@hawi
Danke für die Einblicke in deine Gedanken.
Ja, es ist schon so, dass ich (unbewußt) versuche zu einem endgültigen "Gut" oder "Böse" zu kommen. Und doch weiß ich, dass es niemals gelingen wird. Weil es einfach nicht der Wahrheit entspräche. Sicher, so allgemein sagt man schnell mal dahin: kein Mensch ist nur gut oder böse, jeder ist sowohl als auch. In diesem Sinne dann auch Opfer und Täter in einer Person.
Warum ich trotzdem immer wieder versuche zu einem mehr dies oder mehr das zu kommen, ist die Frage mit dem Verzeihen
können oder eben nicht verzeihen
wollen. Wenn ich einen Täter dennoch überwiegend als Opfer sehe, kann ich verzeihen. Natürlich. Im umgekehrten Fall
will ich nicht verzeihen. So absurd das klingen mag. Für mich ist es nicht absurd. Weil sich Jahre zurückliegendes Fehlverhalten bis heute auswirkt. Nicht auf mein Leben (oder nur insoweit wie wir alle von unserer Vergangenheit geprägt sind), aber auf ein anderes Leben. Eines, das mir nahe steht. ... das letztlich zerbrochen ist.
hawi hat geschrieben:weil ich immer wieder mal erlebe, dass mir andere dann vorwerfen, zu „weich“, „verständnisvoll“ gegenüber Tätern zu sein, sie zu wenig zu verurteilen bzw. die Opfer zu missachten.
Das kenne ich, zumindest im politischen Bereich.
Da versuche ich (eigentlich) immer auch die andere Seite zu sehen und nicht pauschal zu verurteilen (so wie: wie konnte vor 80 Jahren die deutsche Bevölkerung nur
diesem Mann hinterher laufen?). Aber es gibt leider das "eigentlich". Für das "dem falschen Ideal nachlaufen" bringe ich in jüngerer Geschichte dann nicht so viel Verständnis auf. Vermutlich weil ich die Auswirkungen selbst erlebe.
@Blaubaum
Blaubaum hat geschrieben:es gibt leute, die sagen, nur wenn der emotionale teil von uns alles, was ihn umtreibt, rauslassen kann, dann kann der kognitive teil in uns von eben diesen emotionen unbeeinflusst offen wahrnehmen, unverzerrt, ohne jegliche (emotional bedingte fehl)interpretation. ohne zu werten.
Früher habe ich bei solchen Gelegenheiten Holz gehackt. Das geht in diesen modernen Zeiten nicht mehr. Obwohl mir seit Wochen ganz akut danach zumute ist. Ich habe leider noch keinen gleichwertigen Ersatz dafür gefunden. Der Sandsack im Fitnesstudio ist nicht so meins. Vielleicht 10km gegen den Wind radeln, mal sehen....
eine schöne, schwere aufgabe, n'est-ce pas? und absurd zugleich. aber wenigstens nicht langweilig.
Nö.
Humor gilt als Bewältigungsstrategie für belastende Situationen.
(Das wusstest du schon, hm? )
Ich bin froh, dass ich mir den - egal was gerade passierte - immer bewahrt habe.
Und das bleibt auch so, ganz sicher!
In diesem Sinne....
Stasi-Beamter auf der Straße: "Wie beurteilen Sie die politische Lage?"
Passant: "Ich denke ..."
Stasi-Beamter: "Das genügt - Sie sind verhaftet!"
Lilly
... as stubborn as a mule.