Missbrauch in Therapien

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Eremit
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Beitrag So., 24.11.2013, 16:50

pandas hat geschrieben:Ja, man könnte einfach verpflichtend festlegen, dass die Sitzungen (oder Liegungen o.ä.) mit Tonband aufgezeichnet werden. Und bei aufkommenden Verdachten mindestens von einem dafür beauftragten Dritten kontrolliert werden können.
Das wäre sinnvoll, allerdings ist hierbei wiederum das Problem, daß solche Beweise vor Gericht abgeschmettert werden würden, ebenso wie alle anderen Beweise. Es kann alles bis ins kleinste Detail dokumentiert sein, dennoch werden sich Therapeuten so gut wie immer herauszuwinden wissen.

Als psychisch belasteter Mensch wird man - nicht nur vor Gericht - entmenschlicht. Weder logische noch emotionale Angaben finden Gehör. Man wird ganz einfach für verrückt erklärt und hat keine Chance mehr.

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peppermint patty
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Beitrag So., 24.11.2013, 16:54

Eremit hat geschrieben:
Tja, es war eben nur Missbrauch. Das Recht habe ich mir schon herausgenommen, lange, bevor der Missbrauch durch andere Fachleute bestätigt wurde. Weil ich eben nicht - im Gegensatz zu Euch allen hier - die Deutungshoheit und somit die Verantwortung vollkommen abgebe.
Eremit so traurig Deine Geschichte ist - so anmassend und überheblich schreibst Du hier über andere. Ich hatte nicht den Eindruck, dass ALLE hier die Deutungshoheit und damit Verantwortung für sich abgeben. Allerdings muss man die häufig unterschwelligen Grenzüberschreitungen erst einmal wahrnehmen und sich dagegen auch entsprechend wehren können. Patienten gehen nun mal nicht mit so einem Misstrauen in Therapie, dass ihnen dort geschadet werden könnte. Dann würden sie trotz ihrer Not Therapien meiden.

So wie Du Dich als Kind nicht wehren konntest - so geht es leider auch vielen Erwachsenen.

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Broken Wing
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Beitrag So., 24.11.2013, 17:00

@ Solage: Doch. Grundsätzlich musst du das bei allen Personen berücksichtigen, dass er dir schaden könnte. Fügt dir jemand in der Ausübung seines Auftrags einen Schaden zu, entstehen daraus Ansprüche. Wenn der Handwerker deine Heizung ruiniert und du drei Tage lang zittern musst, einen teureren Reperaturdienst in Anspruch nehmen etc., gäbe es keine Zweifel.
Aber nicht so bei Therapeuten. Denn eine Beziehung ist ein wichtiges Element in der Therapie. Da kommt man auf einmal mit Menschlichkeit etc., wenn der Therapeut einen Schaden nicht rechtzeitig erkennt und abwendet. Es kann nicht die Aufgabe des Patienten sein, solche Missstände aufzudecken.
Unverständlich auch, dass Therapeuten in ihrer Ausbildung über schädliche Beziehungen lernen, es aber keine Rahmenbedingungen gibt, die dafür sorgen, dass sich Therapeuten daran halten müssen. Die Patienten sind also auf die moralische Integrität des Therapeuten angewiesen. Wenn sich der Therapeut nicht daran hält, ist es auch egal. Die Ausbildung ist also nur eine Empfehlung, nichts weiter. Der Vergleich mit den Handwerken ist schon deshalb ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


pandas
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Beitrag So., 24.11.2013, 17:03

Eremit hat geschrieben: Tja, es war eben nur Missbrauch. Das Recht habe ich mir schon herausgenommen, lange, bevor der Missbrauch durch andere Fachleute bestätigt wurde. Weil ich eben nicht - im Gegensatz zu Euch allen hier - die Deutungshoheit und somit die Verantwortung vollkommen abgebe.
Es ging doch genau um das Gegenteil. Du hast kritisiert, dass dieser Thread darin besteht, dass die Userinnen sich die Deutungshoheit über Missbrauch in ihren Therapien genommen haben und sich verantwortungsvoll darüber ausgetauscht haben.

