Eskalation mit der Thera

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candle.
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 12:30

CrazyChild hat geschrieben:Mir ist das Verhaltensmuster bewusst, aber ich kann nichts dagegen machen.
Nun ja, du weigerst dich offenbar dich auseinanderzusetzen, wenn es sich ständig wiederholt.

candle
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Waldschratin
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 12:36

crazychild hat geschrieben:Das legt natürlich auch den Gedanken nahe, daß ich da schon auch ein bißchen Schuld dran bin daß sich beide Theras an mir die Zähne ausbeißen. Ich bin sonst wirklich vernünftig, aber bei diesem Thema (Übertragung) geht’s mit mir regelmäßig durch.
Mit "Vernunft" oder gar "Schuld" hat das wenig zu tun - es ist einfach "Kern" deiner Störung,wegen der du die Therapie ja aufgesucht hast.

Problem scheint mir,daß du letztendlich dann doch immer "nur" Erfüllung deiner kindlichen Bedürfnisse aus der Therapie ziehen willst und dich der Auseinandersetzung mit diesen Bedürfnissen,im Sinne : "Ich lerne es selbst,meinem inneren Kind ne gute "Mutter" zu sein" , aus dem Weg gehst.

Vielleicht steht erstmal ne Klärung für dich an,was du dir wirklich von Therapie erhoffst und ob es dann Sinn macht,das mittels Therapie zu bearbeiten.
Denn ständig so ein Muster zu wiederholen mit nem neuen Thera,das kanns doch auch nicht sein.Das macht dich doch von Mal zu Mal nochn bissl mehr fertig...


leberblümchen
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 12:37

Crazy Child: Natürlich liegt es auch an dir, wie die Dinge laufen . Aber: Deswegen wendest du dich ja an einen Therapeuten! Wenn du damit kein Problem hättest, dann müsstest du keine Therapie machen. Ich vermute eher, dass du einfach Pech hattest und an zwei Therapeuten geraten bist, die deine Abhängigkeit noch fördern. Aber glaub mir: Es ist nicht jeder so. Es ist auch möglich, dem Patienten Sicherheit zu vermitteln und Halt und ihm dabei trotzdem klare Grenzen aufzuzeigen.

Nur müssen die Spielregeln halt von Anfang an geklärt sein. Was nicht geht, ist, dass deine Therapeutin erst 1,5 Jahre das Spiel nach deinen Regeln spielt und dann bockig wird und die Spielfiguren hinschmeißt, und du kannst sehen, wie du das Spielfeld wieder aufgeräumt bekommst

Du machst dich nicht zum Idioten, wenn du dein Anliegen so formulierst, wie du dir das vorher überlegt hast. Du kannst dabei auch heulen und lauter werden, aber du bist losgeworden, was du sagen wolltest. Daraus kannst du nur als 'Sieger' hervorgehen.

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sandrin
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 12:57

titus2 hat geschrieben: Nur müssen die Spielregeln halt von Anfang an geklärt sein. Was nicht geht, ist, dass deine Therapeutin erst 1,5 Jahre das Spiel nach deinen Regeln spielt und dann bockig wird und die Spielfiguren hinschmeißt, und du kannst sehen, wie du das Spielfeld wieder aufgeräumt bekommst
.
Das ist exakt das, worum es geht. Sicherlich kann man nicht automatisch von Therapeuten erwarten, dass sie sich bis zur Gänze als Übertragungsobjekt zur Verfügung stellen. Aber dann müssen von Anfang an die Grenzen abstecken und dürfen - gerade bei Patienten mit deinem Störungsbild - nicht auch noch solche Eskalationen fördern. Meiner Meinung nach ist nämlich genau das passiert.
Ich tue mich erlich gesagt etwas schwer mit der Aussage, es würde daran liegen, dass du dich nicht auseinandersetzen willst. Ich glaube, was dir bislang fehlt, ist ein Therapeut, der es versteht, die in deinem inneren Chaos so zu lenken, dass du genau das kannst. Vermutlich weißt du auch noch gar nicht, was das überhaupt heißt, sich "auseinanderzusetzen". Ist ein großes Wort, genau wie "verarbeiten", das überbeansprucht wird. Und die meisten wissen gar nicht, was das eigentlich konkret heißen soll.

