Verlangt Euer Therapeut ein Ausfallhonorar?

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*Dannie
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 14:21

titus hat geschrieben: Ich schätze die Arbeit eines guten Psychotherapeuten sehr (und ich bewundere diese Fähigkeit auch immens)! Aber trotzdem könnte ich es mir nicht leisten, mal eben so spontan 60,- zu überweisen.
Darum geht es mir doch gar nicht ob man es sich tatasächlich leisten kann oder nicht. (Ich konnte mir zu Beginn meiner Therapie nicht mal einen einzigen Krankenkassenbeitrag leisten ich war nicht mal mehr Krankenkassenversichert )

Es geht darum zu wissen, dass diese Arbeit nicht nur einen ideelen Wert hat, sondern dass diese Arbeit es auch verdient hat, dass der Thera damit auch seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

Wenn dieser Mindestmaß an Respekt und Wertschätzung fehlt, wie will man da von Seiten des Therapeuten Kullanz verlangen?

Dannie
Zuletzt geändert von *Dannie am Fr., 09.12.2011, 14:22, insgesamt 1-mal geändert.

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leserin
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 14:22

Hi,
der Therapeut lebt vom Honorar. Und ich finde es ist völlig angebracht und klar, dass man ihm die Zeit für einen Termin den man nicht rechtzeitig absagt, und er somit nicht neu vergeben kann, bezahlt. Warum sollte ER denn für eine plötzliche Erkrankung seiner Kunden bezahlen??? Das unfair zu finden, finde ich ehrlich gesagt echt schräg. Ich bin sicher, gäbe es so eine Regelung nicht, würde er jede Woche stundenlang umsonst herumsitzen, weil ein paar seiner Klienten es sich grad mal anders überlegt haben, verpennen, krank sind, etc....

Daher: einfach mal die Perspektive wechseln von der eigenen Anspruchshaltung hin zu der des Therapeuten und sich fragen, warum der Therapeut 57,- Euro für eine Stunde BEZAHLEN soll, die sein Klient aus welchem Grund auch immer absagt. Das tut er nämlich, wenn er sie nicht verrechnet. Dann gibts da wohl kein komisches Gefühl mehr.

Lg
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flowerbomb2
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 14:28

Es geht ja nicht um anders überlegen oder verschlafen, sondern schon um krank sein. Ich glaube ausser bei krank sein sind wir uns alle einig..

Ich habe auch Montags den Termin und muss rein theoretisch 2 Tage vorher absagen. Es kann schon sein, dass ich erst Samstags mittags ziemlich krank werde (dann wäre die 48h Frist schon um, weil ich Mo früh den Termin hätte)und dann müsste ich weil ich krank bin, 100,- zahlen. Ich würde niemals sehr ansteckend wohin gehen, weil ich das immer nicht gut finde, wenn andere das tun. Ist schon hart, ich würde es aber zahlen, weil ihr entgeht dann was. Klar.. trotzdem werde ich dann quasi bestraft, krank geworden zu sein. So könnte man das im Extremfall sehen.

Und der Thera kann einem auch 10min vorher absagen, obwohl man als Patient vllt auch extra die eine Stunde, in der man anders Geld hätte verdienen können (wenn man. z.B .selbstständig ist), geopfert hat.
Zuletzt geändert von flowerbomb2 am Fr., 09.12.2011, 14:35, insgesamt 1-mal geändert.

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leserin
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 14:35

Ja und du bist der Meinung der Therapeut sollte stattdessen bestraft werden, dafür dass du krank bist? So könnte man das im Extremfall ebenfalls sehen.

Zum letzten Argument: Schon mal überlegt, dass ein Therapeut viele Klienten hat. Das eigene Risiko für den Klienten ist gerade mal eine Stunde. Das des Therapeuten ist ungleich höher. Stellt euch mal vor, er hat keine Ausfallsregelung und dann sagt ein Klient pro Tag ab. Macht in der Woche 5 Std. Std., im Monat 20 Std * 57 Euro = 1.140 Euro pro Monat. Und ich halte das jetzt nicht für eine übertriebene Schätzung, da psychisch sehr belastete Menschen ja sicher öfter mal "nicht können" und "krank" sind.

