An die, die mit mehreren Therapien Erfahrung haben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Tigerkind
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:09

Naja, wenn er es nicht gerne tut, wird er es wohl nicht tun.
Ich weiß nicht wie es bei der Masse der Therapeuten ist, bei meinem ist es auf jeden Fall so, das er sich auch gerne mit glücklichen Menschen beschäftigt.

Kann mir auch vorstellen, das es eine nette Abwechslung ist, wenn man jeden Tag soviel Leid hört.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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leberblümchen
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:11

Schon, aber wenn du als Therapeut weißt, dass täglich zehn Leute bei dir auf den AB sprechen, die sich vor Angst in die Hosen machen, dann musst du dich entscheiden, ob du dich lieber mit den Glücklichen unterhalten willst oder ob du lieber den Unglücklichen helfen möchtest...

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MissX
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:15

Tigerkind hat geschrieben:Meinen Senf noch dazu:Ich finde z.B. nicht das man einen Psychotherapeuten nur aufsuchen kann wenn etwas pathologisch ist, sondern auch wenn man glücklich ist.
Ja, klar, kann man. Einfach so mal zu einem Therapeuten gehen, wenn man es bezahlen kann. Den Therapeuten freut's und wenn es dem Klienten damit gut geht, ist es ja auch kein Problem.
Das könnte ich nur nicht so ganzverstehen. Würde ich aber gern.
Warum sollte man zu einem Therapeuten gehen, wenn alles super ist und man glücklich ist?
Warum gehe ich dann lieber zu einem Therapeuten um mit ihm zu sprechen und nicht zu Menschen in meinem Umfeld mit denen ich wirklich tiefe Beziehung eingehen kann? Was ist denn dann der Grund dahinter? Wieso brauche ich dann einen Therapeuten?

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Tigerkind
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:16

Da wird er schon ein gesundes Mittelmaß finden...
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

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Tigerkind
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:18

MissX hat geschrieben:Warum gehe ich dann lieber zu einem Therapeuten um mit ihm zu sprechen und nicht zu Menschen in meinem Umfeld mit denen ich wirklich tiefe Beziehung eingehen kann?
Vielleicht weil derjenige gerade keinen hat, mit dem er über bestimmte Dinge sprechen kann.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Tigerkind
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:21

Und weil der Therapeut durch seine Ausbildung einfach ein Wissen hat, wovon man z.B. gerne profitieren möchte und das eigene Umfeld hat es vielleicht einfach nicht.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

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MissX
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:24

Tigerkind hat geschrieben:Vielleicht weil derjenige gerade keinen hat, mit dem er über bestimmte Dinge sprechen kann.
Ja, ok, dann kann ich mir aber nicht vorstellen, dass dieser Mensch wirklich glücklich ist, so ganz ohne soziale Kontakte. Sonst hätte er ja nicht selbst eine Veränderung herbei geführt, in dem er einen Termin bei einem Therapeuten macht, oder?
Geht er dann nicht gerade zum Therapeut, weil er niemanden hat und deshalb unglücklich ist?

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:26

Natürlich sind in der Therapie auch Menschen, denen es gut geht
denn das ist doch auch Ziel der Therapie...wäre ja schlimm, wenn man nicht mehr kommen dürfte
nur weil es einem inzwischen besser geht.
Meine Therapeutin zumindest hat an meinem Besser gehen eine riesen Freude
und ja, die nehme ich auch mit zu ihr in die Stunde.
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lavertu
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:27

MissX hat geschrieben: Ist für mich kein Widerspruch, da ich mich nicht abhängig fühle und mein Leben sich, wenn ich die Therapie beenden würde nicht verändern würde
Ja, wahrscheinlich ist es einfach dein Weg. Wenn du meinst, dass das gut für dich ist, akzeptiere ich das natürlich.
Nur eine Frage hätte ich kurz noch, zum Verständnis: Wenn sich durch die Therapie gar nichts in deinem Leben ändert, welche Motivation hast du dann dort deine Zeit zu verbringen?
Ich kann mir gerade keine Motivation zu einer Therapie vorstellen, die keinen Unterschied zwischen "Leben mit Therapie" und "Leben ohne Therapie" ausmacht.
Meine Thera ist ein wichtiger Mensch für mich, ich schätze ihre Meinung und ich mag Sie sehr gerne. Ich gehe gerne in die Therapie, weil ich mich dieser Austausch bereichert aber nicht in meinen alltäglichen Entscheidungen beeinflusst, weil ich mich gewissermaßen von ihr geliebt fühle ohne dabei abhängig von diesem Gefühl zu sein, und weil ich ihr alles anvertrauen kann ohne dass ich davor Angst haben muss, dass sie ihre Macht missbraucht. Und weil alles in meiner Hand liegt. Wenn ich mich morgen für einen Abbruch entscheiden würde, würde sie das hinnehmen und sich nie wieder bei mir melden. Sie akzeptiert alles was ich tue und jede Entscheidung. Ich würde das aber nicht tun da sie mir vertraut, genauso wie ich ihr vertraue. Ich finde das klasse und dafür bezahle ich gerne 80 Euro. Ich finde die Machtverteilung, wenn ich so drüber nachdenke, eigentlich auch gar nicht so ungleich verteilt. Ich nehme Therapie nicht als eine Schüler Lehrer Beziehung etc. wahr. Sie ist für mich mehr "Geliebte" (im abstrakten Sinne) und weniger Autorität. Sie hat auch Bedürfnisse, genauso wie ich selbst. Sie gibt mir, ich gebe ihr. Ich sehe mich nicht als kranken Menschen und sie als potenzielle "Heilerin/Erlöserin", ich habe nicht das Gefühl, dass sie mir irgendetwas "beibringen" müsste/kann. Ich sehe sie als innige Vertraute, Sie teilt mit mir den Blick in meine Abgründe und darüber findet eine Art "Reinigung" meiner Seele statt. Ich glaube es ist etwas metaphysisches, das ich gar nicht so genau erklären kann. Wenn die Therapie aus irgendwelchen Gründen von ihrer Seite aus beendet würde, würde ich ihr für diese Erfahrungen und für diese Zeit danken. Aber ich nehme sie mehr als "Zusatz" in meinem Leben wahr, also als "Plus" und nicht als etwas was fehlt, wenn es nicht mehr da wäre.

