'Vertrauen': in aller Munde, aber mir so unklar

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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candle.
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 14:30

Du, kann es nicht sein, weil du das mal schriebst, dass es was mit "paranoid sein" zu tun hat. Ich meine, dass das mit dem Friseur ja schon deutlich vom Urvertrauen weggeht, wenn man sich von jedem Menschen quasi bedroht fühlt.

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ch123
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 14:39

inwiefern schützt denn "angespannt sein" davor, dass der friseur seinen job nicht gut macht?
also für mich hört sich das jetzt so an: wenn ich nicht aufpass, dann tut mir der/die was. ist das so in etwa richtig?

ich glaub allerdings, aufpassen kann man nur auf sich selbst. also ich seh noch nicht, wie dein aufpassen dich vor fehlern anderer bewahren könnte

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Antimaterie
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 14:57

Also ich kenne diese extreme Anspannung ziemlich gut. Je mehr ich vertrauen "sollte"/wollte, desto größer wurde sie.
Also ich konnte das zumindest bei einer Person ablegen.

Ich denke, um das zu lernen braucht man aber eine Person die einen dabei unterstützt. Denn meistens stößt man erst mal auf unverständnis, wenn man so distanziert reagiert. Und Misstrauen wird ja leider dann oft mit "Bösartigkeit" oder so etwas gleichgesetzt. Und wenn man dann niemandem hat, der Verständnis hat, dem bewusst ist, dass es nichts mit Bösartigkeit oder Antipathie zu tun hat, wirds schwierig. Weil dann die andere Person ja auch mit Misstrauen und Distanz reagiert.

Also meiner Meinung und Erfahrung nach, kann ma das nur durchbrechen, indem man sich einer anderen Person verständlich macht. In dem man ihr von dieser Anspannung, von diesem Nicht-Vertrauen/Nicht-öffnen können erzählt. Wenn man das schafft, hat man schon mal der Person schon mal einen Vertrauensvorschuss gegeben. Ich denke, dass das ein erster Schritt sein könnte. Wie die andere Person, dann reagiert, darauf hat man leider keinen Einfluss. Aber wenn sie mit Akzeptanz und Repekt reagiert, kann man dadurch lernen wirklich zu vertrauen, sich immer mehr zu öffnen in kleinen Schritten und je mehr man Akzeptanz dafür erfährt, desto mehr verschwindet diese Anspannung, die eigentlich Angst ist.

So war es zu mindest bei mir. Aber den ersten Schritt, einer Person einen wirklichen Vertrauensvorschuss zu geben, den muss man eben gehen. Je mehr Schritt man gegangen ist, desto leichter wird es irgendwann.
Ich finde es hat auch etwas mit der Veränderung einer inneren Haltung zu tun:
Will ich wirklich mein ganzes Leben in einem selbstgewählten Stahl-Käfig verbringen, der mich vor allen Risiken und Gefahren beschützt oder will ich wirklich leben und alles vom Leben mitnehmen, das Schöne aber auch die Risiken und Gefahren?

Klar, man kann verletzt werden. Oder der Friseur rammt einem die Schere ins Ohr
Aber ich denke bei sowas immer in Wahrscheinlichkeiten. Bei wie vielen Menschen passiert das wirklich? Wie oft wird man denn wirklich verletzt, wenn man sich die Menschen gut aussucht, denen man vertraut?
Wenn es zum Beispiel wahrscheinlich ist, dass man von 5% der Menschen, die man sich gut ausgesucht hat wirklich mal verletzt wird, ist es für mich unsinnig, sich gerade auf diese 5% so extrem zu konzentrieren, nur weil einem irgendwelche Emotionen vorgaukeln, dass es eigentlich 100% sind.

Naja, aber es ist auch irgendwie leichter anderen irgendwas zu sagen, als sich selbst

Ansonsten würde ich diese Zweifel erst mal gar nicht so negativ sehen. Sie sind da um dich vor irgendwas zu schützen, also sind sie erst mal gut. Aber wenn man vertrauen will, bleibt einem nichts anderes übrig, als immer wieder zu hinterfragen, wie sinnvoll, nützlich diese Zweifel sind oder nicht. Zweifel sind ja erst mal nur eine Art Warnschild. Oder ein Stoppschild. Bei einem Stoppschild während der Autofahrt, bleibt man auch erst mal stehen, schaut nach links und nach recht, ob wirklich kein Auto kommt. Aber wenn man sieht, dass die Straße frei ist, fährt man irgendwann weiter und bleibt nicht Ewigkeiten bei diesem Stopschild stehen. Klar kann man mal schlechte Sicht haben und einen Radfahrer oder sonst irgedwas übersehen. Ein Restriskio bleibt natürlich. Aber deshalb Ewigkeiten an Stoppschildern verharren, wenn die Straße eigentlich frei ist?
Kann man machen, ist aber eher langweilig, falls man vorhat ein bisschen mehr von der Welt zu sehen.
Und wenn man bei Weiterfahren immer noch angespannt ist und dann wieder das nächste Stoppschild kommt, dann ist das eben so. Wenn man irgendwann über viele Stoppschilder und Straßen gefahren ist, hat man irgendwann mehr Routine und wird entspannter. Weil normalerweise passieren einem umsichtigen Autofahrer gar nicht so viele oder gar keine Unfälle. Also Vertrauen ist für mich Weiterzufahren trotz Stoppschilder. Also trotzdessen, dass ich diese Stoppschilder beachte, vertraue ich darauf, dass bei einer Weiterfahrt alles gut gehen wird. Misstrauen ist für mich, bei diesen Stoppschildern zu halten und nicht weiterzufahren.
Ich hoffe, dass war jetzt nicht zu verwirrend.

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hope_81
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 16:46

@Candle, nee paranoid bin ich sicher nicht, das Beispiel Friseur war vielleicht schlecht gewählt. Ich sitze nicht in der Ubahn und denke alle haben es auf mich abgesehen. Es ist halt so, dass ich oberflächliche Kontakte sehr gut eingehen kann, dann aber, sollte es tiefer werden, mache ich ganz einfach zu.
@Antimaterie, ja da finde ich mich schon besser wieder.

Mhh, ich denke einfach, dass die Wurzel des Misstrauens viel zu tief sitzt, vielleicht muss ich mich auch einfach damit anfreunden das es so ist, mein Misstrauen an die Hand nehmen und das beste daraus machen.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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candle.
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 18:00

Wenn du mit keinem Menschen mehr zu tun hast, dann müßtest du ja sehr auch unter Anpassungsfähigkeit leider, hieße z. B. auch, dass du keine Jobs halten kannst. Ist das so? Du siehst hoffentlich, dass ich versuche da etwas zu finden was irgendwie paßt. Möchtest du das denn überhaupt?

Anspannung bei diesem oder jenem menschlichen Zusammentreffen sagt mir jetzt auch nicht wirklich viel, leider gehst du auch wenig darauf ein was mit dir wann dann genau passiert. OK, das mußt du ja auch nur für dich selbst rausfinden.

Und ich bin neugierig bzw. möchte irgendwo wissen, ob ich restlos falsch liege, damit ich mich ggf. hier heraushalten kann.

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Vincent
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 18:56

@hopeless

Ich würde ja einfach sagen: Wenn es mit dem Vertrauen so weit ist, wirst du es schon spüren. Dann ist es auch egal, wie so ein "vertrautes" Gefühl gemeinhin genannt wird.

Aber candle hat schon Recht: Du läßt dich gar nicht wirklich ein - auch hier nicht. Du flippst nonstop an der Oberfläche herum.

Wie lange bist du jetzt schon in Therapie?

Im Übrigen kann ich es mir kaum vorstellen, dass es in deinem Alter noch niemandem gelungen ist, zu dir durchzudringen.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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Draußen
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 20:35

Also ich habe beim Frisör die gleichen Todesängste wie beim Zahnarzt.

Aber manchmal, wenn ich jemandem begegne oder wenn ich mich einem Bekannten oder Freund nähere, zeige ich mich in meiner ganzen Zerrissenheit und Verlorenheit ohne jeden Anspruch auf Respekt oder Mitgefühl. Und dann, wenn meine Gegenüber mit mir ist, meine Gedanken versteht und meine Gefühle teilt (oder auch nicht), wenn der Andere ganz er selbst ist und mich immernoch ganz mich selbst sein lässt.... dann ist für mich Vertrauen geschafft (nicht geschaffen).

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Beitrag Mo., 07.01.2013, 21:03

candle. hat geschrieben:Wenn du mit keinem Menschen mehr zu tun hast, dann müßtest du ja sehr auch unter Anpassungsfähigkeit leider, hieße z. B. auch, dass du keine Jobs halten kannst. Ist das so?
Nein, ganz im Gegenteil, ich kann mich hervorragend gut anpassen, an jede Situation wie ein Schauspieler, Jobs wechsle ich auch nicht zu häufig. Habe zwar relativ viele hinter mir, aber das ist in der Gastronomie normal und auch erwünscht, zumindest wenn man weiter kommen will/ wollte. Habe allerdings kaum Freitzeitaktivitäten mitgemacht immer eine nette Ausrede gefunden. Kontakt ja, auf der Arbeit ja, privat? Nein, danke.
Du siehst hoffentlich, dass ich versuche da etwas zu finden was irgendwie paßt. Möchtest du das denn überhaupt?
Ja und ja, ich finde das Nachfragen gut, offensichtlich kratze ich auch schriftlich an der Oberfläche, finde ich interessant und hilfreich.
Anspannung bei diesem oder jenem menschlichen Zusammentreffen sagt mir jetzt auch nicht wirklich viel, leider gehst du auch wenig darauf ein was mit dir wann dann genau passiert. OK, das mußt du ja auch nur für dich selbst rausfinden.
Mhh, die Anspannung äußert sich optisch durch gekrümmte Körperhaltung und hochgezogene Schultern, mein Bruder nannte das mal roboterhaft. Und innerlich ist es als würde jemand eine Tür zu schlagen, welche die Verbindung zu mir und meinem Gegenüber kappt.
Und ich bin neugierig bzw. möchte irgendwo wissen, ob ich restlos falsch liege, damit ich mich ggf. hier heraushalten kann.
Das werden wir im Verlauf ja feststellen, ich bin offen für alles und schließe erst einmal nichts aus. Kann ja nur schauen ob es für mich passt
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
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hope_81
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 21:06

Vincent hat geschrieben:
Ich würde ja einfach sagen: Wenn es mit dem Vertrauen so weit ist, wirst du es schon spüren. Dann ist es auch egal, wie so ein "vertrautes" Gefühl gemeinhin genannt wird.
mhhhhh
Aber candle hat schon Recht: Du läßt dich gar nicht wirklich ein - auch hier nicht. Du flippst nonstop an der Oberfläche herum.
Ja, ich schein nicht anders zu können
Wie lange bist du jetzt schon in Therapie?
3 Jahre und da kratze ich auch nur an der Oberfläche, erst dadurch das ich seit ein paar Wochen emails schreiben darf werde ich durchsichtiger, wobei ich in der Stunde wieder nichts sage.....
Im Übrigen kann ich es mir kaum vorstellen, dass es in deinem Alter noch niemandem gelungen ist, zu dir durchzudringen.
Doch 2 Personen, mein Bruder und meine beste Freundin, aber selbst denen zeige ich mich nicht ganz. SIe kenne meine Geschichte mehr oder wenige, aber meine Gefühle dazu nicht.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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candle.
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 21:07

Du bist völlig gesund!

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Tigerkind
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 21:07

Hm, mir ist dazu noch eingefallen, das es vielleicht leichter fällt zu vertrauen, wenn man mehr Toleranz entwickelt, das Menschen nun einmal fehlbar sind.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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hope_81
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 21:12

candle. hat geschrieben:Du bist völlig gesund!

candle
Na dann
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hope_81
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 21:13

Tigerkind hat geschrieben:Hm, mir ist dazu noch eingefallen, das es vielleicht leichter fällt zu vertrauen, wenn man mehr Toleranz entwickelt, das Menschen nun einmal fehlbar sind.
Darüber lohnt es sich nachzudenken....
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
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Vincent
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Beitrag Di., 08.01.2013, 01:34

Deine Therapiedauer...
hopeless81 hat geschrieben:3 Jahre und da kratze ich auch nur an der Oberfläche, erst dadurch das ich seit ein paar Wochen emails schreiben darf werde ich durchsichtiger, wobei ich in der Stunde wieder nichts sage.....
Was glaubst du denn, woher das kommt, dass du nach drei Jahren Therapie noch immer große Schwierigkeiten hast, dich zu öffnen?
Du bist ja nicht dumm, und dir müßte also klar sein, worum es in einer Therapie geht, und wie sie letztlich Entwicklung ermöglicht. Eben vor allem durch dich selbst.

Warum machst du überhaupt eine Therapie (oder warum machst du sie noch immer), wenn du offenbar gar nicht mitarbeitest?

Was ist denn das für eine Art der Therapie?
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Vincent
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Beitrag Di., 08.01.2013, 18:19

Hopeless,

bin ich dir mit meinen Fragen irgendwie zu nahe getreten? Beziehungsweise: Würde die Auseinandersetzung mit meinen Fragen dazu führen, dass du dir näher kommst, als dir lieb ist?
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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