So hart das ist, aber ein Therapeut ist nun mal kein Samariter sondern hat auch Rechnungen zu bezahlen.
Zuletzt geändert von leserin am Fr., 09.12.2011, 14:46, insgesamt 1-mal geändert.

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flowerbomb2
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 14:36

nein, natürlich auch nicht. aber ich glaube man kann sich schon auch in beide perspektiven versetzen.

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stern
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 14:36

Die Kehrseite ist ja auch die: Dafür habe ich ja auch immer einen festen Termin reserviert (oder zumindest EINEN flexiblen JEDE Woche, bzw. je nach Frequenz)... also eine hohe Verlässlichkeit. Das möchte ICH nicht als selbstverständlich ansehen, noch weniger wenn meine Thera aufgrund einer Notlage sogar mal extra einen Zusatztermin beischaufelt und und und).

Und wenn ich mal nicht kann (sei es verschuldet oder nicht) dann soll das als ihr Risiko ansehen werden (was es ja ist, wenn sie den Verdienstausfall dann tragen würde)? Hätte ich ein schlechtes Gefühl dabei.

Die Problematik würde sich jedenfalls nicht stellen, wenn Theras ihren Betrieb nicht im Bestell-Verfahren organisieren würden. Nur der Preis dafür wäre: Dann müssen wir halt schauen, wann ich Zeit für sie haben.. reservieren kann ich ihnen nichts.
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*Dannie
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 14:45

Die Problematik würde sich jedenfalls nicht stellen, wenn Theras ihren Betrieb nicht im Bestell-Verfahren organisieren würden. Nur der Preis dafür wäre: Dann müssen wir halt schauen, wann ich Zeit für sie haben.. reservieren kann ich ihnen nichts.
Eben!

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leserin
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 14:49

Nachdem in der Zwischenzeit geschrieben wurde, hier nochmal mein Edit von oben.

Zum letzten Argument: Schon mal überlegt, dass ein Therapeut viele Klienten hat. Das eigene Risiko für den Klienten ist gerade mal eine Stunde. Das des Therapeuten ist ungleich höher. Stellt euch mal vor, er hat keine Ausfallsregelung und dann sagt ein Klient pro Tag ab. Macht in der Woche 5 Std. , im Monat 20 Std * 57 Euro = 1.140 Euro pro Monat. Und ich halte das jetzt nicht für eine übertriebene Schätzung, da psychisch sehr belastete Menschen ja sicher öfter mal "nicht können" und "krank" sind ... VOR ALLEM dann wenn es keine Ausfallsregelung gäbe.

So hart das ist, aber ein Therapeut ist nun mal kein Samariter sondern hat auch Rechnungen zu bezahlen.

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stern
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 15:03

Und ich halte das jetzt nicht für eine übertriebene Schätzung, ...
Auch nicht insofern übertrieben, da die 57€ bereits nicht mal auf dem Level angesetzt sind, auf dem sie angesetzt werden könnten (es ist nicht der volle Satz... manche verlangen auch den vollen Satz, was ebenfalls zulässig wäre).

Und 57 € ist ja in dem Sinn ja auch nicht der VERDIENST... sondern was davon noch "hängen bleibt" erhält man erst, wenn man lfd. und Fixkosten umschlägt (wie Miete... das Praxisintentar, das sich über die Zeit amortisieren muss, Steuern usw.)... zur Kostendeckung müsste man also eine etwas diffizilere Rechnung anstellen.

Und ein Ausfallhonorar soll ja auch nicht primär den treffen, der IMMER pünktlich war und jetzt einmal wegen eines Blinddarmdurchbruchs im KH landet... oder der sich jetzt tatsächlich nicht mehr sein Essen mehr leisten kann. Da zeigt sich dann ein Thera vermutlich eher mal kulanter, vgl. flowerbomb. Oder es findet sich eine kreative Lösung:

Z.B. rief meine Thera letztes Jahr vor der Sitzung mal von sich aus an (wegen massiven Schnees), dass sie mir das Angebot machen möchte, absagen zu können oder einen Telefontermin abzuhalten... aber ich könne auch kommen, wie ich wolle... nur nicht, dass ich mir Druck mache, indem ich meine, unbedingt kommen zu müssen. Fand ich lieb... erschien aber dennoch. Sprich: Vielleicht würde man sich auch auf einen Telefontermin einigen können bei einer ansteckenden Erkrankung, bei der man nicht so "ausgeschalten" ist, dass auch das nicht mehr geht bzw. keinen Sinn mehr macht - wenn man ansonsten in arge Bretouille mit seinen finanziellen Ressourcen kommt.
Zuletzt geändert von stern am Fr., 09.12.2011, 15:27, insgesamt 2-mal geändert.
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titus
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 15:10

