Übertragung und Gegenübertragung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mia Wallace
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 09:18

candle. hat geschrieben:
Ich habe alle Osteraktivitäten abgesagt, Freunden und Familie einen Korb gegeben
Oh je, das ist ja eine enorm heftige Art zu (re-)agieren. Was soll das nutzen?

candle
Naja, so heftig ist das auch wieder nicht. Das ist jetzt kein depressiver Rückzug, oder so. Ich kenne mich halt....wenn ich von einem Thema so enorm in Anspruch genommen bin, und es in mir "arbeitet", bin ich naturgemäß öfters in Gedanken und wirke dann abwesend .
Und dann kommen immer schnell die besorgten Fragen "ist was?" , "geht es Dir nicht gut?", "kann ich was für Dich tun?" etc. auf die ich einfach jetzt keinen Bock hatte.

Weil ich im Moment total verwirrt bin und erstmal lieber hier ( in der Anonymität und unter lauter Menschen, die vielleicht ähnliche Gefühle kennen und mit der Möglichkeit, den PC auszuschalten, wenn es mir zu viel wird ), drüber schreibe.
Wenn ich sage, "nö, es ist nichts " glaubt mir -zu recht- grad sowieso keiner .

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carö
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 10:09

liebe mia w.
Mia Wallace hat geschrieben:Ich werde mich nicht unter den Privat-Kontaktdaten melden. Wie auch immer sie ihr Angebot gemeint hat : ich werde nie das bekommen, wonach ich mich sehne. Und die Sehnsucht werde ich durch jede Art von Kontakt nur wieder schüren. Das Ergebnis wird sein, dass ich zwangsläufig enttäuscht werde und dann leide. Ich lasse lieber alles so, wie es ist.

Eigentlich bin ich im Moment vor allem wütend auf sie. Es gibt wenige Menschen, die so viel über mich wissen, wie sie.
Sie hätte eigentlich wissen können, was so ein Brief bei mir auslösen würde. Sie weiß, dass ich in sie verliebt war. Sie kennt meine Geschichte mit komplizierten (Stiefmutter) oder missbräuchlichen (Lehrerin) Beziehungen zu älteren Frauen und weiß, dass sie genau in dieses Muster passt.....
ich kann gut verstehen, dass du jetzt auf sie wütend bist. das ist auch vermutlich eine gesunde und angemessen reaktion der abgrenzung. wirklich gut finde ich, dass du dich selbst so gut wahrnehmen kannst und - zumindest wirkt es so auf mich - für dich selbst verantwortung übernimmst an der stelle und es nicht anderen bzw. ihr überlässt, indem du genau fühlst, was der kontakt in dir auslösen könnte und woher das rührt und selbst auf dich achtest. wie auch immer man ihr verhalten bewerten mag oder auch nicht, so kann es für dich ein anlass sein, dich jetzt nochmal intensiv mit dieser frage nach abgrenzung und dem sog/sehnsucht nach .. darf ich es so sagen ? - symbiose - zu beschäftigen. für dich! ich glaube, dass das eine schwierige aufgabe ist, die einen immer wieder einholt, v.a. wenn man eine solche persönliche geschichte mit einbringt. aber sicherlich wird man damit auch einen immer sichereren umgang finden können und seine eigene position immer besser orten und wahren können, wenn man sich damit beschäftigt und es nicht nur unterdrückt... ich glaube, dann muss so ein kontakt nicht mehr zwangsläufig zur gefahr werden, wieder in diesen sog zu rutschen... also ich will nicht damit sagen, dass du dann kontakt haben kannst/sollst, sondern du wirst es dann sicherlich freier entscheiden können, was du willst.

nimm es als herausforderung!

lieben gruß
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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zitronenlolly
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 10:21

@ carö
Ja du hast schon recht- natürlich muss ich es auf mich zukommen lassen. Den kontakt abrechen werde ich nicht- ich freu mich ja. Also bleibt ja nur das eine. Das ist sehr Spannend, aber es kostet viel Aufmerksamkeit und löst viel durcheinander aus…Ich mag das besondere
@confianza
Das habe ich schon, ihm alle meine Bedenken, Gefühle usw. gesagt. Er war sehr verständnisvoll und hat mir Rede und Antwort gestanden…Nur so kann’s irgendwie gehen- wenn man ehrlich ist…
@ debussy
Klar hat er Probleme- wer hat das nicht mal?! Er hat eine zerrissene Beziehung zu seiner Tochter, er lebt seit 8 Jahren in Scheidung usw., ist mir schon klar dass dies alles eine Rolle spielt in unserem kontakt.
@Mia w.
Dir antworte ich Später!!!

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Mia Wallace
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 11:59

carö hat geschrieben:ich kann gut verstehen, dass du jetzt auf sie wütend bist.
Danke
carö hat geschrieben: das ist auch vermutlich eine gesunde und angemessen reaktion der abgrenzung. wirklich gut finde ich, dass du dich selbst so gut wahrnehmen kannst und - zumindest wirkt es so auf mich - für dich selbst verantwortung übernimmst an der stelle und es nicht anderen bzw. ihr überlässt, indem du genau fühlst, was der kontakt in dir auslösen könnte und woher das rührt und selbst auf dich achtest.
So hab ich das noch gar nicht gesehen, weil im Moment vor allem riesengroße Verwirrung und Chaos da sind. Aber stimmt schon..das hab ich tatsächlich ja auch -mühevoll - alles gelernt. Bei ihr....
Sie ist eben ne echt gute Therapeutin....*schiefgrins*

carö hat geschrieben:wie auch immer man ihr verhalten bewerten mag oder auch nicht, so kann es für dich ein anlass sein, dich jetzt nochmal intensiv mit dieser frage nach abgrenzung und dem sog/sehnsucht nach .. darf ich es so sagen ? - symbiose -
Selbstverständlich darfst Du das kind beim Namen nennen . Genau das (also Sehnsucht nach totaler, nie endenwollender 24/7 -Symbiose) ist es verkorksterweise . Und ich hab auch noch nicht wirklich den Ausgang gefunden, obwohl mir bewusst ist, was da schief läuft.
carö hat geschrieben:.... zu beschäftigen. für dich! ich glaube, dass das eine schwierige aufgabe ist, die einen immer wieder einholt, v.a. wenn man eine solche persönliche geschichte mit einbringt. aber sicherlich wird man damit auch einen immer sichereren umgang finden können und seine eigene position immer besser orten und wahren können, wenn man sich damit beschäftigt und es nicht nur unterdrückt... ich glaube, dann muss so ein kontakt nicht mehr zwangsläufig zur gefahr werden, wieder in diesen sog zu rutschen... also ich will nicht damit sagen, dass du dann kontakt haben kannst/sollst, sondern du wirst es dann sicherlich freier entscheiden können, was du willst.
Klingt guuut....und würde ich so gerne erreichen.
Ich fürchte nur, dass ich von dieser Sogimmunität so dermaßen Lichtjahre entfernt bin, dass das vor meinem 90. Geburtstag vermutlich nichts wird. Mit fällt jedenfalls vorerst nichts Besseres ein, als zu versuchen, mich von diesen Sogmenschen möglichst gut fern zu halten und bin schon gottfroh, dass ich nach schlappen 1000 Jahren Therapie dieses Muster inzwischen mit einiger Sicherheit erkennen und auch halbwegs zuverlässig entsprechend handeln kann.

Obwohl eine Kontaktmöglichkeit zur geliebten Therapeutin auszuschlagen eine mich eigentlich echt überfordernde Herausforderung ist.

Was wenn ich hier gerade die Chance auf die Symbiose aller Symbiosen verspiele ?
(Also, nicht dass ich das, so rein kopfmäßig auch für nur ein Atömchen in Richtung realistisch halte, aber das ist, was gerade in meinem Bauch tobt. Ich muss richtig kämpfen, um nicht zum Telefon zu greifen und sie anzurufen *mir selbst auf die Finger klopf* *nein Mia, du rufst nicht an, Du gehst jetzt erstmal kalt duschen und dann eine Runde Holz hacken*)
carö hat geschrieben:nimm es als herausforderung!
Das und all die anderen tollen Frauen, denen ich andauernd begegne

auch lieben Gruß

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Sausewind
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 12:15

Mia Wallace hat geschrieben: Was uns, so kann ich mir vorstellen, verbindet ist diese Sehnsucht nach einem Menschen, dieses "es ist nie genug" , das durch "ein bisschen" Kontakt nicht genährt und befriedigt werden kann, sondern eigentlich nur immer unerträglicher wird?
Mia Wallace hat geschrieben:Wie auch immer sie ihr Angebot gemeint hat : ich werde nie das bekommen, wonach ich mich sehne. Und die Sehnsucht werde ich durch jede Art von Kontakt nur wieder schüren. Das Ergebnis wird sein, dass ich zwangsläufig enttäuscht werde und dann leide.
Ach Mensch, ich kann das so gut verstehen. Das ist wirklich der letzte Scheiß . . . auch was du später schreibst von der "Sogwirkung" solcher Menschen, und die Hoffnung, dass diese EINE Mensch nun Heilung bringt, kenne ich sehr gut.

Ich finde es bewundernswert, dass du dich auch von ihr trennen konntest. Durch dieses Angebot von ihr wird das natürlich wieder alles aktiviert. Ich könnte mich da auch kaum von abgrenzen. Aber wie du schreibst, letztlich wird diese Sehnsucht NIE erfüllt werden können, es wird durch solche Menschen NIE Heilung geben, da das was Altes ist, was da aktiviert wird, das im Hier und Jetzt nicht mehr gutzumachen ist.

Wußte sie denn eigentlich, dass du so heftig für sie empfindest? Denn dann hätte man natürlich erwarten können, dass sie von sich aus die Wunde nicht noch mal extra aufreißt und dich so emotional in Schwierigkeiten bringt . .
Zitronenlolly hat geschrieben:Klar hat er Probleme- wer hat das nicht mal?! Er hat eine zerrissene Beziehung zu seiner Tochter, er lebt seit 8 Jahren in Scheidung usw., ist mir schon klar dass dies alles eine Rolle spielt in unserem kontakt.
Oh oh, das bestätigt halt doch wieder das Bild vom Therapeuten, der eben doch auch seine eigenen Bedürfnisse mit und an Patienten auslebt . . das muss ja nicht immer sexuell übergreifend sein. Da hat er wohl schon auch irgendwelche Sehnsüchte, die sich da in euren Kontakt reinmischen .. So ein Mist aber auch. Also eigentlich sollte er dich doch damit in Ruhe lassen, selbst wenn du auch von dir aus Kontakt mit ihm aufnimmst . . ich finde, als Patientin ist man doch damit restlos überfordert, da man ja eigentlich überhaupt nicht auf derselben Ebene ist, sondern eigentlich die Empfangende, währende der Therapeut der Gebende ist . . und dann muss man plötzlich versuchen, damit zusätzlich auch noch innerlich klarzukommen . . nicht gut . .

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zitronenlolly
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 16:37

@Mia w.
Der Mann ist 30 Jahre älter als ich, da ist von beiden Seiten nichts Sexuelles. Die Liebe die allenfalls eine Rolle spielt, ist die die eine Tochter zu ihrem Vater haben kann, bzw. die ein Vater zu seiner Tochter haben kann.
Ich finde es gut dass du Dich so abgrenzen kannst. Ich konnte das nicht. Ich wollte das aber auch nicht! Und ich kann Dich gut verstehen dass Dich das so sehr aus der Bahn wirft, das du erst mal alle deine Gedanken drauf richtest und wenig Zeit für Österlichkeiten hast…
Der eigentliche Kontakt ging von mir aus, wir trafen uns erst mal zufällig beim Einkaufen, er sagte ich solle mich doch mal melden dann gehen wir einen Kaffee trinken. Das tat ich dann ein paar Wochen später per Mail. Wir schrieben uns ziemlich eifrig hin und her und schließlich trafen wir uns…meine Mutter lag zu der Zeit im Sterben und er war ein willkommener Gesprächspartner immer wenn ich Nachts nicht schlafen konnte schrieb ich ihm.
Ich glaube ich sollte wirklich mit ihm ganz normal umgehen…er wird mir schon sagen wenn es ihm zu viel wird…

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zitronenlolly
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 16:44

@sausewind
Ich glaube das man bei jeder Beziehung die nicht gerade im Therapeutischen Rahmen ist, ein Stück weit seine eigenen Bedürfnisse befriedigt und in jeder Freundschaft weiß man um die Probleme seines Freundes und versucht sie zu verstehen…ich finde es nicht schlimm von ihm das ein oder andere zu erfahren was in seinem Leben schief lief- das macht die Sache, wie schon gesagt, Menschlicher. Würde ich ihm nur von mir berichten, wäre es ja wieder ein Therapeutisches Verhältnis. Und das will keiner von uns beiden.

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Sausewind
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 17:25

Zitronenlolly hat geschrieben:Ich glaube das man bei jeder Beziehung die nicht gerade im Therapeutischen Rahmen ist, ein Stück weit seine eigenen Bedürfnisse befriedigt und in jeder Freundschaft weiß man um die Probleme seines Freundes und versucht sie zu verstehen…
Ja ja, das ist schon klar . . aber irgendwie haderst du ja trotzdem .. in einer FREUNDSCHAFT ist es natürlich so, dass jeder von seinen Problemen berichtet . . aber mir scheint, das Problem hier ist, dass es ja ursprünglich ein Therapeut-Patient-Verhältnis war . . und dass dann so "einfach" umzuwandeln, scheint ja nicht ganz zu klappen . . sonst könntest du ja sagen, super, kein Problem, früher waren wir Therapeut/Patientin, und jetzt sind wir befreundet,wie schön.
Aber irgendein Dilemma scheint ja dennoch da zu sein, sonst würdest du ja hier nicht schreiben, oder? (Das ist kein Angriff auf dich, nur ein Versuch es zu verstehen).
LG

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zitronenlolly
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Beitrag Mo., 09.04.2012, 18:51

Hey Sausewind,
Ja, das stimmt auch wieder was du schreibst…keine Ahnung warum das so kompliziert ist. Das muss ich noch raus finden. Vielleicht ist es das auch gar nicht, nur ich mach es zum Problem.

