Candle, diese Fragestellung ist nicht auf meinem Mist gewachsen.
Es scheint eine geläufige Intervention zu sein, den Patienten damit zu konfrontieren.
Mir wurde sie in zwei verschiedenen therapeutischen Settings gestellt. Beide Male in Phasen der Therapie, in denen nichts mehr ging und solche beängstigenden Dinge wie die die therapeutische Beziehung, wie ich sie gestalten könnte und meine Bedürfnisse das Thema waren.
Und Dys und ich werden nicht die einzigen sein, denen sogar über die Fragestellung hinaus ganz konkret auch der angewärmte (uah ) Therapeutenstuhl nebst Therapeutenperspektive mit deutlich spürbar eingegrabener Therapeut/innen/en-Hinternkuhle (uah uah uah ) angeboten wurde.
(Wenn das mal kein Perspektivwechsel ist wiiihhhiiiiii)
Ich denke, und das fände ich mehr als sinnvoll, es geht um eben diesen Perspektivwechsel.
Und um das sich klar werden über Bedürfnisse (und hierfür braucht man kein Psychologiestudim. Meine Thera meinte immer "sie sind der beste Experte, wenn es um sie selbst geht").
Und um das Aussprechen dieser Bedürfnisse.
Um das sich Klarwerden (schreibt man das eigentlich so?) über die verschiedenen Anteile, die in einem toben und Kämpfe ausfechten.
Und um das sich Klarwerden über der Beziehung nicht dienliche Verhaltensweisen (Schweigen vielleicht), über Gründe, die man für diese Verhaltensweisen hat (Angst vielleicht)
Vielleicht auch um das -zumindest gedankliche- Ausprobieren, von etwas Neuem.
Dysfunction hat geschrieben:Mein T² hat diese Frage damals zwei Mal direkt umgesetzt, indem er mich aufforderte die Plaetze zu tauschen, was schon befremdlich genug war; den Raum aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen (Der Blick auf das fast zusammenbrechende Buecherregal, statt auf das Schreibtischchaos. Ich studierte die Titel ...) und vor allem: auf seinem Platz zu sitzen, das war so angenehm und auch befremdlich nah.
Kenn ich
Dysfunction hat geschrieben:
Er fragte mich: “Wie wuerden Sie an meiner Stelle handeln?“ Aber ich wusste keine Antwort darauf, fuer die ich mich nicht geschaemt haette.
Kenn ich.
Das und furchtbare Angst vor Zurückweisung und die Angst davor, sich so schutzlos zu präsentieren.
Ob man seine Bedürfnisse so aussprechen kann, steht ja nochmal auf einem anderen Blatt. Aber das für sich so erkennen und zu benennen ist immerhin mal was, womit man arbeiten kann.
Dysfunction hat geschrieben:Heute wuerde ich vielleicht darauf antworten: “Ich wuerde mir wuenschen, dass sie mich kurz in den Arm nehmen oder wenigstens fuer ein paar Momente meine Hand halten. Wenn ich auch physisch (Ge)Halt(enwerden) spueren kann, kommt davon mehr bei mir an und ich kann ihn (also den Halt) auch laenger bewahren, wenn ich diesen Raum hier verlassen habe.“
(Kenne ich übrigens auch, das mit dem Wunsch nach physischem Halt. Ich weiß genau, was du meinst Dys. Wenn man es nicht bekommt ist scheiße.
Wenn man es bekommt aber noch viel mehr, weil es der Highway in die Abhängigkeit ist.
((Ich habe in zwei verschiedenen therapeutischen Settings beides erlebt. Einmal "Zurückweisung", einmal "Wunscherfüllung". Wunscherfüllung war rückblickend eindeutig die schlechtere, weil so gnadenlos abhängigmachende Variante.))
Dysfunction hat geschrieben:Der etwas objektivere Teil jedoch wettert: Ich wuerde mir nie immer wieder etwas versichern, wenn ich weiss, dass ich es sowieso nicht halten kann / werde ... Und ich wuerde auf keinen Fall in die Traumaexposition einsteigen, indem ich durch mein Handeln den Patienten retraumatisiere und dann verschwinde und ihn damit allein lasse, wissend, dass er dem nicht gewachsen ist.
Ich haette mich aber wohl auch schon viel frueher verlassen, da mir die Geduld / der Ehrgeiz schon eher ausgegangen waere.
Was ich auch nicht machen wuerde: Schweigen, wenn ich weiss, dass die Hauptprobleme meiner Patientin durch emotionale Vernachlaessigung, Ignoranz und Totschweigen, im Zuge dessen, das Gefuehl nicht liebenswert, nicht von irgendeinem Wert zu sein, verursacht wurden.
Ja. Mindestens ebenso wichtige, wenn nicht wichtigere Frage: "was würde ich nicht tun?", danke hierfür.
(Und wenns nur zu Folge hat, dass der objektivere Teil zwischendurch auch mal was sagen darf)
--> Ich würde mich nicht, unter keinen Umständen NIEMALS in den Arm nehmen!