Also: Eigentlich wollte ich sagen, dass ich Humor in der Therapie als sehr hilfreich empfinde - aber offensichtlich hängt das total von den Beteiligten ab. Das, was ich damals vom "sanften Streicheln in Form eines Lächelns" geschrieben habe, erlebe ich heute gar nicht mehr.
Dafür ist das Lachen so verbindend, weil wir in dem Moment nicht "Analytiker und Patient" sind, sondern "Mensch und Mensch" (ach, was...) - und es ist so schön zu sehen, dass wir auch als Menschen diesen Draht zueinander haben. Vielleicht geht es also gar nicht so sehr ums Lachen selbst, sondern darum, diesen einen Draht zu finden (vielleicht ist das in anderen Therapien was ganz anderes, ein gemeinsames Hobby, z.B. (das natürlich nicht gemeinsam ausgeübt wird...) - wobei mein Therapeut und ich auch da Gemeinsamkeiten haben).
Mein jetziger Therapeut ist also offensichtlich viel humorvoller als sein Vorgänger - und im Humor wiederum transportiert sich so eine Leichtigkeit - und jetzt komme ich auch schon zum Punkt: Ich glaube, das Wesentliche ist die Leichtigkeit, die auch da sein sollte, meiner Meinung nach, in einer Therapie. Vielleicht ist es die Leichtigkeit, die dafür sorgt, dass die Abhängigkeit nicht so groß ist?
Meine Hypothese ist, dass Patienten, in deren Therapien häufig gelacht wird, keine problematische Abhängigkeit entwickeln, weil das Lachen immer auch eine Form des Relativierens ist: Damals meinte ich, mit dem Lachen relativiere man das Leiden, anstatt es zu sehen; heute denke ich, dass das Relativieren des Leidens sogar nötig ist, um eine halbwegs "erfolgreiche" Therapie zu machen, und dass man möglichst nicht die Position des Auch-Lachenden gänzlich verlassen oder aufgeben sollte.
Einen regelrechten, wenn auch kleinen, Lachanfall hatte er mal, als ich ihm eine wahre Begebenheit erzählte (im Grunde war das ein "echter" Beamtenwitz); und das ist so schön und ansteckend, die Heiterkeit zu spüren. In der letzten Stunde war es so ein gemeinsam gebastelter Witz - und ich hab mich gefreut, dass so etwas möglich ist; dass man mit mir auch Spaß haben kann und ich nicht nur anstrengend bin.
Therapeutischer Humor: Lachen in der Therapie?
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Das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen, Isabe, sehr sehr gut sogar. Ich setze sogar einen drauf und sage, dass es noch leichter wird, wenn - das geht nur ab einem gewissen Grad an Vertrautheit - kleine Neckereien dabei sind. Das kommt sicher darauf an, wie schnell jemand Dinge persönlich nimmt. Ich persönlich liebe das liebevolle und freche Rumstänkern total - dadurch lernt man sich gegenseitig auch besser kennen. Und was dabei eben nicht ist, wenns gut läuft - diese erdrückende Schwere.isabe hat geschrieben: ↑Sa., 17.06.2017, 22:32
Mein jetziger Therapeut ist also offensichtlich viel humorvoller als sein Vorgänger - und im Humor wiederum transportiert sich so eine Leichtigkeit - und jetzt komme ich auch schon zum Punkt: Ich glaube, das Wesentliche ist die Leichtigkeit, die auch da sein sollte, meiner Meinung nach, in einer Therapie. Vielleicht ist es die Leichtigkeit, die dafür sorgt, dass die Abhängigkeit nicht so groß ist?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Ja, genau! Das mit den Neckereien trifft es auf den Punkt! Anfangs hat er manchmal noch erklärt, dass er das nicht böse meint, aber das war gar nicht nötig; ich mag das sehr.
Einmal, ganz am Anfang, meinte ich, dass mein damaliger Freund mich immer nur jeden zweiten Tag sehen wollte, weil er meinte, man würde sich sonst auf die Nerven gehen - und da fing er an zu lachen und meinte: "Das ist gar so nicht verkehrt" - und so lachend wie er es gesagt hat, war klar, dass er es nicht so ernst meinte, dass er aber offenbar auch Erfahrungen mit anstrengenden Beziehungen hat, und ich nahm das auch nicht persönlich. Natürlich sind das keine wirklichen Witze, aber es hat so was Spielerisches.
Einmal, ganz am Anfang, meinte ich, dass mein damaliger Freund mich immer nur jeden zweiten Tag sehen wollte, weil er meinte, man würde sich sonst auf die Nerven gehen - und da fing er an zu lachen und meinte: "Das ist gar so nicht verkehrt" - und so lachend wie er es gesagt hat, war klar, dass er es nicht so ernst meinte, dass er aber offenbar auch Erfahrungen mit anstrengenden Beziehungen hat, und ich nahm das auch nicht persönlich. Natürlich sind das keine wirklichen Witze, aber es hat so was Spielerisches.
