Rollentausch-wenn ihr euer/eure Thera wärt....

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B-Moll
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Beitrag Fr., 12.10.2012, 07:34

elana hat geschrieben: Es gibt schon Fachbücher, wo für bestimmte Patientengruppen ganz bestimmte Verhaltensweisen empfohlen werden, z. B. bei einer ängstlich-selbstunsicheren Persönlichkeit nur wohlwollendes Verhalten, möglichst keine Kritik.

Liebe Elana, hast du das SO gelesen? Kannst du mir da eine Quelle nennen?

Meine Thera zeigt mir ggü. auch immer nur wohlwollendes Verhalten. (Meine Eigendiagnose wäre auch selbstunsicher-vermeidend, deshalb depressiv)
Ich hab sie schon mehrmals gebeten, ruhig konfrontativer mit mir zu arbeiten, aber entweder entspricht das grundsätzlich nicht ihrem Stil oder es ist doch ihre beabsichtigte Vorgehensweise in meinem konkreten Fall. Das wüsste ich echt gern!

Ja, wäre ich MEIN Therapeut würde ich mich mehr "in die Enge treiben", mich mit meinem "unmöglichen" vermeidenden Verhalten konfrontieren und nicht locker lassen....
damit sich endlich was ändern kann....
Liebe Grüße, B-Moll

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(e)
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Beitrag Fr., 12.10.2012, 07:45

Hi B-Moll

Es gäbe in diesem Fall sogar eine PDF-Datei im Internet. Gib folgende Begriffe in die Suchmaschine ein:
4. Symposium: "Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung"

Dort gibt es mehrere fachliche Vorträge zur Thematik als Power-Point-Präsentationen.
Lieben Gruß
elana

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B-Moll
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Beitrag Fr., 12.10.2012, 09:01

Danke, hab es gefunden, Elana, das passt total...

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Beitrag Fr., 12.10.2012, 09:10

Ich muss es loswerden:

Gestern war eine üble Stunde und ich habe ab und an heimlich auf die Uhr geschielt. Als die Stunde endlich um war, hat meine Analytiker weiter gewartet, dass ich "es" sage und blieb auf ihrem Stuhl liegen. Sie überzieht höchstens mal paar Sekunden...

Ich: "Oh, die Zeit ist um"
Sie: "So viel Zeit ist noch"
Ich: "Können Sie nicht die Stunde beenden?"
Sie: "Nein"
Ich: "Also gut, dann mach ich's. Liebe Frau Dr. X, die Stunde ist zu Ende, wir sehen uns dann am Montag wieder"

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(e)
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Beitrag Fr., 12.10.2012, 15:00

Sorry, aber das ist jetzt irgendwie witzig.
Lieben Gruß
elana

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Mia Wallace
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Beitrag Sa., 13.10.2012, 08:11

Candle, diese Fragestellung ist nicht auf meinem Mist gewachsen.
Es scheint eine geläufige Intervention zu sein, den Patienten damit zu konfrontieren.
Mir wurde sie in zwei verschiedenen therapeutischen Settings gestellt. Beide Male in Phasen der Therapie, in denen nichts mehr ging und solche beängstigenden Dinge wie die die therapeutische Beziehung, wie ich sie gestalten könnte und meine Bedürfnisse das Thema waren.
Und Dys und ich werden nicht die einzigen sein, denen sogar über die Fragestellung hinaus ganz konkret auch der angewärmte (uah ) Therapeutenstuhl nebst Therapeutenperspektive mit deutlich spürbar eingegrabener Therapeut/innen/en-Hinternkuhle (uah uah uah ) angeboten wurde.
(Wenn das mal kein Perspektivwechsel ist wiiihhhiiiiii)


Ich denke, und das fände ich mehr als sinnvoll, es geht um eben diesen Perspektivwechsel.
Und um das sich klar werden über Bedürfnisse (und hierfür braucht man kein Psychologiestudim. Meine Thera meinte immer "sie sind der beste Experte, wenn es um sie selbst geht").
Und um das Aussprechen dieser Bedürfnisse.
Um das sich Klarwerden (schreibt man das eigentlich so?) über die verschiedenen Anteile, die in einem toben und Kämpfe ausfechten.
Und um das sich Klarwerden über der Beziehung nicht dienliche Verhaltensweisen (Schweigen vielleicht), über Gründe, die man für diese Verhaltensweisen hat (Angst vielleicht)
Vielleicht auch um das -zumindest gedankliche- Ausprobieren, von etwas Neuem.