LG und einen guten Rutsch
Sandrin

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lullabychild
sporadischer Gast
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 14:52

Titus2 und Sandrin, ich sehe es genauso und hätte es nicht besser sagen können.

[m]

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Thread-EröffnerIn
CrazyChild
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 15:39

Waldschratin hat geschrieben:Problem scheint mir,daß du letztendlich dann doch immer "nur" Erfüllung deiner kindlichen Bedürfnisse aus der Therapie ziehen willst und dich der Auseinandersetzung mit diesen Bedürfnissen,im Sinne : "Ich lerne es selbst,meinem inneren Kind ne gute "Mutter" zu sein" , aus dem Weg gehst.
Ich glaube, Du hast recht mit dem was Du sagst. Es ist einfach so, daß ich mir immer so eine "Mutter" gewünscht hätte wie meine Thera (bisher) war. Und so jemanden gefunden zu haben war einfach nur schön und beruhigend. Dann aber zu lernen sich damit auseinandersetzen um sich das selbst geben zu können war für mich bisher nicht zufriedenstellend. Das würde für mich ja bedeuten daß ich meine Thera als "Mutter" nicht weiter haben kann. Und ich wollte sie einfach so behalten.
candle. hat geschrieben:Nun ja, du weigerst dich offenbar dich auseinanderzusetzen, wenn es sich ständig wiederholt.
Ich weigere mich wahrscheinlich nicht mich damit auseinanderzusetzen, nur habe ich noch nie in mir selbst spüren können, mit vorstellen können, daß man sich das auch selbst geben kann. Und dann die Thera als "Mutter" zu´sehen ist dann für mich einfach naheliegender und vermeintlich einfacher, wenn auch nicht richtig. Mir ist das klar. Wahrscheinlich fehlt mir wirklich die Motivation es einfach mal zu probieren.
titus2 hat geschrieben:Nur müssen die Spielregeln halt von Anfang an geklärt sein. Was nicht geht, ist, dass deine Therapeutin erst 1,5 Jahre das Spiel nach deinen Regeln spielt und dann bockig wird und die Spielfiguren hinschmeißt, und du kannst sehen, wie du das Spielfeld wieder aufgeräumt bekommst
Meine Thera ist immer sehr darauf bedacht daß man eigenverantwortlich handelt und sich auch viele Lösungen selbst erarbeitet, ohne daß sie sagt, sie sollten dies oder jenes mal probieren. Sie möchte, daß man da selbst draufkommt. Ich will sie nicht in Schutz nehmen. Aber vielleicht hat sie immer gehofft, daß ich diese Abhängigkeitssituation irgendwann nicht mehr ertragen kann und mir „was einfallen“ lasse, bzw. wirklich daran interessiert bin es zu ändern und daran zu arbeiten. Ich glaube, ich habe das nicht getan. Ich wollte einfach nur daß es mit ihr als „Mutter“ für immer so bleibt , und nichts anderes. Und als sie nun gesehen hat, daß es sich dermaßen zuspitzt mußte sie massiv eingreifen und so auch riskieren Hopp oder Topp, entweder ich kriege jetzt meinen Hintern in die Höhe und mache was oder ich muss es lassen, aber dann geht es auch bei ihr nicht weiter.
Vielleicht nehme ich meine Thera jetzt wieder zu sehr in Schutz und bin mir gegenüber wieder zu streng, ich weiß es nicht.

Aber ihr habt schon recht mit dem was ihr sagt, ich bin oft ein furchtbarer Dickkopf und fange erst an so richtig zu überlegen wenn schon fast alles in Scherben liegt. Ich werde wohl versuchen müssen, mit ihr zusammen das Spielfeld wieder aufzuräumen...

