Beitrag
Do., 20.12.2007, 12:00
Hi Schokokuchen,
ich antworte gerne auf Deine Fragen!
Nein, ich konsumiere nicht. Wie gesagt, bevor ich meinen Freund kennen lernte, kiffte ich verdammt viel und das täglich. Wenn ich arbeiten musste immer direkt nach Feierabend und am Wochenende auch tagsüber. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, ohne Kiffen zu leben - ich wollte auch immer nur einen Freund, der auch kifft etc. und dachte, ich würde mir das mein Leben lang "gönnen", habe es mir schön geredet etc. (Ich brauche das zum Runterkommen, es schadet mir ja auch nicht etc.) - aber als ich plötzlich einen Opiatabhängigen an meiner Seite hatte, hat es plötzlich klick gemacht. Ich hatte erstens überhaupt keine Lust mehr, sondern wollte meinen Freund erLEBEN, anstatt geistig vernebelt neben ihm abzugammeln. Und natürlich wollte ich ihn ermutigen, seinen "Verzicht" auch durchzuziehen, sein Umfeld so drogenfrei wie möglich halten. Also habe ich an dem Tag, als wir "zusammenkamen" meinen letzten Joint geraucht und seitdem gar nicht mehr. Und ich vermisse gar nichts!
Andere Drogen habe ich nicht mal versucht.
Ich glaube, dass es für Abhängige, die mit einem sauberen Partner zusammen sind, es etwas leichter haben, clean zu werden. (Das betrifft natürlich auch das restliche Umfeld, Freunde etc. - mein Freund hat zu niemandem mehr Kontakt aus seiner Drogenzeit - auch ein Faktor, der seinen Therapieerfolg begünstigt) Sicherlich ist es nicht das Geheimrezept, aber ein drogenfreies Umfeld ist sicher hilfreich. Erstens ist man nicht der emotionalen Belastung ausgesetzt, wenn man erleben muss, wie der Partner konsumiert und die man dann mit seinem eigenen Konsum - wenn auch nur kurzzeitig - zu kompensieren versucht. Und es ist auch keine Droge im Haus. Ich stelle es mir verdammt schwierig vor, clean zu werden, wenn der Partner Stoff mit nach Hause bringt und konsumiert. Mein Exfreund, der sehr schwer süchtig war nach Cannabis (mit ihm habe ich quasi "richtig" angefangen, selbst zu kiffen) hat immer gesagt "Drogen verbinden und Drogen trennen" - ich denke mal, wenn man eine Verbindung in Drogen gefunden hat und sauber werden will, müssen das entweder beide machen oder man muss seinen eigenen Weg gehen.
Das lässt Du ja auch immer wieder anklingen - die Überlegung, ob Du ohne Deinen Partner vielleicht besser dran wärst. Ich denke, Du steckst in einer verdammt schwierigen Situation. Nun schaukelst Du seit vielen Monaten ständig hin- und her, erlebst die Ups and Downs, die Zeit der Hoffnung und die Momente der Enttäuschung. So etwas kostet richtig viel Kraft und die brauchst Du eigentlich, um Deinen eigenen Entzug bzw. die Therapie durchzuziehen. Aber es ist natürlich schwer, sich nach einer langen Beziehung, vor allem mit Kindern, zu trennen. Man klammert sich immer an die Hoffnung, an seine Wunschträume... glaub' mir, mich von meinem Ex zu "befreien" war auch ein verdammt schwerer Prozeß, aber ich habe mich sehr lange darauf vorbereitet. Irgendwann habe ich kapiert, dass es nichts bringt und wusste es ist nur noch eine Frage der Zeit. Jetzt, zwei Jahre später, bin ich froh, dass ich es durchgezogen habe - ich wäre jetzt psychisch wahrscheinlich ein totales Wrack.
Jetzt komme ich aber vom Hundertsten ins Tausendste... ich hatte eigentlich nicht vor, Dich vollzunölen mit meiner Weisheit . Aber irgendwie denkt man halt immer, man kann jemandem helfen. Ich weiß, dass ein Süchtiger sich von einem Sauberen nicht gerne Ratschläge geben lässt, weil er es nicht nachvollziehen kann. Aber manche Mechanismen funktionieren bei allen Menschen gleich. Wir sehen die Dinge halt nur irgendwie nüchtern.
Jedenfalls möchte ich Dir für Deine guten Wünsche danken - ich denke, mein Freund kann es wirklich schaffen. Und Dir wünsche ich einfach viel Kraft, denn die wirst Du brauchen, egal, ob Du dein Programm alleine durchziehst oder nicht. Du bist glaube ich im Kopf schon ganz schön weit gekommen, jetzt darfst Du nur keine Angst haben, was die Zukunft bringt und was mit Dir passiert, wenn Du es durchziehst. Deine Rechnung sollte einfach unterm Strich immer "sauber werden" ergeben. Ich drücke Dir ganz, ganz fest die Daumen!
Liebe Grüße
Elektra
Wir haben so viel mit so wenig
so lange versucht, dass wir jetzt
qualifiziert sind, fast alles
mit nichts zu bewältigen