Dysfunction hat geschrieben:Mein T² hat diese Frage damals zwei Mal direkt umgesetzt, indem er mich aufforderte die Plaetze zu tauschen, was schon befremdlich genug war; den Raum aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen (Der Blick auf das fast zusammenbrechende Buecherregal, statt auf das Schreibtischchaos. Ich studierte die Titel ...) und vor allem: auf seinem Platz zu sitzen, das war so angenehm und auch befremdlich nah.
Kenn ich


Dysfunction hat geschrieben: Er fragte mich: “Wie wuerden Sie an meiner Stelle handeln?“ Aber ich wusste keine Antwort darauf, fuer die ich mich nicht geschaemt haette.
Kenn ich.
Das und furchtbare Angst vor Zurückweisung und die Angst davor, sich so schutzlos zu präsentieren.
Ob man seine Bedürfnisse so aussprechen kann, steht ja nochmal auf einem anderen Blatt. Aber das für sich so erkennen und zu benennen ist immerhin mal was, womit man arbeiten kann.
Dysfunction hat geschrieben:Heute wuerde ich vielleicht darauf antworten: “Ich wuerde mir wuenschen, dass sie mich kurz in den Arm nehmen oder wenigstens fuer ein paar Momente meine Hand halten. Wenn ich auch physisch (Ge)Halt(enwerden) spueren kann, kommt davon mehr bei mir an und ich kann ihn (also den Halt) auch laenger bewahren, wenn ich diesen Raum hier verlassen habe.“


(Kenne ich übrigens auch, das mit dem Wunsch nach physischem Halt. Ich weiß genau, was du meinst Dys. Wenn man es nicht bekommt ist scheiße.
Wenn man es bekommt aber noch viel mehr, weil es der Highway in die Abhängigkeit ist.
((Ich habe in zwei verschiedenen therapeutischen Settings beides erlebt. Einmal "Zurückweisung", einmal "Wunscherfüllung". Wunscherfüllung war rückblickend eindeutig die schlechtere, weil so gnadenlos abhängigmachende Variante.))


Dysfunction hat geschrieben:Der etwas objektivere Teil jedoch wettert: Ich wuerde mir nie immer wieder etwas versichern, wenn ich weiss, dass ich es sowieso nicht halten kann / werde ... Und ich wuerde auf keinen Fall in die Traumaexposition einsteigen, indem ich durch mein Handeln den Patienten retraumatisiere und dann verschwinde und ihn damit allein lasse, wissend, dass er dem nicht gewachsen ist.

Ich haette mich aber wohl auch schon viel frueher verlassen, da mir die Geduld / der Ehrgeiz schon eher ausgegangen waere.

Was ich auch nicht machen wuerde: Schweigen, wenn ich weiss, dass die Hauptprobleme meiner Patientin durch emotionale Vernachlaessigung, Ignoranz und Totschweigen, im Zuge dessen, das Gefuehl nicht liebenswert, nicht von irgendeinem Wert zu sein, verursacht wurden.
Ja. Mindestens ebenso wichtige, wenn nicht wichtigere Frage: "was würde ich nicht tun?", danke hierfür.
(Und wenns nur zu Folge hat, dass der objektivere Teil zwischendurch auch mal was sagen darf)

--> Ich würde mich nicht, unter keinen Umständen NIEMALS in den Arm nehmen!

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Thread-EröffnerIn
Mia Wallace
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Beitrag Sa., 13.10.2012, 08:18

weidenkatz hat geschrieben:
Ich würde mich mehr fordern, mehr herausfordern, mehr provozieren, mir mehr zumuten.

Ich würde mir ein wenig mehr von mir selbst (Therapeut) zeigen, insoweit es relevant für die Therapie sein könnte (Gemeinsamkeiten).

Ich würde mir sagen, was ich an mir (Analysandin) besonders finde.

Ich wäre methodisch ein bisschen offener.

Ich würde von mir aus nachfragen, wenn ich merke, dass ich (Analysandin) ein Thema vermeide.

Ich würde mir ein bisschen zeigen, wo's lang geht in der Therapie.

Ich würde mir ein bisschen mehr erklären.

Ich würde mir mehr Fachbegriffe zumuten.
Lauter spannende Ansatzpunkte für die Stunden, oder?
Ich glaube, die Theras würden manchmal staunen, wenn sie wüssten.....
weidenkatz hat geschrieben:Ich würde mir (edit: Therapeut) mal neue Schlappen kaufen.
ein eigenes Threadthema: die Therapeuten in Schlappen-Fraktion versus die Therapeuten in Schuhen Fraktion.
Ich könnte nie Therapie bei einem Schlappentherapeuten machen. Meine müssen (coole) Schuhe tragen .

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(e)
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Beitrag Sa., 13.10.2012, 08:29

Also wenn ich "seine" Schlappen anziehen würde, wär es natürlich schon wieder dieser Rollentausch. Ich finde angewärmte Stühle mit sichtbarer Mulde genauso "zu intim" wie wenn ich "seine" Schlappen anziehen würde. Ich glaube, das möchte ich nur bei jemandem, bei dem ich wirklich diese körperliche Intimität lebe, wie eben ganz nahe Familienmitglieder. die ich auch herze und umarme etc. Und fremde Schlappen für alle Patienten geht erst recht nicht. Das wäre auch wieder eine Gleichmacherei mit den anderen Patienten, ich wär dann keine individuelle Persönlichkeit. Ne, ich würde mit Socken rumlaufen. Es sei denn, es wäre 30 Grad unter Null und ich würde mir sonst die Füße abfrieren. Na ja, DANN würde ich wohl jeden Blödsinn anziehen, um nicht zu frieren. Dann wäre ich auch mit einem heißen Stein zufrieden.
Lieben Gruß
elana

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weidenkatz
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Beitrag Sa., 13.10.2012, 08:49

Mia Wallace hat geschrieben:Lauter spannende Ansatzpunkte für die Stunden, oder?
Ich glaube, die Theras würden manchmal staunen, wenn sie wüssten.....
Das weiß er alles. Ich rede ziemlich offen darüber.
Außer diesem vielleicht, das hab ich so direkt nicht angesprochen:
weidenkatz hat geschrieben:Ich würde von mir aus nachfragen, wenn ich merke, dass ich (Analysandin) ein Thema vermeide.
Aber er ist ja der Therapeut, und ich finde es auch ok, dass er es so macht, wie er es für richtig hält. Am Ende werde ich darüber wahrscheinlich sehr froh sein, weil ich dann weiß, ich habe das alles allein geschafft.
Mia Wallace hat geschrieben:
weidenkatz hat geschrieben:Ich würde mir (edit: Therapeut) mal neue Schlappen kaufen.
ein eigenes Threadthema: die Therapeuten in Schlappen-Fraktion versus die Therapeuten in Schuhen Fraktion.
Ich könnte nie Therapie bei einem Schlappentherapeuten machen.

Ich kann damit leben, aber wenn ich schon nichts über meinen Thera wissen darf, dann will ich auch nicht wissen, wie seine Füße riechen kam aber zum Glück nur an sehr heißen Tagen vor ...

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Mia Wallace
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Beitrag Sa., 13.10.2012, 08:59

Äh, mir war bezüglich des Themas nicht zum Plaudern zumute,dennoch stört es mich nicht, wenn zwischendurch auch mal kurz jemand plauderig wird.
Gute Güte, wenn Zulassen jeglichen Plauderns in einem ernst gemeinten Thread mit Verschieben in die Plauderecke nicht unter 10 Jahren geahndet wird, werde ich demnächst anfangen völlig humorlos-zwanghaft bei jeder Plaudersilbe diesen hier zu zücken.
NERVIG!!

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Beitrag Sa., 13.10.2012, 09:53

Ich fühle mich grade angesprochen.

Für mich war die Szene NICHT lustig, ich habe eine Chance fertan eben weil ich NICHT Therapeutin bin.

Kurz davor habe ich sie in einer Pause gefragt, was sie denkt, sie meinte "über Ihre Widerstände". Und ich bin mir heute noch nicht sicher, ob sie weiß, welches Thema ich ansprechen wollte. Da kam ein symbiotischer Anteil hoch.

Ganz ernst, ich frage mich, ob die Idee des Rollentausches die pure Regression ist.

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weidenkatz
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Beitrag Sa., 13.10.2012, 10:02

Ferdin hat geschrieben:Ganz ernst, ich frage mich, ob die Idee des Rollentausches die pure Regression ist.
wie meinst Du das?


montagne
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Beitrag Sa., 13.10.2012, 10:02

Therapeutenperspektive mit deutlich spürbar eingegrabener Therapeut/innen/en-Hinternkuhle
Okay, musste schmunzeln...

Ja die Frage ist gut, wie würde ich mich behandeln? Klar kann ich darauf eine Antwort geben, aber was davon ist neurotisch und was davon sinnvoll? DAS frage ich mich ständig.

Ich würde aber wohl in jedem Fall transparenter Arbeiten, was die Methoden angeht und bisschen auch, was die eigene Person angeht. Andererseits wenn ich wirklich sie wäre, aber trotzdem noch ich ( ), könnte ich auch nicht transparenter sein, weil ich mir auch nicht gerne in die Karten gucken lasse und es mir unangenehm ist mich zu zeigen.

Meine Therapeutin fragte es eher manchmal so: Was kann ich für Sie tun? Ich will mich auf Sie einstellen. Was brauchen Sie von mir? Was wünschen Sie sich von mir?
Ich wusste dann nie eine Antwort, weil auf alles was mir eigentlich einfiel, ein gedankliches "ja, aber" kam.

Und ich denke auch, abgesehen von der Frage, dass es natürlich extrem wichtig ist Selbstfürsorglichkeit zu lernen und für sich selbst das richtige zu tun (manchmal ist es gut, sich mit einer Schokolade zu trösten, manchmal aber auch falsch), geht es auch vllt. darum den anderen so akzeptieren zu lernen, wie er ist, mit seinen Grenzen und Fehlbatrkeiten und unerfüllte Wünsche und Bedürfnisse wahrnehmen und aushalten lernen.
amor fati

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Beitrag Sa., 13.10.2012, 10:16

Wenn ich mich frage, wass ich anders machen würde, wenn ich mein Therapeut wäre?

Kann die mich nicht mal umarmen, meinem Chef sagen, dass er mir mehr Geld gibt, meine Wohnung putzen? In diesem Sinn. Diese regressiven Wünsche passen natürlich zu MEINER Neurose.

Ich vermute, dass eben die Anders-Machen-Wünsche bei anderen Neurosen/Krankheiten andere regressive Wünsche haben.

Ähm, war das verständlich?


ziegenkind
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Beitrag Sa., 13.10.2012, 11:08

ferdin, was war denn übel an der stunde?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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