Lieblingszielscheibe für Spott

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Tiburon
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Beitrag Mo., 31.03.2008, 19:58

Hallo!
Danke erstmal für eure Hilfe!
Gärtnerin hat geschrieben:Nicht versuchen, den Spötter anzunehmen (etwa indem du Mitleid für ihn entwickelst), sondern dich lieber fragen, welche Teile von dir verspottet werden und dann versuchen, diese Teile deiner selbst anzunehmen
vita hat geschrieben:Es ist also nicht der Spötter selber, sondern deine Interpretation von Spott und gefühlsmäßige Reaktion darauf
Also rein optisch habe ich eigentlich nichts auffallendes an mir,das"wert"ist,verspottet zu werden.Es sind eher gewisse Charakterzüge an mir,die Angriffsflächen bieten.Damit ihr es euch besser vorstellen könnt:Ihr wisst ja bereits,dass ich mit meiner Schüchternheit inzwischen zurechtkomme.Nach aussen hin wirke ich eigentlich nicht schüchtern.Introvertiert ja,aber nicht unbedingt schüchtern.Ich rede also manchmal nicht viel und hänge meinen Gedanken nach,womit ich aber an sich kein Problem habe.Das bin eben ich und so habe ich mich angenommen!

Ein Beispiel,das öfter in der Arbeit vorkommt:Ich gehe an Kollegen vorbei und einer sagt irgendetwas witziges(eventuell etwas,das mich persönlich betrifft).Manchmal lache ich herzlich darüber,aber manchmal,ich bin eben eher introvertiert,reagiere ich bestenfalls mit einem kurzen Grinsen.Und genau das wird dann nicht akzeptiert!Dann kommen wieder diese Meldungen wie:"Mein Gott,ein Spässchen!"oder"Der schaut schon wieder ernst/blöd",das wird noch untermauert mit spöttischer Gestik und Mimik.

Das z.b ist etwas,das ich nicht ausstehen kann,da denke ich mir,ich habe es jetzt eben nicht so lustig empfunden,kann das nicht einfach respektiert werden?Natürlich hab ichs denen gesagt auch schon-sinnlos!So in etwa habe ich das in meinen ersten Beiträgen gemeint,als ich sagte"Viele respektieren das nicht."Allerdings muss ich jetzt zugeben,dass mich solche Situationen wirklich auch an früher erinnern,somit gewinnt die Aussage vom"verspotteten Kind",das offenbar immer noch in mir präsent ist,an Bedeutung!

Wie gesagt,das war nur ein Beispiel,das mir spontan eingefallen ist.Zusätzlich möchte ich noch erwähnen,dass einige der oben beschriebenen Kollegen,so glaube ich,selbst unter Komplexen leiden und ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen.

Somit hätte ich eine Frage beantwortet:Was wird an mir verspottet?Offensichtlich das Introvertierte an mir(laut obigem Beispiel).Diese Introvertiertheit habe ich aber,wie gesagt,längst angenommen.Trotzdem stört mich dieses spöttische Gehabe!Bei diesem speziellen Beispiel ist guter Rat teuer...

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Tiburon
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Beitrag Mo., 31.03.2008, 20:14

sino hat geschrieben:Aber manchmal ist es auch wirklich einfach nur witzig über seine eigene Dummheit mitlachen zu dürfen.
Ich denke du kannst über dich selbst lachen
Damit hatte ich auch lange Zeit Probleme.Angeblich typisch für einen Schüchternen hatte ich einen starken Hang zum Perfektionismus."Nur keine Fehler machen"war mein Motto.Machte ich einen Fehler,ging ich mit mir selbst beinhart ins Gericht!"Das darf nicht passieren,was bin ich nicht wieder für ein Vollidiot"waren oft meine Gedankengänge.Das war allerdings BEVOR ich angefangen habe,mich selbst zu akzeptieren.Heute weiss ich,dass ich auch nur ein ganz normaler Mensch bin,der nicht perfekt ist und Fehler machen darf.

Trotzdem fällt es mir auch heute noch manchmal schwer,über mich selbst zu lachen.Sind wohl doch noch auch hier Überbleibsel von damals vorhanden.

Eines noch:Ich denke,Spott steht in direktem Zusammenhang mit Respektlosigkeit des Spötters dem Verspotteten gegenüber,vor allem wenn böswillig gespottet wird.Das wiederum steht auch im Zusammenhang mit Schüchternheit.Denn Schüchterne sind wegen ihrer zurückhaltenden Art nicht unbedingt Respektpersonen!Viele haben allgemein Schwierigkeiten,sich durchzusetzen und sich zu wehren.Das meinte ich im Eingangsbeitrag:Bei Kindern z.b. reicht es,wenn ein Kind anders ist:Zu dick,zu klein,aber auch:Zu schüchtern.Die anderen Kinder haben keinen Respekt und spotten.

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sino
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Beitrag Mo., 31.03.2008, 20:16

Hallo Tiburon,

und mit einem einzelnen allein aus diesem "Spötterkreis" in Kontakt treten und mit ihm über belangloses plaudern geht nicht?

Einfach Interesse zeigen? Mir kommt so vor als ob denen fad ist und sie sich die Zeit vertreiben wollen, als dass sie dich jetzt verspotten.

Oder sind das eher so eingefleischte Machos, die sich auch schwer tun?
You were born. And so you're free. So happy birthday. Laurie Anderson

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Tiburon
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Beitrag Mi., 02.04.2008, 19:03

sino hat geschrieben:und mit einem einzelnen allein aus diesem "Spötterkreis" in Kontakt treten und mit ihm über belangloses plaudern geht nicht?
Doch,schon.Es ist ja nicht so,dass ich diese Kollegen generell nicht ausstehen kann.Es ist sehr wohl möglich,sich mit denen"normal"zu unterhalten.
sino hat geschrieben:Mir kommt so vor als ob denen fad ist und sie sich die Zeit vertreiben wollen, als dass sie dich jetzt verspotten.
Nein,fad ist denen nicht.Wie gesagt,es ist so,dass,sobald ich meine introvertierte Seite zeige und eventuell leicht depressiv bin,sie das nicht akzeptieren geschweige denn respektieren und genau dann mit ihren Spötteleien anfangen eben mit Meldungen wie"Der schaut schon wieder blöd",begleitet mit spöttischer Gestikulation.Das Problem ist,dass die absolut nicht empfänglich sind für freundlich,aber bestimmt vorgebrachte sachliche Argumente!Angefangen von"Ich steh nicht sonderlich drauf,verarscht zu werden",über"Bitte respektiere es,dass ich das nicht will,auch in deinem Leben wird es Dinge geben,die du nicht willst",bis hin zu"Ich habe manchmal Probleme mit der Psyche",habe ich schon fast alles probiert.Absolut sinnlos!Spätestens am nächsten Tag haben sie es wieder vergessen.

Auch gibt es Fragen,die jetzt nichts mit Spott zu tun haben,aber die ich auch schon echt nicht mehr hören kann,und zwar"Warum bist du so ruhig?,Warum redest du so wenig?,oder ähnliches.Interessanterweise stosse ich auf völliges Unverständnis,wenn ich diese Fragen wahrheitsgemäss beantworte.Wenn ich z.b darauf sage:"Weil ich ein introvertierter Mensch bin,der von Natur aus eher still ist und weniger Redebedürfnis hat als andere",dann ernte ich durchaus verständnislose Blicke,verständnisloses Kopfschütteln oder andere verständnislose Reaktionen.

Mir ist klar,dass extrovertierte Menschen aufgrund ihrer lebhaften Art meistens besser und symphatischer ankommen als Introvertierte mit ihrer ruhigeren Art.Ich frage mich,ob die Introvertierten generell schneller zur Zielscheibe werden als die Extrovertierten.

Oder vielleicht bin wirklich einfach nur überempfindlich und habe es verlernt,zwischen Spott und Spass zu unterscheiden,oder eben nie gelernt.Spott ist ja bestimmt auch relativ...kommt auf den einzelnen Menschen an,ab wann seiner Ansicht nach eine Wortmeldung unter die Gürtellinie geht.Trotzdem fände ich es einen feinen Zug,hier einen gewissen Respekt zu zeigen und sich in seiner Wortwahl zu mäßigen.

