Phantasien, Illusionen und der Heilerfolg
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hawi: Ich komme mir etwas blöd vor, weil es nicht so war, dass ich irgendwie misshandelt wurde oder so. Es fehlte einfach 'nur' die Sicherheit. Ich hab das auch erst in der Therapie erkennen können, weil mir meine Kindheit vorher ganz normal vorkam. Und ich fürchte tatsächlich, dass man das nicht nachholen kann. Das müsste dann schon so sein, dass WIRKLICH jemand sagt: "Ich möchte immer als Eltern-Ersatz für dich da sein. Ich kümmere mich um deine Kinder, wenn du mal Stress hast, ich gebe dir Tipps, wenn du im Alltag ein Problem hast, ich höre dir zu, wenn du Liebeskummer hast, ich bin deine Anlaufstelle, wenn GAR NICHTS mehr geht" - und so was gibt es nicht: Partnerschaften zerbrechen häufig (zu häufig für mein Empfinden, aber das ist ein anderes Thema), Freundschaften (jedenfalls die, die ich hatte bzw. habe) verlaufen aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungen im Sande. Dann kommen wieder neue Freundschaften oder auch neue Partner, aber das ist alles nichts, was einem so eine Art Grundvertrauen gibt. Das, was man ein 'Zuhause' nennt.
Es ist ja nicht so, dass ich darüber großartig jammern möchte (ich weiß, es ist genau das, was ich gerade mache...), aber ich stelle das einfach fest und frage mich, wie es nun in dieser Beziehung weitergeht. Natürlich könnte ich mir - und was bleibt einem auch übrig - dann anstatt der Wasserflaschen Saftflaschen kaufen und Tee kochen. Aber ich lese hier halt auch oft über Menschen, die gar nicht diesen Zustand erreichen, dass sie sich nach Saft und Tee umsehen. Da ist die Therapie beim Getränkelieferanten vorbei und man fragt sich: "Was soll ich nun ohne Wasserflasche machen?" Und die Lösung, sich dann eben das Wasser aus der Regentonne zu holen und sich einzureden, es sei das gesündeste Heilwasser, finde ich halt auch nicht gerade erfüllend. Obwohl es ja durchaus sein kann, dass jemand, der sich das Regenwasser als beste Bergquelle schönreden kann, viel glücklicher ist als jemand, der mit einer Tüte Nektar Vorlieb nehmen muss.
Auf dem Weg: Ein Patient ist tatsächlich 'nur' ein Patient für mich. Wenn ich die Praxis betrete, dann bin ich da keine alleinstehende Ü40-Dame, sondern seine Patientin. Ich möchte da gar nicht als 'normaler Mensch' gesehen werden, denn dann wäre die Rollenverteilung eine ganz andere. Das Patientsein bietet ja auch einen gewissen Schutz.
Es ist ja nicht so, dass ich darüber großartig jammern möchte (ich weiß, es ist genau das, was ich gerade mache...), aber ich stelle das einfach fest und frage mich, wie es nun in dieser Beziehung weitergeht. Natürlich könnte ich mir - und was bleibt einem auch übrig - dann anstatt der Wasserflaschen Saftflaschen kaufen und Tee kochen. Aber ich lese hier halt auch oft über Menschen, die gar nicht diesen Zustand erreichen, dass sie sich nach Saft und Tee umsehen. Da ist die Therapie beim Getränkelieferanten vorbei und man fragt sich: "Was soll ich nun ohne Wasserflasche machen?" Und die Lösung, sich dann eben das Wasser aus der Regentonne zu holen und sich einzureden, es sei das gesündeste Heilwasser, finde ich halt auch nicht gerade erfüllend. Obwohl es ja durchaus sein kann, dass jemand, der sich das Regenwasser als beste Bergquelle schönreden kann, viel glücklicher ist als jemand, der mit einer Tüte Nektar Vorlieb nehmen muss.
Auf dem Weg: Ein Patient ist tatsächlich 'nur' ein Patient für mich. Wenn ich die Praxis betrete, dann bin ich da keine alleinstehende Ü40-Dame, sondern seine Patientin. Ich möchte da gar nicht als 'normaler Mensch' gesehen werden, denn dann wäre die Rollenverteilung eine ganz andere. Das Patientsein bietet ja auch einen gewissen Schutz.
