Moin,
woflx hat geschrieben:da hast du natürlich recht, das sind profis. mit der aggression hast du vermutlich auch recht, ich benutze auch oft zynismus, wenn ich verärgert bin. meine intention ist dann aber nicht, dass irgendwie zu verpacken, sondern ich nehme dann an, dass es schon so verstanden wird, wie ich es auch meine. es wirkt einfach nur etwas, wie soll ich sagen, lockerer.
ja, aber auch verdeckt und für manche Menschen nicht zu identifizieren, ob Du jetzt wirklich aggressiv auf sie bist. Mein erster Kontakt mit dem direkten Aussprechen von Aggressionen war vor 25 Jahren in einer psychotherapeutischen Klinik. Ich hatte ein vereinbartes Gespräch mit einer Schwester und hatte mich geärgert. Ich saß im Besprechungsraum und sagte, dass ich mich geärgert hatte. Da unterbrach sie mich und sagte, "Sie wollen sagen, dass Sie sich über MICH geärgert haben!" Also nicht nur Ärger, sondern ganz direkt ÜBER jemanden, dem man dies auch direkt ins Gesicht sagen soll/muss. Damals habe ich langsam gelernt, was es heißt, sich zu ärgern.
Vor ca. 5 Jahren kam dann hinzu, dass ich lernte, was es heißt, auf jemanden wütend zu sein. Das habe ich mir selbst beigebracht. All diese Gefühle musste ich mühsam lernen, was andere Menschen von Kindheit an können.
Um zu erklären, wie verquer meine Mutter manchmal war/ist, dieses Beispiel: Als mein Vater noch lebte, besuchten sie mich zuhause. Meine Mutter erzählte irgend etwas, worüber sie sich ziemlich aufgeregt hatte und sagte dann, dass sie dabei "böse und sauer" war. Ich dachte, hä, was heißt das denn jetzt, "böse und sauer"? War sie verärgert, war sie zornig, war sie wütend, hat sie den Gegenüber gehasst? Was jetzt? Sie kann nicht mal mit ihren Gefühlen richtig umgehen. ;–(
naja die sache ist die, ich hab nicht erlebt, was du erlebt hast. von dem her fällt es mir immer noch ein wenig schwer genau zu begreifen, wie du dich fühlst. ich selbst habe aber auch eine sehr schlechte beziehung zu meiner mutter. sie war auch auf der einen seite total überfürsorglich und auf der anderen seite total kühl und zurückweisend. also ich verstehe durchaus, dass eine gewisse widersprüchlichkeit ein kind sehr verwirren kann.
Ja, das ist definitiv so. Und manche Kinder bekommen davon sogar Persönlichkeitsstörungen.
bei mir hat sich das so ausgewirkt, dass ich einfach extrem ehrlich bin und das auch von meinen mitmenschen erwarte. ich bin auch sehr misstrauisch. was ich aber mit der zeit gelernt habe ist, dass wir jetzt erwachsen sind und uns, so schwer das auch ist, nicht mehr von unseren eltern beeinflussen lassen müssen.
Das ist okay, aber du stehst ja erst am Anfang Deines Erwachsenenlebens, von daher ist das in Ordnung, wenn Du feststellst, dass Du Dich jetzt nicht mehr von den Eltern beeinflussen lassen musst. Du hast noch 30 Jahre vor Dir, bis Du so alt bist wie ich. Aber es gibt leider Dinge, die trägt man auch mit 50, 60, oder 70 Jahren noch mit sich herum, und manches kann man nie richtig ändern. Das Sprichwort "Die Zeit heilt alle Wunden" stimmt leider nur bedingt.
kann es vielleicht sein, dass du das gefühl hast, dass deine mitmenschen auch so eine zwiespältigkeit in ihrer mimik haben, obwohl es gar nicht so ist?
Ja, das trifft es eben. Wie ich schon schrieb, wenn man das in den ersten 20 Lebensjahren mit seiner ersten Bezugsperson erlebt hat, kann man das auch mit 50 Jahren immer noch nicht richtig beurteilen.
Thobie