Ach...irgendwie habe ich das Gefühl,in diesem Punkt nicht wirklich weiterzukommen.Schade eigentlich,jetzt hab ich mich schon so weit aus dem psychischen Sumpf ziehen können,es kann doch nicht sein,dass es an diesem Thema scheitern soll?!Ich glaub ich werde mir den Thread nochmal in aller Ruhe ganz durchlesen und nachdenken.

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vita
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 07:40

Hallo Tiburon,

zwischen introvertiert und schüchtern besteht ein Unterschied. Ein introvertierter Mensch muss nicht schüchtern sein. Schüchtern ist für mich ein anderes Wort für ängstlich. Und das merken Spötter ganz deutlich - nämlich ob jemand nur introvertiert oder ängstlich ist.

Du schreibst, du kommst in diesem Punkt nicht weiter.

Nun, wohin willst du kommen? Was möchtest du denn gerne ändern?

lg
vita

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Tiburon
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 10:56

vita hat geschrieben:Nun, wohin willst du kommen?
Ganz allgemein gesagt:Ein glückliches,zufriedenes Leben führen bei völliger Selbstakzeptanz anstatt ständiger Selbstzweifel.
vita hat geschrieben:Was möchtest du denn gerne ändern?
Was das Thema Spott betrifft ist das schwierig zu beantworten.Am liebsten wäre es mir natürlich wenn mir mehr Respekt entgegengebracht werden würde,wenn ich sage,dass ich etwas nicht will.Aber da man bekanntlich andere nicht ändern kann,sondern nur sich selbst,gilt es bei mir selbst anzusetzen.

Ich denke nicht,dass ich auffallende Ängstlichkeit ausstrahle.Vielleicht spüren es die Spötter noch immer,dass mich Spott innerlich ärgert,auch wenn ich versuche,es mir nicht anmerken zu lassen.Es ist schwer,ich weiss nicht genau,was ich machen soll,damit mich Spott innerlich nicht mehr so treffen kann.

Das ist es eigentlich,was ich ändern will:Innerlich nicht mehr so empfindlich für Spott zu werden,und da weiss ich noch nicht genau,wie.Denn abgewöhnen kann man einem Spötter das Spotten ja nicht.

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Aditi
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 11:52

Tiburon
damit mich Spott innerlich nicht mehr so treffen kann.

Das ist es eigentlich,was ich ändern will:Innerlich nicht mehr so empfindlich für Spott zu werden
hm!
dieses "innerlich verletzt" sein, verletzt werden ist ja keine spezifische erfahrung, die man mit spott macht, sondern geschieht bei vielfältigen verhaltensweisen des gegenübers.
ich dachte lange, wenn es mir nicht mehr weh tut, dann habe ichs aufgearbeitet, bin ich heil ect. - bis mir meine therapeutin sagte: dann sind sie tot, wenn sie nichts mehr spüren. so habe ich dann erkannt, dass sich zwei ebenen vermischen: die ebene der kindheit, in der die verletzung passierte und die ebene der erwachsenen, die heute anders reagieren kann, nicht mehr hilflos und ausgeliefert ist. "immer wenn es weh tut", meinte die therapeutin ist es ein zeichen dafür, dass ich auf der kindlichen eben bin.

vielleicht bringen dich diese gedanken ein stück weiter
lg
aditi

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vita
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Beitrag So., 06.04.2008, 00:12

Hallo Aditi,

ich finde deine Antwort sehr schön formuliert und kann dir nur zustimmen. Ich habe sehr lange daran gearbeitet, für gewisse Verletzungen wieder empfindlich zu werden, ganz schlicht und einfach, damit ich mich entsprechend wehren kann.

Empfindlich sein für Spott oder andere Ausgrenzungen ist gar nicht schlimm. Viel schlimmer wäre doch die absolute Umempfindlichkeit.