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Tigerkind
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:32

MissX hat geschrieben:Ja, ok, dann kann ich mir aber nicht vorstellen, dass dieser Mensch wirklich glücklich ist, so ganz ohne soziale Kontakte
Nein, das habe ich ja nicht geschrieben, ganz ohne soziale Kontakte, nur eben niemand mit dem er über bestimmte Dinge sprechen kann und wenn sich da gerade keiner fíndet, dann eben ein Therapeut, warum auch nicht?
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lavertu
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Beitrag So., 08.07.2012, 16:35

Tigerkind hat geschrieben:
MissX hat geschrieben:Ja, ok, dann kann ich mir aber nicht vorstellen, dass dieser Mensch wirklich glücklich ist, so ganz ohne soziale Kontakte
Nein, das habe ich ja nicht geschrieben, ganz ohne soziale Kontakte, nur eben niemand mit dem er über bestimmte Dinge sprechen kann und wenn sich da gerade keiner fíndet, dann eben ein Therapeut, warum auch nicht?
genauso sehe ich das auch! Es gibt einfach Dinge die gehören für mich in eine Therapie und nicht in die Partnerschaft/Freundeskreis.

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MissX
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Beitrag So., 08.07.2012, 17:14

lavertu hat geschrieben:genauso sehe ich das auch! Es gibt einfach Dinge die gehören für mich in eine Therapie und nicht in die Partnerschaft/Freundeskreis.
Ok, vielleicht liegt es dann einfach daran, dass ich solche Dinge nicht kenne. Mir würde zumindest jetzt nichts einfallen, was ich nicht mit jemandem besprechen wollte, wenn ich das Bedürfnis habe oder zu dem ich selbst eine Lösung finden könnte. Zumindest nicht bei der Art der Therapie, die ihr jetzt ansprecht: Also man ist glücklich und macht trotzdem eine Therapie.
In anderen Fällen bei psychischen Erkrankungen o. ä. sind natürlich Partner etc. z. B. auch mal überfordert und es ist eben eine Außenstehende Person notwendig ...
Aber wenn man glücklich ist ... was könnten das denn dann für Dinge sein, die man nur mit dem Therapeuten und nicht mit Menschen aus dem Umfeld besprechen kann?

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münchnerkindl
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Beitrag So., 08.07.2012, 17:18

**AufdemWeg** hat geschrieben:Natürlich sind in der Therapie auch Menschen, denen es gut geht
denn das ist doch auch Ziel der Therapie...wäre ja schlimm, wenn man nicht mehr kommen dürfte
nur weil es einem inzwischen besser geht.
Und wenn man mal unter einer psychischen Krankheit gelitten hat kann man ja auch als Vorbeugung gegen etwaige Rückfälle mal Sitzungen machen. Weil bei psychischen Probleme ist es ja nicht immer so daß wenn man zB die Depression dann in den Griff bekommt, daß dann alles erledigt und man für den Rest des Lebens davor sicher ist daß das nicht wieder passiert.

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 08.07.2012, 17:29

münchnerkindl,

genau so verstehe ich das Angebot meiner Therapeutin mich immer melden zu dürfen auch.
Eine gewisse Disposition bleibt und da ist es sehr beruhigend zu wissen, dass da im Hintergrund eben jemand ist...
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Tigerkind
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Beitrag So., 08.07.2012, 17:43

MissX hat geschrieben:Aber wenn man glücklich ist ... was könnten das denn dann für Dinge sein, die man nur mit dem Therapeuten und nicht mit Menschen aus dem Umfeld besprechen kann?
Das ist doch nicht so ausschließlich gemeint! Aber es kann doch immer wieder Menschen und Situationen geben in denen irgendjemand aus welchen Gründen auch immer über gewisse Dinge lieber mit einem Therapeuten reden möchte, kann ja auch sein das der Freundeskreis das Bedürfnis über bestimmte Dinge zu reden gerade nicht erfüllen kann.
Ich finde das vollkommen legitim und kann ja auch jeder halten wie er will.
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