Von verspäteter Trauer überrascht
Liebe DaNu,
auf Dein Murmeltier-Posting vom 30.05. wollte ich nicht antworten (ich hätte nichts Wohltuendes zu sagen gewusst und bin sehr froh, dass Stöpsel, Elena und Anne das konnten).
Doch anlässlich Deiner Fortbildungserfahrung möchte ich Dich: .
Wenn der halbe Vormittag verwendet wurde, um Dich "auseinanderzunehmen", und zwar offenbar (oder habe ich das falsch verstanden?) wegen dieses unglaublich egozentrischen (und mir fallen noch ein paar andere Begriffe dafür ein, die aber nicht nettikett sind) Kommentars jener Frau über Dich, dann klingt das ganze für mich weniger nach Fortbildung als vielmehr nach dem schlimmsten Klischee von "Selbsterfahrungsgruppe". - Du Arme, dass Du jetzt erstmal ziemlich fertig bist, kann ich mir vorstellen.
Bleibt mir einstweilen nur, Dir zu wünschen, dass Du da nicht komplett aussteigst, sondern dieses Erlebnis nutzen kannst, um Deine Grenzen (über die allein schon jene Frau ja ohne jede Rücksicht auf Verluste hinwegwalzt ist wie ein Hurrikan) etwas stärker zu befestigen.
Jetzt aber hoffe ich erst einmal, dass Du Dich ein wenig erholen kannst (was machen die Pflänzchen?),
herzlich
Widow
auf Dein Murmeltier-Posting vom 30.05. wollte ich nicht antworten (ich hätte nichts Wohltuendes zu sagen gewusst und bin sehr froh, dass Stöpsel, Elena und Anne das konnten).
Doch anlässlich Deiner Fortbildungserfahrung möchte ich Dich: .
Wenn der halbe Vormittag verwendet wurde, um Dich "auseinanderzunehmen", und zwar offenbar (oder habe ich das falsch verstanden?) wegen dieses unglaublich egozentrischen (und mir fallen noch ein paar andere Begriffe dafür ein, die aber nicht nettikett sind) Kommentars jener Frau über Dich, dann klingt das ganze für mich weniger nach Fortbildung als vielmehr nach dem schlimmsten Klischee von "Selbsterfahrungsgruppe". - Du Arme, dass Du jetzt erstmal ziemlich fertig bist, kann ich mir vorstellen.
Bleibt mir einstweilen nur, Dir zu wünschen, dass Du da nicht komplett aussteigst, sondern dieses Erlebnis nutzen kannst, um Deine Grenzen (über die allein schon jene Frau ja ohne jede Rücksicht auf Verluste hinwegwalzt ist wie ein Hurrikan) etwas stärker zu befestigen.
Jetzt aber hoffe ich erst einmal, dass Du Dich ein wenig erholen kannst (was machen die Pflänzchen?),
herzlich
Widow
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Dampfnudel,
jetzt bin ich ja neugierig, was das für 1 Fortbildung ist, aber ich verkneif mir mal die öffentliche Frage!
Zu dem Vorfall: Also ich kenn solche Leute + auch ich denk da manchmal, an wem es denn nun mehr liegt, an der Person, der das so auffällt oder an der Person, der es nicht gut geht.
...und ich kenn auch unterschiedl. Reaktionen von Leitungen, find ich auch bis zu 1 gewissen Grad okay. Es gibt sicher viel Potenzial + Möglichkeiten, was man aufgreifen kann bzw. was man aufgreifen möchte.
Bei meinem letzten Seminar war es z.B. so, dass 1 Frau sagte, dass es ihr nicht gut ging, die Leitung sie dann fragte, ob sie was braucht, die Frau dann aber sagte, sie guckt für sich + meldet sich dann.
Wenn aus der Gruppe jemand 1 Problem gehabt hätte, hätte diese Person sich sicher auch melden können, aber ich denk, da wäre geguckt worden, was gemacht worden wäre UND, das find ich ganz wichtig, es von einander zu trennen!!!
Ich mein Du konntest ja schlecht Deine Gefühle + Erlebnisse abschneiden. Das ist in etwas so, wie ich manchmal erzähle, dass ich die Wahl hab, etwas von mir zu erzählen, was dem anderen zu viel sein könnte oder es aus dem Kontakt versuche rauszulassen. Da es aber eventuell unterschwellig mitschwingt (und in Deinem Fall wusste es die 1 Person ja sogar), kann es trotzdem sein, dass da was rüber kommt, mit dem möglichen selben Ergebnis, wie bei der anderen Variation, nämlich dass die Außenstehenden sich distanzieren, weil es ihnen zu viel ist oder sie damit nichts anfangen können. Damit ist die betreffende Person, ich bzw. in dem Fall Du, quasi nahezu schachmatt gesetzt!!! (So empfind ich das manchmal, muss bei Dir nicht genauso sein).
Ich weiß nicht, worauf diese Person da bei Dir reagiert hat, auf Deine Worte oder doch was gespürt hat. Vielleicht war sie schon soviel in Selbsterfahrungsgruppen, etc. drin (was ich an sich nicht schlimm, sondern sogar gut find,….solang man manche Dinge noch abgrenzen kann,…und auch sich abgrenzen) oder einfach selber so sensibel + hat oft genug gehört, sie solle auf sich acht geben und sagen, dass was ist, das ihr das SOO wichtig war, es jetzt auch tun zu müssen. Ist im Prinzip nichts gegen einzuwenden, sollte dann nur nicht auf Deine Kosten gehen.
Ich mein, mitzubekommen, wie man auf andere wirkt, okay, aber quasi den Vormittag damit zu verbringen + dann auch nur mit scheinbarer alleinigen Konzentration auf 1 Person, find ich dann doch 1 bisschen viel, zumal es kein therap. Wochenende war, sondern 1 Beratungs-FORTBILDUNG!!!...und da wurde bei uns schon immer geguckt, die Grenze zu ziehen: ein bisschen was vom Eigenen, reflektieren, therapeutisches Arbeiten ja, aber nie soviel, dass der eigentliche Sinn des Ganzen, die Form, aus den Augen gerät: hier nämlich die Fortbildung.
