Therapieabbruch

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 08:33

Guten Morgen!

Es ist für mich nicht leicht, das hier zu beschreiben, weil ich nicht weiß, wer hier alles mitliest und ich nicht möchte, dass er das hier liest.
Er geht verbal schon drauf ein, aber auf keiner therapeutischen Ebene. Ich nehme mal ein Beispiel, das aber nicht von mir stammt, dem aber sehr nahe kommt. Du sagst ihm, dass du das Gefühl hast, jeder würde seinen Müll nur bei dir abladen und das sei dir bewusst geworden.. Du sagst auch, dass du das Gefühl hast, du dürftest nicht auf dich achten, du seist für alle verantwortlich, du glaubst, nie nein sagen zu dürfen. Die Reaktion, die man sich erhofft wäre, dass man ermutigt wird, dem nachzugehen, warum das so ist, die Trauer mal spüren zu dürfen und dann zu schauen, wie man da rauskommt. Aber nichts dergleichen. Stattdessen hörst du, manche Leute würden es sich schon leicht machen. Dann tausend Beispiele über Leute, bei denen das auch so war. Es geht aber nie um dich und deine Gefühle. Vielmehr um Bagatellisierung. Hinzu merkst du, dass er gar nicht recht bei der Sache ist, er lenkt immer ab, wenn du mal einen roten Faden gefunden hast, Das ist das Dilemma, in dem ich stehe. Nur noch mal zur Erinnerung: Ich befinde mich in einet TfP.

Ich bin ratlos ...

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Tristezza
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 08:52

Hallo Sandrin,
warum hast du Angst, dass dein (Noch)Therapeut dies hier lesen könnte? Hast du mit ihm noch nicht darüber gesprochen, was dich so stört? Wenigstens das sollte doch noch geschehen, bevor du die Therapie abbrichst, oder?

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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 08:59

Hm... Das letzte Mal, als ich was angesprochen habe, ist er ausgeflippt, hat mich gefragt, was ich eigentlich von ihm wolle.
Sicherlich könnte mir das jetzt auch egal sein. Es ist nur so, dass mir das schwer fällt, auf Gefühle zu beharren, die andere mir nicht zugestehen. Das ist ein grundsätzliches Problem. Insofern habe ich halt auch Bedenken, ob da nicht gerade alles wieder kaputt gemacht wird, was ich mir so hart erarbeitet habe, also diese Freiheit, mir Hilfe zu holen.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:04

damit machst du dich selbst aber sehr abhängig von Anderen....
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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:06

Ja, das stimmt. Aber geht man denn nicht eigentlich gerade wegen solcher Probleme in eine Therapie? Das ist doch paradox, wenn man dort auf dieselben Probleme stößt.

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Tristezza
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:08

sandrin hat geschrieben:Es ist nur so, dass mir das schwer fällt, auf Gefühle zu beharren, die andere mir nicht zugestehen.
Aber das könnte dir bei dem doch eigentlich egal sein ... den Eindruck hatte ich jedenfalls, als ich gelesen habe, wie wütend du auf ihn bist.
sandrin hat geschrieben:Insofern habe ich halt auch Bedenken, ob da nicht gerade alles wieder kaputt gemacht wird, was ich mir so hart erarbeitet habe, also diese Freiheit, mir Hilfe zu holen.
Verstehe ich das richtig: Du hast Bedenken, dass das Verhalten dieses Therapeuten dazu führt, dass du dich nicht mehr traust, anderen "Helfern" deine Gefühle mitzuteilen?

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:08

das finde ich nicht paradox sondern geradezu sehr gut
denn nur dann können Themen ja bearbeitet werden.
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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:10

Ja, wenn der Therapeut mitmacht und darauf eingeht, ist es ja gut. Nur wenn du dir als Patient schon die Mühe sparst, es überhaupt zur Sprache zu bringen, weil es eh keinen interessiert, dann wird's schwierig.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:13

dann passiert doch aber genau das
was du schon kennst
und weil es in der Therapie geschieht
hast du die Möglichkeit hier ein anderes Verhalten zu erproben.
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:15

Sandrin, sorry, ich dachte, du hättest meine Fragen bewusst ignoriert. Aber du siehst: Auch andere User empfinden das, was du schreibst, als sehr allgemein.

Erstens: Ich glaube ganz, ganz sicher nicht, dass ein Therapeut hier aus lauter Langeweile mitliest - ich hätte fast geschrieben, dass das ein Armutszeugnis für denjenigen wäre, aber das klingt auch wieder komisch. Aber mal ehrlich: Meinst du nicht, die haben genug mit ihrer Arbeit zu tun? Ich hab dieses Gefühl, diese Angst auch manchmal, aber ich halte sie für unbegründet. Guck mal, hier haben sich so viele Leute zu intimen Themen geäußert - ich glaube, anders funktioniert ein derartiges Forum nicht, und ich glaube, dass es nur deshalb so 'erfolgreich' - naja - ist, weil sich so viele Menschen WIRKLICH mit ihren Emotionen einbringen. So ein allgemeines 'die Therapeuten sind alle doof und die Patienten sind so und so', das interessiert doch niemanden wirklich, oder? Wenn du dir mehr 'Intimität' wünschst, dann kannst du im vertraul. Bereich schreiben, den nur angemeldete User lesen können - und mal ehrlich: Meinst du, dein Therapeut ist hier als 'Hase42' angemeldet?

Zweitens: Ich beziehe mich mal auf das Beispiel, das du genannt hast: Genau das empfinde ich tatsächlich nicht - und dafür kannst du mich verachten, totschlagen oder sonstwie hassen - als besonders 'gefühlvoll'. Und du schreibst ja, dass du meinst, du hättest ihm gegenüber deine Gefühle geäußert. Es ist NICHT verboten, seinen Frust dort abzukippen, aber es ist auch nichts, was DU IN DIR fühlst. Es ist etwas, das du anderen Menschen unterstellst. Aber was das mit dir macht, wie sich das anfühlt, evtl. woran dich das erinnert - all das sagst du dabei gar nicht. Es ist halt eine Anklage an die Anderen. Wie gesagt: nicht verboten! Aber das ist noch nicht der Kern deiner wirklichen Empfindungen.

Vielleicht ist es so, dass der Therapeut sich davon nicht wirklich 'getroffen' fühlt, sondern dass er dir diese allgemeine Ebene 'zurückspiegelt' - und dann hat man einen Kaffeeklatsch. Ich will ihn nicht in Schutz nehmen, aber es wirkt auf mich - zumindest anhand des Beispiels - so, als würdest auch du ganz gerne an der Oberfläche bleiben.

In meiner Therapie ist es auch manchmal so, dass ich mich frage, was das soll, wenn er irgendwas antwortet, was mich enttäuscht. Ich erwähnte ein bestimmtes Verhalten einer Verwandten, das mich verletzt hat und für mich war das damals irgendwie schlimm - aber er hat es ein bisschen so verharmlost, so kam es mir jedenfalls vor. Vielleicht denkt er, denken sie, auch dass es nicht wirklich hilft, wenn man pausenlos über das Fehlverhalten der Anderen so spricht, als sei die Welt voller Monster, nur man selbst ist ein Heiliger. Vielleicht rücken sie damit alles etwas 'näher zusammen', das Gute und das Böse.

Vor allem aber ist es unbedingt nötig, dass du mit ihm darüber sprichst, denn gerade weil du schon ähnliche Erfahrungen gemacht hast mit anderen Therapeuten, liegt der Verdacht nahe, dass das natürlich!!! auch was mit dir selbst zu tun hat. Was nicht bedeutet, dass du an etwas SCHULD bist. Es heißt einfach nur, dass auch DU ja eine Wirkung auf deine Mitmenschen hast. Und du hast Erwartungen an einen Therapeuten - und man müsste gucken, was diese Erwartungen bedeuten, warum sie enttäuscht werden usw.

Du machst es dir zu einfach, wenn du kommentarlos abbrichst und meinst, besser alleine klarzukommen. Bestrafen tust du dich damit nur selbst; den Therapeuten ist das völlig Banane - die brauchen dich nicht, um es mal ganz klar zu sagen. DU möchtest was von ihnen, nicht umgekehrt. Wenn du aber schon am Anfang, bei der ersten Schwierigkeit, trotzig wegrennst, wenn der Therapeut nicht nach deinen Regeln mitspielen will, dann bist du diejenige, die niemanden mehr zum Spielen hat; der Therapeut holt sich einfach den nächsten Patienten, mit dem er sich 'amüsieren' kann.

Zur Klarstellung: Vielleicht ist er ja wirklich doof. Aber anhand deiner Beschreibungen kann dazu niemand was sagen, und um das wirklich herauszufinden, braucht es mehr als zehn Stunden.

Wichtig wäre auch, dass du ehrlich! schaust, ob es Parallelen zu deinen 'extratherapeutischen' Beziehungen gibt: ob du dich oft unverstanden fühlst? Nicht ernstgenommen?


leberblümchen
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:21

Was heißt denn genau: "Er ist ausgeflippt" - haben wir da dieselben Vorstellungen von einem ausflippenden Menschen?

"Was wollen Sie eigentlich von mir?" - worauf bezieht sich die Frage genau? Könntest du versuchen, den Dialog wiederzugeben? Natürlich ist das total unempathisch, wenn er so reagiert. Er MUSS Kritik aushalten können; kann er das nicht, kannst du ihn in die Tonne treten. Aber dazu ist es wirklich wichtig, sich noch mal klarzumachen, was genau gesagt wurde, um sich nicht zu sehr von seinen Stimmungen - die vielleicht vorher schon negativ waren - leiten zu lassen.

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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:27

Es gibt zwischen der ersten und dieser Therapie keinerlei Parallelen. Meine erste Therapeutin wäre vor Freude in die Luft gesprochen, wenn ich da so offen über mich und meine Gefühle gesprochen hätte. Es ist nicht meine Aufgabe, dem Therapeuten alles so vorzukauen, dass er was damit anfangen kann. Er bekommt dafür knapp 100 Euro pro 50 Minuten, dass er mir Impulse gibt und mir hilft, das auszusprechen, was mir schwer fällt. Es gibt keine Garantie, aber er ist in der Pflicht, etwas zu tun. Und nein, ich sehe mich nicht wie du in der Rolle der Bittenden, die etwas von ihm will. Wer bin ich denn? Ich bin ein Mensch, der dafür nicht gerade wenig Geld blecht, weiterzukommen. Das ist immer eine zweiseitige Geschichte. Da kann sich ein Part nicht zurücklehnen und warten, was kommt. Entschuldige, titus, aber das klingt wieder sehr, sehr psychoanalysehörig, was du da schreibst. Kein Angriff auf dich, aber achte da auf dich, sonst liegst du schneller auf der Nase, wie dir lieb ist. Und das wünsche ich dir nicht!!!

Mit Ausflippen meine ich Lautwerden, Ungehaltenwerden...

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Tristezza
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:31

sandrin hat geschrieben:Es gibt zwischen der ersten und dieser Therapie keinerlei Parallelen. Meine erste Therapeutin wäre vor Freude in die Luft gesprochen, wenn ich da so offen über mich und meine Gefühle gesprochen hätte.
Du kannst also die negativen Erfahrungen mit dem jetzigen Therapeuten nicht auf die anderen übertragen. Es sind nicht alle gleich und es sind nicht alle schlecht. Wie wäre es, wenn du es doch noch mal mit jemand anders versuchst? Es gibt genug tiefenpsychologisch arbeitende Therapeuten, die nur darauf warten, auf die Gefühle ihrer Patienten einzugehen ...

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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:34

Nein, irgenwann muss mal Schluss sein. Das kann es ja nicht sein. Es ist Zeit, mich zu schützen und auf mich aufzupassen. Außerdem wäre das ein bürokratischer Aufwand sondersgleichen. Ich habe weder die Lust noch die Kraft, das zu tun. Ich brauche meine Energie für meinen Job und ich möchte endlich leben!!!


leberblümchen
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 09:45

sandrin, glaub mir, ich verstehe deinen Frust schon. Und ich bin nicht wirklich 'hörig', was Autoritäten betrifft. Ich bin ein absoluter Möchtegern-Anarchist, und ich weiß, wie sich das anfühlt, wirklich!!! Ich hab einfach nur Glück gehabt, was meinen Therapeuten betrifft, denn es gibt sicher nicht viele Leute, denen ich so vertrauen könnte. Aber ganz ehrlich: Ich weiß, dass das schon AUCH an mir und meiner trotzigen Persönlichkeit liegt.

Aber zu dir: Mir scheint da dieses Thema 'Machtkampf' ziemlich deutlich rauszukommen, kann das sein? Es springt mir zumindest total ins Auge, solche Sachen wie: "Wer bin ich denn??!!" - "Der bekommt so viel Geld dafür, da kann ich doch wohl was erwarten!" - "Ich hab keine Lust" - "Ich will nichts von ihm" - merkst du was?

Es scheint sich sehr viel um die Frage zu drehen: "Wer hat Recht? Wer muss sich unterordnen?" - wäre das so schlimm, wenn du dich unterordnest, wenn du zugibst: "Ja, verdam.mte Schei.ße, ich brauche Hilfe! Bitte helfen Sie mir!"?

Es geht auch nicht darum, dass hier die 'dummen Schäfchen' auf dich einreden wollen, dass du zurück zur Herde kommen sollst! Es ist alles deine Entscheidung, aber vielleicht könntest du versuchen, dem Grund-Thema etwas näher zu kommen?

Oh, mein Gott, ich weiß, wie bescheuert das auf dich wirken mag - aber irgendwie drängt sich mir diese Frage förmlich auf: War das so ein typischer Konflikt mit deinen Eltern?
Aber geht man denn nicht eigentlich gerade wegen solcher Probleme in eine Therapie? Das ist doch paradox, wenn man dort auf dieselben Probleme stößt.
Nein, das ist überhaupt nicht paradox - es scheint nur so - genauso funktioniert eine tiefenpsycholog. fundierte Therapie.

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