Seit Therapiebeginn geht's mir schlechter. Normal?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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elisa
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Beitrag Mo., 18.06.2012, 08:10

seestern1968 hat geschrieben:Was Münchnerkindl schreibt, stimmt schon irgendwie. Ich werde dieses ständige, stündliche Protokollieren und mich selbst beobachten jetzt in dieser Form abbrechen. Ich habe das nun vier Tage konsequent durchgezogen und mich immer mieser und "kontrollierter" dabei gefühlt. Dreimal täglich (morgens, mittags, abends) muss die restlichen knapp vier Tage bis zur nächsten Sitzung auch reichen. Außerdem habe ich mir vorgenommen, meine Therapeutin nächstes Mal noch mal darauf anzusprechen, dass ich mir wünsche, konkreter über das zu reden, was mich derzeit akut belastet. Klar, kennenlernen und Anamnese sind wichtig, aber es kann nicht sein, dass es mir immer schlechter geht und mir die Zeit wegläuft. Mal gucken, wie sie darauf reagiert, wenn ich es noch mal ganz nachdrücklich sage.
Hallo Seestern,
das ist eine eindeutige, klar reflektierte und entschiedene Aussage von dir - und dein Vorhaben, die Therapeutin darauf konkret anzusprechen, ist das beste, was du in dieser Situation machen kannst.

Alles weitere wird sich zeigen und ich bin sicher, du wirst danach eine gute Entscheidung für DICH treffen.
good luck!
elisa

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 18.06.2012, 09:20

Wandelröschen hat geschrieben: Und so läuft es wohl in den meisten Therapien ab: Abzessöffnen ohne Betäubung.
(Mit Betäubung meine ich jetzt bei der Therapie nicht Medikamente, sondern die Art und Weise, wie der Thera den Patienten auch schon zu Beginn stabilisieren kann.)
Ja, nur hier gibt es genug zu besprechen (die Schicksalsschläge) was ohnehin ziemlich sicher zumindest teilweise zu dem Effekt führen wird.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 18.06.2012, 09:32

Hallo Wandelröschen
Wandelröschen schrieb: Genau diese zwei Elemente sind es, was mir mein jetziger Thera im Gespräch nach so einer Hausaufgabe bestätigte: Es dient sowohl der Diagnostik als auch als kognitives Element der Behandlung in der VT.
Wir beide (Candle glaube ich auch) haben die VT hinter uns und können solche Methoden unter Einbezug der Langzeitwirkung bei uns beurteilen. Wir sehen die Problematik aus einer anderen Perspektive als Therapieanfänger oder VT-Unerfahrene.

Ich weiß nicht, was die Thera der TE genau gesagt hat, deshalb schreibe ich allgemein.
Ich kann mir vorstellen, dass es für manche Klienten belastender ist nur zu beoachten, was einen alles so depressiv macht als zusätzlich noch die Instruktion zu bekommen, auch darauf zu achten, wie man es selber schafft, da wieder rauszukommen.
Ich bin ja eher ein Anhänger davon, dem Negativen auch was Positives entgegenzusetzen, um zum einen nicht völlig aus dem Gleichgewicht zu geraten und um zum anderen die eigenen Ressourcen zu finden und zu fördern. Denn Therapie sollte, meiner Meinung nach, Hilfe zur Selbsthilfe sein.
Diese Threadfrage möchte ich mit „Jein“ beantworten.
Ich finde die Frage, ob es normal ist, dass es einem schlechter geht, schwer zu beantworten.
Einerseits, ja, es ist normal. Als ich die Fragebögen ausfüllen sollte, mich mit dem traumatischen Ereignis beschäftigen und solche Selbstbeobachtungen machen sollte, ging es mir auch nicht sonderlich gut. Man muss sich mit sich selbst beschäftigen und dem, was man erlebt hat und das ist nicht immer angenehm.
Andererseits, nein. Man kann eine Therapie auch so gestalten, dass es für den Klienten nicht so belastend ist, z.B., wie ich eben schrieb, Positives entgegensetzen.

Ich finde es schwer da den Mittelweg zu finden, denn Therapie ist einerseits kein Spaziergang und bedeutet nun mal auch, sich mit sich selbst zu beschäftigen, auch mit dem Unangenhmen, wo man am liebsten wegsehen möchte. Anderseits sollte Therapie aber auch nicht dazu führen, das der Klient völlig abstürzt. Irgendwo dazwischen wird wohl die Antwort auf die Frage liegen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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