünscht, dass er das Drängen selbst erträgt. Und dann kam seine Flucht à la: "Das hat hier nichts zu suchen". Ich hab ihm dann an den Kopf geknallt: "Wovor haben Sie eigentlich Angst??!!" - und dann hat er tatsächlich angefangen, sich mehr zu öffnen (was wiederum auch ein Schuss in den Ofen war, aber ich weiß nicht genau, warum).

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stern
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Beitrag Fr., 07.03.2014, 08:45

DIE Lehrbuchantwort oder die (diplomatische) Antwort, die nicht verletzt wird es ihn einem solchen Fall vermutlich eh nicht geben... aber z.B. auch Ehrlichkeit kann fair sein (als eine Möglichkeit einer authentischen Antwort).

Und selbst wenn mit Übertragungen gearbeitet wird, ist wohl Übertragungsebene und Realebene zu trennen, sprich: Auf der Realebene wird der eine oder andere Therapeut sicherlich klarstellen, dass er nicht entsprechende (nicht nur platonische) Liebesgefühle hat und Beziehung nicht ist und sein wird (oder es herrscht stillschweigender Konsens darüber). Nur
rosenstil hat geschrieben:Ich denke auch dass VT sich nicht überlicherweise mit Übertragungsliebe beschäftigt (falls es denn eine solche ist) aber ich weiß es nicht so genau.
finde ich den Klammersatz auch wichtig.

Wo siehst du denn den Übertragungsaspekt (der mithin mit ihr als Person zu tun hat) bzw. für was brauchst du ihre Hilfe konkret (was das Liebesthema angeht)?
Ich muss einschieben, dass vor sieben Jahren eine sechzehn Jahre währende Beziehung sehr schmerzhaft zu Ende gegangen war. Da gab es keine Liebesgefühle mehr. Alles war wie tot. Und jetzt regte sich da etwas. Diese Regungen habe ich jedoch unbewusst immer schön unter Verschluss gehalten. Hat dazu geführt, dass ich immer mehr meine Ziele aus den Augen verloren habe, meine Bindung zur Therapie. Sie fing an, sich für mein Hobby, die Fotografie, zu interessieren. Das war ganz schwerer Beschuss meiner Mauern.
Ich würde es dennoch als gutes Zeichen sehen... sprich: Das deine Gefühle nicht tot sind. Nur gilt es wohl, sie auf jemanden zu richten, der sie im Optimalfall auch erwidern kann (heißt ja nicht sofort, sondern wenn du in der Hinsicht mit deiner Thera abgeschlossen hast, also von lückenloser Ausstauschbarkeit war nie die Rede . Und btw. es kann auch fies sein, dich sozusagen im Glauben zu lassen, indem man es nicht klarstellt... denn sonst machst du dir vielleicht doch irgendwelche Hoffnungen, selbst wenn du es ahnst, dass sie deine Gefühle nicht erwidern kann). Streiten kann man darüber, ob sie es besser verpacken hätte können... aber siehe oben: die richtige Antwort gibt es in einem solchen Moment ohnehin nicht.
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Goldbaer
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Beitrag Fr., 07.03.2014, 09:18

Es ist sehr wahrscheinlich völlig unmöglich, jemals eine korrekte Wortwahl für eine Abweisung zu finden. Diese wird immer Schmerz verursachen. Im Grunde wäre es doch am besten, wenn der Thera neutral bleibt. "Ich werde darauf nicht antworten." Er müsste darüber hinaus in der Lage sein, mit dem Anlieben fertig zu werden, es mit dem Patienten durchzuarbeiten, damit dieser das in richtige Leben mitnehmen kann. Klingt etwas wage. Ich bin aber auch kein Therapeut.

