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Fr., 02.08.2013, 11:23
Hi Henrike,
also für Deine Süchte brauchst Dich nicht schämen, sind sie doch Sehn-Süchte. Sehnst Dich wahrscheinlich
nach Lieb- was ja Sinn macht, wenn Du damals keine bekommen hast- und da Du die Gefühle des Mangels
eben nicht anders ausgleichen kannst, bist eben süchtig geworden. Ich hoffe Du findest einen Weg daraus.
Puhh, wie erkläre ich Dir das.... Mhh, wenn Du zum Beispiel etwas ganz schockierendes erlebst wie beispielsweise einen Autounfall oder so. Wenn Du verletzt bist, wirst Du auf Grund des Schocks dein
Gefühl für die Schmerzen wohl abspalten, damit Du überleben kannst. Das ist ein ganz gesunder Schutzmechanismus deiner Psyche. Wenn Du jetzt sagen wir mal jeden Tag einen solchen Unfall
hättest, so würde Deine Psyche immer und immer wieder mit Abspaltung reagieren, so dass sich
dieser Abspaltungsprozess chronifizieren wird.
Wenn Du dann keine Unfälle mehr hast, ist die Abspaltung trotzdem noch chronifizert und Du fühlst
weiterhin nichts, weil dein Körper denkt "wer weiß, sicherhaltshalber behalte ich es bei...Man weiß ja nie".
Jetzt musst Du also hergehen und deinem Gehirn und auch deinem Körper beibringen, das keinerlei
Gefahr mehr im Vollzug ist und ihn quasi neu programmieren. Das dauert sehr lange, aber irgendwann
lernt er neu und somit integriert er Gefühl wieder.
Physiologisch erklärbar wird es wenn Du ein psychisches Trauma verstehst. Bei traumatischen Erlebnissen
hyperventiliert quasi deine Amygdala (Angst-Furchtzentrum) und setzt autonome Prozesse in Gang, um die Psyche zu schützen, die das Tor des Bewusstseins (Thalamus) nicht passieren. Du kannst also verstandsmäßig nicht erklären, warum Du Dich fühlst wie Du Dich fühlst, das muss nachgefühlt und in Worte gekleidet werden. Denn ein Traumagedächtnis hat keine Worte. Deswegen spricht man von
Spaltung/ Abspaltung. Das kann sehr gut mit EMDR funktionieren, aber auch mit anderen Methoden.
Ich hoffe Du kannst mir folge? Wenn nicht frag ruhig. Es ist nicht so leicht, dass kurz und knapp zu erklären für mich.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli