Krimi u. Co

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.
Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Di., 08.01.2013, 15:57

titus2 hat geschrieben:Wieso um alles in der Welt hat Stark bei Ritter geschlafen? Nur weil ihm der Fall so nahegeht? Hallo? Die arbeiten bei der Mordkommission, nicht im Spielwarenladen! Und dann steht er also nach seinem Nickerchen - es sollte wohl rührend sein, dass er noch zugedeckt wurde - plötzlich frisch geduscht auf der Arbeit? Wahnsinnig realistisch. Vermutlich haben die beiden - wie wohl fast alle Tatort-Kommissare - jeweils vom anderen eine Gästezahnbürste im Bad - für die echt harten Fälle!
Ja... es wirkte etwas wie "Papi, ich habe Angst und bin erschöpft, kann ich heute bei dir schlafen" ... besonders in Kombi mit dem Zudecken .

Bei mir kam auch glaubwürdig etwas von der Erschöpfung, Machtlosigkeit und Ratlosigkeit an, weil sich der Entführer so stur stellte. Also die Machtlosigkeit (Machtlos war ja auch der Titel) wirkte auf mich authentisch. Ein Täter, der stur ist... dem egal zu sein scheint, wenn er lebenslänglich im Gefängnis erhält... und man kann kaum mehr tun als zu hoffen, dass das Kind nicht verdurstet.. während aber für das leibliche Wohl des Täters gesorgt wird, werden muss. Und so weiter. Das gut verpackt wäre für mich bereits genug "Stoff" gewesen... also da hätte man nicht noch den Weltverbesser, die pösen Banken und deren Anteil am Welthunger künstlich unterbringen müssen. Bei dem Ende bleibt dann vielmehr offen: Und in welchem Zusammenhang steht das genau zu einer Kindesentführung bzw. zur Entführung dieses Kindes.

Ein Ende wie "Täter bleibt stur" hätte dem Film m.M.n. hingegen keinem Abbruch getan (um nicht zu sagen: das hätte vielleicht sogar den Untertitel am ehesten unterstrichen)... wäre dann halt eine Folge gewesen, in der Täter und Motiv relativ früh transparent sind. Aber das hätte ich noch eher abkaufen können, wie eine Entführer, der die Offenbarung des Aufenthaltsortes an die Bedingung einer 10 Mio. Spende für wohltätige Zwecke knüpft.

noch nicht alles gelesen
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Werbung

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Di., 08.01.2013, 17:22

biber hat geschrieben:aber meines Erachtens war es so gedacht, dass der Täter vielschichtige Motivationen für sein Verbrechen hatte, nicht nur eine, und in gewisser Weise sind die Motivationen auf dem ersten Blick konträr, der Clou war daran, das sie dennoch alle parallel in einem Kopf ablaufen können. Das knüpft auch an die gegenwärtige Moralforschung an und bricht Denkstrukturen auf: Es gibt nicht hier die Gutmenschen und da die Bösmenschen. Dennoch gibt es Veränderungspotential etc.
Ein Krimi darf bei mir ruhig insofern undifferenzierter sein, dass der Täter das Böse verkörpert... schwarz-weiß sozusagen, was natürlich auch nicht rundum realistisch ist. Bzw. vielleicht störte mich mehr, wenn so getan werden soll, als sei es moralisch, Unrecht mit Unrecht vergelten zu wollen... so nach dem Prinzip "der Zweck heiligt hier die Mittel". Das einzige das ich (unjuristisch gemeint) als strafmildernd würdigen würde, dass er dann doch noch den Aufenthaltsort des Kindes rausrückte... und das Kind gut versorgt war. Also ich sehe primar Unrecht... und zwar eine Kindesentführung... und nicht auch noch Mutter Theresa/Robin Hood, der Lösgeld unter Armen verteilt und dessen Anliegen eine bessere Welt ist. Um die message "ein Bösmensch kann auch gleichzeitig Gutmensch sein", hätte man das (für mich) glaubwürdiger verpacken müssen.