Ja, das ist die positive Erkenntnis. Ich kann noch lichterloh in Flammen aufgehen. Wegen meiner Probleme mit Nähe (wie schon geschrieben) fällt es mir noch schwer, mir eine RL-Frau vorzustellen, die eine solche Macke akzeptieren könnte. Hey, wenn ich anfange Dich zu lieben, renn ich erstmal weg. Hm. Das ist in der Therapie gerade der Wiederaufsetzpunkt. Welche Gedanken führen zur Angst vor Nähe. Es gibt da schon einige Ideen von mir und Denksportaufgaben von ihr. Diese Fähigkeit liebe ich eben auch so an ihr. Auf mein Gequatsche einzugehen und sofort dazu etwas sagen zu können. Ok. Es ist auch ihr Job. Ach, wer soll das schon erklären können. Nur bei der Liebe zu ihr gerieten wir ins Straucheln. Ansonsten ist sie Vollprofi.

Leberblümchen. Was genau hat Dein Thera gesagt, als Du das Gefühl hattest, dass es jetzt sehr kuschelig werden würde? Wenn es nicht zu intim jetzt ist natürlich.
Ich hab ihm dann an den Kopf geknallt: "Wovor haben Sie eigentlich Angst??!!" - und dann hat er tatsächlich angefangen, sich mehr zu öffnen (was wiederum auch ein Schuss in den Ofen war, aber ich weiß nicht genau, warum).
Hihi. Exakt mein Wortlaut mit exakt gleicher Reaktion. Der Schuß in den Ofen könnte eine durch die Offenheit gesteigerte Attraktivität sein. So empfinde uch es gerade.
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leberblümchen
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Beitrag Fr., 07.03.2014, 09:24

Ich schreib dir das mal per PN

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stern
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Beitrag Fr., 07.03.2014, 09:45

Goldbaer hat geschrieben:Es ist sehr wahrscheinlich völlig unmöglich, jemals eine korrekte Wortwahl für eine Abweisung zu finden. Diese wird immer Schmerz verursachen. Im Grunde wäre es doch am besten, wenn der Thera neutral bleibt. "Ich werde darauf nicht antworten." Er müsste darüber hinaus in der Lage sein, mit dem Anlieben fertig zu werden, es mit dem Patienten durchzuarbeiten, damit dieser das in richtige Leben mitnehmen kann. Klingt etwas wage. Ich bin aber auch kein Therapeut.
Ich auch nicht. Aber ich weiß nicht, ob es in dem Fall um "mitnehmen" geht oder eher um Umlenkung und Ablösung von ihr. Denn ich wage zu behaupten (sofern du einigermaßen treu/monogam bist): Solange dein Herz an ihr hängt, wärst du wiederum nicht bereit, dich auf jemanden einzulassen (dann nicht wegen toter Gefühle, sondern wegen lebendig-gebundenen). Für was brauchst du denn dabei ihre Hilfe bzw. für was brauchst du die Gefühle zu ihr überhaupt (blöde Frage, aber sei's drum)? Denn Näheproblematiken lassen sich evtl. auch bearbeiten ohne dass man Gefühle 1:1 überträgt (und wie gesagt: selbst wenn man die Übertragung nutzen würde, würde man wohl Real- und Übertragungssebene trennen müssen). Also das heißt ja jetzt nicht zwingen, dass du auf deiner "Macke" sitzen bleiben sollst... sondern anscheinend sieht sie die Gefahr, dass du dich von der Therapie wegbewegst (und ganz daneben liegt sie da ja auch nicht... siehe dein Eingangsposting: Ansätze dazu gab es ja schon). Dich hat es (so mein Eindruck ) eben nicht nur ein bisschen, sondern volle Kanne erwischt. Und doch, ich würde es verantwortungslos finden, wenn sie unter den Umständen irgendwelche Hoffungen macht (und sei es "nur", dass sie deine in irgendeiner Form aufrecht erhält).

