Fallstricke der 'gewaltfreien' Kommunikation

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.

Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Mo., 28.05.2012, 15:23

Nico hat geschrieben:Kann ja auch sein, dass ich unter GFK ganz was anderes verstehe als ihr.
Mir persoenlich ist es jedenalls lieber jemand sagt Depp zu mir, wenn er mich fuer einen haltet, als es kommt irgend so ein " manchmal waere es effizienter den eigenen Status des persoenlichen intellektuellen Vermoegens zu ueberdenken"
Aber ganz ehrlich : die "unverschnörkelte" Version ist mir auch um Längen lieber!
Und ich glaub,genau darin liegt der Hund mit der GFK begraben : nicht einfach das Aggressive "harmlos" zu verpacken,dann aber dem anderen genauso "gewaltig" reinzudrücken,als ob mans ihm direkt serviert - sondern sich bewußtzumachen,was der andere denn bei einem ausgelöst hat,daß man ihn am liebsten ungespitzt in den Boden rammen möchte.

Sich seiner Motive bewußt sein,v.a. derer,die "dahinter" liegen und die man auch vor sich selbst versteckt.
Und genau das macht die GFK für mich in der Praxis so "schwer umsetzbar",denn wer kann das schon immer/überall/ständig und in jeder Lage?
Genau wie das bei den eigenen Bedürfnissen nicht "immer und überall" geht - da hätt man ja zu gar nix anderem mehr Zeit...

Mir gehts da reichlich wie freeway : wenns zum "Elitesport" ernannt wird und damit wieder zu etwas,das Gefälle herstellt ("Schau,ICH kann GFK,du nicht") oder ganz einfach nur "Wettbewerb" wird,dann ist es schon paradox in sich selber.
freeway hat geschrieben:ich denke, wo gfk drin ist, muss ich gfk nicht dranschreiben… weils dann zu meiner einstellung geworden wäre, wie ich mit menschen umgehen möchte… auch wenn’s mal nicht "klappt"...
Das trifft es für mich auf den Punkt!

Werbung

Benutzeravatar

Tigerkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 75
Beiträge: 2175

Beitrag Mo., 28.05.2012, 19:19

Also,ich finde GFK gar nicht "nett" verpackt,sondern im Gegenteil ganz unverschnörkelt, M:Rosenberg hat viele Beispiele in seinem Buch angebracht,z.B.das mit der Party auf Seite 141.(Und noch viele andere mehr.)

Ich erlebe GFK gar nicht als unklar oder "schleimig",ganz im Gegenteil,einige Leute aus meinem Bekanntenkreis sprechen GFK und ich merke jedes Mal wie gut es mit tut,wie verstanden und wie angenommen ich mich fühle.
Ich erlebe als eine sehr klare Sprache in der man sehr wohl auch seine Wut und seinen Frust(und gerade da)offen ausspricht.

Diese positive Erfahrung wollte ich gerne mit Euch teilen.

Hier noch Theorie:Die GFK tritt nicht dafür ein,dass wir vollkommen objektiv bleiben und uns jeglicher Bewertung enthalten.Sie verlangt nur,das wir zwischen unseren Beobachtungen und unseren Bewertungen immer sauber trennen.
Von M.Rosenberg,Seite 45.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

Benutzeravatar

ENA
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 46
Beiträge: 9840

Beitrag Mo., 28.05.2012, 19:22

Was würdest Du denn zu den Fallbeispielen sagen, die ich auf der letzten Seite genannt habe? Hast Du Tipps?

...und wo geht man in der GFK mit seinen Gefühlen hin, die man grade wirklich fühlt? Also bei der Wut z.B.: Die kann man ja ansprechen und entsprechend verpacken, aber man fühlt sie ja auch. Wohin denn damit?

Benutzeravatar

Tigerkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 75
Beiträge: 2175

Beitrag Mo., 28.05.2012, 19:27

Kann sein,das es wie Werbung rüberkommt,aber das ist nicht mein Anliegen,ich möchte nur meine positiven Erfahrungen teilen.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

Werbung

Benutzeravatar

ENA
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 46
Beiträge: 9840

Beitrag Mo., 28.05.2012, 19:32

Und Du meinst, Tipps für ein paar Fallbeispiele sind nicht positiv?

Benutzeravatar

Tigerkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 75
Beiträge: 2175

Beitrag Mo., 28.05.2012, 19:37

ENA:Vielleicht morgen,aber ich merke gerade,das ich keine Lust habe auf diesen ganzen Fallbeispiele einzugehen,das ist mir echt viel zu anstrengend.

Aber vielleicht habe ich später Lust darauf einzugehen,ENA hast Du das Buch Gewaltfreie Kommunikation von M.Rosenberg?
Da dürftest Du auf Deine Fragen eine Antwort bekommen und bestimmt befriedigender als ich es hier kann.
Denn es ist ja ein sehr komplexes Thema.

Oder magst Du vielleicht mal ein Seminar dazu besuchen,das habe ich gemacht,das hat mich echt überzeugt(ich war auch erst sehr kritisch eingestellt),da kannst Du alle Fragen stellen und wird dann (zumindest bei uns) auch ganz nett mit z.B. Rollenspielen dargestellt,ich glaube das ist viel sinnvoller als wenn ich versuche,hier alles zu beantworten.

Das kann und will ich auch gar nicht,ich wollte Euch nur darauf aufmerksam machen,das es diese Kommunikationsform gibt,denn mich hat sie sehr bereichert und das wollte wie gesagt gerne mit Euch teilen.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

Benutzeravatar

Tigerkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 75
Beiträge: 2175

Beitrag Mo., 28.05.2012, 19:40

Oh,nein ENA,das war doch nicht auf Dich bezogen,natürlich sind Tipps positiv,mir wird das nur zu viel gerade,ich muß mich jetzt echt mal ein bißchen ausruhen und weil Du es bist,ENA,werde ich aber noch dem ultimativen ENA-Tipp gucken!
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Mo., 28.05.2012, 19:44

ENA hat geschrieben: Also bei der Wut z.B.: Die kann man ja ansprechen und entsprechend verpacken, aber man fühlt sie ja auch. Wohin denn damit?
Ich weiß jetzt nicht,was die GFK empfiehlt... Ich kann dir nur sagen,wie ich selber damit umgehe: erstmal mir selber zugestehen,daß ich wütend sein darf.Dann mich selber fragen,warum mir ein anderer denn in dem Punkt grade dermaßen auf die Füße treten kann,daß er mich auf die Palme bringt.Find ich da nix weiter (also schon erstmal wirklich ehrlich sein mit mir selbst ),dann versuch ich eben zu akzeptieren,daß es ein anderer geschafft hat,mir eins reinzuwürgen und auch meine Wut drüber schlichtweg zu akzeptieren.Heißt,die muß nicht "schnellstmöglich" wieder weg,weil ich ja "so ne Liebe" bin oder es mir mit anderen nicht verderben will/nen guten Eindruck hinterlassen will etc.
Und dann wütend sein.Möglichst nicht mich am jeweiligen anderen abzureagieren,sondern lieber erstmal sagen "Du hast mich grad verletzt und wütend gemacht,ich brauch grad frische Luft" und dann rausgehen aus der Situation,mal auf ein Kissen eindreschen ein paar Minuten (mich wahlweise drin verbeissen ) und schimpfen,was das Zeug hält - um dann ohne meine "Erstwut" mich wieder sachlicher mit dem anderen befassen zu können.