Denkstrukturen lasse ich auch gerne insofern anregen, indem im Laufe eine Films bzw. Buches allmählich verschiedene Fäden zusammenlaufen und einen Täter mit Motiv ergeben... mit einer gewissen Stringenz. Und man selbst mitspekulieren kann. Deswegen liebte ich u.a. Miss Marple immer so . Diese Schlüssigkeit fehlte mir hier etwas. Also es kann grds. schon sein, dass er seinem gescheiterten Leben so wieder einen Sinn geben wollte - wie du geschrieben hast. Aber es es ist nicht transparent dargelegt.
Wäre es beim erfolgsloser Mann im mittleren Alter versucht an Geld zu kommen, indem er netten Millionärssohn entführt, Mutter und Vater tief geschockt und ausser Fassung, Polizei versucht alles, um es wieder in Ordnung zu bringen, geblieben, so hätte man das ja schon 1000mal gesehen.
ja... aber weil man trotzdem immer wieder etwas draus machen kann, gibt es 1000 Varianten. Manchmal ist weniger mehr... für die Folge sehe ich das so. Klar kann man da geteilter Meinung sein.
Die gefühlte Machtlosigkeit, die man als nicht an diesen Spekulationen teilnehmende Europäerin an dem Hungern der Kinder hat, die dies irgendwo auf der Welt in der Weise tun, während eben die Spekulationsakteure sich am reichhaltigen Buffet laben.
Diese Meta-Ebene hat mich emotional eben nicht so erreicht... sondern die Machtlosigkeit war für mich mehr darüber spürbar, dass der Entführer schwieg... und ihm auch alles so gleichgültig schien (bestenfalls ein paar Regungen zeigte als sein Sohn da war). Oder in anderen Worten: Das Schicksal des Kindes (und wie es den Eltern wohl geht), ging mir näher... aber auch auffällig ähnlich wie Titus bereits schilderte: Das Styling und die relative Gefasstheit der Mutter. Den Nervenzusammenbruch des Vaters wirkte echter. Bzw. die Diskrepanz: Das Kind verdurstet möglicherweise, aber ein Polizeibeamter muss dem Täter Wasser bringen fand ich zum K*tzen (das hat ja in anderen Worten auch der Beamte verbalisiert).

=>
Zuletzt geändert von stern am Di., 08.01.2013, 18:14, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Di., 08.01.2013, 17:29

Ich glaube, es ging darum, dass er ein Patent für eine Handy-methode angemeldet hatte; damit und mit dem Bankkredit ein Unternehmen gegründet hat. Es wurde gesagt, der Erfolg des Unternehmens verzögerte sich wegen der allgemeinen Entwicklung. Die Idee war wohl zukunftsfähig, was sich später anderwertig bewies, aber er konnte dennoch den Kredit nicht rechtzeitig decken und die Bank war zu keinem Kompromiss bereit. Es wurde gesagt, dass war alles auch nicht so legitim, es wollte jemand anders mit dem Patent durchstarten.
ja stimmt... irgendwie so war es. Danke.

Es ging ihm wohl auch um Profit, den er aus seinem Patent schlagen wollte (bzw. zweitweise auch geschlagen hat)... warum entwickelt man sonst etwas und lässt es patentieren. Und somit hat von der Kreditvergabe (und damit Banken) zeitweise profitiert, für btw. etwas immaterielles, riskantes.

Wie der Sinneswandel kam zu der These "Banken tragen über bestimmte Geschäfte zum Welthunger bei und darauf will ich mit einer Kindesentführung aufmerksam machen", ist schlichtweg nicht transparent (für mich)... also entweder spekuliert bzw. konstruiert man manches. Oder man findet es unschlüssig.

Plus der Punkt wie der Rechtsanwalt sagte: Recht ist nicht immer Gerechtigkeit... sprich: Es soll manches in der Tat nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, aber es war nicht nachweisbar (ich glaube, man scheiterte sogar auf mehreren Instanzen). Da lag natürlich erstmal persönliche Vergeltung nahe (gefüttert durch Aussagen wie "sie werden noch herausfinden, woher wir uns kennen").
Der Vater hatte doch während des Krimis die Akten dazu gelesen und deshalb einen Nervenzusammenbruch bekommen.
Oh... auch hierzu habe ich nicht mehr die Details im Kopf... aber rein logisch betrachtet dürfte auch das Bangen um das Leben des eigenen Kindes Nervenzusammenbrüche umgemein begünstigen. Das hatte ich als eine Hauptursache auch in Betracht gezogen. Aber ich meine, die Akten wurden auch erwähnt.
Deshalb kann man das nicht so einfach sehen, dass er ja von "den Banken" profitiert hat, das ist zu schwarz-weiss gedacht.
Ich würde es eher so sehen: Sollte man aber auch nicht ausblenden/übersehen, wenn er als Robin Hood gezeichnet werden soll, der gegen die Geschäftspraktiken der pösen Banken und gegen den Welthunger vorgehen will. Will ich nicht überbewerten... ist mir aber als ein Punkt aufgefallen, bei dem mir die logische Stimmigkeit auch etwas fehlte.