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Der Blick nur als Patient gesehen zu werden
greift mir persönlich zu kurz
ist zu einseitig...
genauso wie der Therapeut auch immer Person ist und nicht nur Therapeut.
Ich kann so eine Trennung nicht so strikt vollziehen.
Was ist, wenn du "geheilt" bist?
Wirst du erst dann zur Person?
greift mir persönlich zu kurz
ist zu einseitig...
genauso wie der Therapeut auch immer Person ist und nicht nur Therapeut.
Ich kann so eine Trennung nicht so strikt vollziehen.
Was ist, wenn du "geheilt" bist?
Wirst du erst dann zur Person?
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Ein Patient ist natürlich eine Person. Aber eben keine Privat-Person, sagen wir mal so. So eine Psychotherapie ist wohl (meine ich jedenfalls) der einzige Ort in dieser Gesellschaft, wo man anders miteinander umgehen MUSS, als wenn man sich in einem anderen Kontext kennen lernt.
Es mag da Konstellationen geben, wo Therapeut und Patient sich unter anderen Umständen nähergekommen wären. Es ist für mich aber genauso gut denkbar, dass man einander im 'normalen Leben' gar nicht verstanden hätte. Insofern bin ich da eben kein Privatmensch, sondern eben ein Patient.
Ich würde gar nicht sagen, dass das kurz gegriffen ist. Das ist ja nicht so, dass man damit 'weniger' wäre. Vielleicht ist man sogar mehr.
Oder um mal wieder auf die Eltern zurückzukommen: Ich bin immer die Tochter meiner Mutter und in diesem Kontext irgendwie eher nicht eine Frau.
Es mag da Konstellationen geben, wo Therapeut und Patient sich unter anderen Umständen nähergekommen wären. Es ist für mich aber genauso gut denkbar, dass man einander im 'normalen Leben' gar nicht verstanden hätte. Insofern bin ich da eben kein Privatmensch, sondern eben ein Patient.
Ich würde gar nicht sagen, dass das kurz gegriffen ist. Das ist ja nicht so, dass man damit 'weniger' wäre. Vielleicht ist man sogar mehr.
Oder um mal wieder auf die Eltern zurückzukommen: Ich bin immer die Tochter meiner Mutter und in diesem Kontext irgendwie eher nicht eine Frau.
@ titus2
Wow, hast du abgefahrene Konzepte...
...kann dir leider nicht ganz folgen, weil unsere Realitätstunnel so stark voneinander abweichen...
Lese deine Beitäge, aber trotzdem gerne!
Wow, hast du abgefahrene Konzepte...
...kann dir leider nicht ganz folgen, weil unsere Realitätstunnel so stark voneinander abweichen...
Lese deine Beitäge, aber trotzdem gerne!
Zuletzt geändert von Justus am So., 26.02.2012, 21:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Hmmm, ich versuch dich zu verstehen aber fällt mir in dem Punkt ein bisschen schwer
in dem Sinne, dass sie sehr sehr viel von mir weiss
von meinem Inneren kennt, das sonst in meiner Umwelt/Umfeld eher nur ansatzweise zum Zuge kommt.
Ich bin immer das Kind, die Tochter, klar
aber eben in gleichem Maße eine erwachsene Frau.
Hier habe ich ein Beispiel von mir.
Ich sah neulich eine Videoaufnahme vom Jahr 2002 als mein Sohn geboren wurde. Es zeigte Aufnahmen als meine Familie (Elter, Grosseltern zu Besuch waren) und ich war entsetzt, völlig entsetzt
wie viel Kind und wie wenig Frau ich war.
Auf Aufnahmen vom letzten Jahr wirkt das ganz anders.
Der Unterschied war enorm.
Kaum irgendwo bin ich privater als gegenüber meine TherapeutinAber eben keine Privat-Person
in dem Sinne, dass sie sehr sehr viel von mir weiss
von meinem Inneren kennt, das sonst in meiner Umwelt/Umfeld eher nur ansatzweise zum Zuge kommt.
Auch hier würde ich eher sagen: beides.Ich bin immer die Tochter meiner Mutter und in diesem Kontext irgendwie eher nicht eine Frau.
Ich bin immer das Kind, die Tochter, klar
aber eben in gleichem Maße eine erwachsene Frau.
Hier habe ich ein Beispiel von mir.