Ich bin wirklich sehr dankbar für Eure Gedanken – ich sehe ein klein wenig klarer.

Macht Euch einen schönen Silvesterabend, guten Rutsch!

CrazyChild
LG, CrazyChild

***stay strong***

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(e)
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 15:47

@ CrazyChild: Ich finde es gut, dass Du so selbstkritisch bist, denke aber nicht, dass Du es nicht ändern kannst. Das kommt Dir nur so vor, weil Du mitten drin steckst. Vielleicht würde ich doch noch mal hingehen und schauen, ob Du dadurch für Dich den Knoten lösen oder zumindest lockern kannst. Du "übst" jetzt noch am besten an dieser Thera, bevor dasselbe Problem bei einem neuen Thera wieder zum gleichen Resultat führt. Das ist Dir diese Thera schuldig.
Lieben Gruß
elana

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Juline
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 15:54

Habe hier kurz quer gelesen. Am Rande eine Bemerkung, die mir wichtig ist, wenn ich schon wieder lese, dass zum Therapiewechsel aufgefordert wird:
Ich halte es für nicht richtig, jemanden über das Internetforum zu einem Therapeutenwechsel zu raten. Es ist gut, kritisch zu hinterfragen. Aber niemand kann denke ich hier beurteilen, ob die Thera eine derart schlechte / unprofessionelle Arbeit leistet. Psychotherapie, ihre Ansätze und Methoden sind so vielfältig, wie die ausübenden Personen und Klienten selbst. Die hier thematisierte „schädigende Abhängigkeit“ wird von lösungsorientierten Therapieansätzen vermieden, andere tiefenpsychologische Ansätze nützen diese als zentrale Methode. Ein Abstecken/Abgrenzen bzw. die Rahmenbedingungen (welcher Therapie auch immer) sind sicher wesentlich. Aber wer sagt, wo und wie die Grenzen zu setzen sind? Manche Therapeuten sehen diese ganz klar räumlich und zeitlich abgesteckt: Therapieeinheit, Therapieraum, sonst kein Kontakt. Andere bieten weitere Kommunikationsmittel an (Anrufe, Emails, etc.); wiederum andere weiten ihren Therapieraum aus durch Spaziergänge, o.ä. Das obliegt dem Therapeuten selbst und liegt in der Eigenverantwortung des Klienten, ob ich diese Angebote nutzen möchte oder nicht.

Ich denke es ist wichtig, dass das Therapeut-Klienten-Verhältnis immer klar abgesteckt bleibt. Dass also der Therapeut seine Rolle nicht vergisst und die Klienten-Therapeuten-Beziehung nicht missbraucht wird. Das geschieht hier meines Erachtens auch nicht. Ob nun ein Therapeutenwechsel erforderlich ist oder nicht, sollte aus der Perspektive eines Forumsnutzers nicht gefordert werden. (Sorry, sollte das etwas OT gewesen sein...)

Ich finde, wir vergessen viel zu oft (ich möchte mich dabei phasenweise gar nicht ausschließen) auf unsere Eigenverantwortung. Aus einer passiven Ohnmachtsstellung zwischendurch aufzuwachen und AKTIV selbst etwas beizutragen, ist so wichtig. Vielleicht auch eine Botschaft an dich, CrazyChild: Eine Therapie kann nur gut funktionieren, wenn ihr BEIDE daran arbeitet. Du bist kein Kind mehr. Deine Therapeutin trägt viel Verantwortung in ihrer Profession. Du bist jedoch auch eigenverantwortlich und ganz sicher auch dazu fähig... vergiss das nicht!

Hier sickert manchmal durch, dass ich als Klient hilflos ausgeliefert wäre bzw. mich darauf in meiner Ohnmacht ausruhen darf und der Therapeut die volle Verantwortung zu tragen hätte. Das finde ich nicht richtig.

Ich wünsche dir, dass ihr das gemeinsam aufarbeiten könnt, CrazyChild!

Juline

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(e)
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 16:11

@CrazyChild: Betrachte es einmal aus der Sicht der Mutterrolle, vielleicht wird Dir dann klar, wie belastend das für die Übertragungsmutter sein kann. In meiner Familie war ich gleich mehrfach Übertragungsmutter, für meine Geschwister, ebenso für meine Eltern. Das beginnt schon beim Denken. Wenn meine Mutter einkaufen gehen will, kommt sie zu mir und fragt mich nach jeder Kleinigkeit, ob sie das denn jetzt kaufen soll oder nicht. Ich sag ihr dann immer, sie sei doch erwachsen und könne das selbst entscheiden. Ich kenne sie als vernünftige Person, welche mir schon sehr viele weise Ratschläge gegeben hat, warum also zweifle sie so sehr an sich, dass sie nicht weiß, wo sie jetzt in welchem Laden die Joghurts kaufen soll, ich könne doch nicht jeden Gedanken mit ihr mitleben, dann könne ich nichts mehr für mich machen. Dasselbe bei meiner Schwester am Telefon. Ich muss manchmal richtig streng reden, auch wenn ich gar nicht wütend bin, damit die beiden endlich in sich selbst ankommen und sich auf die eigenen Denkbeine stellen. Ich habe sie sehr lieb, aber ich muss ja auch noch etwas machen können, bin wegen diesen Familienverhältnissen schmerzkrank, weil ich einfach zu sehr Mutter war und mich schon als Kind habe da unbewusst reindrängen lassen. Es ist so bequem, alles mir anzuhängen und nicht mehr denken zu müssen, einfach Kind sein dürfen, aber ich selbst hatte dafür keine Kindheit.
Lieben Gruß
elana

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Wandelröschen
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 16:20

Hallo CrazyChild,

die letzen Postings habe ich jetzt noch nicht gelesen.
titus2 hat geschrieben:
Aber wenn ich EINES nicht tun würde, dann ist es, gar nicht mehr hinzugehen! Vielleicht ist sie nicht die richtige Therapeutin (das kann ich nicht beurteilen), vielleicht ist eine andere Therapieform besser (auch davon habe ich keine Ahnung) - das müsstest du herausfinden.
titus2 hat geschrieben:
Aber unabhängig davon, halte ich es für total wichtig, dass es mit ihr zu einer Klärung kommt und dass du die Chance hast, ihr deine Meinung zu sagen. Weglaufen ist immer auch ein Weglaufen von der Lösung. .... Vielleicht kann es dann weitergehen. Vielleicht auch nicht. Aber dann fängt etwas Neues an. Aber um richtig anfangen zu können, musst du erst mal richtig 'aufhören' können. Außerdem könntest du dann richtig trauern.
Sehe ich genauso.

Viele Vorrednerinnen haben was geschrieben, was ich voll unterstreiche.
Ich möchte jetzt auch weder das Verhalten deiner Thera noch das von dir in irgendeiner Weise bewerten, denn das, was du mE brauchst ist irgend ein Lösungsansatz oder halt Ideen, was du tun kannst.
Waldschratin hat geschrieben: Mit "Vernunft" oder gar "Schuld" hat das wenig zu tun - es ist einfach "Kern" deiner Störung, wegen der du die Therapie ja aufgesucht hast.
Problem scheint mir, daß du letztendlich dann doch immer "nur" Erfüllung deiner kindlichen Bedürfnisse aus der Therapie ziehen willst und dich der Auseinandersetzung mit diesen Bedürfnissen, im Sinne : "Ich lerne es selbst,meinem inneren Kind ne gute "Mutter" zu sein" , aus dem Weg gehst.

Vielleicht steht erstmal ne Klärung für dich an, was du dir wirklich von Therapie erhoffst und ob es dann Sinn macht, das mittels Therapie zu bearbeiten.
Denn ständig so ein Muster zu wiederholen mit nem neuen Thera, das kanns doch auch nicht sein. Das macht dich doch von Mal zu Mal nochn bissl mehr fertig...
Auch bei mir gibt es ein paar Kindanteile, die nach der Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse lechsen. In gewisser Weise befriedigt mein jetziger Thera sie auch teilweise (reparenting), im Gegensatz zu meiner Ex-Thera, aber er hilft mir auch dabei, dass ich lerne, mir das selbst zu geben (bin ich noch dabei, schaffe ich erst ein ganz bisschen). Aber nur wenn du das schafft, bist du auf die Bedürfnisbefriedigung von außen nicht mehr angewiesen, und nicht mehr abhängig, so wie es jetzt scheint.
Ich springe auch immer wieder auf die gleichen Muster (Schemata) an, einige habe ich inzwischen mit meinem Thera identifiziert, jetzt wird es daran gehen, diese Schemata zu ändern.
Ich mache Schematherapie, vielleicht ist das auch eine Möglichkeit für dich, denn was ich so gelesen habe, gibt es bei dir, was das Störungsbild betrifft, einige Parallelen zu mir.
CrazyChild hat geschrieben:
Es ist nicht das erste Mal daß ich Angst habe sie zu verlieren. Ich habe diese Angst fast immer. Und meine Thera weiß das und wir haben da schon gefühlte hundertmal drüber gesprochen. Und gefühlte tausendmal hat sie mir gesagt und das Gefühl gegeben, daß sie wirklich da ist, sie an meiner Seite ist, alles in Ordnung ist. Ich kann das schon auch spüren wenn alles ok ist, dann geht’s mir auch gut. Aber bei der kleinsten Unsicherheit werde ich mißtrauisch und meine Thera beginnt dann wieder mir das zu sagen und zu zeigen.

Ich habe nur meinen Mann (den ich sehr liebe und der momentan versucht mich zu verstehen und einiges ertragen muss) und meine Thera. Wir haben keine Familie, er nicht, ich nicht. Wir haben keine Kinder. Ich bin selbst noch ein Kind. Ich habe sonst niemanden. Und ich brauch sie so dringend.
... ja, dein inneres Kind, wie eine Mama will es die Thera
titus2 hat geschrieben:Crazy Child: Natürlich liegt es auch an dir, wie die Dinge laufen . Aber: Deswegen wendest du dich ja an einen Therapeuten! Wenn du damit kein Problem hättest, dann müsstest du keine Therapie machen. Ich vermute eher, dass du einfach Pech hattest und an zwei Therapeuten geraten bist, die deine Abhängigkeit noch fördern. Aber glaub mir: Es ist nicht jeder so. Es ist auch möglich, dem Patienten Sicherheit zu vermitteln und Halt und ihm dabei trotzdem klare Grenzen aufzuzeigen.