Und wie schon gefragt: Was siehst du denn als den Übertragungsaspekt an? Nach meiner Leseart bezieht sich das vielmehr ziemlich stark auf ihre Person, vgl. auch:
Hihi. Exakt mein Wortlaut mit exakt gleicher Reaktion. Der Schuß in den Ofen könnte eine durch die Offenheit gesteigerte Attraktivität sein. So empfinde uch es gerade.
Aber ich kann mich eben nur am gelesenen orientieren.
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stern
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Beitrag Fr., 07.03.2014, 09:53

Goldbaer hat geschrieben:Wegen meiner Probleme mit Nähe (wie schon geschrieben) fällt es mir noch schwer, mir eine RL-Frau vorzustellen, die eine solche Macke akzeptieren könnte. Hey, wenn ich anfange Dich zu lieben, renn ich erstmal weg. Hm. Das ist in der Therapie gerade der Wiederaufsetzpunkt.
Aber bei ihr bist du nicht weggerannt, sondern bist eigentlich recht initiativ (gewesen)? Würde ich auch eher als positiv sehen, dass du den Mut gefunden hast...
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Danica
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Beitrag Fr., 07.03.2014, 10:35

Hallo Goldbaer,

ich finde es sehr bemerkenswert, wie du mit dem Thema umgehst und kann all deine Überlegungen sehr gut nachvollziehen. Etwas wirklich für dich Hilfreiches kann ich dazu wohl nicht anbieten, habe aber irgendwie das Bedürfnis, dir mein höchstpersönliches, explizit nur für mich zutreffendes Gefühl dazulassen:

Ich kenne auch diese fehlende Fähigkeit, Liebe/Nähe zuzulassen. Wie sich in meiner VT herausgestellt hat, ist das ein sehr komplexes Thema, das sämtliche Lebensbereiche betrifft. Ich habe eine Therapeutin, der ich total vertraue, mit der ich alle Themen betrachten und bearbeiten kann und mit deren Hilfe ich schon unglaublich viele positive Veränderungen in meinem Leben bewirken konnte. Und ich bin heilfroh, nicht in eine Liebe/Übertragungsliebe zu ihr verstrickt zu sein, weil ich persönlich glaube, auch wenn ich nach einem solchen Geständnis die Kurve nochmal bekommen hätte und die Therapie fortsetzen hätte können, dennoch gehindert wäre, die meinen Problemen zugrunde liegenden Themen wirklich anzugehen. Ich würde mich viel zu sehr an dieser Liebe abarbeiten (auch wenn mir natürlich klar ist, dass das wohl auch ein Teil "des Problems" sein wird) und die eigentlichen Baustellen aus den Augen verlieren.

Wie gesagt, das gilt nur für mich. Nach deinen Beiträgen hier halte ich dich für einen sehr angenehmen, reflektierten Menschen und wünsche dir, dass du den für dich passenden Weg erkennen mögest.

VG
Danica

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 07.03.2014, 11:09

Moin leberblümchen,

also zunächst finde ich Authentizität unabdingbar von beiden Seiten in einer Therapie. Nur dadurch wird Kontakt und Beziehung überhaupt erst möglich. Ich bin, obwohl ich selber sehr viel Psycholiteratur lese, gar keine Anhängerin von Lehrbuchinterventionen - auch nicht dem Aufpäppelungsgequatsche. Ich finde, ganz im Gegenteil, dass diese Kontakt NICHT möglich machen. Ich will den Menschen sehen, nicht die Therapeutin. Die finde ich nur hilfreich, wenn ich in einer Krise bin, um mich weiterzuentwickeln aber nicht.

Und die Aussage der Thera des TE fand ich aus zwei Gründen haarsträubend. Erstens der Abschnitt "und sie müssen selber sehen, wie sie dadurch kommen" Da wird der TE mit einem schmerzhaften Thema alleine gelassen. Gerade, weil es Therapie (und nicht privat) ist, sollte dies nicht so sein. Zweitens suggeriert die Therapeutin, dass Liebe etwas negatives ist, anstatt sich mit dem TE über seine Fortschritte zu freuen, und ihm dies vor allem als solche zu vermitteln. Und das alles, weil sie Angst vor dem Thema hat.

