Hypnose im Rahmen der PA

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candle.
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Beitrag Fr., 27.12.2013, 12:20

Hallo,

also ich würde jetzt einfach deinen Therapeuten fragen, denn er wird ja ganz sicher kein Scharlatan sein. Dann ist die Frage, ob er mit dir die Hypnose machen würde und wie er es einsetzt. Was sollte dagegegen sprechen? Und dann ist es einfach auch nur erstmal ein Ausprobieren, ob es dir weiterhilft. Allein das kann ja schon eine recht interessante Erfahrung sein. Was ich mich gerade frage, ist die Abrechnung, ob es wohl eine gesonderte Leistung ist? Das kannst du ja sicher auch erfragen.

Ich denke das Ausprobieren schadet ja nicht!

Viele Grüße!
candle
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peppermint patty
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Beitrag Fr., 27.12.2013, 12:39

Hallo leberblümchen,

bei Deinem Anteil, der so extreme Angst hat, könnte es sich um einen dissoziierten Anteil handeln. Das heisst, dass es möglicherweise ein Erlebnis gab, welches emotional nicht aushaltbar für Dich war und wo diesen Anteil abspalten musstest.
Diese Anteile behalten ihre emotional Wirksamkeit, wenn sie (heute) getriggert werden. Dann reagieren sie so als wäre es heute so als ob... Davon kann ich ein "Lied" singen. Passiert mir immer wieder in der Therapie - therapeutischen Beziehung.

Und da könnte Hypnotherapie mEn helfen - zumindest zu mehr Verständnis. Auch dafür um zu begreifen was dieser Anteil bedarf um zu mehr Sicherheit zu gelangen. Was ich enorm wichtig finde, da man ihn evtl. dadurch entschärfen könnte.

Mittlerweile gibt es eine Reihe von Analytikern (Sachsse, Reddemann, Peichl), die sich mit dissoziativen Störungen, und in diesem Zusammenhang mit ego-state Arbeit befassen und in diesem Kontext mehr oder weniger auch mit Hypnotherapie. Falls ich es richtig verstanden habe (lese mich gerade erst durch die Literatur) basiert diese (für einige Autoren) auf ego-state -Arbeit.

LG,
pp

Erschrocken hat mich in diesem Thread, dass hier good old Freud zitiert wird. Gerade Freud hat die Weitererforschung der dissoziativen Phänomene sabotiert, und damit die grundlegenden Arbeitserfolge von Pierre Janet in den Hintergrund gedrängt. Viele, viele Jahre, später sind diese glücklicherweise wieder aufgegriffen und belegt worden. So waren die sogenannten Hysterikerinnen, wohl in der Regel ganz real missbrauchte Frauen.

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lonely69
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Beitrag Fr., 27.12.2013, 18:34

Ach, so falsch lag Freud in vielem gar nicht - habe ich gerade heute wieder bei Christine Olivier ("Jokastes Kinder") gelesen, die das sicher nicht zu schmeichelhaft sieht. Generell werden hier aber viele Behauptungen in den Raum gestellt, die mir wenig an der Literatur belegt scheinen.
An den ego-state-Ansatz habe ich auch gedacht, für leberblümchen noch der Hinweis: Luise Reddemann (2001)
Imagination als heilsame Kraft / Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren
Da sind auch viele Übungen drin, die man für sich machen kann..
Schöne Grüße
Lonely

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 27.12.2013, 18:58

Liebe lonely69,
lonely69 hat geschrieben:Ach, so falsch lag Freud in vielem gar nicht
Das würde ich auch gar nicht behaupten. Aber in einigem eben schon. Und dazu gehört seine Haltung zu den dissoziativen Theorien. Das hat letztendlich dazu geführt, dass sich viele Wissenschaftler ihre Erkenntnisse zu diesem Thema, insbesondere der DIS, nicht mehr getraut haben zu veröffentlichen da sie als unglaubwürdig abgestempelt wurden. Und dies über viele, viele Jahre hinweg. Dies ist natürlich literarisch belegt, denn sonst wüsste ich es ja auch nicht.