Dann kamst Du und wolltest alle anderen genau dieser Deutungshoheit enthebeln, indem Du unterstellt hast, man hätte doch nur überhobene Ansprüche an die Therapeuten ...
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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pandas
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Beitrag So., 24.11.2013, 17:07

Eremit hat geschrieben:
pandas hat geschrieben:Ja, man könnte einfach verpflichtend festlegen, dass die Sitzungen (oder Liegungen o.ä.) mit Tonband aufgezeichnet werden. Und bei aufkommenden Verdachten mindestens von einem dafür beauftragten Dritten kontrolliert werden können.
Das wäre sinnvoll, allerdings ist hierbei wiederum das Problem, daß solche Beweise vor Gericht abgeschmettert werden würden, ebenso wie alle anderen Beweise. Es kann alles bis ins kleinste Detail dokumentiert sein, dennoch werden sich Therapeuten so gut wie immer herauszuwinden wissen.
Ja, das stimmt bei der gegenwärtigen Gesetzeslage.

Mein Vorschlag wäre aber, durch das KK-Recht verbindlich festzulegen, dass Psychotherapeuten aller Art die Therapiesitzungen mit Tonband aufzeichnen und ggfs. anhand dieser Vorwürfe von Patient_innen über missbräuchliches verhalten besprechen oder aber auch, wenn die Patientin gleich zu einer Beratung geht, dem Berater und der Patientin die Tonbänder zur Verfügung stellen müssten.

Dann wäre die Tonbandaufzeichnung offiziell und wären von Gericht als Beweis einsetzbar.
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Eremit
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Beitrag So., 24.11.2013, 17:08

peppermint patty hat geschrieben:Patienten gehen nun mal nicht mit so einem Misstrauen in Therapie, dass ihnen dort geschadet werden könnte. Dann würden sie trotz ihrer Not Therapien meiden.
Nein, nicht zwangsläufig, ich bin ja auch gegenwärtig in Behandlung. Allerdings vergesse ich nicht, vorsichtig zu sein. Nicht alles erzählen, nicht alles glauben, was mir erzählt wird. Alles, was mir gesagt wird, wird erstmal auf die Waagschale gelegt, analysiert, mit psychologischer Literatur vergleichen, gefiltert, kategorisiert und katalogisiert. Dadurch lerne ich auch viel über mich, sehe Dinge, die er nicht sieht, kann Informationen zusammenführen. Ich habe begriffen, daß ICH es bin, der für meine Heilung zuständig ist, sonst niemand. Für mich sind Psychiater, Psychologen, Psychotherapeuten auch nicht viel mehr als Wikipedia-Seiten, die sprechen können.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, wie man so schön sagt. Mit Bedacht an die Sache herangehen. Völlige Offenheit - wie das eigentlich gewünscht ist - gibt es bei mir allerdings nicht. Nie wieder, absolut unmöglich. Diesbezüglich bin ich "verdorben". Dennoch profitiere ich von der Behandlung.

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Solage
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Beitrag So., 24.11.2013, 17:13

@Broken Wing

Leider ist es genauso, dass ICH das missbräuchliche Handeln dieses Therapeuten nachweisen muss.
Ich habe die Sitzungen irgendwann in der wörtlichen Rede protokolliert. Das ist das einzige was ich in der Hand habe. Er hat mir nie geschrieben oder so... Mir wurde in der Beratungsstelle auch mitgeteilt, dass ihm das Handwerk gelegt gehört, aber ich eben auch mit seiner Gegenwehr rechnen muss. Er wird bestimmt alles abstreiten und ich brauche viel Kraft um so ein Vorhaben mit aller Konsequenz durchzuziehen.

Meine "kaputte Heizung" kann ja leider niemand sehen. Da bin ich in der Nachweispflicht.