Das, was bei der Frau ankam, nämlich dieses „Mir geht es schlecht, bitte rette mich!“…kann wirklich von Dir ausgegangen sein (gut, haben die anderen nicht so wahr genommen), es kann ein Ding der Frau selber gewesen sein (dass sie gerne gerettet werden würde, wenn es ihr schlecht geht oder es nicht aushält, wenn es jemanden schlecht geht oder selber immer hat die Verantwortung für andere übernehmen müssen und sich jetzt konsequent dagegen abgrenzen will) oder es kann auch sein, dass es quasi wie eine automatische Interpretation, logische Schlussfolgerung von ihr gewesen ist, eine Zuschreibung: ob gelernt oder selbst erfahren, sei da hingestellt.
Das zu dem einen. Das andere ist für mich, wie geht die Leitung damit um.
Hast Du denn „alles auspacken“ müssen bzw. sagen können, dass Du nicht weiter drüber reden willst und schon Deinen Schutzraum findest?
Ich weiß nicht, wie die genau vorgegangen sind, aber so eine Übung zum Schutzraum finden, in solch einer Situation, auch wenn es eine Fortbildung ist, kenne ich auch. Die muss dann allerdings nicht so ausgedehnt sein. Je nachdem.
…und mit der Frau, die es störte, wurde nichts reflektiert?
Dampfnudel, ich glaube, ich würde mit den Leitern nochmal reden und dann entscheiden, ob ich bzw. in dem Fall Du, weitermachst.
Die Sache mit dem „eigene Grenzen wahrnehmen“ ist zwar durchaus 1 Thema, aber es ist halt die Frage, ob es Dich im Kontext der Fortbildung wirklich so stört, sie weiterzumachen, ob es den Fortbildungsprozess an sich „stört“ (ich weiß, Störungen haben Vorrang, aber es ist nun mal 1 Fortbildung). …und „stört“ deshalb in Anführungszeichen, weil es eben nicht böse, absichtlich ist, sondern nur eben die Frage, ob es in Bezug auf die Fortbildung passt.
Ich kann Dir dazu sagen, dass ich viele Fortbildungsteilnehmerinnen erlebt hab, denen es selber nicht gut geht, die selbe ihre Geschichte haben, sei es Gewalterfahrungen, Tod, Krankheit, auch Depressionen,… . Von daher MUSS das kein Hinderungsgrund sein, diese Fortbildung zu machen. Ich glaub, ich würde es einfach nochmal mit den Leitungen ansprechen, vielleicht auch nochmal mit Deiner Thera. reflektieren + dann für Dich gucken.
Liebe aufbauen wollende Grüße, Ena!
jetzt bin ich ja neugierig, was das für 1 Fortbildung ist, aber ich verkneif mir mal die öffentliche Frage!
Zu dem Vorfall: Also ich kenn solche Leute + auch ich denk da manchmal, an wem es denn nun mehr liegt, an der Person, der das so auffällt oder an der Person, der es nicht gut geht.
...und ich kenn auch unterschiedl. Reaktionen von Leitungen, find ich auch bis zu 1 gewissen Grad okay. Es gibt sicher viel Potenzial + Möglichkeiten, was man aufgreifen kann bzw. was man aufgreifen möchte.
Bei meinem letzten Seminar war es z.B. so, dass 1 Frau sagte, dass es ihr nicht gut ging, die Leitung sie dann fragte, ob sie was braucht, die Frau dann aber sagte, sie guckt für sich + meldet sich dann.
Wenn aus der Gruppe jemand 1 Problem gehabt hätte, hätte diese Person sich sicher auch melden können, aber ich denk, da wäre geguckt worden, was gemacht worden wäre UND, das find ich ganz wichtig, es von einander zu trennen!!!
Ich mein Du konntest ja schlecht Deine Gefühle + Erlebnisse abschneiden. Das ist in etwas so, wie ich manchmal erzähle, dass ich die Wahl hab, etwas von mir zu erzählen, was dem anderen zu viel sein könnte oder es aus dem Kontakt versuche rauszulassen. Da es aber eventuell unterschwellig mitschwingt (und in Deinem Fall wusste es die 1 Person ja sogar), kann es trotzdem sein, dass da was rüber kommt, mit dem möglichen selben Ergebnis, wie bei der anderen Variation, nämlich dass die Außenstehenden sich distanzieren, weil es ihnen zu viel ist oder sie damit nichts anfangen können. Damit ist die betreffende Person, ich bzw. in dem Fall Du, quasi nahezu schachmatt gesetzt!!! (So empfind ich das manchmal, muss bei Dir nicht genauso sein).
Ich weiß nicht, worauf diese Person da bei Dir reagiert hat, auf Deine Worte oder doch was gespürt hat. Vielleicht war sie schon soviel in Selbsterfahrungsgruppen, etc. drin (was ich an sich nicht schlimm, sondern sogar gut find,….solang man manche Dinge noch abgrenzen kann,…und auch sich abgrenzen) oder einfach selber so sensibel + hat oft genug gehört, sie solle auf sich acht geben und sagen, dass was ist, das ihr das SOO wichtig war, es jetzt auch tun zu müssen. Ist im Prinzip nichts gegen einzuwenden, sollte dann nur nicht auf Deine Kosten gehen.
Ich mein, mitzubekommen, wie man auf andere wirkt, okay, aber quasi den Vormittag damit zu verbringen + dann auch nur mit scheinbarer alleinigen Konzentration auf 1 Person, find ich dann doch 1 bisschen viel, zumal es kein therap. Wochenende war, sondern 1 Beratungs-FORTBILDUNG!!!...und da wurde bei uns schon immer geguckt, die Grenze zu ziehen: ein bisschen was vom Eigenen, reflektieren, therapeutisches Arbeiten ja, aber nie soviel, dass der eigentliche Sinn des Ganzen, die Form, aus den Augen gerät: hier nämlich die Fortbildung.
Das, was bei der Frau ankam, nämlich dieses „Mir geht es schlecht, bitte rette mich!“…kann wirklich von Dir ausgegangen sein (gut, haben die anderen nicht so wahr genommen), es kann ein Ding der Frau selber gewesen sein (dass sie gerne gerettet werden würde, wenn es ihr schlecht geht oder es nicht aushält, wenn es jemanden schlecht geht oder selber immer hat die Verantwortung für andere übernehmen müssen und sich jetzt konsequent dagegen abgrenzen will) oder es kann auch sein, dass es quasi wie eine automatische Interpretation, logische Schlussfolgerung von ihr gewesen ist, eine Zuschreibung: ob gelernt oder selbst erfahren, sei da hingestellt.
Das zu dem einen. Das andere ist für mich, wie geht die Leitung damit um.
Hast Du denn „alles auspacken“ müssen bzw. sagen können, dass Du nicht weiter drüber reden willst und schon Deinen Schutzraum findest?
Ich weiß nicht, wie die genau vorgegangen sind, aber so eine Übung zum Schutzraum finden, in solch einer Situation, auch wenn es eine Fortbildung ist, kenne ich auch. Die muss dann allerdings nicht so ausgedehnt sein. Je nachdem.
…und mit der Frau, die es störte, wurde nichts reflektiert?
Dampfnudel, ich glaube, ich würde mit den Leitern nochmal reden und dann entscheiden, ob ich bzw. in dem Fall Du, weitermachst.
Die Sache mit dem „eigene Grenzen wahrnehmen“ ist zwar durchaus 1 Thema, aber es ist halt die Frage, ob es Dich im Kontext der Fortbildung wirklich so stört, sie weiterzumachen, ob es den Fortbildungsprozess an sich „stört“ (ich weiß, Störungen haben Vorrang, aber es ist nun mal 1 Fortbildung). …und „stört“ deshalb in Anführungszeichen, weil es eben nicht böse, absichtlich ist, sondern nur eben die Frage, ob es in Bezug auf die Fortbildung passt.
Ich kann Dir dazu sagen, dass ich viele Fortbildungsteilnehmerinnen erlebt hab, denen es selber nicht gut geht, die selbe ihre Geschichte haben, sei es Gewalterfahrungen, Tod, Krankheit, auch Depressionen,… . Von daher MUSS das kein Hinderungsgrund sein, diese Fortbildung zu machen. Ich glaub, ich würde es einfach nochmal mit den Leitungen ansprechen, vielleicht auch nochmal mit Deiner Thera. reflektieren + dann für Dich gucken.
Liebe aufbauen wollende Grüße, Ena!
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Danke für Eure lieben Antworten, Widow und ENA!
Ich glaube, ich werde einen Brief an die Gruppe und den Leiter schreiben, dass ich mit ihnen bei der nächsten Veranstaltung in einigen Monaten noch einmal über die Regeln des gemeinsamen Umgangs sprechen möchte, dass es mir wichtig ist, dass persönliche Grenzen, insbesondere wenn sie bereits formuliert worden sind, repektiert werden, auch wenn noch so gute Absichten hinter einer Übertretung dieser Grenzen stecken, dass ich finde, dass Probleme einer Person nicht auf dem Rücken einer anderen Person ausgetragen werden sollten und dass ich es gut finde, dass Prozesse innerhalb der Gruppe, die ja auch irgendwie die ganze Gruppendynamik betreffen, für alle transparent gemacht werden, aber dass das nicht alles vor der gesamten Gruppe ausgetragen werden muss und dass man, wenn man ein Problem mit jemandem hat, das auch erstmal mit demjenigen ansprechen kann, anstatt vor der gesamten Gruppe den initialen, persönlichen Angriff als "Anmelden einer Störung" zu inszenieren.
Wenn es für die anderen und/oder den Leiter nicht okay ist, solche Grundsätze zu beachten, dann breche die Weiterbildung ab, denn auf der Basis, sowas evtl. wieder erleben zu müssen, kann und möchte ich nicht weiter arbeiten und lernen.
Ich glaube, ich werde einen Brief an die Gruppe und den Leiter schreiben, dass ich mit ihnen bei der nächsten Veranstaltung in einigen Monaten noch einmal über die Regeln des gemeinsamen Umgangs sprechen möchte, dass es mir wichtig ist, dass persönliche Grenzen, insbesondere wenn sie bereits formuliert worden sind, repektiert werden, auch wenn noch so gute Absichten hinter einer Übertretung dieser Grenzen stecken, dass ich finde, dass Probleme einer Person nicht auf dem Rücken einer anderen Person ausgetragen werden sollten und dass ich es gut finde, dass Prozesse innerhalb der Gruppe, die ja auch irgendwie die ganze Gruppendynamik betreffen, für alle transparent gemacht werden, aber dass das nicht alles vor der gesamten Gruppe ausgetragen werden muss und dass man, wenn man ein Problem mit jemandem hat, das auch erstmal mit demjenigen ansprechen kann, anstatt vor der gesamten Gruppe den initialen, persönlichen Angriff als "Anmelden einer Störung" zu inszenieren.
Wenn es für die anderen und/oder den Leiter nicht okay ist, solche Grundsätze zu beachten, dann breche die Weiterbildung ab, denn auf der Basis, sowas evtl. wieder erleben zu müssen, kann und möchte ich nicht weiter arbeiten und lernen.
Alles hat seine Zeit.
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Nun möchte ich aber doch nochmal auch auf die beiden Postings von Stöpsel und Anne antworten...
Liebe Stöpsel,
Du hast wohl recht, es ist immer wieder so ein schreckliches Auf und Ab. Ob das wohl irgendwann aufhört? Oder sich wenigstens auf einem erträglichen Maß einpendelt? Und ob die Phasen aufhören, in denen ich es gar nicht ertragen kann oder mich gar nicht traue, an meinen Papa zu denken?
Liebe Anne,
Liebe Grüße
Dampfnudel
Liebe Stöpsel,
Du hast wohl recht, es ist immer wieder so ein schreckliches Auf und Ab. Ob das wohl irgendwann aufhört? Oder sich wenigstens auf einem erträglichen Maß einpendelt? Und ob die Phasen aufhören, in denen ich es gar nicht ertragen kann oder mich gar nicht traue, an meinen Papa zu denken?
Liebe Anne,
ich wünschte, ich könnte so gnädig mit mir umgehen wie Du. Aber es tut gut, das zu lesen, wenigstens von außen zu hören, dass ich liebevoller zu mir sein darf. Manchmal brauche ich die Erinnerung daran.Anne1997 hat geschrieben: es darf sein, wie es ist. (...) Du gehst sehr hart mit Dir ins Gericht, das tut weh, Deine aktuellen Zeilen zu lesen.
Mit der Liebe hat es bestimmt was zu tun. Das macht es bloß irgendwie nicht erträglicher. Warum muss Liebe nur so weh tun?Anne1997 hat geschrieben:Könnte das alles, was Du momentan wieder neu erlebst, dieses "Abquälen" nicht auch ein Zeichen, ein Verhalten sein, das - auf einer Ebene - Deine Liebe und Wertschätzung gegenüber Deinem Vater zum Ausdruck bringt?
Nein, da hast Du recht, das würde er sich nicht wünschen. Er hat mir doch gewünscht, dass ich glücklich werde Aber was er mir gerade, aktuell wünschen würde, weiß ich einfach nicht, kann ich mir nicht vorstellen. Wahrscheinlich, dass es mir besser geht. Das wünsche ich mir ja auch. Ich weiß aber nicht, wie das gehen kann. Ich weiß auch nicht, wie ich gerade mit ihm in Kontakt treten könnte. Dazwischen steht eine dicke Mauer aus Trauer und Nichts, da komme ich gerade nicht hindurchAnne1997 hat geschrieben:Was denkst Du, würde Dein Vater Dir vielleicht Liebevolles mitteilen wollen, wenn er Dich so sähe, was wünschte er sich (evtl.)? Ich denke nicht, dass er Dir diesen quasi erbarmungslosen Umgang mit Deinem Verhalten wünschte.
Gäbe es für dich eine Geste oder ein Ritual (o.Ä.), Deine Traurigkeit, Trauer und Verzweiflung auszudrücken oder in Kontakt mit Deinem Vater zu treten?
Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.
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Liebe Dampfnudel,
danke für Deine Antwort an uns!
Mhm, sie werden sicher noch öfter (heftig) auftauchen.
Bleibt die Perspektive auf den Umgang damit: kommen und gehen lassen (mit dem Wissen um dieses "Kommen und Gehen" dieser Phasen), dann - wo Not wendender und hilfreicher - die Trauer einfach zulassen. Wenn Du Dich gar nicht traust, an Deinen Vater zu denken: das ist vollkommen o.k. - Er würde es sicher verstehen. Das darf so sein, es geht hier um Dich. Manchmal braucht es einfach mehr Abstand und manchmal sucht man die Nähe.
Ja, Du darfst auch in dieser Hinsicht liebevoll mit Dir umgehen. Gut, dass man normalerweise (gewollt und ungewollt) Menschen um sich hat, die in diesen Situationen manchmal solche "Erinnerungen" einbringen.
Ja, warum nur .... - eine Antwort darauf ist schwer und die muss wohl jeder finden und auch sie wird sich wohl - je nach Lebensphase - verändern, "wiederholen" usw.
Für mich (ich denke dabei jetzt an zwei konkrete Menschen): weil ich diese Menschen eben so liebte und dann ist das für mich vollkommen o.k., diesen Schmerz zu erleben.
Er ist ja nicht immer da.
Zu "wissen", wie es Dir gerade besser gehen kann, sind vielleicht einige Schritte zu schnell oder zu viel. Vielleicht findest Du kleinere, behutsamere Schritte, indem Du z.B. für Dich gut sorgst, Dir Blumen ins Zimmer stellst, etwas Schönes für Dich tust, einen guten Tee trinkst, Dir achtsam etwas Gutes zu Essen zubereitest, spazieren gehst, Dich mit Freunden triffst, Dir kurze Auszeiten nimmst oder was auch immer Dir so einfällt.
Und zur dicken Mauer noch eine Idee (bitte auch wieder nur als Möglichkeit sehen und wenn es zu nah ist, einfach auslassen): sie ist gerade o.k. und hat wohl ihren Sinn und eine wichtige Funktion sonst wäre sie (so) nicht da. Nicht versuchen, diese abzubauen oder hindurchzukommen. Wenn Du diese Mauer spürst, könntest Du sie einfach übersehen, ihr aus dem Weg gehen oder Dich auch in sie gedanklich hineinversetzen bzw. sie von außen betrachten, je nachdem wie Du es brauchst bzw. es Dir möglich ist.
Wenn Du innerlich gut nachspürst, ist sie vielleicht "einfach da", ruft manchmal unangenehmere, heftigere Gefühle etc. hervor und dann auch fast "normale" Gefühle oder die Mauer ist gerade nicht so "da".
Und in diesem Moment wandelt sich vielleicht die Mauer, wird mal höher, mal kleiner, mal breiter, mal schmäler, mal ist sie aus Stein, Stahl, mal ein Erdwall, ein Hügel usw. usf. - und irgendwann wird sie kleiner und kleiner von selbst.
Fühl Dich einfach liebevoll umarmt (falls "o.k."...),
Lieben Gruß,
Anne
danke für Deine Antwort an uns!
Dampfnudel hat geschrieben:Und ob die Phasen aufhören, in denen ich es gar nicht ertragen kann oder mich gar nicht traue, an meinen Papa zu denken?
Mhm, sie werden sicher noch öfter (heftig) auftauchen.
Bleibt die Perspektive auf den Umgang damit: kommen und gehen lassen (mit dem Wissen um dieses "Kommen und Gehen" dieser Phasen), dann - wo Not wendender und hilfreicher - die Trauer einfach zulassen. Wenn Du Dich gar nicht traust, an Deinen Vater zu denken: das ist vollkommen o.k. - Er würde es sicher verstehen. Das darf so sein, es geht hier um Dich. Manchmal braucht es einfach mehr Abstand und manchmal sucht man die Nähe.
Ja, Du darfst auch in dieser Hinsicht liebevoll mit Dir umgehen. Gut, dass man normalerweise (gewollt und ungewollt) Menschen um sich hat, die in diesen Situationen manchmal solche "Erinnerungen" einbringen.
Dampfnudel hat geschrieben:Warum muss Liebe nur so weh tun?
Ja, warum nur .... - eine Antwort darauf ist schwer und die muss wohl jeder finden und auch sie wird sich wohl - je nach Lebensphase - verändern, "wiederholen" usw.
Für mich (ich denke dabei jetzt an zwei konkrete Menschen): weil ich diese Menschen eben so liebte und dann ist das für mich vollkommen o.k., diesen Schmerz zu erleben.
Er ist ja nicht immer da.
Dampfnudel hat geschrieben:Ich weiß aber nicht, wie das gehen kann. Ich weiß auch nicht, wie ich gerade mit ihm in Kontakt treten könnte. Dazwischen steht eine dicke Mauer aus Trauer und Nichts, da komme ich gerade nicht hindurch
Zu "wissen", wie es Dir gerade besser gehen kann, sind vielleicht einige Schritte zu schnell oder zu viel. Vielleicht findest Du kleinere, behutsamere Schritte, indem Du z.B. für Dich gut sorgst, Dir Blumen ins Zimmer stellst, etwas Schönes für Dich tust, einen guten Tee trinkst, Dir achtsam etwas Gutes zu Essen zubereitest, spazieren gehst, Dich mit Freunden triffst, Dir kurze Auszeiten nimmst oder was auch immer Dir so einfällt.
Und zur dicken Mauer noch eine Idee (bitte auch wieder nur als Möglichkeit sehen und wenn es zu nah ist, einfach auslassen): sie ist gerade o.k. und hat wohl ihren Sinn und eine wichtige Funktion sonst wäre sie (so) nicht da. Nicht versuchen, diese abzubauen oder hindurchzukommen. Wenn Du diese Mauer spürst, könntest Du sie einfach übersehen, ihr aus dem Weg gehen oder Dich auch in sie gedanklich hineinversetzen bzw. sie von außen betrachten, je nachdem wie Du es brauchst bzw. es Dir möglich ist.
Wenn Du innerlich gut nachspürst, ist sie vielleicht "einfach da", ruft manchmal unangenehmere, heftigere Gefühle etc. hervor und dann auch fast "normale" Gefühle oder die Mauer ist gerade nicht so "da".
Und in diesem Moment wandelt sich vielleicht die Mauer, wird mal höher, mal kleiner, mal breiter, mal schmäler, mal ist sie aus Stein, Stahl, mal ein Erdwall, ein Hügel usw. usf. - und irgendwann wird sie kleiner und kleiner von selbst.
Fühl Dich einfach liebevoll umarmt (falls "o.k."...),
Lieben Gruß,
Anne
Zuletzt geändert von Anne1997 am Di., 05.06.2012, 00:08, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Dampfnudel,
vielleicht musst Du Dich einfach trauen, an Deinen Vater zu denken, an den Verlust zu denken, zu trauern? Also z.B. dann, wenn Du grad schon ein bisschen traurig bist. Klar ist es in dem Moment schrecklich, aber es gehört dazu und wird trotz allem weniger. Wird vielleicht auch DADURCH weniger.
Bei mir war es so, dass ich meine Mutter auf der Beerdigung unbedingt nochmal im Sarg sehen wollte, weil ich es einfach nicht wahrhaben konnte. Es hat sehr weh getan, aber ich brauchte es irgendwie. Wenigstens spüre ich bei sowas immer, wie wichtig es mir ist, authentisch zu sein (also, ich meine jetzt nicht nach aussen hin authentisch wirken, sondern so zu fühlen, verhalten, wie es zu der Situation gehört), das ist irgendwie wichtiger als der Schmerz selber.
Ich glaube, man kann bei allen Gefühlen nicht so lang permanent drin bleiben: Wenn man eine Zeitlang sehr trauert, wird es mit der Zeit weniger, genauso, wie wenn man auf etwas wütend ist, wird es auch mit der Zeit weniger... (auch wenn die Phasen vielleicht mal länger dauern). Es kommt mir so vor, als ob man da ein bestimmtes Pensum an Trauer, Wut, was auch immer, "ableisten" muss (entsprechend dem, wieviele Gefühle man vorher hatte). Und wenn das abgeleistet ist, egal über welchen Zeitraum sich das zieht, ist es erträglicher und bekommen auch andere Gefühle, andere Dinge wieder eine größere Bedeutung.
Ich kenn sowas auch von anderen Situationen, wenn irgendwas mich bedrückt: Vorher hab ich versucht, mich abzulenken, an was positives zu denken, normal zu sein..., aber es funktioniert nicht, ich komme davon nicht los, das kann sich ewig hinziehen. Wenn ich dagegen voll in die Gefühle gehe und mich Weinkrämpfe schütteln, dann dauert das zwar ne Weile, aber irgendwann kann ich dann nicht mehr weinen und das löst irgendwas in mir. Es ist dann alles nicht mehr so existentiell, bedrohlich, nicht mehr so heftig. Und oft kann ich die Dinge dann auch wieder mit einem anderen Blickwinkel sehen oder finde auch mögliche Lösungen für mein Problem.
Viele Grüße
vielleicht musst Du Dich einfach trauen, an Deinen Vater zu denken, an den Verlust zu denken, zu trauern? Also z.B. dann, wenn Du grad schon ein bisschen traurig bist. Klar ist es in dem Moment schrecklich, aber es gehört dazu und wird trotz allem weniger. Wird vielleicht auch DADURCH weniger.
Bei mir war es so, dass ich meine Mutter auf der Beerdigung unbedingt nochmal im Sarg sehen wollte, weil ich es einfach nicht wahrhaben konnte. Es hat sehr weh getan, aber ich brauchte es irgendwie. Wenigstens spüre ich bei sowas immer, wie wichtig es mir ist, authentisch zu sein (also, ich meine jetzt nicht nach aussen hin authentisch wirken, sondern so zu fühlen, verhalten, wie es zu der Situation gehört), das ist irgendwie wichtiger als der Schmerz selber.
Ich glaube, man kann bei allen Gefühlen nicht so lang permanent drin bleiben: Wenn man eine Zeitlang sehr trauert, wird es mit der Zeit weniger, genauso, wie wenn man auf etwas wütend ist, wird es auch mit der Zeit weniger... (auch wenn die Phasen vielleicht mal länger dauern). Es kommt mir so vor, als ob man da ein bestimmtes Pensum an Trauer, Wut, was auch immer, "ableisten" muss (entsprechend dem, wieviele Gefühle man vorher hatte). Und wenn das abgeleistet ist, egal über welchen Zeitraum sich das zieht, ist es erträglicher und bekommen auch andere Gefühle, andere Dinge wieder eine größere Bedeutung.
Ich kenn sowas auch von anderen Situationen, wenn irgendwas mich bedrückt: Vorher hab ich versucht, mich abzulenken, an was positives zu denken, normal zu sein..., aber es funktioniert nicht, ich komme davon nicht los, das kann sich ewig hinziehen. Wenn ich dagegen voll in die Gefühle gehe und mich Weinkrämpfe schütteln, dann dauert das zwar ne Weile, aber irgendwann kann ich dann nicht mehr weinen und das löst irgendwas in mir. Es ist dann alles nicht mehr so existentiell, bedrohlich, nicht mehr so heftig. Und oft kann ich die Dinge dann auch wieder mit einem anderen Blickwinkel sehen oder finde auch mögliche Lösungen für mein Problem.
Viele Grüße
-
Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
- , 39
- Beiträge: 1138
Liebe Anne,
danke für die Umarmung Ich glaube, von Dir sollte ich mir mal ein paar Sätze übers Bett hängen oder über den Schreibtisch. Ja, ich will mal wieder zu schnell weiter, die Sache mit mir-Gutes-tun gerät mir immer wieder aus dem Blick, und die "Erlaubnis", liebevoll und nachsichtig mit mir umzugehen, muss ich anscheinend immer mal wieder erneuert bekommen. Du hast so recht, und Du hast eine sehr wohltuende Art, es zu schreiben und mich daran zu erinnern.
Liebe Stöpsel,
ich trau mich tatsächlich oft nicht. Aber gleichzeitig möchte ich auch gern an ihn denken. Nur nicht verbunden mit diesem heftigen Schmerz, der alles im Nebel versinken lässt. Aber die Idee mit dem Pensum finde ich gut und griffig. Das macht auch irgendwie Mut, weil es impliziert, dass es irgendwann abgearbeitet ist und dann vielleicht einfach zu einer (einfach nur) schönen Erinnerung werden kann.
Vielen lieben Dank Euch
Dampfnudel
danke für die Umarmung Ich glaube, von Dir sollte ich mir mal ein paar Sätze übers Bett hängen oder über den Schreibtisch. Ja, ich will mal wieder zu schnell weiter, die Sache mit mir-Gutes-tun gerät mir immer wieder aus dem Blick, und die "Erlaubnis", liebevoll und nachsichtig mit mir umzugehen, muss ich anscheinend immer mal wieder erneuert bekommen. Du hast so recht, und Du hast eine sehr wohltuende Art, es zu schreiben und mich daran zu erinnern.
Liebe Stöpsel,
ich trau mich tatsächlich oft nicht. Aber gleichzeitig möchte ich auch gern an ihn denken. Nur nicht verbunden mit diesem heftigen Schmerz, der alles im Nebel versinken lässt. Aber die Idee mit dem Pensum finde ich gut und griffig. Das macht auch irgendwie Mut, weil es impliziert, dass es irgendwann abgearbeitet ist und dann vielleicht einfach zu einer (einfach nur) schönen Erinnerung werden kann.
Vielen lieben Dank Euch
Dampfnudel
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Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
- , 39
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Heute geht es mal nicht um meinen Papa, aber weil es doch um Tod und Trauer geht, schreibe ich es in diesen Thread hinein:
Gerade habe ich die Nachricht erhalten, dass ein sehr netter, herzlicher, fröhlicher Bekannter, der noch einige Jahre jünger ist als ich und dieses Frühjahr gerade sein Studium beendet hat, bei einem schweren Autounfall gestorben ist. Wie seltsam, dass er einfach nicht mehr da sein soll!? Ich kann es mir noch gar nicht vorstellen, dass das wahr sein soll. Das passt auch gar nicht zu ihm, er war so ein Lebenskünstler, einer, der immer irgendwie einen Weg findet, guten Mutes durch die Welt geht und von dem ich immer ein lachendes Gesicht vor Augen habe, wenn ich an ihn denke.
Unfassbar
Gerade habe ich die Nachricht erhalten, dass ein sehr netter, herzlicher, fröhlicher Bekannter, der noch einige Jahre jünger ist als ich und dieses Frühjahr gerade sein Studium beendet hat, bei einem schweren Autounfall gestorben ist. Wie seltsam, dass er einfach nicht mehr da sein soll!? Ich kann es mir noch gar nicht vorstellen, dass das wahr sein soll. Das passt auch gar nicht zu ihm, er war so ein Lebenskünstler, einer, der immer irgendwie einen Weg findet, guten Mutes durch die Welt geht und von dem ich immer ein lachendes Gesicht vor Augen habe, wenn ich an ihn denke.
Unfassbar
Alles hat seine Zeit.
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Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
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Nächste Woche soll ich auf einer Konferenz die Masterarbeit vorstellen, von der ich im Eingangspost geschrieben habe.
Ich hatte riesige Probleme, den Vortrag vorzubereiten, weil in meinem Kopf eine große Blockade ist, sobald es um diese Arbeit geht. Wenn ich nicht noch den Vortrag von der Disputation gehabt hätte, hätte ich keine Präsentation zustandegebracht. Jetzt habe ich zwar was, was ich irgendwie abspulen kann, aber ich verstehe nach wie vor nicht richtig, wovon ich da eigentlich rede. Mir fehlt der Zugang zu dem Kram.
Heute hatten wir am Institut ein Probekolloquium, wo wir unsere Vorträge für die Konferenz vorstellen konnten. Ich habe sehr viel Rückmeldung zu meinem Vortrag bekommen, dazu, wie ich ihn umstellen und verbessern könnte, um ihn interessanter zu machen und sowas wie einen Spannungsbogen einzubauen. Danach sind einige zu mir gekommen und haben mir versichert, dass der Vortrag aber sehr gut sei und ich wirklich nur einiges umstellen müsse, und das sei alles gar nicht so schlimm. Offensichtlich haben viele die Kritik als sehr geballt erlebt.
Ich kann dazu gar nichts sagen. Ich hab einfach nur mitgeschrieben, zum Glück ging es viel um formalen Kram, den ich leicht verändern kann. Aber ich hab null Bezug dazu. Weder zu dem Vortrag noch zu den Kritikpunkten. Ich bin einfach nur wie eine Hülle, die den Stoff reproduziert, ohne zu wissen, was sie da tut und ohne irgendein Gefühl dafür zu haben, wie das bei anderen ankommt. Das ist die eine Variante.
Dabei ist es eigentlich eine Stärke von mir, Vorträge mit gutem Kontakt zu den Zuhörern (und dem Inhalt) zu halten.
Die andere Variante ist, dass ich kurz vor dem Zusammenbruch stehe (oder auch mal mittendrin), dass mir allein der Gedanke an das Thema den Magen umdreht, mich verkrampfen lässt und svV-Impulse hervorruft und dass jede Beschäftigung mit dem Inhalt eine Qual ist.
Diesen Zustand versuche ich nach Möglichkeit in der Öffentlichkeit zu vermeiden, weil ich meine Fassung in dem Zustand nicht lange aufrechterhalten kann. Er kommt aber fast automatisch, wenn ich versuche, mich in die Thematik einzudenken. So auch heute nach der Kritik zum Vortrag. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie der Vortrag bei den Zuhörern ankommt, was sie davon verstehen,habe versucht, die Kritikpunkte der Kollegen zu nachzuvollziehen. Großer Fehler! Ich konnte die Mittagspause und den Rest des Kolloquiums nur noch zwischen Weinen und geistiger Abwesenheit wechseln. Was gar nicht geht, ist irgendjemandem zu erklären, wo für mich eigentlich das Problem liegt. Als ich das versucht habe, konnte ich vor Weinen gar nicht mehr sprechen. Peinlich, peinlich! Die denken jetzt wahrscheinlich alle, dass mich ihre Kritik so getroffen hätte.
Eine Kollegin, der ich zumindest geschafft habe, zu vermitteln, dass mein Kummer nicht von der Kritik herrührt, sondern von der Beschäftigung mit dem Thema überhaupt, meinte, dass ich den Vortrag dann doch zurückziehen solle. Es könne mich ja niemand zwingen, ihn zu halten. Jetzt, nachdem ich es schon so weit geschafft habe, dass ich ihn prinzipiell vorstellen könnte, fühle ich mich aber auch getrieben, das zuende zu bringen. Ich bin mir nicht sicher, ob es Pflichtgefühl ist oder die Hoffnung, das Thema damit endgültig abschließen zu können. Vielleicht auch was dazwischen. Ich will bloß danach endlich meine Ruhe haben davon.
Ich muss es bloß schaffen, auf der Konferenz auch wieder in diesen gefühllosen Zustand zu kommen, damit ich den Vortrag überstehe. Hoffentlich schaffe ich das. Es kostet unheimlich viel Kraft, so "hilfreich" es in der Situation auch ist. Und Kraft habe ich gerade eh nicht mehr so viel übrig.
Ich hatte riesige Probleme, den Vortrag vorzubereiten, weil in meinem Kopf eine große Blockade ist, sobald es um diese Arbeit geht. Wenn ich nicht noch den Vortrag von der Disputation gehabt hätte, hätte ich keine Präsentation zustandegebracht. Jetzt habe ich zwar was, was ich irgendwie abspulen kann, aber ich verstehe nach wie vor nicht richtig, wovon ich da eigentlich rede. Mir fehlt der Zugang zu dem Kram.
Heute hatten wir am Institut ein Probekolloquium, wo wir unsere Vorträge für die Konferenz vorstellen konnten. Ich habe sehr viel Rückmeldung zu meinem Vortrag bekommen, dazu, wie ich ihn umstellen und verbessern könnte, um ihn interessanter zu machen und sowas wie einen Spannungsbogen einzubauen. Danach sind einige zu mir gekommen und haben mir versichert, dass der Vortrag aber sehr gut sei und ich wirklich nur einiges umstellen müsse, und das sei alles gar nicht so schlimm. Offensichtlich haben viele die Kritik als sehr geballt erlebt.
Ich kann dazu gar nichts sagen. Ich hab einfach nur mitgeschrieben, zum Glück ging es viel um formalen Kram, den ich leicht verändern kann. Aber ich hab null Bezug dazu. Weder zu dem Vortrag noch zu den Kritikpunkten. Ich bin einfach nur wie eine Hülle, die den Stoff reproduziert, ohne zu wissen, was sie da tut und ohne irgendein Gefühl dafür zu haben, wie das bei anderen ankommt. Das ist die eine Variante.
Dabei ist es eigentlich eine Stärke von mir, Vorträge mit gutem Kontakt zu den Zuhörern (und dem Inhalt) zu halten.
Die andere Variante ist, dass ich kurz vor dem Zusammenbruch stehe (oder auch mal mittendrin), dass mir allein der Gedanke an das Thema den Magen umdreht, mich verkrampfen lässt und svV-Impulse hervorruft und dass jede Beschäftigung mit dem Inhalt eine Qual ist.
Diesen Zustand versuche ich nach Möglichkeit in der Öffentlichkeit zu vermeiden, weil ich meine Fassung in dem Zustand nicht lange aufrechterhalten kann. Er kommt aber fast automatisch, wenn ich versuche, mich in die Thematik einzudenken. So auch heute nach der Kritik zum Vortrag. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie der Vortrag bei den Zuhörern ankommt, was sie davon verstehen,habe versucht, die Kritikpunkte der Kollegen zu nachzuvollziehen. Großer Fehler! Ich konnte die Mittagspause und den Rest des Kolloquiums nur noch zwischen Weinen und geistiger Abwesenheit wechseln. Was gar nicht geht, ist irgendjemandem zu erklären, wo für mich eigentlich das Problem liegt. Als ich das versucht habe, konnte ich vor Weinen gar nicht mehr sprechen. Peinlich, peinlich! Die denken jetzt wahrscheinlich alle, dass mich ihre Kritik so getroffen hätte.
Eine Kollegin, der ich zumindest geschafft habe, zu vermitteln, dass mein Kummer nicht von der Kritik herrührt, sondern von der Beschäftigung mit dem Thema überhaupt, meinte, dass ich den Vortrag dann doch zurückziehen solle. Es könne mich ja niemand zwingen, ihn zu halten. Jetzt, nachdem ich es schon so weit geschafft habe, dass ich ihn prinzipiell vorstellen könnte, fühle ich mich aber auch getrieben, das zuende zu bringen. Ich bin mir nicht sicher, ob es Pflichtgefühl ist oder die Hoffnung, das Thema damit endgültig abschließen zu können. Vielleicht auch was dazwischen. Ich will bloß danach endlich meine Ruhe haben davon.
Ich muss es bloß schaffen, auf der Konferenz auch wieder in diesen gefühllosen Zustand zu kommen, damit ich den Vortrag überstehe. Hoffentlich schaffe ich das. Es kostet unheimlich viel Kraft, so "hilfreich" es in der Situation auch ist. Und Kraft habe ich gerade eh nicht mehr so viel übrig.
Alles hat seine Zeit.
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Liebe Dampfnudel,
kannst du nicht das von der "taffen" Dampfnudel machen lassen? Es handelt sich doch "nur" um einen Text, der nichts von den Umständen der Entstehung weiß, die die "zarte" Dampfnudel kennt. ?
kannst du nicht das von der "taffen" Dampfnudel machen lassen? Es handelt sich doch "nur" um einen Text, der nichts von den Umständen der Entstehung weiß, die die "zarte" Dampfnudel kennt. ?
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Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
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Ich weiß nicht, ich kann das nicht so kontrollieren. Ich nehme an, dass dieser gefühllose Zustand eher mit der Toughen zusammenhängt und die Trauer eher mit der Zarten. So genau kenne ich mich da aber auch nicht aus.
Mein Ziel ist es natürlich, "einfach" die Toughe ranzulassen. War es heute ja auch, und bis zum Ende des Vortrags hat es ja auch einigermaßen geklappt. Ich habe danach sogar noch (voller Überzeugung) zu jemandem gesagt, dass es ja im Grunde nur ein dummer Vortrag ist, der für niemanden auf der Welt wirklich wichtig ist, deshalb könne man sich eigentlich ganz locker machen. Das waren definitiv Worter der taffen Dampfnudel. Generell dort einen Vortrag zu halten finde ich auch nach wie vor nicht besonders beängstigend.
Ich kann bloß nicht auf Wunsch zwischen beiden Dampfnudeln hin und herschalten, und je belastender eine Situation ist, desto schwerer ist es. Diese ist offensichtlich sehr belastend
Mein Ziel ist es natürlich, "einfach" die Toughe ranzulassen. War es heute ja auch, und bis zum Ende des Vortrags hat es ja auch einigermaßen geklappt. Ich habe danach sogar noch (voller Überzeugung) zu jemandem gesagt, dass es ja im Grunde nur ein dummer Vortrag ist, der für niemanden auf der Welt wirklich wichtig ist, deshalb könne man sich eigentlich ganz locker machen. Das waren definitiv Worter der taffen Dampfnudel. Generell dort einen Vortrag zu halten finde ich auch nach wie vor nicht besonders beängstigend.
Ich kann bloß nicht auf Wunsch zwischen beiden Dampfnudeln hin und herschalten, und je belastender eine Situation ist, desto schwerer ist es. Diese ist offensichtlich sehr belastend
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Ich verstehe dich.
Manchmal kann ich mich regelrecht "vollpumpen" bis meine Schotten dicht sind und es nur diesen Vortrag gibt.
Mir hat mal ein Interview mit Harald Juhnke geholfen, er sagte mal, er hört so lange Frank Sinatra vor seinem Auftritt, bis er glaubt er wäre FS und dann kann er auf die Bühne gehen.
Also sinngemäß, die Dampfnudel, die nur und nur Text im Kopf hat und sonst nichts. Für mich fühlt sich das an wie höchste Konzentration mit Tunnelblick.
Hilfts?
Manchmal kann ich mich regelrecht "vollpumpen" bis meine Schotten dicht sind und es nur diesen Vortrag gibt.
Mir hat mal ein Interview mit Harald Juhnke geholfen, er sagte mal, er hört so lange Frank Sinatra vor seinem Auftritt, bis er glaubt er wäre FS und dann kann er auf die Bühne gehen.
Also sinngemäß, die Dampfnudel, die nur und nur Text im Kopf hat und sonst nichts. Für mich fühlt sich das an wie höchste Konzentration mit Tunnelblick.
Hilfts?
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Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
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So in der Art versuche ich es auch, und so habe ich heute vormittag den Probevortrag ja auch durchgestanden. Aber es kostet unendlich viel Kraft, und ich weiß nicht, wie lange ich die aufrechterhalten kann. Wie sich heute gezeigt hat, ist sie irgendwann einfach am Ende. Es ist sehr anstrengend und beansprucht einen großen Teil meiner Kapazität, den Schmerz, der so eng mit diesem Thema verknüpft ist, so weit zurückzudrängen, dass ich diese höchste Konzentration mit Tunnelblick aufrechterhalten kann.
Edit: Aber ich kann nicht kontrollieren, ob und wie lange das wirklich klappt.
Edit: Aber ich kann nicht kontrollieren, ob und wie lange das wirklich klappt.
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Ja, es kostet Energie! Und wie.
Vielleicht hilft dir noch ein Trick? Ich halte diese Konzentration (versuche) über die Zeit des Vortrags hinaus aufrecht. In Gedanken bis der letzte Zuhörer aufgestanden ist. Dann haut mich die Erleichterung, die folgt nicht so ganz arg um. Und wenn dann die Kontrolle versagt, ist es irgendwo egal.
Mehr als Daumen drücken kann ich leider nicht tun....
Du schaffst das!
Vielleicht hilft dir noch ein Trick? Ich halte diese Konzentration (versuche) über die Zeit des Vortrags hinaus aufrecht. In Gedanken bis der letzte Zuhörer aufgestanden ist. Dann haut mich die Erleichterung, die folgt nicht so ganz arg um. Und wenn dann die Kontrolle versagt, ist es irgendwo egal.
Mehr als Daumen drücken kann ich leider nicht tun....
Du schaffst das!
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Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
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Danke!
Aber es handelt sich nicht um Erleichterung, die folgt. Es ist das Grauen, das mich dann schließlich überrollt, nachdem ich es vorher mit aller Macht versucht habe, zu unterdrücken. Irgendwann lässt es sich einfach nicht mehr zurückhalten
Im Alltag geht es meistens ganz gut. Aber wenn ich mich mit diesem Mist beschäftige, wird es schnell schlimm.
Ich glaube, dass ich die Tricks, die es gibt, schon ganz gut ausschöpfe, habe ja auch schon lange Zeit (und Therapie) gehabt, um sie zu optimieren. Im Augenblick brauche ich wohl eher Trost als Rat...
Aber es handelt sich nicht um Erleichterung, die folgt. Es ist das Grauen, das mich dann schließlich überrollt, nachdem ich es vorher mit aller Macht versucht habe, zu unterdrücken. Irgendwann lässt es sich einfach nicht mehr zurückhalten
Im Alltag geht es meistens ganz gut. Aber wenn ich mich mit diesem Mist beschäftige, wird es schnell schlimm.
Ich glaube, dass ich die Tricks, die es gibt, schon ganz gut ausschöpfe, habe ja auch schon lange Zeit (und Therapie) gehabt, um sie zu optimieren. Im Augenblick brauche ich wohl eher Trost als Rat...
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