Was ich gut finde, ist dass es endlich ein schulenübergreifendes Einvernehmen gibt, dass ein Mix aus verschiedenen Theorien am hilfreichsten ist und damit das Konkurrenzdenken etwas eingedämmt wird.

LG,
pp

Ich lese gerade (wie immer parallel): "Traumabedingte Dissoziationen bewältigen" - S. Boon, K. Stelle, Onno van der Hart
"Das verfolgte Selbst" - Onno van der Hart, Ellert R.S. Nijenhuis, K. Steele
"Praxis der ego-state-Therapie" - Kai Fritzsche
"Innere Kinder, Täter, Helfer & Co" - Jochen Peichl

Die Niederländer sind, neben den Amerikanern Vorreiter auf diesem Gebiet, da sie sich viel früher als deutsche Theoretiker an dieses Thema herangewagt haben. Aber da gibt es mittlerweile sehr gute Kooperationen.

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montagne
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Beitrag Fr., 27.12.2013, 19:46

Aber ich kriege das noch nicht so ganz mit der Heftigkeit meiner Symptome zusammen. Vieles von dem, worunter ich leide, lässt sich durch die Mutterbeziehung erklären. Aber diese Todesangst irgendwie nicht. Finde ich jedenfalls. Es kommt mir so vor, als müsse es da eine bestimmte Szene geben, die ich immer wieder reinszeniere
Vielleicht fehlt tatsächlich eine Schlüsselszene. Es liegt ja in der Natur des Unbewussten, das man nie mehr hat als Hypothesen und man immer erst im Nachhinein einschätzen kann, ob man "richtig" lag.

Ich habe es gleich intuitiv gedacht, habe aber überlegt, ob ich es schreibe, tue es nun:
Vielleicht ist es nicht die Erinnerung die fehlt. Vielleicht ist es Güte, Mitgefühl und Verständnis für sich selbst und für das Kind, dass man einmal war, was fehlt.

Wenn man die Heftigkeit der Symptome nicht mit vergangenen Ereignissen zusammenbringt ist doch beides möglich? Das etwas sehr wichtiges noch unbewusst ist oder das man sich sein fühlen im Hier und Jetzt nicht zugestehen kann, sich nicht erlauben kann. Vielleicht ist das die Wiederholung: "Du hast kein Recht so zu fühlen. Stell dich wegen dieser Lappalien nicht so an."

Und in dem man in der Vergangenheit nach dem schlimmeren Ereignis sucht oder nach einem Ereignis, dass einem die jetzigen Gefühle rechtfertigt, macht man weiter, mit dem, was einem angetan wurde: Man rechtfertigt sich und seine Gefühle. Gefühle müssen bitte gerechtfertigt werden, sonst sind sie falsch, nicht valide, nicht ernst zu nehmen. Aber weil es früher so war, kann man sie ja Hier und Jetzt nicht als stimmig annehmen. Und umso lauter zeigen sich diese Gefühle in diversen Symptomatiken.


Um nochmal zu Klarifizieren, leberblümchen: Ich will nicht sagen, da war nichts weiter. (Woher sollte ich das wissen?!) Ich habe diese Erfahrung durchaus slebst gemacht, dass plötzlich, angestoßen durch ein Gefühlserleben im Hier und Jetzt Erinnerungen und Gefühlszustände aus der Vergangenheit hochkamen, die Jahre und Jahrzehnte nicht präsent waren. Klar gibts sowas. Kann auch immer noch sein.

Ein dritter Aspekt, neben amnestischen Inhalten und mangelndem Mitgefühl und mangelnder Annahme für die eigene Person, eigene Gefühlswelt ist vielleicht noch, dass mit diesem starken Affekt ein anderer weg gemacht wird, der "verboten" ist. Sicher nichts neues für dich.