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Tellmewhy
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Beitrag Di., 10.04.2012, 13:03

Hey. Ich befinde ausschließlich eine lebenslängliche Abstinenz des Psychotherapeuten seinen Patienten gegenüber als professionell und richtig.

tellmewhy

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Méabh
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Beitrag Di., 10.04.2012, 13:10

Tellmewhy,

nicht bezogen auf die Fälle hier, sondern generell sehe ich es so, dass eine starre Regel, die auf die gesamte Vielfalt von Menschen und Beziehungen angewendet wird, immer problematisch ist.

Méabh

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Tellmewhy
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Beitrag Di., 10.04.2012, 14:14

Hey. Die Abstinenzregel ist keine Regel, deren Regelbereich sich auf die gesamte Vielfalt von Menschen und Beziehungen erstreckt. Sie regelt aber die sensible Beziehung eines Psychotherapeuten zu seinen Patienten für die Dauer der Behandlung. Der Erfolg einer psychotherapeutischen Behandlung beruht vor allem darauf, dass die professionelle Beziehung während der Therapie, aber genauso über die letzte Stunde der Therapie hinaus Bestand hat. Diese Verantwortlichkeit eines(r) Therapeuten(in) für das therapeutisches Handeln gilt lebenslänglich und gehört zur Basis der Berufsausübung.

Und warum? Die Abstinenzregel dient dem Schutz des Patienten vor Missbrauch im negativen Sinne, wie im positiven auch als ein notwendiger Faktor für den Therapieerfolg, der sich in der erfolgreichen und selbstständigen, von der therapeutischen Beziehung losgelösten, Bewältigung des Alltags, und nicht in Abhängigkeit von der therapeutischen Beziehung darstellt. Die Abstinenzregel bietet dem Therapeuten einen klar kommunizierbaren Handlungsrahmen und somit meiner Meinung nach auch einen Schutz vor grober Selbstüberschätzung sowie als gewisse Bewusstseinsgrenze gegen Missbrauch innerhalb der Profession und derer selbst.

Sie ist also ein zentrales Qualitätsmerkmal einer Psychotherapie.

Kontaktversuche seitens des Therapeuten haben mit Meinung oder freiem Tun nichts zu tun, sondern sind professionell behandlungsbedürftig.


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Méabh
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Beitrag Di., 10.04.2012, 14:49

Weiß ich alles, und trotzdem stehe ich zu meiner Aussage.

Ich kann sie gern durch den Passus erweitern, dass die Abstinenzregel während der Therapie zum Schutz des Klienten wichtig ist - alles andere sehe ich nicht so.

Und wenn du noch so demonstrativ eloquent begründest - das Leben selbst erzählt eben auch andere Geschichten.

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Tellmewhy
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Beitrag Di., 10.04.2012, 15:23

Du verstehst nicht, dass Abstinenz für das Beziehungsverhalten des Therapeuten zum Patienten etwas bedeutet. Es bedeutet mehr als die Ebene, die man aufnehmen könnte, wenn man filmen und ein Tonbandgerät laufen lassen würde.

Da sich im menschlichen Beziehungsverhalten ALLE als modellhaft erlebten eingeprägten Beziehungsmuster spiegeln, ist ein Therapieerfolg gefährdet, wenn sich das Beziehungsverhalten des Therapeuten dahingehend verändert, dass es nicht immer ausschließlich um das Wohl des Patienten geht und dieses Kriterium wird verletzt, wenn der Therapeut zur Privatperson wird egal in welchem Maße. Psychotherapie ist eine Behandlungsform für "Beziehungs-Krankheiten". Wenn man gesund und zufrieden mit seinen Beziehungen ist, wird man deswegen keinen Kontakt als Patient zu einem Therapeuten aufnehmen. Ausnahme davon bildet die Selbsterfahrung als Teil der Ausbildung zum Psychotherapeuten. Wenn man Kontakt zu seinem Therapeuten aufnimmt, der nicht innerhalb der Therapie statt findet, braucht man Therapie (=Hilfe) oder hatte sie noch nicht.

Psychotherapie ist kein Labor für Experimente mit der Gesundheit des Patienten, gleich dessen gegebenem oder nicht-gegebenem Einverständnis oder dessen eigenem Eindruck.

tellmewhy

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Méabh
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Beitrag Di., 10.04.2012, 15:37

Ich habe - was du eben einsehen musst - einen anderen Standpunkt, und der gründet nicht auf "Méabh versteht nicht", sondern auf dem, was ich durch mich und andere aus meinem nahen Umfeld erfahren habe.

...und jetzt mache ich hier mal für mich einen Schlusspunkt.
(Sorry an die TE für das Off Topic meinerseits.)

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