Leider gibt es eben keine Kontrollen, wenn Therapeuten ihre Ausbildung abgeschlossen haben, können die u. U. mit einem machen was sie wollen. Da kommt es wirklich auf die Persönlichkeit des einzelnen Therapeuten an und nicht auf seine Ausbildung.

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peppermint patty
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Beitrag So., 24.11.2013, 17:19

Ich habe wie geschrieben dieses Jahr auch wieder eine Therapie begonnen, und nachdem ich ein solches Erlebnis habe - kann es mir auch nicht mehr passieren emotional missbraucht zu werden, da ich viel mehr auf mich aufpasse.

Damals hatte ich aber weder das psychologische Wissen, welches ich mir mittlerweile angelesen habe, noch diese extreme Erfahrung, dass Therapeuten überhaupt übergriffig sein können/würden. Heute kann ich auch ganz anders reden, handeln...

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Broken Wing
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Beitrag So., 24.11.2013, 17:37

Angesichts der derzeitigen Sachlage ist der Patient ausdrücklich zu warnen, und zwar vom Therapeuten selbst. Genau so, wie es in der Medizin üblich ist und ein Gefahrenhinweis auf Zigarettenpackungen aufgedruckt wird. Der Therapeut müsste den Pat. einen Beipackzettel aushändigen, mit Anzeichen für Missbrauch. Schreien ist zB ein Symptom. Hatte mal so eine Therapeutin, die mich angeschrien hat, um mich aus meinem Schweigen zu holen. Sie hatte sicher ihre Gründe, Gefühlsmäßig wollte ich auch wieder hin, aber ich habe mir das verboten. Das war auch gut so. Man muss davon ausgehen, dass Kommunikation nicht einseitig geschieht, ein Schweigen hatte also auch mit ihr zu tun. Sie muss in der Lage sein, mit mir zu arbeiten.
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Beitrag So., 24.11.2013, 17:43

@ Eremith: Du scheinst nicht zu begreifen, dass du nun Therapie-Erfahrener bist. Viele machen aber später Therapie, da sind sie erwachsen und unerfahren. Sie haben das Recht zu wissen, worauf sie sich einlassen. Vielfach werden negative Eindrücke mit der Therapie gerechtfertigt oder mit dem Krankheitsbild. Das könnte im konkreten Fall stimmen oder auch nicht. Es ergibt sich eine Black-Box. Kurz: das ist eine Zumutung für den Patienten.
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concerto
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Beitrag So., 24.11.2013, 18:44

Natürlich sind völlig labile Menschen ihrem Umfeld vollkommen schutzlos ausgeliefert, ohne Frage. Diese sind dann auf ein besonders hohes Maß an Glück angewiesen, da sie eben nicht in der Lage sind, BEWUSST Vorsicht walten zu lassen.
Das ist schon krass oder?
Die Schwächsten sind aufs Glück angewiesen, und wer keins hat, der läuft in Gefahr, das Genick gebrochen zu kriegen. Die Lösung für solche ist vielleicht, die Überlebensquote ohne Therapie zu berechnen. Liegt sie über 5% sollte man besser zu Hause bleiben....

Sorry für den pösen Sarkasmus.
Ich halte das Problem für ein branchentypisches und nicht für das des Patienten. Kein einfach zu lösendes. Bewertungsportale im Internet sind m.E. ein erster Lösungstropfen, wie unvollkommen auch immer er ist.

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Thread-EröffnerIn
catharrina5
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Beitrag So., 24.11.2013, 23:07

Ich habe jetzt all eure Meldungen gelesen...war ganz schön viel!
Also ich denke, jeder hier drin hat seine eigenen ganz schlimmen Erfahrungen gemacht.
Und ich verstehe schon, dass man zum Teil Selbstverantwortung hat, aber: wenn man, unerfahren, in eine Therapie geht, dann muss man sich doch erstmal Vertrauen zum Arzt/Therapeuten aufbauen...sich öffnen ist doch Grundstein, dass eine Therapie funktionieren kann....und dann: wird das missbraucht.

der Therapeut, Arzt....v.a. ein männlicher zu einer weiblichen, beginnt zu flirten, sie anzumachen, sie zu verwirren, sie zu quälen...und ja, dann wird das noch als "Therapie" vekauft!! man sollte selbst herausfinden, wo seine eigenen Grenzen liegen.

sowas ist grenzwertig!!

