missbraucht vom eigenen Vater?!

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

kleine Muschel
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Beitrag Mi., 06.06.2012, 11:02

hey, ich wurde im Kleinkindalter von meinem sogenannten Vater sexuell missbraucht. Mein EX-Vater ist ein reiches Elend. Meine Mutter war immer fleißig, sie hat ihm das Hotel geschmissen, sie wusste nichts von den Übergriffen. Erst später als ich mit 23 Jahren feststellte das irgendetwas merkwürdig ist, sprach ich mit ihr darüber, sie hat mich daraufhin ermutigt mich damit auseinanderzusetzen und mir fachkundige Hilfe zu holen.

Ich bin mit ca. 3 Jahren mit meiner Mutter weg von meinem "Vater". Ein knappes Jahr später durfte er mich wieder alleine mitnehmen. Ich leidete mein Leben lang unter einer Postraumatischen Belastungsstörung. Wenn kleinen Kindern Gewalt angetan wird, verlassen sie ihren Körper (disoziativer Zustand), sie splittern ihr Bewusstsein in viele kleine Teile, da sie die Gewalt ,die man ihnen tut, sonst nicht überleben. Mein Bewusstsein wird nie wieder ein Ganzes, ich muss damit leben, bis vor kurzem ging das ja auch.

Vor 2 Monaten bin ich aufgrund von ganz starken Hüftschmerzen aus meinem Kindheitstrauma erwacht. Meine "heile Welt" zerbrach in viele Scherben. Wusste nicht bin ich Frau, oder Kind und das für eine Woche. Ich war nur damit beschäftigt mich warmzuhalten. Sprich ich nahm heiße Duschen, Wärmesalbe, wie Wärmflasche & verkroch mich damit ins Bett.

Daher werde ich meinen "Vater" anzeigen und ich werde es öffentlich machen, ganz subtile, es gibt Wege, etc. Ich kann es nicht zulassen, das dieser an Geld reiche Mann (mit seinem "heiligen Schein"), der Patenonkel von einigen Kindern (er ist der Pate mit den großzügigen Geschenken) sich an weiteren Kindern vergreift. Ich bin so wütend.

Ich habe das Gefühl das ich damals nicht das einzige Kind war. Es ist nur schwer, da ich damals ein kleines Kind war, meine Erinnerungen, sind daher auch sehr kindlich. Ich weiß nur, das er nie ein Vater war (er hat mich anderen Frauen gleichgestellt).

Persönlich habe ich meine Vaterlosigkeit durch andere Männer ersetzt. Daher habe ich männliche Freunde die für mich da sind, die mich bevatern und mich als Person schätzen. Das ist gut, denn so schöpfe ich Vertrauen in der Männerwelt.

Ja und ansonsten kann ich nur sagen, seitdem ich mit der Frau von Wildwasser darüber spreche geht es mir emotional besser. Die Organisation Wildwasser ist eine Organisation von Frauen für Frauen, und sie sind auf sexuelle Gewalt spezialisiert. Die Frau von Wildwasser bei der ich mich ausspreche ist eine sehr warmherzige Frau, ich kann ihr alles erzählen & ich weine dort um meine Unschuld. Manchmal weine ich auch ganz tief aus dem Bauch, aber zu Haus, das tut gut.

Aber ohne Unterstützung komme ich nicht an meine ehrlichen Gefühle ran.

Ich lerne den Menschen zu vertrauen und lerne Gleichberechtigung auf allen Ebenen.
Es ist schön angenommen zu werden.

Heute bin ich 32 Jahre alt, ich habe viel verdrängt, die letzten Jahre, dem Überleben wegen.

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Arnat
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Beitrag Mi., 30.04.2014, 19:08

Ich weiß...dieses Thema hier ist sehr alt...aber da ich momentan mit genau derselben Problematik belastet bin und ich in meiner Therapie an dem Punkt bin, wo ich mir sage: "Das kann nicht sein - das ist alles nicht wahr - ich will das nicht" suche ich hier den Austausch mit Menschen, die ähnliche Gefühle und Gedanken bzgl. ihrer Familie bzw. ihres Vaters haben.
Ich habe den Text schon in einem anderen Thread gepostet...und entschuldige mich gleich dafür, dass er jetzt doppelt vorhanden sein wird...aber es ist nicht so einfach, das zu schreiben, was ich bereits geschrieben habe. Einen neuen Thread darf ich noch nicht aufmachen...weil ja nur einer pro Woche geht...:

Ich platziere das jetzt hier...weil ich nicht wusste, dass ich nur einen Thread pro Woche eröffnen darf und weil es mir auf der Seele brennt...und weil ich denke, dass ihr euch hier vielleicht damit auskennt...
Ich hoffe, das ist ok... und ich hoffe, ich liege nicht ganz falsch. Ich mache übrigens auch Psychoanalyse...

hier mein Problem:
Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Thema angehen soll.

Ich bin als Kind missbraucht worden... aber ich habe schon in der Kinder- und Jugendpsychiatrie den Gedanken immer wieder verworfen, dass der sexuelle Missbrauch auch durch meinen Vater erfolgt sein könnte. Missbraucht hat er mich in anderer Hinsicht ganz sicher... da gebe ich meinem Therapeuten recht. Das habe ich seit einiger Zeit auch kapiert - aber sexuell missbraucht?!

Meine Erinnerung am seine liebevollen Streicheleinheiten sind noch plastisch vor meinen Augen... und mir ist erst in den letzten eineinhalb Jahren klar geworden, dass er mich an durchaus heiklen Stellen gestreichelt hat. Manchmal bin ich auch zu meinen Eltern ins Bett gekrochen - immer auf der Seite meines Vater gelegen und meine Eltern waren teilweise dann unten ohne...oder nur mein Vater. Was mich daran heute irritiert ist, das ich meine Tochter nicht in mein Bett lasse - und sie auch selten in mein Bett kommt, wenn mein Freund oder ich nackt sind. Ich lege mich auch nie oben ohne oder unten ohne neben sie.... sie ist inwzischen neun Jahre alt.
Ich streichle sie auch nicht zwischen den Beinen oder so intensiv am ganzen Körper, wie es mein Vater getan hat.
Ich weiß aber, dass ich es als Kind immer sehr genossen habe - und auch, dass ich irgendwann...ich weiß nicht mehr, in welchem Alter das war, gesagt hatte, dass ich es auf der Brust und an den Innenschenkeln nicht mehr mag...und er meinte, ich hätte da doch noch nichts und er weiter machte. Ich dachte mir damals nichts dabei... und möchte mir eigentlich heute auch nichts dabei denken.
Ich habe da noch andere, weitere difuse Erinnerungen... aber keine klaren... keine, die darauf hindeuten, dass er mich wirklich vorsätzlich im Schambereich gestreichelt hätte... und vergewaltigt hat er mich ganz bestimmt nicht.
Er hat mir aber immer eingebläut, dass Männer nur Sex von mir wollen... dass ich aufpassen muss...dass ...ach ... keine Ahnung. Ich traue ihm eigentlichk einen sex. Missbrauch an mir zu.
Er war immer wehement gegen Kinderschänder... (aber welcher Vater wäre das denn nicht und würde von Kastration als Strafe sprechen, wenn er davon hört?).

Privatsphere gab es bei uns keine... aber das ist ja auch noch kein Missbrauch.
Mein Therapeut sagt, ich weiß selber, ob es Missbrauch ist, oder nicht... ob es ok war, oder nicht. Mein ExTherapeut war da schon klarer und meinte, er würde seinen Sohn auch nicht zwischen den Schenkeln streicheln, wenn er neben ihm im Bett läge... und ich schüttel nur immer wieder den Kopf und möchte diesen Gedanken raus haben...weil ich es doch damals angenehm und schön fand... und trotzdem ein mulmiges Gefühl dabei hatte. Mein jetziger Therapeut sagt auch, dass die Grenze überschritten ist, sobald das Kind an manchen Stellen stop sagt und das darüber nicht hinwegweggegangen werden darf.

Und wenn ich jetzt zu dem Schluss komme, dass es sexueller Missbrauch war - wie soll ich denn dann damit umgehen? Wie soll ich ihm denn in die Augen schauen? Bei anderen bin ich immer sofort der Meinung - konfrontiere ihn oder du kannst doch keinen Kontakt mehr haben... jetzt, wo mir meine eigene Situation bewusst ist, weiß ich, warum ich da so extrem reagiert habe, wenn mir das meine Freundin erzählt hatte...

Ich hätte zumindest eine Erklärung dafür, warum ich seit dem mein Vater wieder versucht, Kontakt zu mir aufzubauen, weil ich das jahrelang von ihm gewünscht habe, seine Umarmungen und seine Nähe absolut nicht aushalte und mich nicht wohl dabei fühle. Das tue ich aber bei meiner Mutter auch nicht... die war in jeglicher Hinsicht übergriffig auf mich...

nun ja...vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen,.... oder mir sagen, ob er es als Missbrauch empfindet....

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Tupsy71
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Beitrag Do., 05.06.2014, 09:33

hallo Arnat
mh, also mal ganz klar sagen möcht: es war mb, da er deine Grenzen eindeutig überschritten hatte. Tut mir leid, dass es deine Mum und dein Vater war, die dich so extrem traumatisiert hatten.
Ich verstehe, dass du die Nähe nicht ertragen kannst. Aber das ist ganz logisch, bitte mach dir da keine Vorwürfe oder so. Ich kann meine Mutter auch nicht umarmen und seit dem Letzten GEspräch ertrage ich nciht mal mehr der Gedanke daran.
Wünsche dir ganz viel KRaft und dass du alles gut aufarbeiten kannst
Tupsy71


Jenny Doe
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Beitrag Do., 05.06.2014, 10:55

Hallo Arnat,

das, was du schilderst, war absolut nicht korrekt von deinem Vater.

Ich möchte dir einen kleinen Trost mit auf den Weg geben. Schau mal hier:

"Die Kinder fühlen sich im Stich gelassen"
http://www.sueddeutsche.de/wissen/sexue ... n-1.959798

Die Psychologin hat eine Studie mit mehren Hundert Missbrauchsopfern durchgeführt. Die Studie ergab, dass viele Missbrauchsopfer den Missbrauch zum Zeitpunkt des Geschehens nicht als traumatisch erlebt haben. Einige berichten, dass es ihnen gefallen hat. Viele begreifen erst wenn sie erwachsen sind, dass das, was da passiert war, nicht korrekt war, sexueller Missbrauch war. Die Psychologin wurde leider angegriffen, weil sie widergab, was ihr die Opfer erzählt haben. Wie dem auch sei. Für Menschen, die sexuell missbraucht wurden und die es in ihrer Kindheit nicht als traumatisch erfunden haben, ist es gewiss ein Trost, wenn sie erfahren, dass sie damit nicht alleine sind; dass sie sich nicht dafür schämen müssen, dass es ihnen damals gefallen hat; dass sie erst im Erwachsenenalter verstanden haben, was da eigentlich passiert ist. Als Kind ist man nicht immer in der Lage zu verstehen, dass einem Unrecht widerfährt. Manches begreift man erst, wenn man älter ist.

Dir wünsche ich viel Kraft und dass du deine Erfahrung verarbeiten kannst.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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