Ich genieße zwar den Kontakt mit meiner Thera (oder besser gesagt, sie hat mir zu verstehen gegeben, dass ich diese Option hätte; ich muss da aber noch üben), arbeite aber auch hart an meinen Themen. In der letzten Stunde hat mir meine Thera gesagt, dass ich so gnadenlos ehrlich mit/zu mir bin, dass es schon die Schmerzgrenze überschreiten würde. Insofern hatte sie das Gefühl sich dazwischen schmeißen zu müssen.
Und bei uns herrscht absolut kein Kuschelkurs. Gerade den will ich nicht, da er mMn Kontakt verhindert. Ich möchte auch nicht von ihr geliebt werden - war zumindest bisher nicht der Fall. Aber ich möchte ALLES offen und ehrlich ansprechen und fragen können. Und meine Therapeutin besitzt den Mut sich dem zu stellen und sich auch zu zeigen, genau wie ich. Der Weg dahin war aber sehr steinig (bis kurz vor Beendigung der Therapie - von beiden Seiten), was wir auch immer wieder mal ansprechen.
Vielleicht will ich auch viel mehr als geliebt werden - nämlich ihr wirkliches Ich erfahren, so wie es ist - ohne, dass sie es für mich verändert. Wenn sie mich lieben würde, würde sie das aber tun.

Aber dennoch denke ich, dass je nach Thema (insbesondere beim Thema: Beziehungstraumata) des Klienten, ein Stück Liebe zum Gelingen der Therapie unabdingbar ist. Wahres Verstehen funktioniert eben nur mit dem Herzen. So erlebe ich es jedenfalls.

LG,
pp


leberblümchen
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Beitrag Fr., 07.03.2014, 11:23

Hm, du willst den wirklichen Menschen? Ich verstehe wirklich, was du meinst, denn das war schon immer meine Frage: Was empfindet er wirklich? Ich hab und hatte auch immer das Gefühl, dass ich niemanden brauche, der mir seine Interventionen unterjubelt; die kann ich mir ja auch anlesen... Auch ich bin gnadenlos offen, was meinen Therapeuten einerseits beeindruckt, was ihn andererseits aber auch sehr fordert.

Trotzdem: Es ist nun mal nicht NUR der Mensch, der uns begegnet. Es muss wohl immer noch ein nicht unerheblicher fachmännischer Zugang zum Thema und zur Beziehung eine Rolle spielen. Davon bin ich überzeugt. Denn: Ein Mensch darf auch seine Macken offen zeigen. Dürfte z.B. auch mal eine Stunde wegen Lustlosigkeit absagen (ist halt menschlich) oder offen sagen, wie angepis.st er gerade ist und dass er überfordert ist und gerade nicht mehr weiter weiß. Und dass er private Probleme hat usw. - Dann wäre er der Mensch - aber das kann ich auch bei einer Freundin (oder im Forum...) haben. Wenn er zu sehr Mensch ist, kommt das Verstehenwollen m.E. zu kurz, weil Menschsein immer auch bedeutet, eigene Bedürfnisse befriedigen zu wollen, an sich selbst zu denken usw. So könnte der 'Mensch' auch seiner Lust nachgeben, mit dem Patienten essen zu gehen - oder intim zu werden.
Vielleicht will ich auch viel mehr als geliebt werden - nämlich ihr wirkliches Ich erfahren, so wie es ist - ohne, dass sie es für mich verändert. Wenn sie mich lieben würde, würde sie das aber tun.
Das verstehe ich nicht.
Aber dennoch denke ich, dass je nach Thema (insbesondere beim Thema: Beziehungstraumata) des Klienten, ein Stück Liebe zum Gelingen der Therapie unabdingbar ist. Wahres Verstehen funktioniert eben nur mit dem Herzen. So erlebe ich es jedenfalls.
Sowohl als auch, würde ich sagen: Einerseits merke ich ja selbst, wie es sich anfühlt, wenn mein Therapeut 'so' oder 'so' ist. Ich glaube nicht, dass das Verstehen mit dem Herzen funktioniert; ich glaube, das sind zwei Paar Schuhe. Aber das Herz ist schon auch sehr wichtig, jedenfalls für mich.
Und bei uns herrscht absolut kein Kuschelkurs. Gerade den will ich nicht, da er mMn Kontakt verhindert.
Ich weiß nicht, ob wir dasselbe unter 'Kuscheln' verstehen; ich meine das fast wörtlich, also verbal, nicht körperlich. Warum sollte das kein Kontakt sein? Ist doch der Kontakt von Mutter und Kind.