Ich fände die Idee gut, alles immer aufzuzeichnen!! Wie sehr hätte ich mir das oft und oft gewünscht!!
Denn schon 5 Min später wurde alles bestritten, erst recht in der nächsten Stunde!
"hab ich NIE gesagt, hab ich NIE gemacht"...waren Standardsätze....welchen Sinn sollte das wohl haben, außer die totale Verwirrung und das Misstrauen in die eigene Wahrnehmung zu schüren??

Wenn Psychiater eines gelernt haben, dann: sich selbst zu schützen, für sich das Beste herausholen....und wenn das nur auf Kosten, bzw. auf seel. Gesundheit der Patienten geht, dann erst recht!
und welcher Berufszweig hätte bessere Voraussetzungen?

Beispiel kaputte Heizung.
Hat ein Installateur besondere Fähigkeiten erlernt, kaputte Installationen noch mehr zu schwächen, weitgehend zu ruinieren, damit er danach noch mehr Geld für "Reparaturen" herausholen kann? Ja, vielleicht hat er das! Das Wissen hat er sicher. Wenn er es so einsetzt, wäre er nicht mehr lange gefragter Installateur.

aber ein Therapeut: was will man ihm nachweisen?

meiner sagte in der 2. Stunde: "Haben ich Ihnen schon Angst gemacht? Ja, so mach ich das immer, erst Angst reintherapieren, dann raustherapieren....das ist mein Geschäft!"
Da er mich dabei anzwinkerte und dazu lachte, hielt ich es für einen Witz...damals noch!
Ein fataler Fehler, wie sich in den kommenden Jahren herausstellen sollte....

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peppermint patty
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Beitrag So., 24.11.2013, 23:21

catharrina5 hat geschrieben: meiner sagte in der 2. Stunde: "Haben ich Ihnen schon Angst gemacht? Ja, so mach ich das immer, erst Angst reintherapieren, dann raustherapieren....das ist mein Geschäft!"
Da er mich dabei anzwinkerte und dazu lachte, hielt ich es für einen Witz...damals noch!
Was für ein makaberer Scherz! Und was für ein unprofessionelles Verhalten. Das mit dem Anzwinkern habe ich auch mehrmals beim Verabschieden durch eine Therapeutin erlebt. Was das eigentlich sollte habe ich nie so genau verstanden. Allerdings hätten spätestens da hätte bei mir die Alarmglocke klingeln müssen.

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catharrina5
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Beitrag So., 24.11.2013, 23:33

Ja, Patty, die Glocken, sie haben bei mir oft und oft geläutet....doch ich wusste nicht immer, waren es Glocken des Himmels, oder des Teufels?? Ich war hin- und hergerissen...ich wollte nicht glauben, dass es so schlimm war...ich wollte es einfach nicht glauben! Und ich konnte es nicht glauben! Lieber misstraute ich mir selbst, bevor IHM...


Eremit
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Beitrag Mo., 25.11.2013, 00:25

catharrina5 hat geschrieben:"Haben ich Ihnen schon Angst gemacht? Ja, so mach ich das immer, erst Angst reintherapieren, dann raustherapieren....das ist mein Geschäft!"
Man darf ja auch nicht vergessen, daß der Kern von Humor immer der ist, daß etwas oder jemand zu Schaden kommt.

Ein Therapeut, der Witze auf Kosten seiner Patienten macht, handelt nicht unprofessionell, er will dem Patienten bewußt Schaden zufügen.

Wenn Therapeuten jedes Wort, jede Geste auf die Waagschale legen, warum sollte der Patient das nicht tun?

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