Ich wollte glaube ich mal auf andere Aspekte hinweisen, die auch noch eine Rolle bei dem Dilemma (das mir durchaus bekannt ist) aktuelle Symptome nicht mit Erinnerungen übereinbringen können spielen können.
amor fati


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leberblümchen
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Beitrag Fr., 27.12.2013, 20:44

Danke erst mal für eure Literaturhinweise!

Montagne, das klingt plausibel, was du sagst, aber ich glaub, auf mich passt es nicht (hätte aber sein können, wirklich!). Ich suche nichts besonders Schlimmes, gar nicht. Noch vor ein paar Wochen dachten wir tatsächlich an einen erfolgten Missbrauch - aber ich bin dem dann nachgegangen und konnte, soweit ich das erinnere, etwas Bestimmtes ausmachen (ein übergriffiges 'Waschverhalten' meiner Mutter mir gegenüber), das ich tatsächlich für meine sexuellen Neigungen verantwortlich mache. Das war ein komisches Gefühl, mit so einer 'Dauererregung' rumzulaufen und dazu bestimmte Erinnerungen und Bilder zu fühlen. Seitdem ich das dann ausgesprochen habe, war die Erregung weg und ich würde fast sagen, ich hab es integriert (wenn das mal nicht zu hoch gegriffen ist!!!).

Und nun erhoffe ich mir so was Ähnliches: Ich suche nicht den 'Knaller', der mir dann bestätigt: "Na, wenn das so ist, ist ja klar, dass du so gestört bist!" - erstaunlicherweise ist es zwar immer noch mein Therapeut, der so oft sagt, mir sei so Schlimmes widerfahren; und ich selbst denke mir dann so: "Naja, wenn er meint". Also, von daher braucht es keine 'Beweise' mehr. Es geht mir gar nicht so sehr darum, etwas zu finden, das alles 'toppt' oder so. Ich würde meine Angst und Panik nur so gerne an etwas festmachen können, damit sie irgendwo 'andocken' kann.

Ich hab viel über mich gelernt und ganz viel von dem, was ich erlebt hab, hängt tatsächlich mit meiner Störung zusammen. Aber die Angst und Panik, nur weil ein Kind mal mit Fieber im Bett liegt - die passt einfach nicht. Ich glaube, dafür muss es eine Ursache geben. Nicht so eine, die schlimmer ist als das, was bisher bekannt ist. Aber etwas, das ich greifen kann. Es hört sich vielleicht schlimm an, aber ich erhoffe mir, durch ein erneutes Durchleben so etwas Ähnliches hinzubekommen wie mit dem fraglichen Missbrauch: dass ich es besser ansehen kann.

Mitgefühl mir selbst gegenüber habe ich eigentlich schon. Das fühlt sich auch schön an. Ich war eigentlich auch nie jemand, der besonders hart sich selbst gegenüber war. Klar, ich beschimpfe mich, möchte mich bestrafen, möchte geschlagen werden, kann keinen Erfolg ertragen usw. Aber ich widerspreche auch nicht, wenn mein Therapeut meint, mir sei viel Leid zugefügt worden (obwohl...). Ich hab schon viel Mitgefühl mit mir, wirklich.

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Solage
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Beitrag Fr., 27.12.2013, 21:34

Hallo Leberblümchen,

ich habe Dich glaube ich falsch verstanden. Ich dachte, Du suchst nach einem schweren Trauma, dass
durch Hypnose aufgedeckt werden soll.

