Umgang mit dem Tod und Sinnfrage

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Blanchet
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:18

flowerbomb2 hat geschrieben:Sorry, aber das ist für mich keine Logik.

Alles, was man als nicht selbstverständlich sieht, sondern als Geschenk und Bereicherung. Da muss man dann einfach sagen: okay, tot, kein Problem, der nächste bitte???

Trauer ist ein Prozess und es geht vor allem um Gefühle und nicht um vernunftgesteuertes Denken.

Ich weiß ja nicht, ob du schon mal was von den five stages of grief gehört hast, aber Akzeptanz ist da die letzte Stufe.
Eines kannst du mir glauben. Ich bin durch jede dieser gottverdammten Stufen gegangen.
Es war die Hölle. Nein das ist noch viel zu milde dafür, wie es war.
Ich habe mehr als ZWANZIG Jahre in dieser Hölle gelebt - nein überlebt. Irgendwie.

Ich habe nur geschrieben. Es GIBT etwas hinter dieser Hölle.

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flowerbomb2
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:19

**AufdemWeg** hat geschrieben:Blanchet hat in KEINEM ihrer Beiträge geschrieben:
tot, kein Problem, der nächste Bitte
weder in diesem Wortlaut noch sinngemäß
AufdemWeg, ich habe das auch nicht auf blanchet gerade bezogen, sondern auf das was Nico geschrieben hat.
Von wegen es ist nicht selbstverständlich, also eben akzeptieren. Als wäre es so einfach.
Und so wie das geschrieben wurde, habe ich das eben so empfunden, als denkt Nico, sowas würde von einem Moment auf den anderen gehen.

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Nico
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:20

@flowerbomb

Nein, natuerlich kann und soll man nicht einfach zur Tagesordnung uebergehen und natuerlich ist Trauer ein sehr individueller persoenlicher Prozess.
Aber es sollte dennoch nicht verboten sein von aussen eine gewisse rationale Sichtweise einzubringen, wenn schon der Betroffene derzeit nicht in der Lage ist diesen rationalen Aspekt zu sehen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:22

flower,okay, da gehe ich davon aus
dass jeder Mensch bestimmt in seinem Leben den einen oder gar mehrere Menschen in seinem Leben verloren hat durch den Tod
die er geliebt, geschätzt, gemocht hat und jeder Mensch weiss, dass sich Trauer nicht wie ein Lichtschalter ein und ausschalten lässt.
Hier Gefühlskälte zu unterstellen das empfinde ich widerum als kalt.
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flowerbomb2
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:23

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es das für widow besser macht, eher im Gegenteil.

Aber wie Goldbeere schon geschrieben hat, kann hier jeder seine Meinung sagen, weil öffentlicher thread.

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stern
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:25

Nico hat geschrieben:Aber es sollte dennoch nicht verboten sein von aussen eine gewisse rationale Sichtweise einzubringen, wenn schon der Betroffene derzeit nicht in der Lage ist diesen rationalen Aspekt zu sehen.
um Gefühle wegzurationalisieren? Ein Abwehrmechanismus btw.

Ich finde schon, dass man etwas (auch den Tod) ungerecht finden darf (ist zwar erstmal ein gedanklicher Prozess, der aber häufig mit Wut o.ä. korreliert).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Nico
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:27

Was flowerbomb glaubst du wuerde es fuer widow besser machen ?
Sollen wir ihr schreiben " gib die Hoffnung nicht auf, irgendwann wird es schon klappen mit der Autotuer die dir das Genick bricht ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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flowerbomb2
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:29

**AufdemWeg** hat geschrieben: Hier Gefühlskälte zu unterstellen das empfinde ich widerum als kalt.
Nachdem du dich ja so am genauen Wortlaut aufhängst: ich habe Nico hier nicht Gefühlskälte unterstellt. Und zwar auch weder wörtlich noch indirekt.
Aber es ist natürlich völlig okay, wenn du mich als kalt empfindest, hab ich nicht das geringste Problem mit.

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flowerbomb2
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:32

Nico hat geschrieben:Was flowerbomb glaubst du wuerde es fuer widow besser machen ?
Sollen wir ihr schreiben " gib die Hoffnung nicht auf, irgendwann wird es schon klappen mit der Autotuer die dir das Genick bricht ?
ich weiß es nicht, ich finde das Falscheste, was man sagen kann, nämlich, dass es richtig ist, dass er tot ist, ist eh schon passiert.
Also könnte man zumindest mit dieser Diskussion aufhören oder sie auslagern, weil es hier nicht mehr um widow geht. Sondern um allgemeines Gerede über den Tod und Sinn etc.
Also zumindest die Situation nicht noch verschlechtern wäre eine Idee.