Wir diskutieren hier zwar auf einer Ebene, die der Tator für mein Dafürhalten verfehlt hat... aber sei's drum. Ich finde eher folgendes einseitig beleuchtet
sondern es geht darum, wenn Akteure im Bankwesen ihre "unternehmerischen" Belange als auch persönliche Bedarfe über das Unglück, den Hunger, das Leid anderer Menschen stellen.
Weil das heißt ansonsten nicht viel anders als "die pösen Banken". Mglw. wurde hier durch unlauteres Vorgehen (das nicht nachweisbar war, wie der Rechtsanwalt schilderte) Profit aus dem Patent geschlagen (über den die Bank mglw. durch Verwertung auch mitprofitierte)... erstmal zu Lasten des Entführers. Welche Unrechtmäßigkeiten es gegeben haben soll (die aber auch durch die Justiz nicht festgestellt werden konnte) wurden aber meiner Erinnerung nach nicht nähe ausgeführt. Also für mich ist auch nicht transparent, ob es hier wirklich mit unrechten Dingen zuging. Fakt ist nur: Auch die Gerichte erkannten kein unrechtmäßiges Vorgehen. Aber auch Fakt ist: Nicht immer ist Recht gerecht. Aber Details blieben offen.

Was für mich eher vorstellbar ist: Dass dann jemand einen Hass auf Banken und deren Geschäftspraktiken bekommt. Also das Motiv, das im weiteren Sinne dann Rache, Vergeltung, bzw. Selbstjustiz wäre, ist für mich plausibler als Heldentum bzw. Retterfantasien.

Festgestelltes Recht bzw. gerichtlich nicht feststellbares Unrecht mit Unrecht zu vergelten wollen, kann auch ziemlich blöd sein. Erreicht haben dürfte er jedenfalls nicht viel mit seiner Aktion, die wohl eher selbstschädigend war. Insofern finde ich es auch gut, wenn man ihn nicht zu sehr auf das Podest stellt, dass da jemand ist, der dagegen vorgehen wollte, wie unlauter Banken arbeiten und sein Tat eine wohltätige sein sollte: Wenn sie 10 Mio für wohltätige Zwecke spenden, dann verrate ich, wo das Kind ist. Ich bekomme also "das Gute" hier wirklich nicht gut unter.

Klar kann man es zusätzlich noch auf o.g. Metaebene stellen... aber siehe oben. Das persönliche Schicksal der Charaktere ist für mich greifbarer gewesen (auch das des Entführeres).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Thread-EröffnerIn
pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Di., 08.01.2013, 18:57

@ stern

Ich bezweifele, dass die Tatort-Macher eine so klare Message treffen wollten, mir schienen sie eher an den seit einiger Zeit bestehenden Diskurs anknüpfen zu wollen, dass bestehende Vorstellungen über Gut und Böse ins Wanken geraten, dass das bestehende System der Weltwirtschaft für den einzelnen nicht transparent sein kann, aber dass es doch aus vielen Löchern hervordringt, dass extreme Mängel und dunkle/skurpellose Machenschaften bestehen. Nicht nur, aber eben doch in Übermassen. Dazu gehört auch, dass viele Menschen den Anschluss verlieren, einfach auch erstmal als Faktum.
Ich wollte sagen, es ging vielleicht gar nicht darum, eine Entscheidung zu treffen, den Täter als Held/Robin Hood darstellen zu wollen, sondern als handelnder Mensch in den derzeitigen Verstrickungen des Systems. Wobei ich auch die Vermutung habe, dass einige Deiner aufgezeigten Punkte damit zusammenhängen, dass ds Skript erst so angelegt war, diese ablehnenden Gefühle gegen den Täter hervorzurufen: Wie kann er das tun, da zu sitzen und zu schweigen, während aufgrund seines vorigen Handelns ein Kind verdurstet und dann als Überraschungspoint am Ende: Zack, habt Ihr so gedacht, aber er ist gar nicht so kaltblütig, er hat das Kind gut mit Essen und Getränken versorgt (=Regal) und dann im nachhinein beim Schnitt die Entscheidung getroffen wurde, dass das eben zu platt wäre, zu Robin Hood-mäßig, und man das Regal nur ganz kurz, übersehbar (ich habe es ja auch übersehen) gezeigt wurde und deswegen an manchen Stellen die Dramaturgie nicht aufging.
Ich fand zwar insgesamt die Skript-Idee sehr gut (wie dargestellt) beim Schauen fand ich aber ebenso, dass die Verhörszenen Längen hatten (so dass ich dachte, okay, ich weiss jetzt, er schweigt, will für sich was zu essen, Kind in Gefahr zu verhungern). Diese Längen hätten wohl nur Sinn gemacht, wenn man den Überraschungspoint am Schluss mehr genutzt hätte.

Wobei ich auch denke, dass es vielleicht so gemeint war, dass die indiviudellen Racheimpulse vom Über-Ich des Täters überhaupt erst in die Tat umgesetzt werden konnten, da er diese vor seinen Über-Ich mit der Robin Hood-/Weltretter-Phantasie rechtfertigen kann.