Das wäre sozusagen der Idealfall - den ich natürlich auch nicht immer und jedes Mal hinkriege.Aber ich finds da auch wichtiger,sich überhaupt dranzumachen,sowas zu üben,als schlicht und einfach es mir einfach zu machen und lieber aggressives Verhalten als "normal" zu propagieren.
Zuletzt geändert von Waldschratin am Mo., 28.05.2012, 19:46, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

ENA
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 46
Beiträge: 9840

Beitrag Mo., 28.05.2012, 19:45

Hi Tiger,
Tigerkind hat geschrieben:Vielleicht morgen,aber ich merke gerade,das ich keine Lust habe auf diesen ganzen Fallbeispiele einzugehen,das ist mir echt viel zu anstrengend.
Schaaaaade!!!
Tigerkind hat geschrieben:Aber vielleicht habe ich später Lust darauf einzugehen,ENA
Das wär schön!
Tigerkind hat geschrieben:ENA hast Du das Buch Gewaltfreie Kommunikation von M.Rosenberg?
Da dürftest Du auf Deine Fragen eine Antwort bekommen und bestimmt befriedigender als ich es hier kann.
Denn es ist ja ein sehr komplexes Thema.
Ich weiß es nicht, ob es DAS Buch war, aber ich habe dazu mal was während meines Studiums gemacht. Trotzdem blieben noch Fragen offen. Von der Logik her ist das alles klar, aber in manchen Situationen frage ich mich, wie das gehen soll. Dewegen, da wir grade bei dem Thema sind, ja auch die Fallbeispiele. Vielleicht gibt es ja Ideen, die Situationen zu lösen.
Tigerkind hat geschrieben:Oder magst Du vielleicht mal ein Seminar dazu besuchen,das habe ich gemacht,das hat mich echt überzeugt
Das ist mir wiederherum grade zu viel. War grade auch schon auf einem Seminar, aber anderes Thema.
Tigerkind hat geschrieben:Das kann und will ich auch gar nicht,ich wollte Euch nur darauf aufmerksam machen,das es diese Kommunikationsform gibt,denn mich hat sie sehr bereichert
Das weiß ich!

Nur ich dachte, um die noch übrigen Fragen zu klären und um ein paar Tipps zu bekommen, wären die Fallbeispiele ganz gut.
Tigerkind hat geschrieben:und weil Du es bist,ENA,werde ich aber noch dem ultimativen ENA-Tipp gucken!

Benutzeravatar

Ratlosigkeit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 1294

Beitrag Mo., 28.05.2012, 20:57

Sorry, ich bin grad erst eben auf den thread gestossen (der mich sehr interessiert), kenne aber weder die konkreten Vorgeschichten hier noch den Terminus der gewaltfreien Kommunikation. Wenn ich das richtig verstanden haben, arbeitet diese so genannte gewaltfreie Kommunikation mit Ich-Botschaften und Empathie um eine Deeskalation der (negativen) Emotionen zu erzielen. Ich möchte dazu nur sagen, dass alle Bespiele die hier gebracht werden, in der schriftlichen Form tatsächlich schrecklich wirken. Aber wie ist das in der mündlichen Form, wenn Tonfall, Mimik und Gestik eingesetzt werden können? Ich kan mir gut vorstellen, dass es dann tatsächlich ganz gut funktionieren kann. Wenn Mimik und Körperhaltung eindeutig signalisieren: Ich bin verletzt, wütend, aggressiv - ABER trotzdem bereit Verständnis für mein Gegenüber aufzubringen und mich auf eine "friedliche" Konfrontation einzulassen?
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Di., 29.05.2012, 07:24

Ich glaube man muss nicht alles nett sagen.
Ich glaube aber auch, es täte uns allen gut, wenn wir freundlicher miteinander sprechen würden.
Zwischen den Polen bewegt sich vllt. auch GFK, theoretisch. Was mir auffällt, mich machen Menschen auch aggressiv, die explizit von sich behaupten GFK anzuwenden. In der Theorie klingt GFK vielleicht gut gemeint, aber in der Praxis habe ich es noch nie gut gemacht erlebt. Oder aber die, die es wirklich gekonnt anwenden, benennen es nicht so und daher erfahre ich es nie, wenn GFK gut angewendet wird.