Deine Ängste, wenn Deine Kinder krank sind, kenne ich auch. Ich habe oft überreagiert und katastrophisiert. Mein Therapeut meinte dazu, dass das mit dem Verhalten meiner Mutter mir gegenüber zusammenhängt. Wenn ich mich zurückerinnere war und ist meine Mutter schon immer eine Drama-Queen gewesen. Die hat immer so ganz schreckhaft auf alles reagiert.
Daraus kann nach seiner Ansicht Hypochondrie entstehen, die sich auch wieder auf die Kinder auswirkt. Er ist übrigens u. a. Trauma-Therapeut und vermutet dahinter gar nichts "Schlimmeres". Obwohl das hysterische Verhalten meiner Mutter mir Gegenüber oft schlimm genug war. Das hat mich echt mitgenommen. Und nimmt mich immer noch mit.
Andererseits musste ich auch erleben, dass in meiner Verwandtschaft ein Kind an Leukämie gestorben ist. Dieses Kind war damals so alt wie ich. Kinder denken ja, dass sie unsterblich sind. Da wurde mir als Kind schon bewusst, dass ich auch sterben kann. Vielleicht war das bei meinen Ängsten auch mit ausschlaggebend.

Aber jeder Therapeut hat eben andere Ansichten. Auch ist jeder Mensch anders und man keinen mit dem anderen vergleichen.

Du hast ja einen guten Therapeuten und der wird Dich mit Sicherheit da gut beraten.

In diesem Sinne wünsche ich Dir, dass Du Deine Ängste begreifen kannst.


montagne
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Beitrag Fr., 27.12.2013, 22:16

Ich habe das schon so verstanden, dass du nun nicht das bislang vollständig verdrängte Knaller-Trauma suchst. Ich kann schon in etwas nachvollziehen wie du es meinst, weil ich das von mir kenne. Hm, vllt. gehe ich auch zu sehr von mir aus.
Nur trotzdem bleibt ja der Fakt, dass du etwas suchst, um deine Gefühle zu rechtfertigen oder zu erklären, am besten noch logisch zu erklären. Wenn....., dann....
Ich habe aber mal gehört (zu schreiben ich glaube, wäre zu hoch gegriffen), Gefühle sind einfach. Sie bedürfen, ganz offensichtlich, keiner Erklärung. Und manchmal werden sie verständlich wenn man sie erstmal annimmt. (Hab ich das jetzt gesagt?)

Das man annehmen kann (auch noch was anderes, als nicht widersprechen), was der Therapeut einem sagt, ist sicher ein wichtiger Schritt. Aber kannst du es dir auch selbst so geben? Dein Therapeut sagt, dir ist schlimmes wiederfahren. Vielleicht meint er schon das, was ihr beide kennt, das reicht ihm, um das Wort schlimm zu benutzen. Weil er es wirklich fühlt, in der Interaktion und dann mit dir Mitgefühl hat. Du sagst dazu: "Naja, wenn er meint".

Was vielleicht auch mit reinspielt ist eine transgenerationale Weitergabe von Themen. Habt ihr darüber mal gesprochen?
Ich glaube, das ist in gewisser Weise perfide, weil man es nur schwer bewusst wahrnehmen kann. Teils kann man Interaktionen, Szenen finden, an denen man es festmacht, aber ich denke das zentrale wird man kaum an einer konkreten Szene festmachen können. Weil es eben in der Interaktion zwischen Mutter und Kind/Großeltern und Kind allen Beteiligen unbewusst bleibt und daher umso wirkmächtiger ist. Und das fällt schon schwer, sowas anzunehmen, ohne konkrete Ereignisse zu haben.


BTW:
Klar, ich beschimpfe mich, möchte mich bestrafen, möchte geschlagen werden, kann keinen Erfolg ertragen usw.
Und das findest du nicht hart? Echt jetzt?
Ich glaube dir, dass du so zu dir bist, so liest sich das nämlich manchmal. Könnte man so sein, wenn man Mitgefühl und Güte mit sich hätte? Ich glaubs nicht.
amor fati


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leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 03:55

Montagne, ich suche wirklich nicht nach einer Rechtfertigung für meine Gefühle. Ich suche eher überhaupt erst mal das eigentliche Gefühl. Kennst du das nicht, dass du ein Symptom hast, das so scheinbar gar nicht zu dir passt? Also, du weißt, es ist deines. Aber du kannst es nicht erklären, weil es so verrückt ist?