Aber wenn du mit 'Kuscheln' meinst, dass man immer einer Meinung sein muss und sich immer nur gut verstehen muss, damit es sich gut anfühlt, dann stimme ich dir zu! Aber das zu verinnerlichen, fällt mir sehr schwer.

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 07.03.2014, 12:29

leberblümchen hat geschrieben:Auch ich bin gnadenlos offen, was meinen Therapeuten einerseits beeindruckt, was ihn andererseits aber auch sehr fordert.
So ist es bei mir auch. Und dabei kam es schon zu massiven Auseinandersetzungen, aber auch zu sehr fruchtbaren Begegnungen. Aber, meine Thera vertraut mir GENAU deswegen.

Du hast Recht, es ist nicht nur der Mensch, der uns begegnet, aber der Grad kann sehr unterschiedlich sein. Und natürlich soll, für mein Empfinden, der therapeutische Rahmen nicht gesprengt werden sprich - keine Grenzüberschreitungen stattfinden. Aber innerhalb des Rahmens ist sehr viel möglich und meine Thera zeigt und bespricht auch ihre Verletzungen durch mich etc,. Oder spricht von ihrer Ratlosigkeit was mich betrifft (gerade weil ich eine sehr konkrete Vorstellung davon habe - wie Therapie aussehen muss, damit sie für mich hilfreich ist. Sie hat halt bemerkt, dass sie mich nicht lehrbuchmässig "abarbeiten" kann). Das finde ich kostbar. Dann gestalten wir beide oder eben nur ich. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich mich absolut gleichberechtigt fühle. Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Dennoch spüre ich es sehr, sehr deutlich.

Also, ich möchte klar den Mensch sehen. Aber in Bezug auf meine Themen und Fragen. Private Dinge interessieren mich bsp nicht (Hobbies, Familienstand, wohin sie verreist,...). Aber zB Meinungen von ihr, oder ihre Überzeugungen zu bestimmten Dingen schon. Und wie sie sich in unserem Kontakt fühlt.
leberblümchen hat geschrieben: Das verstehe ich nicht.

Das ist auch schwer zu verstehen, weil es etwas ist, was tief in mir ist und was mit Worten schwer beschreibbar ist. Also, seit ich Nähe zu meiner Therapeutin empfinde, habe ich dass Gefühl, dass ich nichts mehr oder weniger von ihr will. Ich kann sie so belassen wie sie ist. Denn genau so ist sie richtig. Dazu gehört auch, dass sie mich nicht lieben (aber das wollte ich bisher eh noch nicht) muss oder irgendwelche bestimmten Vorstellungen von mir erfüllen muss. NICHTS. Seitdem fühle ich mich frei. Das einzige was ich von ihr möchte, ist in sie hineinblicken zu dürfen. Und zwar ganz genau so wie sie ist. Und ohne, dass es durch mich verändert wird. Ohne Ansprüche von mir. Tja, und dass könnte eben noch mehr bedeuten, als "nur" geliebt werden zu wollen. Weil das unendlich viel ist.
Zuletzt geändert von peppermint patty am Fr., 07.03.2014, 13:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Fr., 07.03.2014, 13:18

Lieber Goldbaer

ich habe deine Zeilen erst jetzt gelesen und die haben mich sehr berührt, denn sie hätten genauso von mir geschrieben sein können- Ich kann dir keinen Tipp geben, denn ich befinde mich eigentlich seit zwei Jahren da, wo du jetzt anfängst.
Kann dir nur sagen, wenn sie nicht damit arbeiten kann, dann wirst vielleicht vor dem Scherbenhaufen stehen, da wo ich jetzt stehe.
Denn du wirst vermutlich nur noch damit beschäftigt sein, ihr zu gefallen und vorallem wirst du ganz bestimmt heftigen Liebenskummer haben.
Ich lasse dir liebe Grüße da und hoffe für dich, dass du da rausfinden kannst.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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