Obergutachter lehnt Verlängerung ab

Spezielle Fragen zur Lage in Deutschland
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Lachtränen
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Beitrag So., 27.05.2012, 08:46

Danke für eure Antworten
Ich hatte die Aussage eigentlich ähnlich gedeutet, gestolpert bin ich vor allem über "Die aktuell wirksame Psychodynamik der seelischen Erkrankung sei nicht ausreichend erkennbar"...klingt für mich nach "im Augenblick ist doch alles ok". (stimmt sogar, es geht ja um grundlegende Dinge und nicht um eine aktute Depression)

In der Ablehnung selbst ist von keiner Alternative die Rede, die Therapeutin berichtete aber von der Empfehlung einer Analyse im Schreiben des Gutachters.
Kann dem wenig abgewinnen, ich möchte gerne bei ihr bleiben. Wir haben eine gute Basis, denn mittlerweile kann ich aus jeder Stunde einen 'Auftrag' bzw Denkanstoß mitnehmen und auch selbständig weiterarbeiten.
Ich verstehe daher nicht, warum die KK und deren Gutachter das zerstören wollen - vielleicht kein Verständnis dafür, dass man nicht 'mal eben so' diese Basis aufbauen kann.

Die KK wollte ich entweder anrufen, oder einen Brief schreiben. Mir ist nur wichtig, dass ich die Begründungen vorher weitgehend verstehe

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carö
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Beitrag So., 27.05.2012, 10:27

hallo lachträne,

ich verstehe den satz anders. glaube es geht nicht darum auszudrücken, dass im moment alles ok ist.

ich verstehe den satz eher so, dass der gutachter sagen will, dass die tiefer liegenden kräfte, motive, wünsche, bedürfnisse, etc., die da sind und machtvolle wirkung entfalten, nicht ausdeichend zugänglich gemacht werden können in der therapie. zumindest scheinbar nicht mit dem aktuellen therapieplan ... zugänglich gemacht bedeutet, dass sie erlebbar, erfahrbar, letztlich stärker bewusst werden, um nicht weiter verborgen in der tiefe quasi ihr "unwesen" zu treiben.

LG
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)


leberblümchen
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Beitrag So., 27.05.2012, 10:49

lachträne, ich denke, man muss da wirklich genauer hinschauen: Die Kasse zahlt nur, wenn sie überzeugt ist, dass die Therapeutin genau an die Wurzeln deiner Probleme mit dir herankommt, wie carö das auch gesagt hat. Du selbst hast zwar ein gutes Gefühl, aber das ist für so einen Gutachter zweitrangig, denn es geht da wirklich um konkrete Behandlungspläne. Und wenn die Therapeutin das nicht so hinbekommen hat, es so zu formulieren, dass klar ist, dass sie genau die richtige Person für deine Problematik ist, dann bleibt der Kasse nichts weiter übrig, als das abzulehnen. So hart das klingt.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 27.05.2012, 21:34

titus2 hat geschrieben: Offensichtlich erkennt man ja den Krankheitswert an. 'Weitergehend' als eine TfP (im Sinne der Krankenkassen) ist halt nur eine Analyse.
Eine Analyse ist aber nicht "weitergehend" oder "tiefer wirksam", es ist ein ganz anderes und bei weitem nicht bei allen Patienten und Problemstellungen passendes Verfahren als eine tiefenpsychologische Therapie.
Lachtränen hat geschrieben:
In der Ablehnung selbst ist von keiner Alternative die Rede, die Therapeutin berichtete aber von der Empfehlung einer Analyse im Schreiben des Gutachters.
Kann dem wenig abgewinnen, ich möchte gerne bei ihr bleiben. Wir haben eine gute Basis, denn mittlerweile kann ich aus jeder Stunde einen 'Auftrag' bzw Denkanstoß mitnehmen und auch selbständig weiterarbeiten.
Ich verstehe daher nicht, warum die KK und deren Gutachter das zerstören wollen - vielleicht kein Verständnis dafür, dass man nicht 'mal eben so' diese Basis aufbauen kann.

Die KK wollte ich entweder anrufen, oder einen Brief schreiben. Mir ist nur wichtig, dass ich die Begründungen vorher weitgehend verstehe
Dann geh vor das Sozialgericht. Du kannst dich aber auch beim VDK beraten lassen. Die können da evtl helfen, sie haben Anwälte für Sozialrecht.

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leberblümchen
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Beitrag So., 27.05.2012, 23:15

Äh, nein, münchnerkindl, eine Analyse und eine TfP unterscheiden sich nicht unbedingt qualitativ; die Ansätze sind dieselben, aber bei Letzterem arbeitet man halt an eingeschränkten Zielen. Insofern ist natürlich die analytische Therapie weitgehender.

Ich würde den Gedanken, dass die Therapeutin vielleicht wirklich kein schlüssiges Konzept hat, ruhig mal zulassen...

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mitsuko
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 06:29

Lachtränen hat geschrieben: Kann dem wenig abgewinnen, ich möchte gerne bei ihr bleiben. Wir haben eine gute Basis, denn mittlerweile kann ich aus jeder Stunde einen 'Auftrag' bzw Denkanstoß mitnehmen und auch selbständig weiterarbeiten.
Ich verstehe daher nicht, warum die KK und deren Gutachter das zerstören wollen - vielleicht kein Verständnis dafür, dass man nicht 'mal eben so' diese Basis aufbauen kann.

Die Gutachter sind von der KK unahängig. Ist aber relativ egal, bloß damit du vielleicht von der Idee abkommst, die böse Kasse will dir was kaputt machen. Die Gutachter müssen nichts zahlen o.ä. wenn du eine Therapie genehmigt kriegst, die haben also kein materielles Interesse daran, Therapien azulehnen. Deswegen werden auch so viele genehmigt.
Ich fürchte, deine Therapeutin hat da was echt schlecht begründet, denn es sind ja jetzt sogar schon zwei Gutachter gleicher Meinung. Natürlich ist das blöd für dich, aber es git ja noch andere gute Therapeuten. Ich würde jetzt anfangen einen Plan B zu entwickeln, denn schließlich geht es um dich und dein Wohlergehen.

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Lachtränen
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 06:52

Ach, mir leuchtet das schon ein. Natürlich verlässt sich die KK auf Gutachter und bezahlt dann nur solche Therapien, die auch Erfolg versprechen. Meinetwegen ist auch das Konzept der Therapeutin für mich nicht schlüssig. Mir gefällt einfach nicht, dass ich so außen vor gelassen und selbst bei einem Widerspruch nicht angehört werde.

Mit der Suche nach einem neuen Therapeuten habe ich Probleme: Es gibt wenig freie Plätze; es ist schwer, jemand passenden zu finden; ich brauche lange, bis ich wirklich Vertrauen gefasst habe; eine Analyse etwa ist mir definitiv zu hochfrequent
Plan B waren daher die Notfallsitzungen, bis man wieder eine Therapie beantragen kann...

@münchnerkindl
Hast du Erfahrungen mit dem vdk oder sogar mit einer Klage?
Bekommt man bei dem Verein auch als Nichtmitglied kostenlose Beratung?
Wie erfolgreich kann eine Klage sein?

@carö
Ok, danke dafür Mit dem Satz hatte ich Schwierigkeiten.


leberblümchen
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 08:26

Lachtränen, es gibt auch niederfrequente Analysen. Dass Therapieplätze rar sind, ist richtig, aber das ist - auch wenn es hart klingt - kein Argument für deine Therapeutin. Sonst dürfte ja niemand eine Therapie machen, wenn sich jeder sagt, dass es keine Plätze gibt. Dass du lange brauchst, um Vertrauen zu fassen, ist nicht so unüblich. Die Gutachter hätten dir aber keine Analyse empfohlen, wenn sie nicht der Meinung gewesen wären, dass das machbar ist. Bei deiner letzten Therapeutin hat das ja auch geklappt.

Ich weiß, man kann es sich nicht vorstellen , aber es gibt wirklich viele kompetente Therapeuten.

Es ist für dich auch doof, dass du nicht gehört wurdest, aber man geht vermutlich zu Recht davon aus, dass wir Patienten keine Fachleute sind, wenn es um derartige Fragen geht. Gerade WEIL wir oft zu sehr emotional verstrickt sind (im Extremfall kann man das vergleichen mit einem Kind, das seine Eltern liebt, auch wenn sie ihm nicht guttun).

Eine Klage ist eine langwierige Sache - bis die durch ist (positiv oder negativ), kann ein Jahr vergehen. Ob du damit was gewonnen hättest?

Mir ist noch nicht so klar, wie du die Rolle deiner Therapeutin dabei siehst: Bist du nicht irgendwie sauer mit ihr (ob zu Recht oder zu Unrecht)? Was sagt sie denn dazu? Hat sie eine Idee, ob und wie es mit euch weitergehen könnte? Hast du nicht mal daran gedacht, dass es auch sein könnte, dass die Gutachter, die ja allesamt erfahren sind und denen es wirklich nicht darum geht, Geld zu sparen, Recht haben könnten - auch wenn der Gedanke schwierig ist?

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 12:30

titus2 hat geschrieben:Äh, nein, münchnerkindl, eine Analyse und eine TfP unterscheiden sich nicht unbedingt qualitativ; die Ansätze sind dieselben, aber bei Letzterem arbeitet man halt an eingeschränkten Zielen. Insofern ist natürlich die analytische Therapie weitgehender..
Ne, die Ansätze sind definitiv nicht die selben. Und auch die Ziele sind nicht "eingeschränkt" sondern aufgrund des anderen Herangehens sind die Ziele schlicht und ergreifend andere und werden anders erreicht.

Eine tiefenpsychologische Therapie ist eben NICHT einfach nur eine abgespeckte Analyse.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 12:32

Lachtränen hat geschrieben: @münchnerkindl
Hast du Erfahrungen mit dem vdk oder sogar mit einer Klage?
Bekommt man bei dem Verein auch als Nichtmitglied kostenlose Beratung?
Wie erfolgreich kann eine Klage sein?

Ich bin im VDK und habe dort schon Rechtsberatung in Anspruch genommen. Die Mitgliedschaft kostet 5 Euro, aber du musst ja nicht Mitglied bleiben wenn du die Sache durch hast.

Wegen Erfolgsaussichten kann ich nichts sagen.


leberblümchen
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 18:30

münchnerkindl, das stimmt leider überhaupt nicht, was du sagst. Ich hab mich damit, glaube ich, in den letzten Monaten intensivst befasst. Das kannst du überall nachlesen, dass die Ansätze dieselben sind und dass die TfP sich dadurch von der Analyse unterscheidet, dass die Ziele enger gefasst sind und man sich auf EIN Problem aus der Gegenwart konzentriert, während eine Analyse die gesamte Persönlichkeit 'umstrukturieren' will. Und auch dazwischen gibt es noch etliche Varianten, wie die Interaktionelle Analyse zum Beispiel. Da hast du dann so ein Mittelding im Sitzen, 1-2mal die Woche mit etwas eingeschränkten Zielen. Der theoretische Hintergrund ist absolut derselbe! Natürlich ist beides nicht dasselbe, sonst wäre es ja austauschbar, aber die Unterschiede beziehen sich alleine auf Dauer, Frequenz und evtl. Liegen vs. Sitzen, wobei die letzten beiden Faktoren variabel sind. Aus dem unterschiedlichen Setting ergeben sich dann andere Dimensionen der Übertragung und der Regression usw. Aber das ist ja steuerbar.

Ich vermute, dass du die klassische Analyse meinst, denn die ist noch mal anders als die analytische Therapie. Bei der klassischen Analyse werden wohl kaum richtige Gespräche geführt, während das bei der analytischen Therapie durchaus der Fall ist bzw. sein kann. Kann man aber alles überall nachlesen.

Wenn es hier darum geht, dass der TE eine Analyse empfohlen wurde, dann kann man sagen, dass das nicht bedeuten muss, dass sie plötzlich bei einem anderen Therapeuten auf der Couch landet.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 18:51

titus2 hat geschrieben:dass die Ziele enger gefasst sind und man sich auf EIN Problem aus der Gegenwart konzentriert,.
Dann meinst du wohl Verhaltenstherapie?

Traumatherapie findet zB häufig in einem tiefenpsychologischen Setting statt. Wo liegt da bitteschön der Fokus auf EINEM Problem in der Gegenwart? Und wo bitteschön steht geschrieben daß sich eine tiefenpsychologische Therapie hauptsächlich auf EIN Problem fokussiert? Das geht doch überhaupt nicht weil jeder tiefenpsychologische Ansatz sich mit dem auseinandersetzen muss was in der Psyche des Klienten vorgefunden wird. Und wenn da eben mehr als nur ein Thema ist, dann ist genau das alles der Gegenstand der Therapie.

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Beitrag Mo., 28.05.2012, 18:53

titus, du weißt schon, dass sich in den letzten 50 Jahren innerhalb der tiefenpsychologischen Schulen was geändert hat? Dass die Schulen nicht nur EINE Richtung vertreten sondern das Schulen-übergreifend in der Therapie gearbeitet wird? Das betrifft die TFP sowie die analytische Psychoanalyse.


leberblümchen
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 19:12

ferdin, was hat das jetzt mit dem zu tun, was ich gesagt hab ? Das bezweifelt doch niemand.

Münchnerkindl, eigentlich ist es doch ganz einfach: Ein Patient kommt mit einem Problem zum Therapeuten. Der guckt sich den Patienten an und versucht in den ersten Stunden herauszufinden, wie er ihm helfen kann. Dann stellt er entweder fest, dass der Patient z.B. eine Persönlichkeitsstörung hat oder aber er hat 'nur' ein bestimmtes Problem, das relativ begrenzt ist. Entsprechend wird geschaut, ob man mit einer TfP auskommt oder ob eine Analyse sinnvoller ist. Es ist klar, dass man bei einer Analyse sehr viel mehr Zeit hat (und auch benötigt), um die Psyche des Patienten genauestens zu erforschen, als das bei einer TfP der Fall wäre.

Die Vorgehensweise ist zunächst gar nicht unterschiedlich (wobei nicht jeder Therapeut dieselben Störungen behandelt und dieselbe Ausbildung genossen hat und die Therapeuten sich auch hinsichtlich ihres Charakters und ihrer Arbeitsweise individuell unterscheiden). Und das dürfte für die TE der springende Punkt sein.

http://www.psychosomatikpraxis-leonberg ... logie.html
Ist jetzt sicher nicht die beste Quelle, aber eigentlich kann man das überall nachlesen, dass Analyse über eine TfP hinausgeht, und das ist hier das Entscheidende. Wenn man beide Therapieformen vergleicht, dann liegt der Unterschied im Setting, wodurch sich indirekt (!) unterschiedliche Folgen ergeben.

Ich finde es schade, münchnerkindl, wenn du der TE die Analyse hier dadurch ausredest (auch wenn das sicher nicht bewusst so gewollt ist), indem du ihr fälschlicherweise sagst, sie sei bei schweren Störungen u.U. kontraindiziert und indem du ihr zweitens sagst, sie würde bei einem Analytiker zwangsläufig anders behandelt werden als bei einem Nicht-Analytiker. Da ich beides kenne und auch die fließenden Übergänge mir bekannt sind und da ich von anderen weiß, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben, bin ich mir sicher, dass die TE von einem Analytiker nichts 'befürchten' muss.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 19:17

titus2 hat geschrieben: Münchnerkindl, eigentlich ist es doch ganz einfach: Ein Patient kommt mit einem Problem zum Therapeuten. Der guckt sich den Patienten an und versucht in den ersten Stunden herauszufinden, wie er ihm helfen kann. Dann stellt er entweder fest, dass der Patient z.B. eine Persönlichkeitsstörung hat oder aber er hat 'nur' ein bestimmtes Problem, das relativ begrenzt ist. Entsprechend wird geschaut, ob man mit einer TfP auskommt oder ob eine Analyse sinnvoller ist.
Gerade bei einer Persönlichkeitsstörung ist eine Analyse nicht die geeignete Therapieform

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