Nur müssen die Spielregeln halt von Anfang an geklärt sein. Was nicht geht, ist, dass deine Therapeutin erst 1,5 Jahre das Spiel nach deinen Regeln spielt und dann bockig wird und die Spielfiguren hinschmeißt, und du kannst sehen, wie du das Spielfeld wieder aufgeräumt bekommst
So einen Thera, wie Titus schreibt, habe ich nach dem Therawechsel wohl gefunden.
CrazyChild hat geschrieben: ...es bringt sie auf die Palme daß ich alle 2 Tage die Bestätigung von ihr brauche daß sie da ist uns alles ok und wie immer ist. Sie sagte heute "...und was machen wir seit 2 Jahren ? Seit 2 Jahren sage ich Ihnen alle 2 Tage daß ich da bin und alles in Ordnung ist...aber sie glauben das nicht, was wollen Sie noch ? Was wollen Sie ? Sie brauchen immer und immer wieder diese Bestätigung...ich bin mit meinem Latein am Ende
Das tut schon weh...ich will eigentlich nur, daß sie das nicht so aufgebracht sagt, lieb zu mir ist, wenn ich in Not bin, so wie bisher auch.
CrazyChild
titus2 hat geschrieben: Was hättest du dir denn für eine Reaktion gewünscht? Dass du immer wieder von ihr Bestätigung haben wolltest, hat ja schon etwas Zwanghaftes. Wenn sie also jeden Tag sagt: "Ja, Crazy Child, alles wird gut, ich verlasse dich nicht", dann füttert sie deinen Zwang ja nur immer weiter, meine ich. Das hat ja 1,5 Jahre nicht funktioniert... Vielleicht ist es da wirklich am wirksamsten, wenn sie einfach sagt: "Pass mal auf, ich werde dir das jetzt nicht mehr sagen, was du hören willst. Punkt". Das klingt grausam, aber ich glaube, anders funktioniert es nicht.
Du brauchst (oder willst) momentan aus welchem Grund auch immer eine Bestätigung, dass du ihr vertrauen kannst, sie nicht wieder verlierst (Angst vor dem Verlassen werden, kenne ich zu genüge), sie immer (uneingeschränkt) für dich da ist. War bei mir auch, auch bei meinen jetzigen Thera, nur hat er da recht schnell eine klare Ansage gemacht.
Ich zitier gleich mal ein bisschen von dem, was er mir geschrieben hat. Denn gerade zu Beginn des Sommerurlaubs (6 Wochen Pause, wo gerade alles voll los ging), waren Emails die einzige Kommunikationsmöglichkeit (inzwischen nutze ich sie nur noch selten, wie schon an anderer Stelle gesagt).
„… das ist nichts Neues, dass Sie meinen Aussagen, die Ihnen zugewandt sind oder die kleine xy entlasten, aber auch mir nicht trauen. Dieses Misstrauen wird nícht besser, wenn ich hier verbale Bekundungen abgebe, da meine Bekundungen selbst wieder hinterfragt werden können. Es ist einfacher für uns festzustellen, dass Sie zur Zeit misstrauisch sind und damit leben wir beide halt. Vielleicht sind Sie in Zukunft durch irgend etwas überzeugt. Dies wird aber garantiert keine Bekundung sein - die halten nicht. Vertrauen kann man nicht herbeireden. Das müssen Sie spüren. Wenn es nicht da ist, ist es so. Mit dieser Antwort, die Ihnen zwar nicht die Spannung nimmt, aber ehrlich ist, entlasse ich Sie in ihr verdientes WE.“

Ja, eine verbale Bekundung hätte ich gewollt, so wie du auch, aber ich habe sie nicht bekommen zu dem Zeitpunkt, das tat weh, diese Grenze, die er mir steckte. In mir begann eine Kleine zu toben, ich besprach es dann mit meinem Thera, aber diese Grenze blieb. Und es war gut so, denn so konzentrierte ich mich nicht mehr darauf, dieser verbalen Bestätigung hinterherzurennen, sondern darauf, in mir hinein zu spüren, so dass ich inzwischen wirklich fühlen kann, was da ist und mein Vertrauen ist inzwischen enorm gewachsen.
Hier sind noch ein paar andere Gedankenanregungen, die mir (teilweise) auch erst mal nicht schmeckten, als er sie mir schrieb (inzwischen sehe ich es auch so), die auch das widerspiegeln, was Waldschratin schrieb:

„Das ist anstrengend, aber es lohnt sich. … Sie tragen dennoch für alles die Eigenverantwortung, obwohl das alles in Ihrem Leben geschehen ist. Deshalb die inneren Kinder auch ermahnen und sagen, dass es nicht mehr gibt oder dass es so nicht geht. Auch das ist Arbeit. Eine "Gänseschar" muß auch gezügelt werden! Deshalb auch Selbsterziehung und Selbstbegrenzung - auch im Zorn.
Teilen Sie bitte diesbezüglich ihren inneren Kindern mit, dass
- die Aufregeung innerhalb ihrer Person nicht dazu beiträgt, sie oder andere besser zu schützen, weil sie aus der Ruhe heraus viel umsichtiger und klarer urteilen und einschätzen können. Teilen Sie dies bitte ihren inneren Kindern mit Güte mit und nicht vorwurfsvoll oder strafend. Eben nur als Hinweis - es wird auf die Dauer wirken.
- dass Sie nicht taub sind und auf ruhigere Töne auch hören …
- Wenn die inneren Kinder toben - beruhigen und auch zurecht weisen (wie haben sie dies bei ihren leiblichen Kindern gemacht?). Es ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiges Argument an die inneren Anteile, weil das zu erreichende Ziel (Schutz) aus der Ruhe eben viel besser zu erreichen ist. Dann kann man auch tricky sein, etc.
… Dennoch dürfen/müssen Sie als Erwachsene diesen Kinderanteilen Grenzen aufzeigen, weil sie sonst sich nicht steuern und dann auch keine Umsicht bieten können und sich nur selbst sabotieren. …
Also Sie sehen, es ist wichtig, den Kindanteilen auch mit Argumenten zu begegnen, Maßnahmen auszuhandeln um Disziplin (!) zu erreichen. Sie haben das Recht, von diesen Teilen, …, Disziplin zu fordern, weil sie alle zusammen sonst ihre Ziele (Schutz, Gesundheit, leichteres Leben, etc.) nicht erreichen können!
--> Was brauchst Du, um ruhig zu sein? - dich sicher zu fühlen? Rede mit mir, sonst kann ich nichts für Dich tun, aber nicht in diesem Ton, sondern respektvoll, einen Satz nach dem anderen und ruhig. Danke, ja, jetzt ist es besser. Ok, ich verstehe, Du brauchst .... Ich kann Dir gerade das anbieten. Kannst Du damit auskommen? Willst Du das Risiko eingehen? Mehr gibts gerade nicht und Geschrei ist nicht gut, das hilft uns (die Erwachsene + inneren Anteile) nicht weiter.
Falls Sie zu Beginn viel Ängstlichkeit erleben - das ist das Kind/ die Kinder, das /die sich nicht abgrenzen durfte /n. Wenn Sie dem /denen aber das Ruder überlassen, ändert sich nichts und es tobt deswegen noch in 10 J. und argumentiert, dass es ein Recht hätte zu toben, weil sich nichts tut - ein Zirkelschluß. Also muß es "eingebremst" werden und sie als Erwachsen bestimmen die Richtung. Sollten Sie mehr Zeit zum Nachdenken brauchen, nehmen Sie sich diese. Sollten den anderen ihre neuen Verhaltensweisen auffallen, dann macht das nichts - das ist ja sogar ein Ziel: dass man Sie sieht - auch wenn Sie noch stolpern - na und! Jetzt erst recht! In kleinen Schritten!
Gesunden ist das Schwierigste, denn dann müssen wir was ändern und davor haben wir Angst. Aber Veränderung kommt nur durch Veränderung. Also kleine Schritte, jede Woche ein Motto und jeden Tag ein kleiner Schritt. Und Belohnen nicht vergessen.
Wie immer tragen sie die Verantwortung. … und bis nächste Woche.“
Mir hatte es unheimlich gut getan, dass ich das, was er schrieb (das Zitierte sind nur Ausschnitte), mir auch immer wieder durchlesen konnte.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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sandrin
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 16:41

Ich denke, Wandelröschen hat da viel Wahres aufgeschrieben.
Es ist bloß irgendwie ein Dilemma, das es zu verhindern gegolten hätte. Klar, Crazychild hat übersteigerte Erwartungen an ihre Therapeutin. Therapeuten sind NICHT dazu da, Mütter und Väter zu ersetzen, kindliche Bedürfnisse zu erfüllen und dergleichen mehr. Das ist ganz klar auch meine Haltung. Andererseits, und das kann man in der einschlägigen Fachliteratur nachlesen, arbeitet aber gerade die PA mit dem Anspruch, dem "verletzten Kind" ein sicheres Gegenüber zu bieten, d. h. vielleicht das erste Mal im Leben eine stabile Beziehung zu ermöglichen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Ich glaube, im Grunde kann man das auf einen einfachen Nenner bringen:
DAS kann Therapie nie leisten. Sie sollte aber auch nicht den Eindruck erwecken, dass sie es kann.
So wie Crazy Child die Grenzen erkennen muss, muss es aber auch Therapie. Von Anfang hätte klar sein müssen, dass es sich um eine Therapie handelt und nicht um das Erfüllen kindlicher Bedürfnisse. Denn sonst hat das alles etwas von "Anfüttern und verhungern lassen" - und das finde ich nicht fair. Die Basis war da einfach nicht klar.
Was kannst du also tun, Crazy Child.
Ich finde auch, und das habe ich ja schonmal erwähnt, dass es nicht die Lösung sein kann, das Weite zu suchen. Ich glaube, du hast hier ganz klar eine Chance: Nämlich für dich einzustehen, dich abzugrenzen und zu realisieren, dass du NICHT auseinanderbrichst. Du kannst herausfinden, dass du wesentlich stärker bist, als du es je für möglich gehalten hättest.
Meines Erachtens ist es Zeit für einen Neubeginn in dieser Therapie. Die Tatsachen müssen auf den Tisch, die Regeln KLAR abgesteckt werden. Das mit den E-Mails halte ich nach wie vor für problematisch, ganz besonders für jemanden mit dieser Krankheit. Im Grunde verstößt es auch gegen die Abstinenzregel. Aber nun gut, es stimmt schon, MANCHMAL ist es gut, diese Regeln über Bord zu werfen, MANCHMAL ist das der Schlüssel zum Erfolg. Nur in deinem Fall glaube ich eher nicht. Du brauchst Sicherheit, Verlässlichkeit und klare Strukturen. Es ist noch nicht zu spät, du kannst all dies auch in dieser Therapie finden.

LG Sandrin

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Beitrag Sa., 31.12.2011, 16:50

@Sandrin: Ich stimme Dir zu, eigentlich ist das doch der Unterschied zwischen einer privaten Mutterübertragung und dem zum Thera, dass der Thera es gelernt hat, dies in die richtigen Bahnen umzulenken und eben nicht selbst Spielball des Geschehens wird. Wandelröschens Thera hat es gut gemacht.- Aber ehrlich gesagt wundere ich mich, dass Patienten überhaupt Theras so nahe kommen können. Ich würde mich das nie trauen, einem Thera derart auf die Pelle zu rücken, das braucht doch auch irgendwo Mut, die man evtl. dafür einsetzen könnte, erwachsen zu werden.
Lieben Gruß
elana

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sandrin
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 16:51

@ Elana: Meine wäre da viel zu unnahbar gewesen. Sie hat mir allerdings schon auch mal gesagt, ich könne sie anrufen, wenn ein Notfall wäre. Aber ich hatte eher Problem, etwas von ihr anzunehmen. Das war oft Thema.

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Beitrag Sa., 31.12.2011, 16:54

Ist bei mir auch so, ich will den Thera und auch meinen Hausarzt nicht unnötig belasten. Ich bin froh für jede Anregung, aber ich werde meine eigene Denkarbeit leisten und mir selbst Mutter sein. Ich finde es sowieso unheimlich, mich einem anderen Menschen derart auszuliefern.
Lieben Gruß
elana

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sandrin
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Beitrag Sa., 31.12.2011, 16:54

Und da ist er wieder - der Autonomie-Abhängigkeits-Konflikt

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