Z.B. habe ich ja definitiv hypochondrische Ängste. Die kann ich mir aber so einigermaßen erklären. Aber das hat mit der blanken Panik, die mich hin und wieder erfasst, gar nichts zu tun. Ich frage mich einfach, woher die Heftigkeit kommt, die mich immer wieder regelmäßig so aus der Bahn wirft. Ich will das nicht rechtfertigen; dazu leide ich schon zu lange darunter. Klar, ich hab tatsächlich ein Problem damit, das auszusprechen, also 'real' vor 'richtigen' Menschen. Weil ich dafür natürlich nur Unverständnis ernte: Ich kann ja niemandem sagen: "Mein Kind hat eine Mandelentzündung, und ich befürchte, dass es unter der Antibiose eine pseudomembranöse Kolitis entwickelt und daran stirbt" - hm, vielleicht ist gerade auch DAS das Problem? Dass ich diese Ängste nie aussprechen konnte? Und dass sie sich daher auch nicht durch das Sprechen quasi 'verdünnen' konnten? 'Verdünnen' im Sinne von: 'sich vermischen' mit den Äußerungen und Wahrnehmungen der Umwelt, die dann vielleicht sagen könnte: "Ach, das kann ich mir nicht vorstellen. Guck mal, wie häufig solche Infekte vorkommen. Daran stirbt doch niemand".

Dasselbe mit meiner Angst von früher, dass die Mutter auf dem Weg zur Arbeit hätte entführt (zu viel xy geguckt als Kind...) werden können - mein einziger, völlig unsinniger 'Trost' war die Tatsache, dass wir in Berlin von einer Mauer umgeben waren und auf diese Weise niemand meine Mutter ins Umland hätte verschleppen können; mir taten die Leute in Westdeutschland immer leid, die 'einfach so' von Hannover nach Bremen entführt werden konnten... : Wie hätte ich so etwas jemals aussprechen können, ohne vollends für verrückt gehalten zu werden??? Also hab ich nichts gesagt, sondern mich, nachdem ich aus der Schule gekommen war, direkt ans Telefon gesetzt, um zu überprüfen, ob sie heil auf der Arbeit angekommen war. Wenn sie nach dreimaligen Klingeln den Hörer nicht abnahm, war die Katastrophe eingetreten. Tag für Tag. Jahrelang - bis meine Mutter irgendwann durch meinen Freund und Mann ersetzt wurde und dann durch meine Kinder. Und nie darf ich aussprechen, was genau ich befürchte. Weil es so übertrieben ist, natürlich. Verrückt. Das ist das einzig passende Wort für diesen Zustand.

Rechtfertigung? Ich weiß nicht. Vor mir selbst muss ich das nicht mehr rechtfertigen. Vor wem sonst? Es weiß ja niemand so deutlch, abgesehen von meinem Analytiker, aber vor dem muss ich mich erst recht nicht rechtfertigen. Vielleicht geht es mehr um das Benennen, um das Verstehen. Woher kommt diese seltsame Angst, die doch so gar keine Ursache zu haben scheint? - Wir kennen das widersprüchliche, emotional instabile Verhalten meiner Mutter: tausende Trennungen, wüste Beschimpfungen, hilflose Drohungen - und dann wieder liebevolle Zugewandtheit, übergriffiges Schmusen, Verwöhnen. Aber ich verbinde das nicht mit einer konkreten Situation. So, wie mir das bei der Frage nach der Ursache für meine seltsame sexuelle Erregung gelungen ist.

Ich suche einfach, weil ich verstehen möchte. Verstehen, wenn schon nicht ungeschehen machen.
Zuletzt geändert von leberblümchen am Sa., 28.12.2013, 04:05, insgesamt 2-mal geändert.