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Liebe isabe,
freut mich, dass du den Thread hervorgeholt hast - mir war der gänzlich fremd und wenn ich lese, was ich damals (ja, ist lange her) geschrieben habe, komme ich mir selbst auch ganz fremd vor.
Dennoch finde ich Humor und das Lachen nach wie vor sehr wichtig in der Therapie (wie auch im Leben überhaupt). Was du vom Relativieren schreibst, sehe ich auch so, allerdings glaube ich nicht - ist auch nicht meine Erfahrung - dass das Relativieren vor Abhängigkeit schützt.
Aber es schützt vielleicht ein wenig vor dem Leid und Schmerz, nicht, dass Lachen das Leiden wegmacht, aber vielleicht kann man es besser aushalten. Wie ein schützender Verband um eine Wunde.
Ich glaube mittlerweile sogar, dass wer nicht lacht, auch nicht weinen kann. Also mir gehts jedenfalls so. Je mehr ich lache, umso mehr weine ich auch. Vielleicht ist das halt so, wenn sich Dinge lösen, Blockaden, Versteinerungen. Was weiß ich...
Gemeinsames Lachen ist so ein schönes Gefühl von Verbundenheit in der Therapie - und ganz ohne, dass es zu nahe ist. Wir haben dort schon oft gelacht, auch über uns selbst. Das macht den Ort dort auch irgendwie sicherer. Und wenn das geht, das Lachen, trotzdem oder gerade wegen all dem Argen auch, dann ist das schon viel. Ist ja auch eine sensible Balance. Ein falsches Scherzchen kann auch viel kaputt machen. Und ein richtiges Lachen kann aber auch heilsam sein, auch ein breites warmes Lächeln.
Ich kann mir auch gar keine Therapie vorstellen, in der nicht zumindest auch gelächelt wird - wenigstens zur Begrüßung oder so. Sonst könnte man ja wirklich den Eindruck gewinnen, dass das Leben ein einziges Jammertal ist, aus dem es keinen Ausweg gibt. Wegen dieses Ausweges gehe ich aber doch in Therapie ... Ein wichtiges Momentum beim Humor ist ja auch der Perspektivenwechsel, das Überraschende, eine erweiterte Wahrnehmung - und so empfinde ich auch die Arbeit in der Therapie (falls man Therapie überhaupt als Arbeit bezeichnen kann): Fad ist anders. Spaziergang ist es auch keiner. Aber solange man ab und zu lachen kann, ist die (Beziehungs-)welt noch in Ordnung.
freut mich, dass du den Thread hervorgeholt hast - mir war der gänzlich fremd und wenn ich lese, was ich damals (ja, ist lange her) geschrieben habe, komme ich mir selbst auch ganz fremd vor.
Dennoch finde ich Humor und das Lachen nach wie vor sehr wichtig in der Therapie (wie auch im Leben überhaupt). Was du vom Relativieren schreibst, sehe ich auch so, allerdings glaube ich nicht - ist auch nicht meine Erfahrung - dass das Relativieren vor Abhängigkeit schützt.
Aber es schützt vielleicht ein wenig vor dem Leid und Schmerz, nicht, dass Lachen das Leiden wegmacht, aber vielleicht kann man es besser aushalten. Wie ein schützender Verband um eine Wunde.
Ich glaube mittlerweile sogar, dass wer nicht lacht, auch nicht weinen kann. Also mir gehts jedenfalls so. Je mehr ich lache, umso mehr weine ich auch. Vielleicht ist das halt so, wenn sich Dinge lösen, Blockaden, Versteinerungen. Was weiß ich...
Gemeinsames Lachen ist so ein schönes Gefühl von Verbundenheit in der Therapie - und ganz ohne, dass es zu nahe ist. Wir haben dort schon oft gelacht, auch über uns selbst. Das macht den Ort dort auch irgendwie sicherer. Und wenn das geht, das Lachen, trotzdem oder gerade wegen all dem Argen auch, dann ist das schon viel. Ist ja auch eine sensible Balance. Ein falsches Scherzchen kann auch viel kaputt machen. Und ein richtiges Lachen kann aber auch heilsam sein, auch ein breites warmes Lächeln.
Ich kann mir auch gar keine Therapie vorstellen, in der nicht zumindest auch gelächelt wird - wenigstens zur Begrüßung oder so. Sonst könnte man ja wirklich den Eindruck gewinnen, dass das Leben ein einziges Jammertal ist, aus dem es keinen Ausweg gibt. Wegen dieses Ausweges gehe ich aber doch in Therapie ... Ein wichtiges Momentum beim Humor ist ja auch der Perspektivenwechsel, das Überraschende, eine erweiterte Wahrnehmung - und so empfinde ich auch die Arbeit in der Therapie (falls man Therapie überhaupt als Arbeit bezeichnen kann): Fad ist anders. Spaziergang ist es auch keiner. Aber solange man ab und zu lachen kann, ist die (Beziehungs-)welt noch in Ordnung.
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