Ich sah neulich eine Videoaufnahme vom Jahr 2002 als mein Sohn geboren wurde. Es zeigte Aufnahmen als meine Familie (Elter, Grosseltern zu Besuch waren) und ich war entsetzt, völlig entsetzt
wie viel Kind und wie wenig Frau ich war.
Auf Aufnahmen vom letzten Jahr wirkt das ganz anders.
Der Unterschied war enorm.
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Justus, erzähl doch mal, was du mit 'abgefahren' meinst. Man hat schon viel über mich gesagt - das Wort 'abgefahren' ist mir in diesem Zusammenhang neu
Hallo titus,
nein, nachholen im eigentlich realen Sinne lässt sich nichts.
Aber, wie du grad selbst schreibst, was sich durchaus im Lauf der Zeit wandelt ist die eigene Sicht auf etwas, ist der eigene Umgang mit etwas. Und das durchaus nicht nur bezogen auf äußeres Erleben sondern vor allem bezogen auf alles im Innern, auch bezogen auf sich selbst, darauf, wie mann/frau sich selbst sieht, erlebt.
Und so gesehen lässt sich wohl, denke ich, auch so einiges nachholen, lassen sich Innerlichkeiten nachholen, oder noch mal anders erfühlen.
Was wem wie hilft, weiterhilft?
Sogar jetzt grad bei dir weiß ich das überhaupt nicht!
Womöglich ist für dich jetzt grad genau richtig, es so zu sehen, wie du es siehst, empfindest? Sieht zwar für mich nach viel zu hohen Bergen aus, aber wer weiß, vielleicht brauchst du die grad. Keine Ahnung!
Eins meine ich schon zu wissen: Das beste zuhause, das sicherste, das ist erst mal jeder für sich! Wenn er dann noch andere möchte und hat, dann hat schon recht viel. Aber diese „Heime“ sind immer unsicherer, als das, was jeder sich selbst geben kann.
Und jemand, der bei sich gar nicht zuhause ist, sein kann, warum auch immer, der lebt aus meiner Sicht zu unsicher und hat, denke ich, sogar dann noch kein gutes Gefühl, wenn er ein „äußeres zuhause“ hat. Auch das meine ich bei so manchem zu sehen.
Es hängt unglaublich viel am inneren „zuhause sein“.
LG hawi
nein, nachholen im eigentlich realen Sinne lässt sich nichts.
Aber, wie du grad selbst schreibst, was sich durchaus im Lauf der Zeit wandelt ist die eigene Sicht auf etwas, ist der eigene Umgang mit etwas. Und das durchaus nicht nur bezogen auf äußeres Erleben sondern vor allem bezogen auf alles im Innern, auch bezogen auf sich selbst, darauf, wie mann/frau sich selbst sieht, erlebt.
Und so gesehen lässt sich wohl, denke ich, auch so einiges nachholen, lassen sich Innerlichkeiten nachholen, oder noch mal anders erfühlen.
Was wem wie hilft, weiterhilft?
Sogar jetzt grad bei dir weiß ich das überhaupt nicht!
Womöglich ist für dich jetzt grad genau richtig, es so zu sehen, wie du es siehst, empfindest? Sieht zwar für mich nach viel zu hohen Bergen aus, aber wer weiß, vielleicht brauchst du die grad. Keine Ahnung!
Eins meine ich schon zu wissen: Das beste zuhause, das sicherste, das ist erst mal jeder für sich! Wenn er dann noch andere möchte und hat, dann hat schon recht viel. Aber diese „Heime“ sind immer unsicherer, als das, was jeder sich selbst geben kann.
Und jemand, der bei sich gar nicht zuhause ist, sein kann, warum auch immer, der lebt aus meiner Sicht zu unsicher und hat, denke ich, sogar dann noch kein gutes Gefühl, wenn er ein „äußeres zuhause“ hat. Auch das meine ich bei so manchem zu sehen.
Es hängt unglaublich viel am inneren „zuhause sein“.
LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
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Auf dem Weg: Genau das ist mein Problem: Wenn ICH mich auf Fotos ansehe, sehe ich immer nur das Kind. Und das nervt mich. Ich finde das keineswegs gut. Aber es ist so. Und meine Mutter sieht mich auch immer nur als Kind. Nicht mal als Tochter - das wäre ja noch immerhin zeitlos. Aber der Begriff 'Kind' hat immer auch die Konnotation von 'kann nicht ernstgenommen werden'. Und so fühle ich mich dann auch.
In der Beziehung zum Therapeuten sehe ich mich nicht in erster Linie als Privatmensch. Sonst würde ich doch - ich weiß, das klingt widersprüchlich - gar nicht so offen zeigen. Ich würde doch nicht jemandem (einem Mann!), den ich vielleicht 20x gesehen habe, meine intimsten Geheimnisse verraten, wenn ich ihm gegenüber 'nur' ein Privatmensch wäre! Ein Patient ist eben immer jemand, dessen Status innerhalb der Therapie schützenswert ist. Als Privatmensch wäre ich dort genauso angreifbar wie in freier Wildbahn.
In der Beziehung zum Therapeuten sehe ich mich nicht in erster Linie als Privatmensch. Sonst würde ich doch - ich weiß, das klingt widersprüchlich - gar nicht so offen zeigen. Ich würde doch nicht jemandem (einem Mann!), den ich vielleicht 20x gesehen habe, meine intimsten Geheimnisse verraten, wenn ich ihm gegenüber 'nur' ein Privatmensch wäre! Ein Patient ist eben immer jemand, dessen Status innerhalb der Therapie schützenswert ist. Als Privatmensch wäre ich dort genauso angreifbar wie in freier Wildbahn.
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Als Privatmensch wäre ich dort genauso angreifbar wie in freier Wildbahn.
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Okay, vielleicht liegts da der Punkt:
Ich fühle mich nirgends angreifbarer als in der Therapie.
Aber das mit den Fotos: ich kanns echt nachempfinden, genauso wars nämlich mit den Videos...fand ich sehr sehr heftig, den Unterschied zu sehen...
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@ Titus2
Ich meine damit, es ist für mich fremdartig, exotisch, unbekannt...
...was du für dich als Wahrheit nimmst (wahrnehmen = für wahr-nehmen)...
Ich meine damit, es ist für mich fremdartig, exotisch, unbekannt...
...was du für dich als Wahrheit nimmst (wahrnehmen = für wahr-nehmen)...
Zuletzt geändert von Justus am So., 26.02.2012, 21:45, insgesamt 2-mal geändert.
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Naja, hawi, aber ich hab halt das Gefühl, dass das innere Zuhause nur dann gemütlich werden kann, wenn man das von der Kindheit gelernt hat. Ich hab früher als Studentin immer die anderen Studenten beneidet, die in den Ferien oder am Wochenende gesagt haben, sie führen 'nach Hause' - das hatte immer was von Geborgenheit.
Wie soll man sich selbst ein gutes Zuhause sein, wenn man da nichts fühlt? Ich kann komischerweise meinen Kindern ein gutes Zuhause sein. Weil ich da was fühle. Aber mir gegenüber fühle ich GAR NICHTS. Bestenfalls.
Wie soll man sich selbst ein gutes Zuhause sein, wenn man da nichts fühlt? Ich kann komischerweise meinen Kindern ein gutes Zuhause sein. Weil ich da was fühle. Aber mir gegenüber fühle ich GAR NICHTS. Bestenfalls.
Die Aussage "ich habe ein Gefühl, dass"...titus2 hat geschrieben:aber ich hab halt das Gefühl, dass das innere Zuhause nur dann gemütlich werden kann, wenn man das von der Kindheit gelernt hat.
...weist immer darauf hin, dass hier der Verstand am Werk ist...
Denn was soll das für ein Gefühl sein?
Gefühle sind leise und klar und nicht so kompliziert wie dein obiger Satz...
...bitte auch den Unterschied zu Emotion beachten...
Zuletzt geändert von Justus am So., 26.02.2012, 22:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Aber wenn es der Verstand wäre, dann wäre das ja eindeutig und unwiderlegbar. Vielleicht irre ich mich ja auch.
Nein! Denn was wäre, wenn dein Verstand mit falschen Informationen angefüllt ist?titus2 hat geschrieben:Aber wenn es der Verstand wäre, dann wäre das ja eindeutig und unwiderlegbar.
...oder Gefühle aus einer anderen Zeit auftauchen, die gar nicht zur aktuellen Situation passen...
Weder Verstand noch Gefühle sind unfehlbar...
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