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leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 04:00

Was vielleicht auch mit reinspielt ist eine transgenerationale Weitergabe von Themen
Das ist ganz sicher so. Wir haben meine Mutter ja auch schon durchanalysiert... Sie macht ja auch kein Geheimnis aus ihrer unglücklichen Kindheit.

Aber vielleicht ist es eben auch noch etwas anderes. Also, noch mal: Ich will gar nichts finden, das das bisher Herausgefundene übertrifft. Ich will 'nur' diese fundamentalen Verlassenheitsängste dort bei ihm noch mal durchleben. Mehr ist es ja eigentlich nicht.

Wegen der Härte: Ich glaube wirklich, dass ich viel Mitgefühl mit mir habe. Aber natürlich nicht nur. Da ist immer noch das Schuldgefühl, natürlich. Die innere Mutter in mir, die mir immer wieder einredet, ich sei ein Haufen Schei.ße. Aber ich erkenne das mittlerweile als etwas, das nicht ich bin, sondern als etwas, das von außen kommt. Mehr als ein Erkennen ist das zunächst nicht. Aber immerhin.

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Mr Mindconrtrol
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 04:04

Also mir haben 2 Analytiker und ein analytisch-marxistischer Psychologe gesagt "ich wolle einen Wunderheiler haben" als ich gesagt habe ich könne mir vorstellen, dass mir Hypnose helfen könnte. Biographisch korrekt kann man übrigens weder in Hypnose noch in PA aufarbeiten, auch die Deutungen wirken sehr suggestiv ( auch wenn die Analytiker diesen Vorwurf heftig von sich weisen ). Erinnerungden werden nicht wie ein Videoffilm gespeichert sondern assoziativ wodurch viele Veränderungen passieren.
Hypnose ist immer mit einer Veränderung des Bewusstseinszustandes verbunden das Hirn wird in einen tiefen Deltawellenzustand geschaltet, auch "Hypnoanalyse" dürfte Ressourcen mobilisieren. Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen wie man Hypno nur machen will weil man wissen will was passiert ist, ein Krimminalfall mal ausgenommen. Wenn das Unterbewusstsein diese Daten nicht frei gibt wird das seinen Grund haben eine Art Schutz. Ich würde also nie ohne Ressourcenaarbeit an sowas ran gehen. Rein intellektuelle Audeckung bringt m.E. zur Heilung gar nichts.
Die Aufgabe der Hypnose war m.E. einer der Fehler von Freud. Leut dem Freudkritiker Han Israels hat Freud die nur deshalb aufgegeben, weil der nicht hypotisieren konnte.
Nun: Ich halte Hypnose für eine wirklich sehr effektive Möglichkeit in die "Tiefe" zu gehen, damit kann man wirklich in die Tiefe zur Kindheit zu alten Verletzungen reisen, und musss diese Dinge nicht "hochholen" wie sogenannte sich Tiefenspsycholgie nennende Geprächstherapien. Mein Motto ist dass: Was in der Tiefe lieht soll auch dort bearbeitet werden, Hynpo ist dafür m.E. viel besser geiegnet als Geprächsteherepie.
Auch für die VT ist Hypno m.E sehr gut, es mag sein, dass viele VTs zu oberflächlich sind. Mit Hynpo kannn man m.E. eben das "Lernen" von neuen Erfahrungen auf viel tiefere Ebenen bringen. Man kann zu alten Verletzungen reisen und den Ressourcen-Anteil der Hypnose zur Heilung nehmen etc. Das wären ein wirlich heilsamer Eingriff in die Tiefe im Gegensatz zur PA die nur weitere Blockaden aufbaut.
M.E. wird Hypnose immernmoch viel zu wenig eingesetzt.
Deutsche Psychoanalytiker sind auch meist viel zu dogmatisch, in den USA soll das ganz anders sein.
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 07:40