Aber der Therapeut dreht nun ganz sicher keine Däumchen - das ist wohl auch übertrieben, das anzunehmen: Es ist doch immer etwas zu tun - neulich stand doch irgendwo, dass sich viele Therapeuten beschweren, dass sie soviel Bürokram zu erledigen hätten...

Ich denke, es ist immer eine Gratwanderung, die sich auch an den Lebensumständen der Patienten orientieren könnte. Für mich hat das auch was mit Mitgefühl zu tun - wobei ich gerne zugebe: Diese Art von Mitgefühl muss sich der Therapeut dann auch leisten können. Geldsorgen sollte er nun nicht haben, wenn seine Patienten ständig absagen. Andererseits gibt es eben auch Patienten, denen es völlig Banane ist, ob sie am Monatsende nun 4000,- oder 3940,- auf dem Konto haben.
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.

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Beitrag Fr., 09.12.2011, 15:20

stern hat geschrieben:
Und ich halte das jetzt nicht für eine übertriebene Schätzung, ...
Und ein Ausfallhonorar soll ja auch nicht primär den treffen, der IMMER pünktlich war und jetzt einmal wegen eines Blinddarmdurchbruchs im KH landet... oder der sich jetzt tatsächlich nicht mehr sein Essen mehr leisten kann. Da zeigt sich dann ein Thera vermutlich eher mal kulanter, vgl. flowerbomb. Oder es findet sich eine kreative Lösung:
das finde ich auch. Nicht so oder so muss es immer sein, sondern einfach ein bisschen verhältnismäßig bleiben von beiden Seiten.Einen geringeren Satz fände ich auch immer okay. Meine nimmt den vollen..

Und stimmt, Telefontermine kann man auch machen, wenn man nicht gerade ne Stimmbandentzündung hat

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 16:36

leserin hat geschrieben:Ja und du bist der Meinung der Therapeut sollte stattdessen bestraft werden, dafür dass du krank bist? So könnte man das im Extremfall ebenfalls sehen.
Es ist das Risiko eines Freiberuflers, daß eben auch mal Aufträge platzen..

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Onyx
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 16:42

Also Leute, ehrlich. Ich möchte jetzt echt mal wissen, wer von euch schon mal in der Realität dieses Ausfallhonorar zahlen musste und wie oft und aus welchem Anlass???
Ich glaube, das wird zwar immer von den Therapeuten gesagt, aber gar nicht so oft durch gesetzt.
Deshalb ist es irgendwie ein bisschen überflüssig darüber überhaupt zu diskutieren solange noch so gut (oder gar kein Mensch) das Aufallhonorar jemals zahlen musste.


Meine Therapeutin hat mir das auch gesagt, dass ihr das dann zusteht. Was ich auch nur fair fand, dass sie mich da vorgewarnt hat. Aber als ich dann mal am Morgen der Therapiesitzung absagen musste, ließ sie auch mit sich reden und ich musste das Ausfallhonorar NICHT zahlen.

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*Dannie
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 16:45

münchnerkindl hat geschrieben:
leserin hat geschrieben:Ja und du bist der Meinung der Therapeut sollte stattdessen bestraft werden, dafür dass du krank bist? So könnte man das im Extremfall ebenfalls sehen.
Es ist das Risiko eines Freiberuflers, daß eben auch mal Aufträge platzen..
Ja und in einem Land in dem Privatautonomie herrscht, darf ein Freiberufler entsprechend auch Schadensersatz verlangen, wenn einer seinen Teil des Vertrages nicht erfüllt.
Zuletzt geändert von *Dannie am Fr., 09.12.2011, 16:47, insgesamt 1-mal geändert.

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flowerbomb2
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Beitrag Fr., 09.12.2011, 16:45

Du musst ja nicht mitdiskutieren, wenn du die Gedanken hier überflüssig findest.

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