Übrigens ist es ja für viele im allgemeinen Diskurs ja auch das Erschreckende, dass bei Wirtschaftskriminalität / Bankenskandalen etc. juristisch nichts nachgewiesen werden kann und die Täter straffrei davonkommen: da kann die Konstrunktion eines solch ambivalenten Täters auch darauf hindeuten, dass die Frage aufgegriffen wird, welche individuellen Biografien sich aus diesem System ergeben: Der Mann fühlte sich ohnmächtig und seine Täter wurden nicht bestraft. psychologisch ist es so, dass wenn das gesellschaftliche Vertrauen in das Rechtssystem nachlässt, die Fälle individueller Rache steigen ....

Zum Profitmachen: Bei der Bankenkritik geht es ja nicht darum, dass es grundsätzlich schlecht ist, Profit zu machen.
Es geht darum, dabei ehrenhaft zu bleiben, das heisst, nicht zu betrügen und/oder über (auch unsichtbare) Leichen zu gehen - letzteres auch der sogenannte Hiroshima-Effekt.
Deswegen kann man m.E. das nicht so sagen, dass er ja ursprünglich auch mit einem Bankkredit Profit machen wollte.
Er hatte ja als Motiv genannt (und sicher hatte er unbewusst auch andere Motive), dass er die Agrar-Spekulationen und Highclass-Wetten zur Schau / kritisieren will, nicht das Bankensystem im allgemeinen.

(Kann jetzt nicht auf alle Punkte eingehen, vielleicht greife ich später nochmal etwas auf.)
Zuletzt geändert von pandas am Di., 08.01.2013, 19:08, insgesamt 1-mal geändert.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Werbung


Thread-EröffnerIn
pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Di., 08.01.2013, 19:04

Ach ja, diese Freundschafts-Kiste zwischen Stark und Ritter ist da der faden, der sich über alle Stark/Ritter-Tatorte zieht. Vielleicht soll da ja irgendwann mal mehr draus werden und so lange baut man es immer wieder ein.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Mi., 09.01.2013, 00:09

Ich wollte sagen, es ging vielleicht gar nicht darum, eine Entscheidung zu treffen, den Täter als Held/Robin Hood darstellen zu wollen, sondern als handelnder Mensch in den derzeitigen Verstrickungen des Systems. Wobei ich auch die Vermutung habe, dass einige Deiner aufgezeigten Punkte damit zusammenhängen, dass ds Skript erst so angelegt war, diese ablehnenden Gefühle gegen den Täter hervorzurufen: Wie kann er das tun, da zu sitzen und zu schweigen, während aufgrund seines vorigen Handelns ein Kind verdurstet und dann als Überraschungspoint am Ende: Zack, habt Ihr so gedacht, aber er ist gar nicht so kaltblütig, er hat das Kind gut mit Essen und Getränken versorgt (=Regal) und dann im nachhinein beim Schnitt die Entscheidung getroffen wurde, dass das eben zu platt wäre, zu Robin Hood-mäßig, und man das Regal nur ganz kurz, übersehbar (ich habe es ja auch übersehen) gezeigt wurde und deswegen an manchen Stellen die Dramaturgie nicht aufging.
Ich weiß es auch nicht... mein Eindruck war, dass ein Imagewechsel bezweckt war in Richtung: so böse ist er gar nicht... und so unberührbar ebenfalls nicht. Z.B. auch als sein Sohn ins Gewissen redete, und er (Vater, Entführer) nach der Hand seines Sohnes greifen wollte. Oder als er Robin-Hood-like das Lösegeld der 1. Tranche an Passanten verteilte. Oder auch die Schlussszene mit dem Regal... das zwar mglw. noch ein paar Wochen ernähren hätte können, aber nicht lebenslänglich, wenn er nicht ausgepackt hätte. Insofern relativiert sich die Fürsorge. Denn so oder so ist das Leben des Jungen abhängig davon, ob er den Aufenthaltsort rausrückt. Oder der Knaller: Ich sage ihnen den Aufenthaltsort, wenn sie mir glaubhaft versichern können, dass sie 10 Mio. spenden. Oder die selbstgerechte, verständniserhaschende message an seinen Sohn: Ich weiß, dass es nur Verlierer gibt, aber ich muss ein Zeichen setzen... ob jemand 20 oder 10 Mio. besitzt, macht doch keinen Unterschied. Du wirst es eines Tages verstehen blabla. Für mich wollte ich nie etwas, sinngem.