Was ich in der Praxis erlebe ist, dass Mensche, die explizit GFK in bestimmten Settings fordern und behaupten zu praktizieren faktisch und dem Handeln nach eine ziemlich unnachgiebige Haltung zeigen, die sehr straight eigene Interessen durchsetzt, ohne zu diskutieren, ohne sich auch nur zu erkundigen, wie es anderen damit ergeht, welchen (negativen) Einfluss es auf andere hat, welche Unannehmlichkeiten es anderen bereitet.
Gar so als würde der eigene Einfluss auf andere geleugnet. Ich habe es halt immer als sehr wenig kooperativ erlebt, wo Kooperation normalerweise zu erwarten gewesen wäre.


Darüber hinaus gibt es aber auch viele Situationen, besonders solche, in denen ein natürliches Macht- und Autoritätsgefälle besteht, in denen GFK nicht funktionieren kann. Es wird immer Bereiche im Leben geben, da sind Forderungen und Verbote angebracht, sowie Lob und Strafe. Dinge die GFK ablehnt und das ist dann wirklich lebensfremd.
amor fati

Benutzeravatar

mitsuko
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 30
Beiträge: 1532

Beitrag Di., 29.05.2012, 08:01

Es scheint ja eine gewisse Diskrepanz zu geben zwischen dem was gfK eigentlich meint und dem wie sie von anderen erlebt wird. Offenbar haben viele schnell das Gefühl, dass derjenige, der gewaltfrei zu kommunizieren sucht dieses Mittel eher für etwas anderes nutzt als er vorgibt; etwa um andere zu manipulieren oder auch um nur noch von sich und den eigenen Bedürfnissen zu reden, die des Gegenübers außer Acht lassend oder um sich auf ein kleines Podest zu stellen etc.

Spannend finde ich gerade die Frage, welche Leute und aus welcher Motivation sich für gfK entscheiden. Es werden naturgemäß Leute sein, die mit einem sehr aggressiven, gewaltsamen Umgang miteinander Probleme haben. Was ich mir vorstellen könnte ist, dass oft Menschen, die zum Beispiel mehr Schwierigkeiten als andere damit haben sich durchzusetzen oder etwa solche, denen ein verbaler "Anschiss" sehr zu schaffen macht, zu Anhängern von gfK werden, solche die sich also selbst eher als Opfer einer gewaltsamen Kommunikation sehen.
Ich würde sagen, dass so etwas meistens von einem geringen Selbstwert herrührt und der Tendenz Dinge stark auf sich zu beziehen, sich selbst als makelhaft zu erleben und diese eigene Makelhaftigkeit als Ursache für die schlechte Behandlung durch andere zu wähnen. Sie hätten dann ein Prolem sich von anderen und deren Aussagen, Werturteilen etc. abzugrenzen. Womöglich hilft die gfK dabei zu erkennen, dass das nicht der Fall ist, da der andere seine eigenen Bedürfnisse hat, es sich bei zwei Redeteilnehmer grundlegend um zwei unterschiedliche Wesen handelt, die nicht voneinander abhängen.
Und womöglich ist es dann verlockend diese Technik so zu nutzen, dass man den anderen eben ganz und gar entkoppelt, sich autark setzt und sich angewöhnt nichts mehr an sich ranzulassen, abzublocken. Das könnte der Moment sein, in dem diese Kommunikation beim anderen Aggressionen schürt, da er sich dann mit Recht eben gerade nicht mehr wahr- und ernstgenommen fühlen kann.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Di., 29.05.2012, 08:32

montagne hat geschrieben:...aber in der Praxis habe ich es noch nie gut gemacht erlebt. Oder aber die, die es wirklich gekonnt anwenden, benennen es nicht so und daher erfahre ich es nie, wenn GFK gut angewendet wird.
Das ist sehr gut formuliert, finde ich!