Hallo Tiburon,
Am liebsten wäre es mir natürlich wenn mir mehr Respekt entgegengebracht werden würde,wenn ich sage,dass ich etwas nicht will.
Ja, das wäre wohl jedem am liebsten. Ich arbeite z. B. als Dozentin in der Erwachsenenbildung und muss mir öfters Respekt verschaffen, da es natürlich immer Menschen gibt, die etwas anderes möchten als ich. Auch wenn ich sage, dass ich etwas nicht möchte, z.B. dass mein Unterricht durch Klassenkasper gestört wird, so stören diese trotzdem, eben weil sie zu diesem Zeitpunkt nichts anders zum Unterricht beitragen können. Dadurch entstehen Konflikte, wo ich mir jedes Mal etwas überlegen muss, damit die Richtung wieder stimmt. Jedoch sehe ich das als eine Herausforderung an meine kommunikatorischen Fähigkeiten und Erweiterung meiner "Trickkiste". Das geht nie ohne gewisse Zweifel an mir selber.

Wie wäre denn ein Leben bei völliger Selbstakzeptanz und ohne Selbstzweifel?

lg
vita

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Tiburon
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Beitrag So., 06.04.2008, 14:58

Aditi hat geschrieben:so habe ich dann erkannt, dass sich zwei ebenen vermischen: die ebene der kindheit, in der die verletzung passierte und die ebene der erwachsenen, die heute anders reagieren kann, nicht mehr hilflos und ausgeliefert ist. "immer wenn es weh tut", meinte die therapeutin ist es ein zeichen dafür, dass ich auf der kindlichen eben bin.
Tja,da hätten wir es wieder!Das verspottete Kind.Somit weiss ich jetzt also,wo ich ansetzen muss.Ja,diese Gedankengänge bringen mich schon weiter.Danke!
vita hat geschrieben:Wie wäre denn ein Leben bei völliger Selbstakzeptanz und ohne Selbstzweifel?
Nein,nein!Ich meinte nicht,OHNE Selbstzweifel,sondern ohne STÄNDIGE Selbstzweifel.Ganz ohne Selbstzweifel wäre ja ein egoistisches Verhalten.Ein gewisses selbstkritisches Hinterfragen der eigenen Person und deren Verhalten muss schon vorhanden sein,ansonsten würde man ja aus Fehlern auch nicht lernen können.

Aber wenn die Selbstzweifel Oberhand gewinnen,dann führt man keinesfalls ein glückliches Leben.O.k,völlige Selbstakzeptanz ist vielleicht schlecht ausgedrückt,nennen wir es weitgehende Selbstakzeptanz.Das war ein für mich wichtiger Schritt.Beginnen,mich selbst so anzunehmen wie ich bin,mit meinen Stärken und Schwächen.Wenn das einmal geschafft ist,dann ist es auch möglich,sich zu verändern.Mehr Selbstbewusstsein erlangen,mit der Schwarzmalerei aufhören,nicht mehr alles negativ sehen.

Man kann sich ganz schön verändern,wenn man dran arbeitet!Aber was meiner Ansicht nach nicht möglich ist,ist sich um ganze 180 Grad zu drehen.Da darf man nicht den Fehler machen,sich darüber zu frustrieren.Soll heissen:Ein extrem introvertierter Mensch z.b.kann sich bestimmt zu einem lebhafteren Menschen ändern.Aber nicht bis ins andere Extrem!Eine gewisse naturgegebene Grundstimmung bleibt!Das gleiche gilt für einen extrem Schüchternen.Er kann die Schüchternheit bis zu einem gewissen Grad ablegen,aber nicht komplett und das Paradebeispiel schlechthin für Selbstvertrauen werden.

Und hier gilt dann:Nicht darüber frustrieren,sondern akzeptieren und stolz sein,dass man auf einem guten Weg ist,das möglichst beste aus seiner Ausgangssituation zu machen.

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Aditi
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Beitrag So., 06.04.2008, 15:42

liebe vita!
Viel schlimmer wäre doch die absolute Umempfindlichkeit.
- ja! so gilt es zu lernen/die erfahrung zu machen, dass man sogenannte unangenehme gefühle überlebt, dass die angst vor ihnen geringer wird.

lieber tiburon!

hinter jeder hemmung versteckt sich eine stärke. wo nix ist, kann/braucht auch nichts gehemmt werden. ich lernte z.b. eine tolle vortragende kennen, die von sich erzählt, dass sie bis zum 21. lebensjahr gestottert hat.

mlg
aditi

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