Also wenn das nicht an Robin Hood angelehnt ist à la "man nehme von den Reichen und gebe es den Armen", dann weiß ich auch nicht mehr. Doch... nach einem Empfinden hat sich die Story schon vom persönlichen Schicksal losgelöst (Unternehmen geht den Bach runter, was Vater nicht verkraftet und zum Alkoholiker wird, Kontaktabbruch durch den Sohn, usw.) und zum Robin Hood gewandelt, der durch einen Zeitungsartikel über Bankgeschäfte angeregt wurde. Und Imagewechsel auch dahingehend: Er ist nicht etwa nur verbittert und selbstgerecht, dass er sich nun aufgrund des erlittenen Unrechts im Recht sieht zu rächen, sondern sogar gerecht (vgl. Analogien zu Robin Hood). Und diese Robin-Hood-Analogien die hätte man sich (finde ich) ersparen können, da überzogen.
Zum Profitmachen: Bei der Bankenkritik geht es ja nicht darum, dass es grundsätzlich schlecht ist, Profit zu machen.
Es geht darum, dabei ehrenhaft zu bleiben, das heisst, nicht zu betrügen und/oder über (auch unsichtbare) Leichen zu gehen - letzteres auch der sogenannte Hiroshima-Effekt.
Ja. Das wurde ja der Bank vorgeworfen, dass sie aus der Kreditkündigung (mit der Folge der Verwertung des Patentes) größtmöglichen Profit schlagen wollte - trotz gegenteiliger persönlicher Aussagen, dass der Kreditrahmen nicht gekündigt wird... und dass es dabei unlauter zuging, Lügen im Spiel waren. NACH AUSSAGEN DES RECHTSANWALTES DES ENTFÜHRERS (leider ohne nähere Angaben). HÖCHSTRICHTERLICH konnte das nicht nachgewiesen werden. Zu recht oder zu unrecht bleibt im Grunde offen.

Dass es machtlos macht, wenn man sich im Recht sieht, aber nicht Recht erhält, das ist natürlich nachvollziehbar. Inwieweit hier aber faktisch wirklich Betrug im Spiel war, das lässt sich mangels Angaben in keiner Weise abwägen. Und DIE message
Der Mann fühlte sich ohnmächtig und seine Täter wurden nicht bestraft. psychologisch ist es so, dass wenn das gesellschaftliche Vertrauen in das Rechtssystem nachlässt, die Fälle individueller Rache steigen ....
bzw Recht ist nicht immer gerecht, wirtschaftliches Handeln genügt nicht immer ethischen Maßstäben (was auch nicht im selben Atemzug Wirtschaftskriminalität sein muss, sondern auch legale Geschäfte können im Ruf stehen, unethisch zu sein, vgl. div. Spekulationsgeschäfte. Oder auch die Kündigung eines Kreditrahmens dürfte im allg. Mitgefühl hervorrufen)... und Wirtschaftskriminalität lässt sich nicht immer nachweisen hätte ich auch noch annehmen können. WENN man konsequenter bei seiner Ohnmacht geblieben wäre, die ihn dann zu selbstgerechten Aktionen verleitete. Aber den Entführer als Robin Hood versus habgierige Bank finde ich eine Spur too much. Bzw. so formuliert: Dass es (primär) KEINE Rache bzw. Selbstgerechtigkeit sein soll (sondern er auch jemand ist, der sich für eine gerechtere Welt angeregt durch einen Zeitungsartikel einsetzt), sollte ja gerade der Überraschungeffekt sein... meines Eindrucks nach.

=>
Zuletzt geändert von stern am Mi., 09.01.2013, 00:26, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Mi., 09.01.2013, 00:18

Zur Kündigung des Kreditrahmens: Nix näheres weiß man nicht. Aber erwähnt wurde, dass die prognostizierte Rentabilität aufgrund der Wirtschaftslage ausblieb. Nun ja, faktisch ist es so, wenn den Pflichten nicht mehr nachgekommen werden kann (insbes. zur vereinbarten Ratenzahlung), dass das Darlehen dann mglw. fällig gestellt werden kann. Leider ging auch nicht genau hervor, was das erworbene Patent genau ist (irgendetwas, das für die Mobilfunkindustrie später von Bedeutung wurde). Jedenfalls ist etwas, das zunächst nur zu Kosten führt und unsicher ist, inwieweit es in Zukunft etwas abwirft, natürlich ein riskante Investion... natürlich insbes. auch für eine Bank als Geldgeber. Je immaterieller, desto noch stärker risikobehaftet. Nach menschlichem Ermessen mglw. ungerecht, unethisch... aber soweit noch kein Betrug. Der Rechtsanwalt verklagte die Bank wegen Betrug o.ä.... aber erfolglos. Und das sollte wohl eine message sein, dass Recht nicht immer gerecht ist bzw. nicht alles ethisch ist, das nicht bestraft wird. Ich fasste es als Wink auf "Bankenskandale" bzw. unseriöse Geschäftspraktiken auf... meinetwegen. Aber inwieweit über Leichen gegangen wurde, ist für mich offen... faktisch nachgewiesen werden konnte es zwar nicht.
Deswegen kann man m.E. das nicht so sagen, dass er ja ursprünglich auch mit einem Bankkredit Profit machen wollte.
Doch... finde ich schon, auch jenseits eines etwaigen unlauteren Vorgehens durch die Bank... nämlich dann, wenn man ihm im Ende zum Robin Hood hochstilisieren will, dessen Tatmotiv es ist, 10 Mio. von einem Reichen zu nehmen (als stellvertretende Verantwortlicher von Missständen), um es Armen zu geben - aus Wohltätigkeit. In seinem früheren Leben wurde er (von seinem Sohn) jedenfalls eher als workaholic gezeichnet, der auch seinen Sohn nur selten zu Gesicht bekam, und all seine Ressourcen, auch die finanziellen, in sein Unternehmen steckte... nicht als jemand, der seine Lebensaufgabe in wohltätigem Engagement sieht. Es hieß (toootaaal glaubwürdig), dass er über einen Zeitungsartikel auf diverse Bankgeschäfte aufmerksam wurde... die dann zunehmend das Motiv darstellen sollten, soweit ich das verstanden habe.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 09.01.2013, 00:34, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag Mi., 09.01.2013, 00:26

Habe hier jetzt vieles nicht mitgelesen, möchte aber eins noch kurz vermerken: Die bösen Banken als böse Banken zu bezeichnen, finde ich deswegen nicht schlimm, weil es die Wahrheit ist.
Und da fast wir alle ein Konto bei den bösen Banken haben, aber nur ganz wenige von uns wissen, worin die bösen Banken unser Geld (und selbst, wenn es nur das von einem für uns "zinslosen" Girokonto ist) investieren - nämlich in Spekulationsgeschäfte jenseits von nur dem kleinsten Funken von menschlichem Anstand -, finde ich es erst recht gut, wenn ein prominentes Serienformat des Öff-Re-Fe sich dessen mal annimmt: Der bösen Banken und der bösen dummen naiven kleinen Girokontoinhaber, die wir fast alle sind!

Widow


Thread-EröffnerIn
pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Mi., 09.01.2013, 00:28

@ stern

Na, aber das sind doch Sachen, die das Skript wohl so wollte, bewusst gemacht wurden von den Machern - also dass er eben juristisch nicht gegen das Unrecht mit der Patentsache vorgehen konnte, dass höchstrichterlich der den Zuschauern vom Anwalt vermittelte Prozessgegenstand abgelehnt wurde bzw. kein Urteil zu seinen Gunsten gefällt wurde (wegen mangelnder Beweislast, so wie ich es verstanden habe: in dubio rex), sollte doch gerade zeigen, dass er so in eine Ohnmachtstellung gegen das System katapultiert wurde, und dadurch wurden Racheimpulse etc. geweckt - das ist doch aber Bestandteil der Story. Wenn er recht bekommen hätte, dann hätte es die Story so ja auch nicht gegeben. Ich denke aber, dass es gerade in diesem Bereich solche Fälle in der Realität gibt. Da hinkt die Gesetzgebung ja auch etwas hinterher. So wie es eingeführt wurde im Tatort, hatte ich auch den Eindruck, es sollte vermittelt werden, es ist ihm da tatsächlich Unrecht geschehen, welches eben gerade nicht richterlich Vergeltung erfahren hat. Aber das ist doch legitim für einen Krimi, dies so zu gestalten.

Und das Spiel mit dem Imagewechsel: ist er einfach böse oder mehr ein moderner Robin Hood? finde ich von Dir zutreffend beschrieben, ich wollte ja nicht bestreiten, dass es so gemeint war, aber sagen, dass ich das interessant fand, wenn (wegen der beschriebenen Längen) auch nicht immer spannend.
Mit dem Regal habe ich so verstanden, das war dann ein Hinweis: Deshalb hat er sich zeitgelassen mit der Preisgabe des Aufenthaltsortes bis er ein Teilziel erreicht hat. Er konnte das von vorneherein einplanen und hatte vor, ihn zum gegebenen Zeitpunkt kundzugeben. Die ganze Sache mit dem "Ich stelle ein Ultimatum, der Junge hat nichts zu essen und zu trinken, und nach dem Ultimatum ist er verdurstet." war dann von ihm ein Bluff.

Wie gesagt, ich kann mir vorstellen, dass es das gibt, so eine Durchmischung von Tatmotiven, auf der einen Seite eher individuelles, auf der anderen Seite extrem-politische Motivation, dabei kann es sein, dass sich ein Täter einredet, er tue etwas gutes, um vor sich seine Taten zu rechtfertigen, die aber auch aus persönlicher Rache motiviert sind.
Das kennt man durchaus aus realen Täterprofilen.
Dass die klare Unterscheidung in Gut und Böse im Krimigenre mehr und mehr hinterfragt und differenziert wird, ist ja seit einiger Zeit so, und ich finde das insgesamt durchaus eine spannende Sache.

Und: Nein, ich wollte nicht sagen, dass bei der Patentsache/Kündigung des Kredits über Leichen gegangen wurde. Das fällt für mich unter unehrenhaft bis Betrug, wenn es darum ging, das Patent für jemand anders (Vitamin B) freizustellen. Und es wurde damit ja schon ein Leben ruiniert: Das des Täters, der dadurch wohl psychisch erkrankt ist. Mit über Leichen gehen meinte ich die Spekulationsgeschäfte / Wetten etc. in der Lebensmittel-/Agrarindustrie.
Zuletzt geändert von pandas am Mi., 09.01.2013, 00:37, insgesamt 3-mal geändert.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Mi., 09.01.2013, 00:29

So ein Tatort, wie der am vergangenen Sonntag, kann schon sehr inspirierend sein.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


Thread-EröffnerIn
pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Mi., 09.01.2013, 00:34

@ Vincent

Och, ich denke über viele Filme viel nach, aber mehr so als nebenbei-Gedankenrolle.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Mi., 09.01.2013, 00:39

@biber
Jedenfalls recht nett, wie ihr ihn da reflektiert.

Aber ich habe es so gemeint: Es gibt eine ganze Menge Bank-Manager. Und einige von denen werden kleine Jungs haben...

Wenn dem Kind nichts passiert, wird man keine allzu hohe Strafe zu erwarten haben. Ein derartiges Zeichen zu setzen, könnte sich also lohnen.

Womit ich jetzt keine solche Tat ankündigen wollte!!!
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


Thread-EröffnerIn
pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Mi., 09.01.2013, 00:46

stern hat geschrieben:
Deswegen kann man m.E. das nicht so sagen, dass er ja ursprünglich auch mit einem Bankkredit Profit machen wollte.
Doch... finde ich schon, auch jenseits eines etwaigen unlauteren Vorgehens durch die Bank... nämlich dann, wenn man ihm im Ende zum Robin Hood hochstilisieren will, dessen Tatmotiv es ist, 10 Mio. von einem Reichen zu nehmen (als stellvertretende Verantwortlicher von Missständen), um es Armen zu geben - aus Wohltätigkeit. In seinem früheren Leben wurde er (von seinem Sohn) jedenfalls eher als workaholic gezeichnet, der auch seinen Sohn nur selten zu Gesicht bekam, und all seine Ressourcen, auch die finanziellen, in sein Unternehmen steckte... nicht als jemand, der seine Lebensaufgabe in wohltätigem Engagement sieht. Es hieß (toootaaal glaubwürdig), dass er über einen Zeitungsartikel auf diverse Bankgeschäfte aufmerksam wurde... die dann zunehmend das Motiv darstellen sollten, soweit ich das verstanden habe.
Na, aber da hast Du mein Zitat so beschnitten, dass die Erläuterung fehlt: Ich schrieb ja, dass es den meisten Menschen, und auch dem Täter, bei der Bankenkritik nicht prinzipiell darum geht, das Profit gemacht wird, das Mensch sein Geld verdient, sondern um das WIE und Um welchen Preis für die Menschheit.
Er hat ja nie behauptet, er sehe seine Lebensaufgabe in wohltätigem Engagement, sondern dies war die Motivation für diese eine (aus seiner Sicht vermutlich durchaus große) Tat. Und das zeigt sich ja gerade auch in dem Zeitungsartikel, von dem er erzählt hatte, da wurden ja ganz konkret diese Lebensmittelspekulationen und Wetten darüber an den Börsen beschrieben.
Da ist also kein Widerspruch, der wäre nur gegeben, wenn sein Patent mit eben diesen Spekulationen zusammenhing, es ging aber um eine Innovation im Mobilfunk. Das Tatmotiv war auch nicht allein, das Geld für die Umverteilung zu nehmen, sondern eben auf die Folgen - die hungernden Kinder in anderen Kontinenten - aufmerksam zu machen.

@ Vincent

Nana, aber wie Du im ersten Satz schreibst, reflektieren wir den Film. Ich für meinen Teil nehme ihn jedenfalls nicht für bare Münze. Es geht um Fiktion, die als solche etwas aussagen will, und um das wie dessen zu durchleuchten, geht es gerade hier
Ich persönlich fände es ja erfreulicher, wenn die Zuschauer_innen durch den Film angeregt werden, über eben die Folgen der Spekulationen nachzudenken als auch die Ursachen des Welthungers, als über eventuelle Nachahmungen der Tat (die sicher so oder so mit einem hohen Strafmaß belegt ist, aber das wäre ein Gerichtsfilm, bis ins Gericht geht es ja selten im Krimigenre).
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Mi., 09.01.2013, 00:55

Geloescht...
Zuletzt geändert von Vincent am Mi., 09.01.2013, 01:46, insgesamt 1-mal geändert.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Mi., 09.01.2013, 01:12

biber hat geschrieben:So wie es eingeführt wurde im Tatort, hatte ich auch den Eindruck, es sollte vermittelt werden, es ist ihm da tatsächlich Unrecht geschehen, welches eben gerade nicht richterlich Vergeltung erfahren hat. Aber das ist doch legitim für einen Krimi, dies so zu gestalten.
ja... natürlich... den Eindruck hatte ich auch, dass der Eindruck erweckt werden soll. Und den hat man vermutlich umso mehr, wenn man juristisch gegen etwas vorgehen will, das man für Unrecht hält, die Prozesse aber auf allen Instanzen scheitern. Das kann ohnmächtig machen, keine Frage. Nur ist es offen, ob hier in dubio pro reo gehandelt wurde bzw. ob nur Nichtnachweisbarkeit gegeben war"... bzw. ob (nach juristischen Maßstäben) wirklich kein Unrecht begangen wurde. Macht schon einen gewissen Unterschied. Der Rechtsanwalt sagte: Es war Unrecht... aber es ließ sich nicht nachweisen.

Jenseits des sog. objektiven Rechts, ist Recht nicht immer gerecht... das entnahm ich als eine message. Soweit so gut.

Und natürlich kann man einen Krimi so gestalten... aber den Robin Hood (vgl. wie er sich seinem Sohn erklärte, warum er das machte... bzw. die Darstellung, wie er das Lösgeld verteilte. Dass die Bekanntgabe des Aufenhaltsortes an die Bedingung einer Spende geknüpft ist) konnte ich beim besten Willen nicht abkaufen... zu überzogen, unrealistisch für meinen Geschmack.
Die ganze Sache mit dem "Ich stelle ein Ultimatum, der Junge hat nichts zu essen und zu trinken, und nach dem Ultimatum ist er verdurstet." war dann von ihm ein Bluff.
... wobei es schwer abschätzbar ist, inwieweit er von vorneherein plante, den Aufenthaltsort preiszugeben (wie er das dann ja auch machte... in Kombi damit, dass er zur Bedingung machte, das 10 Mio. gespendet werden). Oder er das Kind für die ""gute"" Sache opfert (vgl. Gespräch mit dem Sohn). Oder ob er schlichtweg dann doch weich wurde. Das macht insofern Unterschied, für wie kaltblütig ich jemanden halte.
Wie gesagt, ich kann mir vorstellen, dass es das gibt, so eine Durchmischung von Tatmotiven, auf der einen Seite eher individuelles, auf der anderen Seite extrem-politische Motivation, dabei kann es sein, dass sich ein Täter einredet, er tue etwas gutes, um vor sich seine Taten zu rechtfertigen, die aber auch aus persönlicher Rache motiviert sind.
Ja... das wäre wiederum innerhalb des für mich glaubwürdigen, wenn man sich etwas schön redet à la: Die Tat steht ja im Dienste einer ehrbaren Sache.
Und: Nein, ich wollte nicht sagen, dass bei der Patentsache/Kündigung des Kredits über Leichen gegangen wurde. Das fällt für mich unter unehrenhaft bis Betrug, wenn es darum ging, das Patent für jemand anders (Vitamin B) freizustellen.
Deswegen wurde geklagt... dass sich andere, insbes. auch die Bank aus dem Patent größtmöglichen Profit schlagen wurde. Erfolglos. Und ja, der finanzielle Ruin ruinierte zunehmend die Existenz.
Mit über Leichen gehen meinte ich die Spekulationsgeschäfte / Wetten etc. in der Lebensmittel-/Agrarindustrie.
Und das sollte das Tatmotiv sein, angeregt durch einen Zeitungsartikel... fand ich persönlich überzogen, vgl. Begründungen oben. Aber klar, kann man geteilte Meinung.

Die Zusammenhänge zwischen Finanzmarkttransaktionen und Welthunger und volkswirtschaftliche Folgen möchte ich nicht durchleuten... auf der Ebene war auch der Krimi nicht, der insoweit recht oberflächlich blieb. Was einem Krimi auch keinen Abbruch tut. Insofern war es für mich weder Fisch noch Fleisch. Als Tatmotiv für eine Krimi zu überzogen... und als gesellschaftskritischer Beitrag zu oberflächlich, so dass evtl. ein andere Format zweckmäßiger wäre.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Werbung

Antworten