Ich glaube auch kaum, dass diese Diskussion ihr irgendwie in Bezug auf Suizidgedanken helfen könnte.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:32

um den Tod als einfach zu bezeichnen bedürfte es durchaus einer gewissen Kälte
aber ich glaube nicht, dass es einen Menschen gibt der den Tod als einfach abzuhaken empfindet.
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Blanchet
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:33

stern hat geschrieben:
Nico hat geschrieben:Aber es sollte dennoch nicht verboten sein von aussen eine gewisse rationale Sichtweise einzubringen, wenn schon der Betroffene derzeit nicht in der Lage ist diesen rationalen Aspekt zu sehen.
um Gefühle wegzurationalisieren? Ein Abwehrmechanismus btw.

Ich finde schon, dass man etwas (auch den Tod) ungerecht finden darf (ist zwar erstmal ein gedanklicher Prozess, der aber häufig mit Wut o.ä. korreliert).
Etwas ungerecht empfinden ist mehr als menschlich und vielleicht in Phasen hilfreich, weil es die Wut ableitet.
Drinnen stecken zu bleiben halte ich allerdings für fatal.

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Nico
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:39

stern hat geschrieben: um Gefühle wegzurationalisieren? Ein Abwehrmechanismus btw.

Ich finde schon, dass man etwas (auch den Tod) ungerecht finden darf (ist zwar erstmal ein gedanklicher Prozess, der aber häufig mit Wut o.ä. korreliert).
Also in meiner Welt darf jeder alles, solange er keinem anderen damit schadet. Hab ich hier irgendwo geschrieben, dass man etwas nicht darf ?

Aber weisst du, wenn man sich gefuehlsmaessig sehr lange am Fleck dreht, wird aus diesem Gefuehl ein Zustand und der engt den Blickwinkel extremst ein.
Laesst sich in vielerlei Hinsicht taeglich beobachten bei diversen Kurzschlusshandlungen und Wahnsinnstaten.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


Vincent
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:43

Ist der Tod denn immer nur dann akzeptabel, wenn der Gestorbene die statistische Lebenserwartung erreicht hat... falls überhaupt?! Niemand hat bestimmt, dass Menschen über siebzig oder achtzig Jahre alt werden (müssen); niemand hat ein Gesetz daraus gemacht. Dass Menschen so alt (oder älter) werden können, ist nicht die Regel.

Wenn ein Mensch früher stirbt, stirbt er früher. Punkt. Einen höheren Sinn (oder auch Unsinn) da hinein zu interpretieren, ergibt keinen Sinn. Das Loslassen, Akzeptieren und Weiterleben würde Sinn ergeben.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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Sabriel
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:44

Nein, aber der Tod ist viel einfacher, wenn der Sterbende selbst sein Leben als voll und ganz empfindet, und selbst bereit ist, zu sterben.
“I'm just the weatherman
I make the sun, wind, rain and the colourful rainbow
I am a lucky man
I can freeze my pain if I feel that way”

Sub7even

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Lilly111
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Beitrag Mo., 19.11.2012, 15:51

@Nico
Zustimmung zu deinen Beiträgen hier, ich sehe das im Wesentlichen genauso, insbesondere:
Dankbarkeit ? Demut ? Zufriedenheit ? Ergebenheit ?
Alles Fremdwoerter......
Trotzdem ein großes ABER....

Trauern ist ein Prozess in verschiedenen Phasen, z.B. hier gut erklärt: http://psychologie-news.stangl.eu/527/d ... erena-kast

Wer noch in Phase 1 oder 2 steckt, glaubt einfach nicht, dass es jemals wieder anders werden könnte. Man kann es nicht fühlen dieses andere Leben danach, auch wenn der Verstand weiß, dass es das wohl geben muss, nun, wo der geliebte Mensch nicht mehr da ist, man selbst aber noch lebt.

Die größte Schwierigkeit besteht wohl darin "richtig" zu trauern. (Man kann nicht "falsch" trauern!) Richtig im Sinne von nicht zu schnell, zu früh verdrängen und zur Tagesordnung übergehen, aber möglichst auch nicht auf ewig in Phase 2 zu verharren. Damit versperrt man sich selbst die Tür zu einem zufriedenen Weiterleben.
Wann und welche Schritte man auf diesem Weg geht, bleibt ganz allein jedem selbst überlassen. Und wenn jemand gar nicht (weiter)gehen mag, braucht auch das keine Absolution.

Lilly
... as stubborn as a mule.

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