Hallo leberblümchen,
Woher kommt diese seltsame Angst, die doch so gar keine Ursache zu haben scheint?
Hmm, ... eigentlich hast du dir die Antwort bereits selber gegeben?:
"Mein Kind hat eine Mandelentzündung, und ich befürchte, dass es unter der Antibiose eine pseudomembranöse Kolitis entwickelt und daran stirbt" - hm, vielleicht ist gerade auch DAS das Problem? Dass ich diese Ängste nie aussprechen konnte? Und dass sie sich daher auch nicht durch das Sprechen quasi 'verdünnen' konnten? '
Dasselbe mit meiner Angst von früher, dass die Mutter auf dem Weg zur Arbeit hätte entführt (zu viel xy geguckt als Kind...) werden können
Und nie darf ich aussprechen, was genau ich befürchte. Weil es so übertrieben ist, natürlich.
Das darfst du ausprechen. Ich kenne das auch, was du beschreibst, die hypochondrischen Ängste genauso wie Vorstellungen wie z.B. "Meine Freundin fährt nach Hause, hat einen Unfall, liegt da jetzt blutüberströmt, ..." Ich sah den ganzen Unfall bis ins kleinste Detail vor meinem imaginären, spürte mein Herz rasen, bekam Schweißausbrüche, ... stand kurz vor einer Panikattacke. Noch schlimmer war es, als meine Thera ins Flugzeug stieg und dieses abstürzte. Tote Theras sind kein so schöner Anblick Ja, heute kann ich drüber lachen. Aber damals hat mir das echt Angst gemacht, weil sich das alles so verdammt real anfühlte.
Was mir geholfen hat war, die Geschichten mal zu Ende zu spinnen, also z.B. was passiert, wenn meine Freundin tot ist, was ist, wenn die Thera stirbt, ...? So kam ich an die Ängste, die diesen Vorstellungen zugrunde lagen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Waldschratin
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 08:47

Leberblümchen hat geschrieben:Aber vielleicht ist es eben auch noch etwas anderes. Also, noch mal: Ich will gar nichts finden, das das bisher Herausgefundene übertrifft. Ich will 'nur' diese fundamentalen Verlassenheitsängste dort bei ihm noch mal durchleben. Mehr ist es ja eigentlich nicht.
Also ist das,was du "verstehen wollen" nennst - und viele hier als rationales Faktenfinden interpretieren - eigentlich nix anderes,als daß du in Kontakt kommen möchtest mit diesem innersten Bereich in dir.
Ich kann dich da sehr gut verstehen,weiß aber auch,wie schwer das zu vermitteln ist,was man damit meint.
Ich habs irgendwann einfach getan,mir meine Wege dazu gesucht - konnten auch nur ganz Wenige verstehen,wo ich da hinwill und warum.Und ich wurde auch von vielen Seiten her "gewarnt" und man wollte mich "umleiten".

Was hält dich eigentlich ab,es zu tun?Warum erstmal so z.T. "rechtfertigend" diskutieren hier?
Es steht so in dir,du hast das als Weg für dich erkannt - red nach dem Urlaub mit deinem Analytiker darüber und dann geht ihr eben mal neue Wege. Ich meine,Freud is ja nun auch schon einige Jährchen tot,nicht wahr?Wäre schlimm,wenn sich da inzwischen keiner getraut hätte,mal Neues,"Undenkbares",auszuprobieren und immer noch an Freud "gemessen" würde,ob es sinnvoll ist oder nicht.


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leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 10:31

Jenny, ich hab mich gerade gestern gefragt: Warum hab ich eigentlich noch nie Angst um meinen Therapeuten gehabt? Es ist ja nun kein Geheimnis, dass ich ihn wirklich lieb habe. Warum bin ich mir bei ihm so sicher, dass er nicht tot umfällt? Ich hab mir dann gewünscht, das auch mal ihm gegenüber zu empfinden, um dann mit ihm darüber sprechen zu können und es richtig fühlen zu können.

Was du beschreibst, die Dinge zu Ende zu denken, das kenne und mache ich auch. Und in der Tat: Das beruhigt wirklich. Aber es löst mein Problem nicht, weil es halt in anderen Situationen immer wieder kommt - bei drei Kindern ist ja immer irgendwas... Gerade gestern war es so, dass es meiner Tochter nun wirklich besser geht und sie nicht mehr so schlapp ist - und ich hab gedacht: "Prima! Dann kann ich ja endlich mal wieder sorglos ins Bett gehen!" - und was passierte? Kaum im Bett, kam plötzlich wieder das Gefühl: "Hab ich da nicht eben Herzschmerzen gehabt? Kein Wunder, bei deinem Übergewicht! Jetzt wirst du einen Herzinfarkt kriegen oder hast mindestens das Cushing-Syndrom, was bedeutet, dass du Krebs hast und jetzt ist alles aus!"

Gerade jetzt ist das wirklich extrem - ob das an der Therapiepause liegt?

Waldschratin, du hast ja Recht! Das Problem: Ich wollte eigentlich nur über Erfahrungen reden. Das schien nicht möglich zu sein, und dann landet man tatsächlich wieder in der Rolle des kleinen Kindes, das seine Mutter anbettelt, ihm ein Haustier zu kaufen...

Ich werde natürlich mit ihm darüber reden, aber vielleicht bin ich zu instabil? Im Moment bin ich eigentlich nur noch die wandelnde Angst. Kann natürlich wirklich wegen der Pause sein. Oder aber es liegt daran, dass ich in der Therapie näher an meine Ängste herangekommen bin. Oder es liegt daran, dass ich ihm mehr vertraue? Dass ich deshalb mehr zulassen kann? Keine Ahnung.

Ich merke ja, dass er grundsätzlich sehr vorsichtig ist. Wenn es an einer Stelle nicht weitergeht, dann bohrt er noch mal kurz, aber wenn dann nichts kommt, dann lässt er es ruhen. Es kann ja auch ganz schnell in Richtung Überforderung gehen, oder?


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 10:56

@ leberblümchen
Warum hab ich eigentlich noch nie Angst um meinen Therapeuten gehabt? Es ist ja nun kein Geheimnis, dass ich ihn wirklich lieb habe. Warum bin ich mir bei ihm so sicher, dass er nicht tot umfällt?
Diese Frage hatte ich mir auch gestellt: Warum verspüre ich die Angst bei meiner einer Freundin und bei der Thera, nicht aber bei anderen Menschen? Die Antwort fand ich, als ich alle sterben ließ. Ich weiß, klingt schräg, aber so kam ich dahinter, wer welches Gefühl bei mir auslöst, warum ich beim einen, nicht aber bei anderen Angst habe.
Was du beschreibst, die Dinge zu Ende zu denken, das kenne und mache ich auch. Und in der Tat: Das beruhigt wirklich. Aber es löst mein Problem nicht, weil es halt in anderen Situationen immer wieder kommt
Lösen tut es das Problem nicht. Es verschaffte mir Klarheit darüber, was hinter den Vorstellungen und der Angst steht. Es hat mir halt geholfen herauszukriegen, wovor ich Angst habe. Und das (die eigentliche Angst) musste dann in der Therapie bearbeitet werden.
Ich hab mir dann gewünscht, das auch mal ihm gegenüber zu empfinden, um dann mit ihm darüber sprechen zu können und es richtig fühlen zu können.
Ich denke, du kannst auch so mit deinem Thera reden, auch wenn es nicht um ihn, sondern um andere Personen geht. Ich bin sicher, dass Theras schon Schlimmeres gehört haben als, "ich stelle mir was vor"-"Geschichten".
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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