Ich sehe das seit vorhin etwas differenzierter. Das ging schon los, nachdem ich den Beitrag abgeschickt hatte. Das was ich vorgeschlagen habe geht vielleicht nicht, und zwar deshalb, weil ein Großteil der psychoanalytischen Begriffe von jedem Analytiker anders begriffen wird. Es gibt ein altes Sprichwort: "Zwei Psychoanalytiker, zwei Meinungen." Wenn man dann als Patient mit einem eigenen psychoanalytischen Wissen in die Praxis eines Psychoanalytikers kommt, müssten Patient und Therapeut zunächst mal klären, was sie unter bestimmten Begriffen verstehen. Wenn der Therapeut das mit jedem Patient machen würde, wäre das sicher sehr anstrengend und verwirrend. Daher ist es wohl tatsächlich am besten, wenn der Patient bei Beginn der Behandlung keine Ahnung hat, um was es sich bei Psychoanalyse handelt.
Herzeleide hat geschrieben:
Es haben ja hier schon mehrere geschrieben, dass Du damit den Kern der analytischen Behandlung eben leider total umfährst, aber das wirst Du auch wissen und ahnen.
Wenn analytische Behandlung etwas wäre, was allgemein als etwas gilt, was "hilft" wäre dieses Umfahren wirklich nicht so gut. Aber analytische Behandlung ist bekanntlich nicht sehr effektiv, und ich kann es nicht akzeptieren, dass Analytikern das zunehmend egal zu sein scheint. Psychoanalyse wird doch eigentlich nur deshalb noch von den gesetzlichen Kassen bezahlt, weil es sich nicht von der Hand weisen lässt, dass an den grundlegenden psychoanalytischen wissenschaftlich "was dran" ist.
Herzeleide hat geschrieben:
Und woher weißt du so genau, dass T.s ihre Deutungen zurückhalten?
Das schließe ich u.a. aus dem, was ich in diesem Forum lese. Die meisten Patienten, die hier posten haben von der psychoanalytischen Theorie keine Ahnung. Ich hab das Gefühl, dass Analytikern mit Patienten wie mit kleinen Kindern umgehen. Der einzige Bereich, wo der Patient (noch) mündig ist, ist die Bezahlung.
Herzeleide hat geschrieben:
Natürlich machen sie sich wohl über das angemessene Timing ihrer Deutungen Gedanken, das wäre ja schlimm, wenn nicht. Ich habe zu Beginn fast jede Deutung total "Merkwürdig" gefunden. Es hat lange gedauert, ehe ich gelernt habe, Deutungen zu nehmen und mich an ihnen entsprechend abzuarbeiten. Und das hatte natürlich auch wieder etwas damit zu tun, dass ich den Analytiker besser kannte und seine Art besser verstand.
Waren das komplizierte Deutungen oder einfach nur merkwürdige Deutungen?
Ich lese ja schon seit langem psychotherapeutische Literatur, aber ich bin immer noch nicht dahinter gekommen, wie viel Psychoanalytiker eigentlich zu ihren Analysanden sagen, und wie genau ihnen sie das, was sie eigentlich meinen, erklären.