Mitsuko, diese Frage, wer das anwendet, habe ich mir auch schon gestellt. Ich hab sie auch schon beantwortet

Ich kenne jemanden, der behauptet, so zu kommunizieren, und das ist in meinen Augen ein ziemlich großer Narzisst. Ich denke, er verwendet das, um seine Größe damit unter Beweis zu stellen: "Seht her, wie toll und gut ich bin. Und ihr armen Würstchen könnt das nicht und daran sieht man ja eure Unterlegenheit!" Der betreibt das, so wie andere Leute ins Solarium gehen oder Fitness machen oder sich ein tolles Auto kaufen: Es macht halt was her. Außerdem fungiert das m.E. als so eine Art Distinktionsmerkmal: Jemand, der so was kann, ist - so erhofft man sich das zumindest - waaaaaaaaaaaaahnsinnig empathisch und intelligent, weil es doch sooooooooo schwer ist, das auch umzusetzen. Das Problem ist halt, dass dieser Narzisst das nicht tut, um in sich zu gehen und seine persönlichen Motive zu klären, sondern er tut dies, um vor allem nach außen zu zeigen, DASS er es tut. Und schon hat er es vergeigt.

Dann könnte ich mir vorstellen, dass das auch pseudo-altruistische Motive von Menschen mit depressiven Zügen sind, so ungefähr: "Wenn ich nur gut zu den anderen bin und freundlich mit ihnen rede, dann wird das belohnt - und wehe, wenn nicht...!" Die Falle ist dieselbe: Man tut etwas, um damit von außen etwas zurückzubekommen. Beim ersten Beispiel war es Anerkennung der eigenen Größe, und beim zweiten ist es das Gelobt- und Gemochtwerdenwollen, vielleicht weil man denkt, dass es sonst nichts gibt, wofür man gemocht werden könnte? (so wie mitsuko das wohl auch meinte). Das geht so in dieselbe Richtung wie der Weihnachts-Harmonie-Stress: Eigentlich will man es gerne friedlich; andererseits ist man selbst innerlich gar nicht in einer wahrhaft friedlichen Stimmung, und so nimmt es nicht wunder, dass das Ganze in die Hose geht und alles schlimmer ist, als wenn man sich dieses Ziel "ich will es harmonisch und gewaltfrei" gar nicht erst gesteckt hätte!

Wenn es denn so wäre, dass man gar nicht auf die Außenwirkung abzielen würde, dann müsste man ja gar nicht erst erwähnen, dass man gewaltfrei kommuniziert! Ich erwähne ja auch nicht täglich, dass ich einen großen Berg Bügelwäsche auf meinem Sofa liegen habe...

Benutzeravatar

Tigerkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 75
Beiträge: 2175

Beitrag Di., 29.05.2012, 10:32

@ENA:So,liebe ENA,den ultimativen Tipp gibt es nicht,(auch wenn ich Dir den gestern versprochen habe,aber ich war schon viel zu müde für Erklärungen.
Es geht ja darum durch empathisches hinterfragen (z.B.Deine Fallsbeispiele) in der Realität herauszufinden,was derjenige wirklich möchte.
Auch wenn er Dir gegenüber z.B. einen unterschwellig,aggressiven Ton hat,dann herauszufinden,warum hat er den,was ist sein unerfülltes Bedürfnis?
(Hinter Ärger steht immer noch ein anderes Gefühl bzw. ein unerfülltes Bedürfnis.)
Es ist so,wenn ich z.B. selber gerade nicht empathisch sein kann,weil meine Wut gerade hochkocht,ist es sinnvoller mir erstmal selbst Empathie zu geben oder sie woanders zu holen.
Man könnte z.B.auch sagen,ich bin gerade so wütend,ich kann mometan gar nicht auf sie eingehen,ich brauche erstmal Abstand und Ruhe.Zum Bleistift.
M.Rosenberg hat viele Beispiele in seinem Buch,ich kann und will das hier nicht wiedergeben.
Natürlich darf man seine Gefühle aussprechen,GFK heißt ganz bestimmt nicht sie zu verstecken,im Gegenteil.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15219

Beitrag Di., 29.05.2012, 10:39

Ich glaube nicht, dass GFK bedeutet rauszufinden welche Bedürfnisse der andere hat. Das wäre ja am Arbeitsplatz z. B. viel zu aufwendig. Besser wäre eine Ermunterung zu sagen was los ist. Ich denke da liegt eher das Geheimnis. Vertrauen aufbauen und deutlich machen, dass es dann auch nicht mißbraucht wird.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Werbung

Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag